Schweinfurt, 28. September 2006. Pfarrer Oliver Bruckmann, ab 01. Oktober unser neuer Dekan, hatte zu einer zentralen Pressekonferenz ins Dekanat gebeten und stand sechs Journalisten, die der Einladung Folge leisteten, Rede und Antwort.
I. Eingangs benannte er schlaglichtartig seine Lebensdaten und den beruflichen Werdegang:
- geb. 1960 in München, aufgewachsen im oberbayerischen Isartal, seit 21 Jahren verheiratet mit Gisela Bruckmann (ebenfalls Pfarrerin), vier Kinder
- zunächst Lehrvikar im Münchener Promi-Vorort Grünwald: "Dort habe ich gelernt, dass auch hinter dicken Mauern sehnsüchtige Menschen wohnen."
- sodann erste pfarramtliche Erfahrungen in der Oberpfalz als Pfr.z.A. in Neutraubling (bei Regensburg), einer erst nach dem Krieg von Flüchtlingen erbauten Stadt: "Ich habe dort gelernt, wie sehr der Glaube zur Integration beitragen kann."
- weitere Station Niederbayern: 12 Jahre lang Pfarrer in Deggendorf, einer großen Diasporagemeinde mit 6000 Gliedern: "Dort habe ich begriffen, wie sehr Gemeinde und Diakonie einander brauchen."
- parallel dazu Referent am Religionspädagogischen Zentrum der evang.-luth. Landeskirche in Bayern: Ausbildung der Lehramtsanwärter im Fach Religion an Grund- und Hauptschulen
- und jetzt Schweinfurt: "Diese Stadt hat mich und meine Frau sofort angesprochen. Aus der (Industrie-)Vergangenheit heraus lässt sich die gegenwärtige Stadt gestalten."
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"Lasst Blumen sprechen": Dekan Bruckmann drückte manches diplomatisch "durch die Blume" aus. |
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II. Anschließend präsentierte Pfr. Bruckmann in 8 Thesen, worauf es ihm als Dekan ankommt:
1. Gottesdienst: Er ist die "Feier des Lebens". "Wir haben eine wunderbare Botschaft, die den Menschen Mut machen kann zum Leben."
2. Diakonie: "In der Kirche kann man sich erst dann beruhigt zurücklehnen, wenn draußen vor der Tür keiner hungern muss." Darum muss Kirche eine tätige Kirche sein, um die Menschen zu erreichen.
3. Öffentliche Verantwortung: Kirche gehört "auf den Marktplatz". "Es braucht die kritische, aber die konstruktive Stimme, die für Frieden und Gerechtigkeit eintritt und die Bewahrung der Schöpfung anmahnt."
4. Bildung: "Bildung lebt von Bildern. Die Bibel hat tragfähige Bilder vom gelingenden Leben."
5. Kunst und Kultur: Hier bietet Schweinfurt viele Möglichkeiten. "Künstler setzen sich mit existentiellen Fragen auseinander: Wo komme ich her? Wie kann mein Leben gelingen?"
6. Kirchenmusik: "Musik lässt den Himmel hören." Sie bringt Gott näher als manche Predigt.
7. Mitarbeitende: "Unser Schatz sind die Mitarbeitenden in den Gemeinden und Einrichtungen. Meine Aufgabe ist es, Mitarbeiter zu fördern und für ein gutes Klima zu sorgen."
8. Ökumene: "Ich stehe für eine offene und gesprächsbereite Kirche. Alleinvertretungsansprüche führen nicht weiter. Die Wahrheit hat in der Regel verschiedene Perspektiven."
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Vertreter der Schweinfurter Volkszeitung und Tagblattes: C.P.Gras,     J. Landgraf und M. Herker (v.l.);  nicht im Bild: G.Lenz/epd |   Blitzlichtgewitter: P. Klopf von der Bad Kissinger Saale-Zeitung   |
III. Es folgte die Fragerunde der Pressevertreter, die natürlich gerne eine Stellungnahme des Dekans zu den aktuellen Problemen in Stadt und Kirche erwartet hätten: beispielsweise, was er sich vom Verhältnis zu den Katholiken und Muslimen verspreche, welche Schwierigkeiten er in der Ökumene sehe, wie es um die kirchlichen Finanzen und Gemeindefusionen bestellt sei und natürlich auch die derzeit aufgrund von Presseberichten virulente Frage nach Pfarrpersonalproblemen im Dekanat.
Verständlicherweise wollte sich Pfr. Bruckmann vor seinem offiziellen Dienstantritt noch nicht eindeutig positionieren. Dazu bedarf es erst eingehender, persönlicher Sondierungsgespräche und eines näheren Kennenlernens von Stadtpolitik und Pfarrkapitel.
Der erste Eindruck, den Pfarrer Bruckmann auf die Journalisten machte, wird im Schweinfurter Tagblatt (30.09.06, S. 33) wie folgt wiedergegeben: "ein dynamischer Theologe mit einem gewinnenden Lächeln, das Offenheit, Stärke und Humor signalisiert." Angesichts dieses Komplimentes und Vertrauensvorschusses dürfte ihm nicht nur die Zusammenarbeit mit der Presse leicht fallen.