Silvestergedanken des Dekans

"Gott legt sich in der Krippe auf den Boden"

Dekan Oliver Bruckmann

Aus der Presse notiert: [...] Bruckmann stellte die Fragen, die wir uns alle „auf der Schwelle zwischen den Jahren“ stellten. Was ist uns gelungen? Wo sind wir geblieben im alten Jahr? Wo bleiben wir im Neuen? Bleiben wir gesund? Bleiben Liebe und Freundschaft? Was wird aus den guten Vorsätzen? Wir, die Menschen, suchten ein Leben, das wir nicht bloß fristeten. Ein wahres, ja himmlisches Leben ohne Abhängigkeit, ohne Angst und Druck, ein Leben, das uns auch miteinander gelinge, in Frieden und Gerechtigkeit, ohne Krieg und bitteren Tod. Viele Menschen seien von Armut bedroht, zwei Drittel lebten im Hunger. Es wäre genug für alle da, würden nicht die weltweiten Preisdiktate billigend in Kauf genommen, erinnerte Bruckmann an die Männer und Frauen, die vor wenigen Wochen in Bangladesch in ihrer Textilfabrik verbrannt sind. Es werde unter einfachsten Bedingungen produziert, „damit wir unsere Klamotten billig einkaufen können“.

Das Leben, das Gott schenke, sei bedroht vonArmut, der ungerechten Verteilung der Güter, von Waffen, an denen unsere Wirtschaft gut verdient, mit denen aber Menschen, die nach Freiheit riefen, erschossen würden. Und was wir aus den Kriegen kennen, sei im täglichen Kleinkrieg nicht anders. „Da geht es auch darum, wer stärker ist.“ Wer wenig Bildung mitbringe, finde keine Arbeit, von der er sich mehr leisten könne als das tägliche Brot.

„Des sollt ihr alle fröhlich sein,/ dass Gott mit euch ist worden ein./Er ist geborn eu’r Fleisch und Blut,/eu’r Bruder ist das ewig Gut.“. Mit Martin Luther hätten das die Gläubigen zu Weihnachten gesungen. Im Kind von Bethlehem zeige Gott sich uns als Bruder, „damit auch wir einander zu Schwestern und Brüdern werden“. Wenn wir bei diesem Gotteswort blieben, dann werde 2013 ein gutes Jahr, „weil es die Wahrheit ans Licht bringt und freimacht“. Es befreie von dem dauernden Druck, stark sein zu müssen, befreie von der Angst, zu kurz zu kommen und deshalb auf Kosten anderer leben zu müssen, es befreie von der Sorge, nicht genügend Leben zu finden. Gott sei dabei, um uns zu helfen, deshalb komme er uns so nahe „und legt sich in der Krippe auf den Boden, tiefer geht’s nicht, näher kann er uns nicht kommen“. Das sei die Wahrheit, „die uns dann auch frei machen kann, all das zu tragen und zu ertragen, was unsere Tage manchmal schwer macht“.

(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 2. Jan. 2013, S. 27, Text: Hannes Helferich)