Bitte umgehend ändern: Die Werbung ist frauenfeindlich!

Zur Fahnenaktion 2014

Fahnenlogo von Terre des Femmes e.V.

Schweinfurt, 25. Nov. 2014. „BILD“-Chef Kai Diekmann erhält dieser Tage viel Protestpost: Denn die gestartete Kampagne gegen das aufreizende BILD-Girl haben schon 28.000 Personen unterschrieben. Darum ging es auch am Dienstagnachmittag auf dem Martin-Luther-Platz.

Seit 1999 ist der 25. November von den Vereinten Nationen als offizieller Gedenktag anerkannt. Es ist dies der Internationale Tag „Nein zu Gewalt an Frauen“. Auch in diesem Jahr fand daher wieder eine, und zwar die 14. Schweinfurter Fahnen(protest)aktion statt, wozu unter anderem Schweinfurts Frauenplenum und Frauenhaus, amnesty und die Dekanatsfrauenbeauftragten eingeladen hatten.

Gleichstellungsbeauftragte Heide Wunder konnte vor dem Friedrich-Rückert-Bau über 50 interessierte und engagierte Zuhörerinnen und Zuhörer begrüßen. Sie erinnerte an den 25. November 1960, als in der Dominikanischen Republik die drei Schwestern Mirabel vom militärischen Geheimdienst nach monatelanger Folter getötet wurden. Sie waren im Untergrund tätig und beteiligten sich an Aktivitäten gegen den tyrannischen Diktator Trujillo. Ihr Mut und Kampf gilt inzwischen als Symbol für Frauen weltweit, die nötige Kraft für das Eintreten gegen jegliches Unrecht zu entwickeln.

In diesem Jahr wurde, wie gesagt, vorrangig gegen frauenfeindliche Werbung protestiert. „Sex sells“ – Sex verkauft sich gut. Damit solle endlich Schluss gemacht werden, denn die sexistische und abwertende Darstellung von Frauen in der Reklame könne leicht zu Gewalt gegen Frauen führen. Heide Wunder begrüßte Anna Gottbehüt, Repräsentantin der Würzburger Städtegruppe des 1981 gegründeten gemeinnützigen Vereins „Terre des femmes. Menschenrechte für die Frau“. In ihrem Grußwort wies diese darauf hin, dass immer noch Frauen und Mädchen Menschenrechte vorenthalten würden. Je dritte Frau müsse sogar die Erfahrung einer Vergewaltigung machen.

Gerade über Werbung würden (unterbewusste) Botschaften transportiert. Der Mann bringe dadurch seine Macht und Überlegenheit zum Ausdruck, während die Frau auf ihren Körper und gewisse Rollenbilder reduziert werde. Als typisches Beispiel geißelte Frau Gottbehüt die Werbung einer Feuerwehr unter dem Titel: „Frauen an den Brandherd“. Zum ersten Mal sei in diesem Jahr auch „der zornige Kaktus“ für besonders sexistische Werbung verliehen worden. Er ging an den Handballverein „Füchse Berlin“, weil deren Plakat fünf Mädchen im Bikini zeige, untertitelt mit: „Das ist unser Revier“.

Unter Applaus wurde sodann Flagge gezeigt. Heike Wunder hisste zwei Fahnen mit der Botschaft „Frei leben – ohne Gewalt“ in deutscher und türkischer Sprache. Anschließend lud sie in den Altarraum der St. Johanniskirche nebenan zur Andacht ein, die ein Team unter Federführung von Pfarrerin Gisela Bruckmann vorbereitet hatte. Natürlich griff auch die Geistliche die Thematik von der „Unwürde mancher Bilder“ auf: „Werbung ist trickreich. Ist es Schönheit, die da gewürdigt wird, oder nur ein bestimmtes Ideal wie Jugend oder Sexappeal?“ Gott aber sage: „Du bist wer mit allem, was zu dir gehört!“

Ferner ging eine vorgelesene Meditation der leider verhinderten Dekanatsfrauenbeauftragten Brigitte Buhlheller darauf ein: „In Gottes Augen bist du schön, weil er dich schön gemacht hat (vgl. Psalm 139,14-18). In dir hat Gott alles angelegt. Entdecke deine einzigartige Schönheit.“ Jeder sei darum für seinen eigenen Körper verantwortlich und dürfe diesen nicht zum Objekt der Begierde machen.

In der Stille wurden anzügliche Werbeplakate gezeigt, kontrastiert mit aktuellen Weltnachrichten, wo Frauen um ihre Rechte betrogen werden. Alles in allem ein nachdenkliches Beisammensein, passend musikalisch untermalt durch KMD Andrea Balzer an der Orgel und am Klavier. „Boykottieren Sie Unternehmen, die frauenfeindlich beworbene Produkte verkaufen! Beschweren Sie sich! Nur gemeinsam können wir etwas verändern.“ Mit diesen konkreten Appellen von Heide Wunder ebenso wie mit dem Segen des „menschenfreundlichen Gottes“, von Pfrin. Bruckmann gespendet, endete die diesjährige Fahnenaktion.