Wolfhart Berger
Schweinfurt, So., 2. Dez. 2018. "Lerne was, so kannst du was", lautet ein Sprichwort aus Vietnam, oder auch "Mit jedem Tag des Lebens kommt ein bisschen Weisheit hinzu". Auf Wolfhart Berger, Leiter des Evangelischen Posaunenchors Schweinfurt, trifft das auf jeden Fall zu. Der ehemalige Lehrer des Alexander von Humboldt-Gymnasiums und erfahrene Hobbymusiker feierte sein 60. Bläserjubiläum, ebenso weltoffen wie bodenständig, im vietnamesischen Restaurant.
Als gebürtiger Brückenauer hat Berger das musikalische Handwerk von der Blockflöte, sprich Kindesbeinen, an gelernt. Mit neun Jahren spielte er das erste Mal im Chor Flügelhorn, inspiriert und unterstützt vom älteren Bruder. Mittlerweile gibt es schon eine Art "Mini-Memoiren", mit über dreißig Seiten Rückblick auf ein bewegtes, vielseitiges Trompeterleben: inklusive Ausflüge ans Würzburger Konservatorium, in Jazz, Kirchenband, Musicalszene oder Humboldt-Big Band, ebenso nach Lateinamerika. Seit 35 Jahren ist Berger nun Dirigent des Traditionschors: unverzichtbar nicht nur in den Augen von Chorobfrau Claudia Weissenbacher und Wolfgang Weich, Pfarrer der Christuskirche.
Im nächsten Jahr darf doppeltes Jubiläum gefeiert werden: Dann wird der Chor hundert, sein Taktgeber 70. [...]
(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 10.12.2018, S. 27; Text: Uwe Eichler; Fotos: S. Bergler)
Bereits im November gab es im Schweinfurter Tagblatt einen längeren Artikel über Wolfhart Berger; daraus noch ein paar Ausschnitte:
[...] Seit 60 Jahren gehört Wolfhart Berger dem Posaunenchor an, wobei „angehören“ kaum ausdrückt, was er in all diesen Jahren dort bewegt hat. Nicht in allen, versteht sich, denn aus dem kleinen Trompeter war inzwischen ein junger Mann geworden, der mit Bundeswehr, Studium von Germanistik, Geschichte und Sozialkunde sowie der Gründung einer Familie auch ein weniger musikalisches Triumvirat zu stemmen hatte.
Nach Ende des Studiums, seine frisch angetraute Ehefrau hatte ihm – wohlwissend, was auch wichtig ist im Leben – eine Trompete geschenkt, kehrte er zurück in die „inneren Kreise des Chores“. Gleichzeitig hatte er auch wieder begonnen, anspruchsvollere Musik zu machen, was ihn mit namhaften musikalischen Partnern zusammenbrachte.
Ende der 70er-Jahre entschloss er sich, Dirigierlehrgänge des Posaunenchores zu besuchen, da er ab und an den damaligen Posaunenchorleiter Hermann Heinemann zu vertreten hatte. Und wie es so ist im Leben – man wächst mit seinen Aufgaben und in diese hinein. Dass Generationswechsel in Vereinen und Gruppierungen nicht immer reibungsfrei über die Bühne gehen – auch diese Erfahrung hat Wolfhart Berger gemacht. Wo Musik gemacht wird, gibt es auch mal Misstöne – nicht nur musikalische. Als er 1984 die Leitung des Posaunenchores offiziell übernahm, war er schon monatelang inoffiziell Leiter des zusammengeschrumpften Häufleins, da der amtierende Chorleiter krank geworden war. Anfangs ein „ungeliebtes Amt“, wie er gesteht, hatte er doch gerade wieder als Trompeter in der Schweinfurter Musikszene einigermaßen Fuß gefasst. Eine schwere Entscheidung, auch künftig in erster Linie nicht mehr Musiker, sondern Dirigent zu sein.
35 Jahre sind es heuer, die der 69-Jährige die Chorleitung innehat und beispielsweise das Weihnachtsblasen auf dem Schweinfurter Marktplatz – wohl die bekannteste Veranstaltung des Posaunenchores – dirigiert. Die ersten Jahre, so erinnert er sich, waren durchaus Konsolidierungsarbeit.
Die anderen musikalischen Ambitionen des Pädagogen, der 2011 als Oberstudienrat aus dem Schuldienst des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in den Ruhestand ging, mussten zunächst zurückstehen. [...] Wolfhart Bergers Herz schlägt auch für den Jazz. Als Gast hat er mit der Kirchenband „Jericho“ eine Langspielplatte und eine CD aufgenommen. Im Herbst 1986 kam er durch Philip Benson, einen amerikanischen Posaunisten und Musiklehrer, der ein Jahr in Deutschland weilte, zu einer weiteren exotischen musikalischen Abwechslung. Im Recreation Centre der amerikanischen Community wurde das Musical „Oklahoma“ aufgeführt, wofür ein Orchester zusammengestellt wurde.
Im Sommer 1989 kam eine weitere Spielwiese dazu – die Big-Band an seiner Schule, dem Humboldt-Gymnasium. Spielwiesen, wie zum Beispiel eine fünfwöchige Konzerttournee durch Mittelamerika mit einer Münchner Blechbläserformation, gibt es reichlich. Vielleicht entsteht irgendwann daraus ein Buch mit Kapiteln wie „Hänschen klein“ und „in die weite Welt hinein“. [...]
(aus: Schweinfurt Tagblatt vom 24./25.11.2018; Text: Helmut Glauch)