Visitation - 3. Tag

Mit dem Dekan unterwegs am Dienstag, dem 16. April

Manches ist vielleicht doch verbesserungsfähig: Dekan Bruckmann (Mitte) mit Pflegedienstleiterin der Diakoniestation Anja Eußner und KV-Vertrauensmann Artur Schneider in Maßbach

Mit einer Kurzvisite im Gemeindebüro Poppenlauer hebt ein neuer Tag an. Pfarramtssekretärin Ruth Wenzel, schon seit 28 Jahren für diverse Pfarrer tätig, ist, weil Anlaufstelle für alles, hier die gute Seele. Mit ihr werden Organisationsfragen erörtert, u.a. die Einführung der digitalisierten Kirchenbuchführung. Auch über Möglichkeiten noch besserer Kooperation mit dem Gemeindebüro in Maßbach, über dessen Schreibtisch in Zukunft die Verwaltungsarbeit für alle Lauertalgemeinden laufen wird, tauscht man sich aus. Dort versieht übrigens die nicht minder hoch engagierte Sekretärin Margit Krug ihren Dienst.

An dieser Stelle sei auch gleich die Zellergrund-Pfarrsekretärin Christa Ebert erwähnt, der an diesem Tag ebenfalls ein Kurzbesuch galt. Seit 2002 sitzt sie im Büro Madenhausen, mit dessen Verlagerung ins sanierte Zeller Pfarrhaus auch sie bald dorthin umziehen wird.

 

Wussten Sie schon, dass Hesselbach mit ca. 376 Höhenmetern eines der höchstgelegenen Dörfer im Landkreis Schweinfurt ist? "Damit ist auch das zum Teil wesentlich rauere Klima im Vergleich zu den übrigen Gemeinden im Landkreis zu erklären" - so wörtlich auf www.uechtelhausen.de. Wie im Fluge fährt der Dekan zum dort gelegenen Rathaus zu einem Gedankenaustausch mit Birgit Göbhardt, der Bürgermeisterin von Üchtelhausen. Seit 40 Jahren gibt es diese Großgemeinde vor Schweinfurts Toren mit 4200 Einwohnern, bestehend aus den neun Gemeindeteilen Üchtelhausen, Hesselbach, Ebertshausen, Hoppachshof, Ottenhausen, Thomashof, Zell, Weipoltshausen und Madenhausen. Die drei letztgenannten sind die von der ehedem freien evangelischen Reichsstadt geprägten evangelischen Dörfer; sie liegen zur Linken der die Gemeindeteile durchschneidenden Staatsstraße 2280 Schweinfurt – Stadtlauringen/Bad Königshofen. Rechter Hand sind demnach die überwiegend katholisch dominierten Ortschaften zu finden. Man „bemüht“ sich zumindest um Ökumene, auch wenn sie noch recht „unterbelichtet“ ist, wie z.B. der Ökumenekreis der Frauen anlässlich des Weltgebetstags dokumentierte.

Damit ist bereits das Hauptproblem dieser Flächengemeinde umrissen: ihre fehlende kollektive Identität! Kirchturmdenken herrscht, wie in so mancher Kirchengemeinde, eben auch noch in der Kommune. Sodann hat sie wirtschaftliche Sorgen, sprich eine klamme Kasse. Die Bürgermeisterin: „Ich verwalte die Armut“,  denn sie kann kaum mit Gewerbe und Tourismus renommieren. Der passionierte Radfahrer-Dekan bestätigt, dass hier „kein Radwandergebiet“ sei. Da bleibt nicht viel Spielraum zum Gestalten.

Außerdem ist die demographische Entwicklung ernüchternd: Im letzten Jahr kamen auf 34 Sterbefälle nur 25 Geburten. Auch kehren junge Leute mit Ausbildung oder Studium Üchtelhausen den Rücken. Was junge Familien angeht, gilt immerhin Madenhausen noch als „Vorzeigeort“.

 

Köstliches Mittag-, zugleich natürlich Arbeitsessen im Erhard-Klement-Haus zu Maßbach. Das Alten- und Pflegeheim trägt in ehrendem Andenken den Namen des früheren, 1996 früh verstorbenen Ersten Bürgermeisters. Es ist ein kleines, aber voll belegtes Haus mit 18 Langzeitpflege- und zwei Tagespflegeplätzen sowie fünf festen Bewohnern, die von 19 Mitarbeitenden betreut werden! Dies alles in Trägerschaft des Diakonievereins Lauertal mit Pfr. Dr. Weich als Vorsitzendem, wobei die Geschäftsführung in Händen des Diakonischen Werkes Schweinfurt liegt. Deshalb ist Rosemarie Seßner von der Geschäftsstelle gekommen, aber nicht nur deswegen: Sie gehört auch dem Vorstand besagten Diakonievereins an, ist Mitglied im Kirchenvorstand von Poppenlauer und im Dekanatsausschuss vertreten.

Gerne weist die leitende Gesundheitspflegerin Anette Thornton auf die 1,0-Zertifizierung ihres Hauses hin und führt die Gäste über die einzelnen Stationen und auf die Terrassen. „Unser Haus ist auf“, d.h., es hat offene Türen für die OrtsbewohnerInnen, die gerade heute hier ihren Gymnastiknachmittag verbringen.

