Neujahrsempfang der FakS Schweinfurt
Schweinfurt, Sa., 17. Januar 2018. Die „Johann-Hinrich-Wichern Fachakademie für Sozialpädagogik der evang.-luth. Gesamtkirchengemeinde Schweinfurt“, weiterhin besser bekannt unter dem Kürzel FakS, hatte zum Neujahrsempfang in ihre Räume in der Geschwister-Scholl-Straße eingeladen. Neben den Studierenden der Unter- und Oberkurse sowie ihren Dozenten trat vor allem politische Stadtprominenz in Erscheinung: Schweinfurts II. Bürgermeisterin Sorya Lippert, Stadtrat Jürgen Montag vom Referat „Soziales, Sport und Schulen“ und Maria Albert-Wirsching vom Stadtjugendamt, daneben u.a. der Vorstand des DW Schweinfurt Pfr. Jochen Keßler-Rosa als Kuratoriumsmitglied der FakS, die Geschäftsführerin der Gesamtkirchengemeinde Dagmar Kohlmeier und der ehemalige stellvertretende Schulleiter Herbert Rupp.
Pfr. Harald Wildfeuer, nunmehr zwei Jahre der Leiter der Fachakademie (s. LINK: https://www.schweinfurt-evangelisch.de/inhalt/neuer-faks-leiter), begrüßte die Gekommenen mit Gedanken zur Jahreslosung „Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst“ (Offenbarung 21,6): Ein Mensch bestehe zu 70 bis 75 Prozent aus Wasser. Ohne Wasser sei man innerhalb von drei Tagen tot. Aber auch unsere Seele und Herzen könnten leicht austrocknen. In unserer Gesellschaft herrsche Durst nach sozialer Gerechtigkeit, Sicherheit, Zuwendung und menschlicher Nähe. Daher bezeichnete Wildfeuer die angehenden ErzieherInnen und ihre DozentInnen als unabdingbare „Getränkelieferanten“. Es brauche aber daneben immer auch „Zeit zum Rasten und Auftanken für die nächste Wegstrecke“. Dazu diene z.B. dieser Neujahrsempfang.
In dessen Zentrum stand der Festvortrag des Sozialwissenschaftlers Prof. Dr. Ralf Haderlein (Hochschule Koblenz) zum Thema „Evangelisches Profil in religiöser Diversität“. Auch er begann mit Bibelworten – und zwar vom Dienen statt Herrschen (Mt 20,25-28) und vom Licht, das nicht unter einen Eimer, sondern auf einen Lampenständer gehört (Mt 5,15) -, übertragen auf die FakS: „Wir müssen deutlich machen, wer wir sind, und dazu auch die Professionalität der Ausbildung zum/r Erzieher/in herausstellen, dürfen aber damit nicht prahlen.“ Um authentisch in Kitas arbeiten und Hilfe zur Förderung und Entwicklung der Kinder-Persönlichkeit geben zu können, sei es wichtig, in der Ausbildung selber davon überzeugt zu sein. Dazu sei das Eigeninteresse der Studierenden am Themenfeld ungemein wichtig, aber auch die Authentizität der Dozierenden. Es gelte, den anderen in seinem Anderssein zu akzeptieren. Was erfolgreiche Ausbildung anbelange, so führte Haderlein ein Zitat von David Starr Jordan an: „Die Welt tritt zur Seite, um jemanden vorbeizulassen, der weiß, wohin er geht.“
Angesichts der abzusehenden Entwicklung der Kinderzahlen – in wenigen Jahren werden 340.000 zusätzliche Kita-Plätze notwendig – und der anstehenden personellen Veränderungen – bis 2025 gehen 170.000 in Kitas pädagogisch Tätige in den Ruhestand, weshalb über 200.000 neue Fachkräfte gebraucht werden –, garantierte der Professor allen Studierenden eine Stelle. Da inzwischen schon acht Wochen alte Kinder in Kitas gebracht würden, entwickelten sich diese immer mehr zum Familienersatz und erforderten multiprofessionelle Teams.
Die FakS könne ein Lebensbildungsort, Ermöglichungsort, Kompetenzbildungs- und Heimatort werden. Ihr gesellschaftlicher und evangelischer Auftrag dürfe aber kein Nebeneinander, sondern müsse ineinander verschränkt sein. In ihr sollten sich auch die reformatorischen Grundgedanken – die vier Sola – widerspiegeln. Die evangelische Ausrichtung könne z.B. spürbar werden im Geist des Hauses und im Umgang mit den Studierenden, ja selbst in einem evangelisch-christlichen Finanz- und Organisationsmanagement.
Professor Haderlein schloss mit dem Aspekt, dass Kinder Ebenbild Gottes, Schöpfer und Bewahrer, aber auch Beispiel für Gott selber seien, denn Jesus habe gesagt, wer ein Kind aufnehme, nehme ihn bzw. Gott auf (Mt 18,5).
Das eloquent und frei vorgetragene Referat stieß auf viel Beifall, der sich noch verstärkte, als danach eine neue musikalische Klangwelt durch das gerade erst an der FakS etablierte Übungsfach „Band“ demonstriert wurde: Mit Songs wie „Sing Hallelujah“ (von Dr. Alban) oder „People help the people“ (von Birdie) begeisterte die von Dozentin Petra Stein zusammengestellte Band das Publikum. Zwar gab es aufgrund der Erkrankung des Leiters keine Chordarbietung, dafür aber noch mehrere „Saitenklänge aus der Reformationszeit“, virtuos dargeboten von Bianca Brand und Wolfgang Sturm.
Dekan Oliver Bruckmann sprach in seiner Funktion als Erster Vorsitzender des Trägers, der Gesamtkirchengemeinde Schweinfurt, ein Grußwort. Er betonte, dass die meisten kirchlichen Mitarbeitenden ErzieherInnen, Pflegekräfte und SozialpädagogInnen seien, denn der Kirche gehe es um Zuwendung zum anderen und um Wahrung der Würde der Menschen.
Neben Freiheit in Verantwortung für die Welt nannte er als biblisch-christlichen Wert, die Welt als Schöpfung zu betrachten und die Gaben und Begabungen anderer in der Vielfalt der Schöpfung zu entdecken. An die Studierenden gewandt: „Wichtig ist, dass sie Ihre Welterschließungs- und Weltbewältigungskompetenzen auch für sich selber entdecken.“ Hierfür sei personenbezogenes Lernen unerlässlich.
Studierende stellten anschließend ihre 9.5 Thesen zum Reformationsjubiläum 2017 vor, die im Rahmen von Thementagen „reformation reloaded“ im Herbst letzten Jahres entstanden waren. Sie sollen Impulse setzen, um über die Kultur an der FakS nachzudenken. Hier vier Thesen in Auswahl:
These 1: „Übernehmen wir Verantwortung für Bildung und Mündigkeit?“
These 2: „Wir gestalten Kirche, Diakonie und Gesellschaft.“
These 3: „Wir wirken innovativ am Berufsbild von Erzieherinnen und Erziehern mit.“
These 9: „Wir gestalten Zukunft in protestantischer Verantwortung.“
Was sich unter „Networking“, dem letzten Programmpunkt des Empfangs, verbarg, konnten Studierende und Gäste dann schmecken. Das Übungsfach „Hauswirtschaft“ hatte nämlich kalte Platten, dazu Getränke arrangiert und im Foyer professionell angerichtet.