Mit einem Festkonzert und einem Festgottesdienst beging der Chor das außergewöhnliche Jubiläum
Einhundert Jahre alt ist der Jubilar – Grund für eine große Feier. Zum Jubiläumskonzert hatte der Evangelische Posaunenchor Schweinfurt unter der Leitung von Wolfhart Berger in die Schweinfurter St. Johanniskirche eingeladen, die fast bis auf den letzten Platz besetzt war.
Festlich-fröhlich spielte der Chor sich durch die Jahrhunderte, begann im Barock und endete schließlich mit zeitgenössischen Stücken, die die Konzertbesucher zu Begeisterungsstürmen mitrissen. Virtuos auch Martin Seiwert von der katholischen Gemeinde Heilig Geist, der in ökumenischer Verbundenheit einige Musikstücke beitrug und teilweise auch gemeinsam mit dem Posaunenchor musizierte.Â
Pfarrer Dr. Wolfgang Weich als Gemeindepfarrer der Christuskirche, dem Probenort des Chores, begrüßte Oberbürgermeister Sebastian Remelé, Dekan Oliver Bruckmann und natürlich die zahlreichen Gäste. Ein besonderer Gruß galt dem alten Bläser-Mitglied Heiner Langguth und dem Organisationskomittee mit Wolfgang Großpietsch und Manfred Hümmer.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé blickte zurück auf die Geschichte des Chores: Die Gründung im Jahre 1919 als Posaunenchor des Christlichen Vereins junger Männer (CVJM), die Auflösung in der Nazizeit, die Wiedergründung nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem Schweinfurt zu einem großen Teil dem Erdboden gleichgemacht wurde.Â
Im Herbst 1945 war dann wohl die Absicht der Neugründer des Chores, der Zerstörung etwas Frohes, Mutmachendes entgegenzusetzen. Auch Remelés Gruß galt ganz besonders dem „Wiedergründungsmitglied“ Heiner Langguth.
Seit 1945 begleitet uns der Chor in Schweinfurt. Er selbst begegne dem Chor immer am Volkstrauertag, wo das letzte Lied immer „Ich hatt einen Kameraden“ sei. Ein positiver Gegensatz dazu sei der Heiligabend auf dem Marktplatz. Dies sei nun schon ein Traditionsgut in Schweinfurt. „Wir brauchen den Posaunenchor Weihnachten auf dem Marktplatz.“
Seit 36 Jahren leitet Wolfhart Berger den Chor – Grund genug, ihm an diesem Tag mit einem Blumenstrauß zu danken, den er prompt an seine Frau weitergab.
Den Gottesdienst am darauffolgenden Sonntag eröffnete der Chor mit dem feierlichen Marsch von Felix Mendelssohn-Bartholdy, der auch das Konzert tags zuvor eingeleitet hatte. Dekan Oliver Bruckmann begrüßte die wieder zahlreich versammelte Gemeinde. An der Orgel spielte zu diesem besonderen Anlass Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Knörr.
„Soli deo gloria“ - allein Gott zu Lob und Ehre feierten wir Gottesdienst, so Bruckmann.
In seiner Predigt über Psalm 98 („Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder“) sprach er über das Lob, das die ganze Schöpfung dem Schöpfergott singt. In dieses Lob stimmen auch die Posaunen, Trompeten, Tuben und Hörner ein. Wer Musik mache, tue etwas für seine Gesundheit und die der anderen.Â
Wo solches Lob Menschen packe, da bringe es sie auch in Bewegung. Aus dem Lob folge die Tat: „Wer Gott lobt, kann nicht die Nöte anderer links liegen lassen. So kommt aus dem Gotteslob die Gerechtigkeit. Gott loben, das ist unser Amt.“
Nach dem Predigtlied dankte Dekan Bruckmann insbesondere dem langjährigen Leiter des Chores, Wolfhart Berger. Seit 36 Jahren leite er den Chor und habe bereits einige Ehrungen erhalten, obwohl er eigentlich gar nicht geehrt werden wolle. „Es ist ein Glück, Segen, Freude, Ihnen zu danken“, so Bruckmann. Zur Erinnerung an diesen besonderen Tag überreichte er ihm das letzte Exemplar einer Gedenkmünze von St. Johannis, auf der der Krippenengel die Kirche trägt. „Auch Sie sind so ein Engel – ein Bote Gottes.“
Für den Landesposaunenrat sprach Bernd Lörler. Er überbrachte Grüße des Posaunenchorverbandes und blickte noch einmal auf die wechselvolle Geschichte des Chores zurück.Â
Er ging auch auf die Herausforderungen der heutigen Posaunenchorarbeit ein: Die große Altersspanne sei eine besondere Aufgabe, aber auch eine Chance. „Stellen Sie sich vor, im Fußball spielen alle von der F-Jugend bis zu den alten Herren in einer Mannschaft“.
Er dankte insbesondere dem Chorleiter Wolfhart Berger und den Bläserinnen und Bläsern des Chores. Für den Chor überreichte er eine Urkunde des Landesposaunenverbandes.
Mit dem fulminanten „Maestoso alla Marcia“ von Ludwig Maurer beschloss der Posaunenchor den Gottesdienst. Die Gemeinde dankte mit stehendem Applaus. Viele blieben noch zu einem Stehempfang vor der Kirche, wo bei strahlendem Sonnenschein der Bezirskposaunenchor mit Unterstützung weiterer Chöre ein Standkonzert gab.Â
Die Ausstellung zur Geschichte des Posaunenchors ist noch bis zum 4. November in St. Johannis zu sehen. Die Kirche ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet.
Herzlichen Glückwunsch dem Jubilar und auf die nächsten 100 Jahre!Â
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