| |
  Premiere in Obereisenheim: Landesbischof und Dekan beim Einzug | Landesbischof Dr. Friedrich: "Menschenfischer sind die, deren Netze nicht fangen, sondern befreien." |
 |  |
                 Marion Beck-Winkler bei ihrer Weinstock-Rede |             Feierliches Abendmahl mit Landesbischof und Dekan |
Obereisenheim. Mittendrin im Jubiläumsjahr - 1000 Jahre eigenständige Pfarrei Obereisenheim - bildete in diesem Winzerort der Festgottesdienst am 12. Juli 2009 mit Landesbischof Dr. Johannes Friedrich ein absolutes Highlight. Natürlich durfte dabei die Assoziation an den Wein - der Name der Großlage "Höll" wurde bewusst vermieden! - nicht fehlen. Auf den Altarstufen war ein kleiner Weinberg angelegt, der die Kirchengemeinde symbolisieren sollte. Und darauf wurden Weinstöcke "gepflanzt", die an wichtige Daten der Geschichte erinnerten. Z.B. an die Christianisierung des Ortes durch drei iroschottische Mönche, an das Jahr 772 mit Eisenheims (Isanesheims) Ersterwähnung - ein Geistlicher vermachte per Urkunde seine dortigen Besitzungen dem Kloster Fulda. Oder: an das Jahr 1496, als aus der Ulrichskapelle die Kirche entstand. Bereits seit dem 13. Jh. hatten die Fürsten zu Castell (-Rüdenhausen) als Lehnsherren dafür Sorge getragen, dass Gottesdienst gehalten und schließlich die Kirche gebaut wurde. Noch in königlich-bayerischer Zeit blieben sie dem Dorf als Patrone erhalten (bis 1969). Seit über 400 Jahren behauptet sich das evangelische Dorf inmitten des katholischen Bistums Würzburg. Die letzte Rebe, in die Zukunft weisend, liege in unserer, letztlich aber in Gottes Hand: Es gelte, die Kirchengemeinde sorgsam zu hegen und zu pflegen.
Landesbischof Dr. Friedrich griff in seiner Predigt das Motto des Tages "Mitgestalten, miterleben, mitfeiern" auf: "Das ist es, was Kirche ausmacht: Menschen, die bereit sind, mitzumischen, die ihren Glauben, ihre Gaben und ihre Phantasie einbringen, dem zu Lob, der uns unser Leben geschenkt hat." Anhand der Erzählung vom wunderbaren Fischzug (Lk 5,1-11) verdeutlichte der Landesbischof, dass Kirche in der Nachfolge Christi aus der Hoffnung lebe, "dass auch ihre Netze nie ganz leer bleiben werden." Doch sie müsse eine Kirche bei den Menschen sein, gerade dort präsent, "wo die kirchlichen Vokabeln Fremdwörter sind". Kirche in Jesu Nachfolge müsse auch ein weites, großzügiges Herz haben, damit Menschen erleben: "Gott ist viel größer als unser Herz." Geradezu spürbar und zum Greifen nahe wurde diese Güte Gottes in der anschließenden Feier des Heiligen Abendmahls.
Zu den Grußrednern nach dem Gottesdienst gehörten der Stellvertretende Landrat von Würzburg, Mdl Manfred Ländner, und der Erste Bürgermeister von Markt Eisenheim, Andreas Hoßmann: Ländner betonte, dass der "Lebensraum Mensch" unbedingt den "Lebensraum Kirche", der Hoffnung und Glauben gebe, brauche. Der Bürgermeister meinte im Rückblick auf die wechselvolle Kirchengeschichte Obereisenheims ironisch: "Nichts ist so beständig wie die Veränderung." Und im Vorblick: "Ich wünsche uns einen Pfarrer, der uns allen Flügel verleiht." Sein Wunsch ging prompt in Erfüllung: Marion Beck-Winkler vom Präsidium des Kirchenvorstandes verriet, dass die seit April 2008 währende pfarrerlose Zeit am 1. Oktober ihr Ende finden werde. Pfr. Ivar Brückner heißt der neue Seelsorger, der für die 1600 Gemeindeglieder, die auf über 100 qkm in Obereisenheim und weiteren 16 Außenorten wohnen, zuständig sein wird.
Sodann stellte Rolf Krauß voller Stolz und Dankbarkeit über die geleistete Recherche die neue Kirchen- und Ortschronik vor, die, reich bebildert, auf 200 Seiten die Jahre vom Ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart würdigt. Besonders dankte er Dipl. Grafik-Designerin Beck-Winkler, die im Übrigen auch dem Präsidium der Dekanatssynode sowie dem örtlichen Posaunenchor angehört und selbst den "Chor & more" leitet, von deren beider Können sich die zahlreichen Gottesdienstbesucher überzeugen konnten.  Danach wurde das Gemeindefest rund um Kirche und Pfarrhaus mit opulent-deftigem Mittagstisch eröffnet, bereichert um musikalische Darbietungen und Spiele. Wie der Wettkampf zwischen Kirchenvorstand und Gemeinderat ausgegangen ist und ob die Wette, dass es nicht gelingen würde, 350 Personen mit (ausleihbaren) Engelsflügeln zusammenzustellen, verloren ging, entzieht sich leider der Kenntnis des Berichterstatters.
 |  |
Obligatorischer Schoppen: Landesbischof Dr. Johannes Friedrich, flankiert von Marion Beck-Winkler und Bürgermeister Andreas Hoßmann | Auftritt der vereinten Posaunenchöre des Dekanates unter Leitung von Wolfhard Berger |
 |  |
Patricia Gschwender: die erste und (bisher) einzige Pfarrerin von Obereisenheim (2006-2008): mit Mann Benjamin und Sohn Vincent | Dekan Bruckmann im Talk mit dem ehemaligen Pfarrer von Obereisenheim (1981-1989) Hans-Eberhard Rückert |