Schweinfurt, 7. März 2016. „O happy day“, schmetterte am Schluss des Gottesdienstes der Studierendenchor des Oberkurses, - und zuvor schon das schmissige „Da berühren sich Himmel und Erde“. Sie hatten wahrlich Grund zur Freude, denn nach kaum einem Monat Vakanz war soeben ihr neuer Schulleiter Harald Wildfeuer, zugleich Dozent für Religionspädagogik, in der St. Johanniskirche in sein Amt eingeführt worden. Die Johann-Hinrich-Wichern-Fachakademie für Sozialpädagogik der Evang.-Luth. Gesamtkirchengemeinde Schweinfurt, wie sie seit 2012 heißt (LINK: https://www.schweinfurt-evangelisch.de/inhalt/neues-outfit-neuer-name), im allgemeinen Sprachgebrauch weiterhin FAKS genannt, hatte erst im Oktober 2015 an derselben Stelle ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert (LINK: https://www.schweinfurt-evangelisch.de/inhalt/halb-ist-gleich-nichts). Und nun dieses weiteres Highlight im vollen Kirchenrund.
Dekan Oliver Bruckmann führte in seiner Ansprache aus, dass heutzutage Bildung mehr denn je eine Kernaufgabe in allen Netzwerken sei. „Wir brauchen Menschenbildung“ und „gesellschaftsorientiertes Lernen.“ Die FAKS eröffne zwei Perspektiven: „Junge Frauen und Männer sollen sich zu kompetenten ErzieherInnen entwickeln.“ Und: „Es geht um Kinder und Jugendliche, Behinderte wie Nichtbehinderte, für die unsere Studierenden später mit verantwortlich sind.“ Aber warum werde überhaupt ein Schulleiter gebraucht? Bruckmann nannte dazu drei Punkte:
1. Jemand müsse für möglichst gute Rahmenbedingungen, für Personal- und Unterrichtsentwicklung sorgen. Harald Wildfeuer sei dafür geradezu prädestiniert, weil er aus der Bildungsarbeit und Organisationsentwicklung komme.
2. Sodann sei hier ein Theologe gefordert. „Als kirchlicher Träger wissen wir, wie pädagogisch hilfreich das christliche Menschenbild ist. Um die persönliche Würde jedes Geschöpfes geht es, auch um individuelle und soziale Inklusion.“
3. Ferner bestehe die Aufgabe eines Schulleiters in der Kommunikation und Kooperation mit kirchlichen Trägern, mit der Stadt und vielen anderen Institutionen.
Anschließend sprach der Dekan dem abwesenden Pfr. Matthias Weigart, Pfr. Wildfeuers Vorgänger, Dank für die in sechs Jahren und vier Monaten geleistete Arbeit aus. Besondere Verdienste habe er sich während der großen energetischen Generalsanierung des Schulgebäudes erworben. Zum 1. Januar 2016 habe Weigart die neue Aufgabe der Schulleitung in der Diakonie Neuendettelsau übernommen – und sich leider für diese Feierstunde entschuldigen lassen. „Gerne hätten wir ihm den gebührenden Abschied gegönnt.“
Dann führte der Dekan Pfr. Wildfeuer mit Segnung und Sendung in sein Amt ein. Dabei assistierten neben der stellvertretenden FAKS-Schulleiterin Inge Krömmüller „alte“ Weggefährten Wildfeuers: Helga Nitzsche aus Goldkronach und Pfr. i. R. Gerhard Neumeister/Würzburg-St. Johannis.
Ein Gefangener presst sich fest an das Fenstergitter seiner Zelle und schaut nach oben, um von draußen etwas Licht zu erhaschen: die einzige Hoffnung, die ihm geblieben ist. - Und dabei steht doch die Tür seiner Zelle weit offen. So der steile Beginn der mit Spannung erwarteten Antrittspredigt von Pfr. Wildfeuer. Natürlich erzählte er ein Gleichnis: „Die Tür unserer Lebenszelle ist offen“. Doch leider seien viele in ihrer eigenen Weltsicht gefangen, z.B. in ihrem sozialen Status, ihrer Lebensversicherung oder in ihrem Hoffen auf das große Glück, auf die Gunst der Stunde. Ein kleiner Schimmer von Licht bedeute ihnen mehr als das eigentliche Leben. Nur ein einfacher Blickwechsel, ein paar Schritte nur, und ihr Leben bekäme neue Perspektiven.
Das Gleichnis vom Gefangenen diente dem Prediger aber auch als Parabel für die Arbeit der FAKS. „Neuorientierung, Wagnis – das wollen wir.“ Denn die Lust am Neuen, die Freude am Entdecken sei der Motor aller Bildungsprozesse. Dem entspreche das FAKS-Motto: „heute bilden – für morgen gestalten“. Wildfeuer resümierte eigene berufliche Aufbrüche und legte sein persönliches Bekenntnis zur Freiheit und zur evangelischen Kirche der Freiheit ab: „Mein Herz schlägt für die Freiheit.“ Auch die FAKS sei ein Ort der evangelischen Freiheit und des offenen Ganges, „ein Ort, an dem Menschen aufblühen können zu der Würde, die Gott ihnen zugedacht hat.“
Des Weiteren zitierte er Paulus („Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“, 2. Korinther 3,17), Kants Leitspruch der Aufklärung („Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“) und Luthers Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“, die zum Markenzeichen der Reformation geworden sei. Last but not least natürlich auch Johann Hinrich Wichern: Er habe unkonventionelle Wege in der Nächsten- und Menschenliebe beschritten.
Am Ende ermutigte Wildfeuer dazu, geliebte Sicherheiten aufzugeben, sozusagen „die liebgewonnenen Gitterstäbe loszulassen“, „mutig ins neue Land zu treten, das für uns alle offen steht“, und einander zu „Türöffnern und Wegbegleitern zu werden“. Dazu passend das folgende Gemeindelied: „Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist ...“
Immer wieder von musikalischen Einlagen der Dozierenden und Studierenden aufgelockert, folgten nach dem Gottesdienst - vor dem Empfang - in der Kirche noch etliche Grußworte:
So legte Gustav Eirich, Abteilungsdirektor für den Schulbereich in der Regierung Unterfranken, dem neuen Mann ans Herz, darauf zu achten, „dass die Studierenden die bestmögliche Ausbildung bekommen, die sie verdienen.“ Schweinfurts Landrat Florian Töpper bezeichnete Wildfeuer als „Idealbesetzung für die neue Aufgabe“ und wünschte ihm – unter Anspielung auf dessen Namen -, „dass immer ein Feuer für die FAKS in Ihnen brennen möge.“ Sorya Lippert, Zweite Bürgermeisterin der Stadt Schweinfurt, gab einen Mut machenden chinesischen Aphorismus zum Besten: „Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern, aber die anderen Windräder (orig.: Windmühlen).“ Und Erwin Meister, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Schulstiftung von Bayern, repristinierte persönliche Erinnerungen an das gemeinsame Theologiestudium in Erlangen vor annähernd vierzig Jahren.
Schließlich hieß auch die Mitarbeitervertretung der FAKS Pfr. Wildfeuer „willkommen in der FAKS-Familie“. Witzig wurde ihm im Namen der SMV und aller Studierenden „zur Einschulung“ eine Schultüte, gefüllt mit diversen symbolischen Objekten, überreicht. In seinem Dank betonte der neue Schulleiter, dass er „keine Ein-Mann-Show“ beabsichtige, sondern die Verantwortung auf verschiedene Schultern verteilen wolle. Das hörte sich nach Teamgeist an.