Kürbissuppe als Glücksbringer

Abschlussgottesdienst der FriedensDekade 2013

Einsame Dekanats-Laterne auf kaltem Steinfußboden; hinterher kam noch eine zurück: aus der Kirchengemeinde Obbach

Schweinfurt, 20. Nov. 2013. Buß- und Bettagsgottesdienst in St. Johannis zum Abschluss der diesjährigen FriedensDekade mit Schweinfurt als bayerischem Schwerpunktdekanat:

Dekan Oliver Bruckmann kam mit der Laterne und stellte das Friedenslicht dort auf den Boden, wo sich später der Kreis der Abendmahlsgäste sammeln sollte. Noch einmal ließ er in seiner Begrüßung die zehn Tage Revue passieren und griff das Thema „Solidarisch?“ auf: „Wahrer Friede kann erst da wachsen, wo Menschen solidarisch sind und einander gerecht werden. Gott schärft unser Gewissen, dass wir nach Gerechtigkeit fragen und auch das Licht der Welt einander weitergeben.“

Es sollte ein stiller, unprätentiöser, nicht überladener, ganz dem Kasus des Buß- und Bettages angemessener Gottesdienst werden. Dazu trug besonders die musikalische Ausgestaltung bei: Markus Zitzmann mit Flöte und Saxophon – sowohl solistisch als auch im Wechselspiel mit Kirchenmusikdirektorin Andrea Balzer an der Orgel – trug einerseits verhaltene, melancholische Weisen vor, andererseits anklagende, provozierende, laute Stücke. Auch der Gemeindegesang konzentrierte sich auf das Spezifische des Tages: „Da wohnt ein Sehnen tief in uns, Gott, nach dir. […] Um Frieden, um Freiheit, um Hoffnung bitten wir.“ Bruckmann: „Die Musik gibt unserem Sehnen und Gottes Wort Raum.“

Gastprediger war der zum Jahresende in den Ruhestand tretende Regionalbischof Christian Schmidt / Kirchenkreis Ansbach-Würzburg. Unter Bezugnahme auf einige Begriffe des vorgegebenen Predigttextes dieses Tages – Lukasevangelium 13,22-30: Jesus „auf der Zielgeraden nach Jerusalem“ – gliederte er seine Ansprache unter dem Leitwort "Glück" als rotem Faden in sechs Teile:

1. Glück ist da, „wo die Fülle des Lebens, wo Vergebung und unser Herz voller Dankbarkeit ist und: wenn ich mich im Tiefsten geborgen fühle. Glück ist aber auch, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende ist.“

2. Buße meine innehalten, schauen, ob die Richtung des Lebens noch stimme, sich neu ausrichten. Schmidt kritisch: „Sind wir als Gesellschaft noch auf dem richtigen Weg?“

3. Die enge Pforte: Zum Glück gelange man gerade nicht durch ein herrschaftliches Portal. "Es kommt nicht darauf an, was ein Mensch aus sich macht, sondern auf die Dankbarkeit, dass man sich von Gott angenommen weiß. Im Reich Gottes zählt eben nicht, was wir besitzen." Kurzum: „Absteigen, abrüsten, loslassen!“

4. Friede gehe uns leider ab. „Die Gemeinschaft ist nicht heil.“ Schmidt erinnerte daran, dass in den letzten Jahren das Mittelmeer zum Grab für 20.000 Menschen geworden sei und auch dass aufgrund des von Menschen verursachten Klimawandels jetzt viele Städte auf den Philippinen zerstört seien.

5. Der Weg zum Glück: Reichtum mache nur sehr begrenzt glücklich. Mehr zähle der Reichtum an menschlichen Beziehungen, an Freundschaften und das Pflegen der Beziehung zu Gott. Dabei stellte der Regionalbischof die Partnerschaftsbeziehungen weltweit heraus, unter anderem die des Dekanates mit Brasilien.

6. Kürbissuppe: Zu diesem recht auffälligen – unbiblischen! - Stichwort berichtete Schmidt von einem Freund, der seinen Gästen kein Fünf-Gänge-Menü, sondern nur Kürbissuppe mit Brot und Wein zu servieren pflegt, um weniger Stress, dafür mehr Zeit für gute Gespräche, eben für die Freundschaftspflege zu haben. So auch Jesus: „Er lebt das Glück, indem er sich mit uns an einen Tisch setzt. Damit wird Gemeinschaft greifbar, schmeckbar. ‚Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes’“ (Lukas 13,29).

Danach lud Buß(tags)- und Abendmahlsliturgin Pfarrerin Gisela Bruckmann zur Austeilung von Brot und Wein im großen Rund um den Altar und um besagte Laterne ein – ein gemeinschaftsstiftendes Erleben, Schmecken und Sehen.

Mit dem Hinweis des Dekans, dass im Anschluss an den Gottesdienst letzte Gelegenheit bestehe, die Ausstellung mit Bildern von Samuel Wandira zu besichtigen oder zu erwerben, die dieser während seines Asylverfahrens aufgrund verordneter Arbeitslosigkeit malte, endeten Gottesdienst und FriedensDekade.

Leider wusste der Dekan noch nicht, welches bayerische Dekanat sie im kommenden Jahr schwerpunktmäßig ausrichten wird. Vielleicht hat ja Schweinfurt mit über 60 Veranstaltungen während der FriedensDekade die Messlatte zu hoch gehängt. Jedenfalls bleibt die Laterne, die abzuholen der Dekan am Buß- und Bettag 2012 eigens nach Rosenheim gereist war, momentan in Schweinfurt stationiert.

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