Pressegespräch mit Dekan Bruckmann
Schweinfurt, 2. Febr. 2017. Auch wenn aufgrund seines unverzichtbaren Vesperkirchen-Engagements in den letzten beiden Jahren kein Januar-Treffen zustande gekommen war, so legt doch Dekan Oliver Bruckmann großen Wert auf gute Kontakte zur örtlichen Presse, namentlich zur MAINPOST-Redaktion. In diesem Jahr griff er die „alte“ Tradition wieder auf und lud Redaktionsleiterin Susanne Wiedemann zu einem Pressegespräch im Rahmen eines Mittagessens ins Restaurant „Aposto“ ein.
Zunächst bedankte sich der Dekan bei ihr von Herzen für die kritische Begleitung und reibungslose Zusammenarbeit im vergangenen Jahr. Sogleich schaute er dann voraus auf eines Presseberichtes würdige Termine und Planungen 2017:
Hier besitzt für ihn natürlich das Luther-Jubiläum zentralen Stellenwert. Einerseits nannte er dazu Veranstaltungshighlights, unter anderem die gut besuchten Vorträge von Wiltrud Wössner zu bisherigen Reformationsjubiläen wie 1817 und 1917. Andererseits betonte er die ökumenische Tragweite des Luther-Gedenkens wie des spezifisch Schweinfurter Datums „475 Reformation“: Genau am 11. Juni, als hier (in St. Salvator?) 1542 Johannes Sutelius die erste evangelische Predigt gehalten hatte, werde Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm in der St. Johanniskirche auf der Kanzel stehen. Sodann übernehme am Reformationstag – dieses Jahr ausnahmsweise wieder ein Feiertag! – Regionalbischöfin Gisela Bornowski die Festpredigt in St. Johannis. Auch die Evangelische Jugend beteilige sich insofern am Lutherjubiläum, als sie am 1. Juli, 17.00 Uhr, einen „Thesenanschlag“ - wohl an der Tür von St. Johannis – plane.
Was die geschwisterliche Verbundenheit mit der katholischen Kirche anbelangt, so wird Dekan Bruckmann am Pfingstmontag (05. Juni, 10.00 Uhr) zusammen mit dem katholischen Stadtdekan Stefan Redelberger und im Zusammenwirken mit der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Schweinfurt (AcK) einen ökumenischen Openair-Gottesdienst auf dem Schweinfurter Marktplatz feiern – mit daran anschließenden Begegnungsmöglichkeiten. Ebenso werde es am Buß- und Bettag (22. Nov.) einen ökumenischen Gottesdienst unter dem Thema „Healing of Memories“ - „Die Erinnerungen heilen“ geben: die endgültige Überwindung religiöser Feindschaft, Kämpfe und Vorurteile, die es in der Vergangenheit wegen der Spaltung der Kirchen gab. Des Weiteren verwies der Dekan lobend auf die geplante Ausstellung des Stadtarchivs sowie der Museen und Galerien der Stadt: „Geschichte der Reformation in Schweinfurt“ (vom 21. Sept. bis 19. Nov.) im Gunnar-Wester-Haus.
Genauso wie Luther ist Bruckmann die Brasilienpartnerschaft ein Herzensanliegen. In diesem Jahr finde „eine besondere Art der Begegnungsreise außerhalb des regulären Turnus“ wegen des Luther-Jubiläums statt, betonte er: 20 Personen, je fünf aus jeder der vier lutherischen Gemeinden Rio de Janeiros, würden im Rahmen ihres ReÂformationsstätten-Programms am Anfang und Ende auch in Schweinfurt sein (22.-25. Juli; 2.-4. August). Dazu lade das Dekanat am 2. Aug., 19.00 Uhr, zu einem Empfang ins Martin-Luther-Haus ein.
Unter den Jubiläen 2017 nannte der Dekan auch die vor hundert Jahren gegründete „Vereinigte evangelische Gemeindefürsorge“ und die des „Evangelischen Bürgerheims“, aus dem das heutige Wilhelm-Löhe-Haus erwuchs. Dort werde am Samstag, 13. Mai, das 100-Jährige gefeiert.
Ferner ist ihm überaus wichtig die Asylsozial- und Migrationsarbeit des Diakonischen Werkes, das zurzeit zwei Mehrgenerationenhäuser (das ehemalige Evang. Jugendhaus am Markt und das Bürgerhaus Schwebheim) etabliert, genauso wie die Integrationsarbeit des Evangelischen Frauenbundes.
Gegen Ende des terminreichen Dienstessens kam der Dekan auf die Pfarrstellensituation zu sprechen: Nach etlichen Vakanzen in den letzten zwei Jahren seien inzwischen praktisch alle Pfarrstellen wieder besetzt. Doch dies sei sicher nur ein kurzer Status quo, denn in den nächsten Jahren dürfte sich auch im Dekanat Schweinfurt die starke „Welle“ von Pfarrer-Eintritten in den Ruhestand bemerkbar machen. Diese tangiere zwar die geistliche Versorgung der Gemeinden nicht, aber es könne dann nicht mehr alles überall angeboten werden. Viel stärker als bisher müsse man auf kirchenübergreifende Kooperation setzen.
Auch die problematische demographische Entwicklung bereitet dem Dekan Sorgen: Seit Jahren sei die Geburtenrate rückläufig: Im letzten Jahr habe es über hundert Beerdigungen mehr als Taufen gegeben. Wegzüge würden nicht durch Zuzüge aufgefangen. Zudem seien Neubürger „in den seltensten Fällen“ evangelisch. Nicht zuletzt lägen die Kirchenaustritte weiterhin auf hohem Niveau (2015: 402 im Dekanat).
Während der Servierpausen notierte Susanne Wiedemann eifrig Zahlen und Daten. Ihr Presseartikel dürfte bestimmt kein kurzer sein.