In der St. Johanniskirche ermöglicht eine Ausstellung den Blick zurück in die bewegten letzten 100 Jahre
Einhundert Jahre ist es her, dass im CVJM Schweinfurt (damals noch „Christlicher Verein junger Männer“) einige Mitglieder Trompeten und Posaunen in die Hand nahmen und gemeinsam begannen, Musik zu machen. Einen eigenen Probenraum gab es noch nicht, so dass gelegentlich auch die Gießkannen mitklangen bei den Proben des jungen Chores.
Wolfgang Großpietsch ist noch nicht sehr lange Mitglied. Als Jugendlicher hatte er bereits in seiner Heimat gespielt, beruflich bedingt dann aber eine sehr lange Pause gemacht – zum Ruhestand stieg er nun wieder ein und ist nun einer der Posaunisten im Evangelischen Posaunenchor, wie er heute heißt. In viel Detailarbeit hat er Fotos und Dokumente zusammengetragen und Plakate und Stellwände erstellt, die durch die bewegte Geschichte des Chores führen.Â
Schon zehn Jahre nach seiner Gründung war der Chor in seiner Existenz bedroht, erzählt er: Als Teil der kirchlichen Jugendarbeit drohte ihm die Eingliederung in die Hitlerjugend, so dass sich der Posaunenchor offiziell vom CVJM trennte. Doch schließlich wurde es auch für die gesamte Posaunenchorarbeit schiwerig. Der Zweite Weltkrieg bedeutete einen tiefen Einschnitt für den Chor; die Instrumente überdauerten versteckt im Turm der St. Johanniskirche und wurden glücklicherweise auch durch den Bombentreffer nicht zerstört, der der Johanniskirche schwere Schäden zufügte.
Nach dem Krieg fand sich der Posaunenchor wieder neu zusammen und hat sich im Schweinfurt und Umgebung einen Namen gemacht: Ob das Konzert an Heiligabend auf dem Marktplatz, das Weihnachtsliedersingen im Stadion, Spielen in festlichen Gottesdiensten oder eine Andacht beim Wegkreuz am Kernkraftwerk Grafenrheinfeld: Der Chor unter der langjährigen Leitung von Wolfhart Berger steht für qualitativ hochwertige Kirchenmusik zum Zuhören oder Mitsingen.
An einem Punkt ist die Ausstellung, die noch bis 4. November zu sehen sein wird, schon veraltet: Die zwei neuesten Mitglieder sind noch nicht namentlich verzeichnet. Die Posaunen werden seit neuestem verstärkt von Emilia Pfatteicher, die während ihrer Studienzeit hier spielt, und Vikarin Elise Badstieber von der Christuskirche Schweinfurt.
Gerade junge Menschen zum Mitspielen zu bewegen, ist heute nicht leicht. Ob jung oder alt: Wer Lust hat, ein neues Instrument auszuprobieren oder ähnlich wie Wolfgang Großpietsch nach einer langen Pause wieder neu zu beginnen, ist herzlich eingeladen zu den Proben. Jeden Mittwoch um 19:30 trifft sich der Chor in der Arche Dittelbrunn.
Natürlich gibt es zum „Hundertjährigen“ nicht nur die Ausstellung über die Geschichte. Am Samstag, 19.10. um 17 Uhr lädt der Chor ein zu einem großen Festkonzert in der St. Johanniskirche. Bitte beachten Sie die Uhrzeit – in einigen frühen Ankündigungen stand 19 Uhr.
Am Sonntag, 20.10. um 10:30 findet das Jubiläumswochenende dann seinen Abschluss mit einem Festgottesdienst, ebenfalls in St. Johannis, und einem anschließenden Standkonzert.
Mehr Informationen zum Chor finden Sie auf der eigenen Homepage: www.posaunenchor-sw.deÂ