Alle Tage ist kein Sonntag: Vom Wert der Arbeit
Schweinfurt, 29. Juni 2011. „Gott Lob, der Sonntag kommt herbei“ sang am Mittwoch die Gemeinde, begleitet vom Evangelischen Posaunenchor unter Leitung von Wolfhart Berger. Die AcK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen) Schweinfurt hatte zu einem Ökumenischen Abendgottesdienst in die St. Johanniskirche eingeladen. Freilich hätten es gerne einige Besucher mehr sein dürfen! Der evangelische Vorsitzende Pfr. Martin Schewe betonte in seiner Begrüßung, dass die AcK Zeichen für bestimmte Themen setzen wolle, diesmal für den „Wert der Arbeit“, und erinnerte an die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (UN-Menschenrechtscharta 1948), wo es in Art. 23 heißt: „Jeder hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit. Jeder, ohne Unterschied, hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit.“
Anschließend trug der katholische Diakon Dr. Michael Wahler Zitate aus der kirchlichen Soziallehre, darunter auch von Papst Benedikt XVI. (Enzyklika Deus caritas est, 2006) vor. Es sei Aufgabe der Kirchen, Arbeit zu einem guten Leben für alle zu ermöglichen. Dazu bot Pfr. Schewe anhand ausgewählter Texte aus dem Alten Testament die biblische Grundlage: Schon im Paradies sei Arbeit angesagt gewesen, habe doch Gott dem ersten Menschenpaar geboten, den Garten Eden „zu bebauen und zu bewahren.“ Vor allem aber habe der jüdische Sabbat zur Durchsetzung von Menschenrecht und -würde beigetragen. Das Gebot der Sabbatruhe gelte für alle gesellschaftlichen Schichten, ebenso wie der Auftrag, an den übrigen sechs Wochentagen zu arbeiten.
Die Predigt hielt Pastor Andreas Jahreiß von der Evangelisch-Methodistischen Kirche ebenfalls über einen alttestamentlichen Text, nämlich über die Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde durch den Propheten Jesaja (Jes 65, 17-24). Dieser Ausblick auf zukünftige paradiesische Zustände betreffe konkret diese Erde. Es sei Gottes Wille, dass auch weiterhin „hier in unserer Mitte“ für menschenwürdiges Leben gearbeitet werde und wir selber auch unserer Hände Werk genießen können. Denn Arbeit sei nötig, um zu leben, aber keine Strafe. Jahreiß appellierte, dabei globaler zu denken und nicht nur auf das zu sehen, was uns gerade bewege. Seine abschließende Devise: „Jeder gibt, was er kann, und bekommt, was ihm Not tut.“
Der Abend fand im Martin-Luther-Haus seine Fortsetzung mit der Vorführung des Spielfilmes „Diesseits des Paradieses. Kraft mal Weg = Arbeit“. Dieser Film war für den 2. Ökumenischen Kirchentag 2010 im Rahmen des Projektes „Sinnvolles und erfülltes Leben – in Würde leben mit oder ohne Arbeit“ produziert worden. Regisseur André Settembrini und Sybille Ott, Sozialsekretärin des kda München, waren eigens angereist, um über seine Entstehung zu informieren und mit den Zuschauern ins Gespräch zu kommen. Der Film von und mit 80 unterschiedlich von Arbeitslosigkeit Betroffenen stellt zum Teil krass deren authentische Erfahrungen, Schmerzen und Angst, etwa im Büro oder im Jobcenter, dar, will aber andererseits auch Hoffnung vermitteln und zeigt am Ende in beeindruckender Bildersprache, wie man sich selbst in der Wüste (des Lebens) begegnen und seine Würde in einem selbstbestimmten Leben wieder finden kann. Freilich mutet sein Lösungsvorschlag eines zinsfreien Wirtschaftens in einem Genossenschaftswesen als Kontrast zu Profitmaximierung und Erzielung hoher Renditen doch recht utopisch an.
Eine insgesamt gelungene Veranstaltung, obgleich mit drei Stunden Dauer zu lang und bei am Ende nur noch zehn Anwesenden mit leider zu geringer Breitenwirkung.Â
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Einträchtig demonstrierte Ökumene (v.l.): Pfr. Martin Schewe (evang.-luth.), Diakon Dr. Michael Wahler (kath.) u. P. Andreas Jahreiß (evang. method.) | Kompetente Gesprächspartner: Sozialsekretärin Sybille Ott und Regisseur André Settembrini |
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