Eigentlich nichts Besonderes

20 Jahre Ökumenisches Frauentreffen

Evang. Frauenbundvorsitzende Heike Gröner begrüßt Regionalbischöfin Gisela Bornowski

Schweinfurt, Do., 5. Okt. 2017. „Noch vor 50 Jahren wäre eine solche Veranstaltung undenkbar gewesen.“ Regionalbischöfin Gisela Bornowski (Kirchenkreis Ansbach-Würzburg) zollte der Feier im Evangelischen Gemeindehaus großen Respekt und Dank. Denn dort wurde das Jubiläum „20 Jahre Ökumenisches Frauentreffen“ begangen. Seit 1998 laden sich der Evangelische Frauenbund Schweinfurt e.V. und der Katholische Frauenbund jährlich einmal im Wechsel zu einem Beisammensein mit kulturellem Programm ein.

„Gastfreundschaft ist eine christliche Tugend“, betonte die evangelische Vorsitzende Heike Gröner als diesjährige Gastgeberin. In ihrer Begrüßung der über hundert Gäste erinnerte sie auch an die Gründung des evangelischen Frauenbundes, initiiert 1924 von den Pfarrern Winkler und Beyl. Der innerhalb weniger Monate auf 1500 Frauen gewachsene Verein habe schon damals vielerlei Dienste in den Kirchen verrichtet.

„Ökumenisches Frauentreffen ist eigentlich nichts Besonderes“, meinte Dekan Oliver Bruckmann in seinem Grußwort. Denn dass man sich ökumenisch treffe, sei doch gerade Zeichen völliger Normalität. Auch das Reformationsjubiläumsjahr 2017 sei nicht bloß ein Jahr der evangelischen Kirche, sondern ausgesprochen ökumenisch geprägt gewesen. Insbesondere erinnerte er an seine Teilnahme an der Fronleichnamsprozession und an den ökumenischen Pfingstgottesdienst auf dem Marktplatz. „Wir sind gemeinsam unterwegs in der Nachfolge Jesu Christi.“

Dem pflichtete Bruckmanns katholischer Kollege Stefan Redelberger bei: Die konfessionsübergreifenden Frauenbundtreffen, die er in seinen zwölf Dienstjahren in Maria Hilf und St. Anton miterlebt hatte, hielt er für deutliche Belege gelingender Ökumene – und zwar aufgrund der dortigen persönlichen Begegnung, gemeinsamer Ziele über die Treffen hinaus und des Begehens gemeinsamer Wege um des Menschen und um des Evangeliums willen.

Nach musikalisch umrahmtem Kaffeetrinken hielt Regionalbischöfin Bornowski einen engagierten Festvortrag zum Thema: „500 Jahre Reformation – sich erinnern und gemeinsam neu aufbrechen“.

Neben einem allgemeinen historischen Teil zum Werdegang Martin Luthers bis zum Thesenanschlag 1517 würdigte sie in vier Punkten speziell die geistlich-theologischen Entdeckungen der Reformation:

1. Die Wertschätzung der Heiligen Schrift als Richtschnur der Theologie, der sich das kirchliche Lehramt unterzuordnen habe. Gott selbst begegne in der Bibel: „Er ist ‚wortbar‘ unter uns!“ Mittels ihrer Übersetzung ins Deutsche habe jeder und jede sie lesen und verstehen können, was die Mündigkeit und das Priestertum aller Glaubenden förderte.

2. Im Kontrast zur heutzutage propagierten säkularen „Selbstoptimierung“ und Leistungsgesellschaft bedeute Luthers Erkenntnis von der Rechtfertigung des Menschen allein aus Gottes Gnade ein Freiheitsgeschenk: „Wir sind wertgeschätzt und wertvoll, weil sich Gott uns freundschaftlich, voller Liebe, zuwendet.“

3. Die Reformation habe die Zuwendung zur Welt gelehrt: Kirche gehöre nicht hinter Klostermauern, sondern in den Alltag. Dadurch hätten die weltlichen Berufe eine Aufwertung erfahren. Arbeit wurde als Gottesdienst verstanden. Gerade heute müsse Kirche ein gesellschaftlicher Faktor politischer Willensbildung sein. Eine besondere Herausforderung stelle dabei die Flüchtlingskrise dar.

4. Der ökumenische Aspekt: Die Spaltung der Kirche stehe im Widerspruch zum Willen Jesu. Man solle sich nicht in dogmatischen Feinheiten verlieren, sondern den einen Christus bezeugen. „Die Einheit wird sich Bahn brechen“ - und zwar keine Einheitskirche, sondern Einheit in versöhnter Verschiedenheit. „Dazu gehört das gemeinsame Mahl am Tisch des Herrn“. Bornwoski schloss mit einem Satz des emeritierten Kurienkardinals Walter Kasper: „Wir haben noch keine gemeinsame Lösung; aber es tut sich ein gemeinsamer Weg nach vorne auf.“

Am Ende dankte Margarita Gaile im Namen des katholischen Frauenbundes Frau Gröner herzlich für das Beisammensein und lud zum nächsten Treffen im kommenden Jahr ein. Nichts Besonderes, sondern etwas Selbstverständliches.