Dem ehrenamtlichen Engagement gewidmet

Auftakt der Landessynode in Schweinfurt mit Gottesdienst und Empfang

Eröffnungsgottesdienst (v.r.): Regionalbischöfin Gisela Bornowski, Synodalvizepräsident Hans Stiegler, Snyodenpräsidentin Dr. Annekathrin Preidel, Bischof Åke Bonnier, Landesbischof Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Kirchenrat Thomas Prieto-Peral (u.a.)

Schweinfurt, So., 22. Nov. 2015. Wenn ein Gottesdienst über 100 Minuten dauert, dann wird viel geboten und er dürfte recht abwechslungsreich sein. Der Gottesdienst zur Eröffnung der Herbsttagung der Landessynode erfüllte diese Kriterien. Auch wenn zuweilen etwas Nervosität und Unruhe zu spüren war, so gehörte er doch zu den Highlights in der St. Johanniskirche.

Hausherr Dekan Oliver Bruckmann begrüßte die annähernd vollzählig versammelten 108 Synodalen, an ihrer Spitze Präsidentin Dr. Annekathrin Preidel, den Landesbischof und zugleich EKD-Ratsvorsitzenden Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, die geladenen Gäste aus der Region sowie etliche Gemeindeglieder aus den Dekanatsgemeinden. Seit rund 475 Jahren werde in St. Johannis das Evangelium nach lutherischem Bekenntnis gepredigt, führte der Dekan aus. Es gehe immer wieder darum, nach der bestmöglichen Gestalt unserer Kirche zu suchen. Dies tue (auch) die Landessynode.

Am Anfang des Gottesdienstes, zumal am Ewigkeitssonntag, stand das Gedenken an einen besonderen Toten: Synodalvizepräsident Hans-Christoph Bodenstab war im Oktober an einem See tot aufgefunden worden; als Todesdatum gilt der 30. September. Der Ansbacher Dekan Hans Stiegler, ebenfalls Vizepräsident, zündete „in guter Erinnerung an unseren Weggefährten“ für ihn ein Licht an der brennenden Osterkerze an.

Die Predigt hielt Bischof Åke Bonnier von der ELKB-Partnerdiözese Skara in Südschweden (s. LINK: ): Er legte Wert auf das Wort „zusammen“, das er „ein Schlüsselwort für das christliche Leben“ nannte. Einerseits seien alle Menschen Sünder, andererseits lebten wir alle in der Gnade, die von Gott komme, der uns rechtfertige. Darum gehörten wir als geliebte Sünder und Sünderinnen zusammen. Jede und jeder sei mit Gaben ausgestattet und habe etwas dem anderen zu geben, konkret: „einen Beitrag zur Heilung der Welt“ zu leisten. Bonnier erinnerte insbesondere an die christliche Gastfreundschaft: „Ihr Deutschen habt ein offenes Herz, und viele von uns Schweden bewundern Ihre Entscheidung, so viele Flüchtlinge aufzunehmen.“

Liebe sei die Grundlage für Einheit in Vielfalt, die alle Menschen mit einschließen solle, „so dass wir erkennen, dass wir alle ein Teil von Gottes Schöpfung sind“. „Ist Gott ein Christ? Ist Gott ein Muslim? Ist Gott ein Jude? Die Antwort ist: Nein. Gott ist Gott.“ Von daher die diskussionswürdige Folgerung des Bischofs: „Wir teilen mit unseren muslimischen, jüdischen und hinduistischen Brüdern und Schwestern denselben Gott, denn es gibt nur einen Gott.“ Sein Schlussappell: „dass wir zusammen arbeiten sollten für die Zusammengehörigkeit unserer eigenen Kirche, unserer Kirchen, der religiösen Menschen und unserer Welt.“

Sodann ließ es sich der Landesbischof nicht nehmen, in diesem Gottesdienst Kirchenrat Prieto Peral, der 15 Jahre in der Ökumene-Abteilung der Landeskirche gearbeitet hatte, die theologische Referentenstelle für kirchliche Planungsfragen zu übertragen. Bedford-Strohm bescheinigte dem Pfarrer viele Gaben und Begabungen in ökumenischer Arbeit. Nun solle dieser „die kirchenleitenden Organe miteinander ins Gespräch bringen“. Die Amtseinsetzung zusammen mit Assistierenden erfolgte unter Handauflegung und Segnung.

Des Weiteren schloss sich die Feier des Abendmahls in Form der Wandelkommunion an. Regionalbischöfin Gisela Bornowski (Ansbach-Würzburg) übernahm die Liturgie.

Die musikalische Ausgestaltung des voluminösen Gottesdienstes oblag KMD Andrea Balzer, ihrer St. Johannis-Kantorei und Ehemaligen ihres „jungen stimmen“-Mädchenchors. Mögen manche Synodale den kräftig gesungenen Choral „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ sogar als Selbstaufforderung verstanden haben, so war am Ende die Bitte des Kanons „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden“ ebenfalls berechtigt. Als sich die Kirchentüren öffneten, schneite es.

Fast weihnachtliche Stimmung überkam einen im Schneetreiben auf dem Weg von der Kirche über den Marktplatz mit seinem noch nicht geöffneten Budenzauber zum Alten Rathaus, wo Oberbürgermeister Sebastian Remelé in der wohligen Holzdiele zum Stehempfang auf engem Raum und zu einem verständlicherweise sofort gut frequentierten Büfett geladen hatte.

In seinem Grußwort stellte er Schweinfurt als Stadt des Handwerks, der Kunst und Kultur vor, kam aber dann gleich auf das ihn Sorgen bereitende Thema „Asyl“ zu sprechen und fragte kritisch: „Wie halten wir es mit unseren muslimischen Geschwistern und Zuwanderern? Hat die Kirche noch einen Missionsauftrag?“ Eine Antwort hatte er an diesem Abend wohl nicht erwartet. Präsidentin Dr. Preidel verwies auf die Tagung der Landessynode, wo die Situation der Flüchtlinge sicher ein Thema sein werde, genauso wie der interreligiöse Dialog und die Friedensthematik.

Auch Landesbischof Dr. Bedford-Strohm entbot ein Grußwort, in dem er seine persönlichen Erinnerungen an Schweinfurt schilderte. Besonders beeindruckt habe ihn bei seinem Besuch der Vesperkirche im Februar „das ungeheure ehrenamtliche Engagement“. Daher sei Schweinfurt für ihn der Ort, an dem er Menschen kennengelernt habe, die sich aus innerem Antrieb für andere engagierten. Er widme die Synode in Schweinfurt dem ehrenamtlichen Engagement.

Schließlich sprach Dekan Bruckmann und stellte in Zahlen sein weitläufiges Dekanat vor, blendete aber in dieser Nacht auch seine Sorgen nicht aus: Die demographische Entwicklung sei rückläufig, die Finanzierung kleiner Gemeinden – vor allem mit altem Baubestand – problematisch geworden und die Pfarrer-Vakanzsituation in den letzten Jahren kaum zu durchstehen gewesen.

Doch die Tagesordnung sah keine Aussprache, sondern gleich den Eintrag von Landesbischof, Landessynodenpräsidentin und Bischof Bonnier ins Goldene Buch der Stadt vor. Anderntags erinnerte sich der OB vor dem Plenum der Landessynode an die „fast schon barocke Stimmung“ in seinem Rathaus, die mit der eigentlich erwarteten „protestantischen Nüchternheit“ nichts gemein gehabt habe. Wie gesagt, das Büfett brauchte nicht mehr freigegeben zu werden.