Ganz unten im Haus, sozusagen im Keller, ist das Büro der ambulanten Diakoniestation zu finden. Pflegedienstleiterin Anja Eußner schildert euphorisch, wie sie und ihr 25-köpfiges Team rund 80 Klienten zu Hause betreuen; die Diakonieautos prägen tatsächlich das Ortsstraßenbild! Sie hofft auf baldige Umsetzung des geplanten Umzuges der Diakoniestation in das ehemalige Jugendheim bei der evangelischen Kirche Maßbach, wo auch das Pfarramtssekretariat seinen neuen Standort finden soll und sich dadurch neue Entfaltungsmöglichkeiten ergeben.

 

Kaffeetrinken mit Stippvisite beim Seniorennachmittag in Poppenlauer: Dekan Bruckmann hört gerade die letzten Worte eines Vortrages über die atomare Katastrophe in Tschernobyl und über die prekären Zustände in ukrainischen Krankenhäusern 27 Jahre danach. Deshalb repristiniert er in seinem Grußwort spontan persönliche Erinnerungen an einen Ukraine-Besuch 1995. Auf seine Frage, wer denn diese tollen und inhaltlich packenden Nachmittage organisiere, kommt spontan die Antwort: „Na, der Herr Pfarrer (Weich).“  Bombenstimmung im vollen Rund!

 

Bei den letzten Terminen dieses Tages, von 17.00-21.30 Uhr, geht es um die ganz Kleinen. Deshalb finden sie in der evangelischen KiTa Maßbach, dem einzigen Kindergarten dieses Marktes, statt. Zunächst zeigt Leiterin Ulrike Blümlein ihre 100 Plätze bietende Einrichtung, derzeit mit 76 Kindern und 12 Krippenkindern belegt, betreut von zehn Mitarbeiterinnen inkl. Teilzeitkräften. Das der Kirchengemeinde Maßbach gehörende Gebäude samt Gelände wurde 1960 in bester Hanglage errichtet und inzwischen erweitert. Ruheraum, Bewegungsraum – alles tiptop. Gute Aussichten, denn bald steht Um- und Anbaumaßnahme Nr. 2 mit einer Bedarfsanerkennung dann für insgesamt 24 Krippenkinder an.

 

Premiere: Anlässlich der Visitation treffen sich alle Lauertal- und Zellergrund-KiTa-Teams und tauschen ihre Erfahrungen wie Erfolge aus. Praktisch allerorten wird expandiert, denn die Familienfreundlichkeit der  Krippenkinder-Einrichtung steht außer Frage. Der Dekan würdigt die Arbeit als für die Kirchengemeinden ganz wichtig: „Sie geben weiter, was Botschaft der Kirche ist.“ KiTas würden die Gesinnung und den Glauben der Kinder prägen, somit die Einrichtungen einen missionarischen Auftrag erfüllen. Bedeutsam für die Zukunft der Kirche sei gerade die Familie als tragende Sozialform. Leider würden aber viele die Kindergärten nur als Dienstleistungsunternehmen und nicht als Teil der Gemeinde wahrnehmen.

Mit den drei KiTa-Leiterinnen (Maßbach, Poppenlauer, Zell) führt der Dekan danach ein internes Gespräch. Es geht um rechtliche Fragen der Anstellung von Mitarbeiterinnen, aber auch um deren Entlastung, ferner um Bezahlung und Verantwortung der KiTa-Leitungen, um Teamentwicklung und Fortbildungsaspekte. Alle halten es für schwierig, Jugendliche für die Ausbildung zum/r Erzieher/in zu motivieren, spricht doch eine Elternäußerung gegenüber einer Erzieherin Bände: „Euren Job möchte ich nicht machen!“

 

Der Abend mündet in die Nacht ein beim Treff der Vereinsvorstände des Diakonievereins Lauertal (DVL), Betreiber des Erhard-Klement-Hauses und der dortigen Diakoniestation, sowie des St. Johannes-Zweigvereins Maßbach (SJZV), der hauptsächlich für die KiTa Maßbach zuständig ist. Auch drei Vertreterinnen des Zeller Kindergarten-Ausschusses sind anwesend.

Pfr. Jochen Keßler-Rosa, Vorstand des DW Schweinfurt, Geschäftsführer für den Diakonieverein Lauertal und zugleich Sprecher der Diakonie in Unterfranken, akzentuiert die Bedeutung der Verantwortung für eine diakonische Einrichtung. Er schneidet Personalfragen und die Problematik des Beschäftigungsverbotes von schwangeren Mitarbeiterinnen in KiTas an. Es gelte, im kirchlichen Verbund Modelle zu entwickeln, um den Mitarbeitenden Sicherheit zu geben. Er denkt an eine Art „Pool-Bildung“ zwecks Möglichkeit, Mitarbeitende bei Bedarf an entsprechende Einrichtungen ausleihen zu können.

Hier endet mit der Konzentration bei allen Beteiligten - Ausnahme: der Dekan - auch Visitationstag Nr. 3.

 

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