Jubiläumsfeier 50 Jahre FAKS
Schweinfurt, St. Johannis; Fr., 16. Okt. 2015. Wie oft wohl an diesem Festtag in den Reden der Ausdruck „Johann-Hinrich-Wichern-Fachakademie für Sozialpädagogik der Evangelisch-Lutherischen Gesamtkirchengemeinde Schweinfurt“ vorkam! Dabei ist doch dieser Name beileibe kein Zungenbrecher, womit man(n)/frau rhetorisch brillieren könnte. Zudem ist er erst seit genau drei Jahren (wieder) eingeführt (s. https://www.schweinfurt-evangelisch.de/inhalt/neues-outfit-neuer-name). Denn jede und jeder kennt diese Schweinfurter Institution besser oder überhaupt nur unter dem Kürzel FAKS. Und deren 50-jähriges Jubiläum wurde nun mit Dozentinnen und Dozenten samt den Studierenden vor geladenen Nobilitäten aus Schweinfurt und der Region in der St. Johanniskirche begangen, unter ihnen als höchste Würdenträgerin Gisela Bornowski, die Regionalbischöfin des Kirchenkreises Ansbach-Würzburg.
Eine Studierende bediente die Orgel und animierte die Versammelten, mit einzustimmen: „Komm, bau ein Haus … Lad viele Kinder ein ins Haus … Lass sie dort fröhlich tanzen.“ Denn genau das traf auf die Fachakademie zu, und dazu passte auch die Predigt der Bischöfin über die Jesus-Begebenheit der Kindersegnung: „Lasst die Kinder zu mir kommen …, und er herzte sie“ (Markus 10,13-16):
Einleitend zollte sie ihren Dank all den „Menschen, die die Fachakademie zu dem machten, was sie heute ist“ - LehrerInnen und Studierende. Mehr als 2800 KinderpflegerInnen und ErzieherInnen hätten in den vergangenen 50 Jahren in der FAKS ihre Ausbildung erhalten. Diese Arbeit wirke weit in die Gesellschaft hinein, diene der Wertevermittlung und religiösen Sozialisation und sei somit die beste Werbung für die Ausbildungsstätte. Es würden sich hervorragende Berufsaussichten bieten; nur entspreche leider die Bezahlung nicht dem gehobenen Level.
Johann Hinrich Wichern habe ganz im Geiste Jesu gehandelt, indem er Kinder und Jugendliche als Menschen mit Bedürfnissen ernst nahm und ihnen im „Rauhen Haus“ in Hamburg ein neues Zuhause schenkte. Trotz der im Beruf erforderlichen hohen Professionalität sollte das „Herzen“ nicht zu kurz kommen, denn Kinder spürten, ob ErzieherInnen mit dem Herzen dabei seien oder nicht. Regionalbischöfin Bornowski: „Bitte nicht distanziert bleiben, sondern Menschen zu Herzen gehen lassen!“
Am Rande kam sie auch auf die aktuelle Flüchtlingsthematik zu sprechen: Viele unbegleitete Kinder und Jugendliche würden ins Land kommen: „Lasst sie zu uns kommen! Denen, die nichts vorweisen können, ist Gott besonders nahe.“ Er werde gewiss zu unserem Mühen seinen Segen geben und auch die Arbeit der kirchlichen Schule weiterhin segnen.
Unmittelbar an den Gottesdienst schloss sich noch in der Kirche der Festakt an. Schulleiter Pfarrer Matthias Weigart moderierte ihn und erinnerte an die Anfänge der FAKS: Bereits 1954 habe es in Schweinfurt ein Jugendwohnheim namens Johann-Hinrich-Wichern-Haus für Jungarbeiter und junge Angestellte gegeben. Dieses sei 1964 aufgelöst und nach Umbau 1965 in ein Seminar für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen umgewandelt worden. Daraus habe sich 1968 eine Fachschule für Sozialpädagogik entwickelt, aus der schließlich 2012 die Johann-Wichern-Fachakademie hervorgegangen sei.
Aus der Fülle der Grußworte kann nur eine Auswahl getroffen werden: Pfarrer Erwin Meister, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Schulstiftung in Bayern, war eigens aus Nürnberg gekommen, um die FAKS zu loben: Sie besitze den „Ruf einer qualitativ hochwertigen Ausbildung“. 160 evangelische Schulen in Bayern würden in ihrer Pädagogik den einzelnen Menschen in den Blick nehmen, wobei die FAKS ein ganz wichtiger Bestandteil dieses Netzwerkes sei.
Schweinfurts Landrat Florian Töpper und OB Sebastian Remelé ergänzten einander. Ersterer zitierte Wichern: „Was man will, muss man ganz wollen; halb ist gleich nichts.“ Das treffe voll und ganz auf die FAKS zu, denn diese Institution sei nicht mehr wegzudenken aus Stadt und Landkreis. Und Remelé sprach gar von einem „Flaggschiff“ in der Schullandschaft Schweinfurts. Zugleich bat er inständig um Mithilfe, die werteorientierte Bildung auch den in noch nie dagewesener Zahl gekommenen und noch kommenden Zuwanderern zu vermitteln.
In seiner Funktion als Trägervertreter - die FAKS befindet sich in Trägerschaft der Gesamtkirchengemeinde Schweinfurt - erinnerte Dekan Oliver Bruckmann ebenfalls an die Genese der Fachakademie und an Wicherns sozialdiakonischen Ansatz sowie an dessen Wort: „Die Liebe gehört mir wie der Glaube.“ Ideal wäre „ein Glaube, der sich in konkreter Liebe äußert.“ Exakt dies leiste die moderne Berufs(aus)bildung der FAKS.
Die Wortbeiträge wurden durch hervorragende musikalische Darbietungen seitens hoch motivierter FAKS-Studenten und durch Dozierende aufgelockert – sowohl chorisch als auch instrumental. Nur schade, dass fast alle Gesangsbeiträge der Anglophilie huldigten.
Nach genau zweistündiger geistlicher und weltlicher Performance lud der Dekan zur „Partizipation“ an der Begegnung im Martin-Luther-Haus ein, wo es auch zu freudigen Begegnungen mit Vormaligen kam, etwa mit Pfr. Weigarts Amtsvorgänger Pfr. Rolf Roßteuscher (jetzt Pfarrer in Niederfüllbach/DB Coburg) und dessen Stellvertreter i.R. Herbert Rupp.