Aus der Presse zitiert
Werneck. Seit 110 Jahren gibt es evangelisches Glockengeläut in Werneck. Das nahmen Pastor Pfarrer Friedrich Lösch und der Kirchenvorstand zum Anlass, Gemeindemitglieder und alle Bürger Wernecks zu einem Festtag einzuladen.
Der Gottesdienst im voll besetzten Pfarrsaal wurde von den Konfirmanden und der Musikgruppe „JOY“ gestaltet. Danach erinnerten Lösch und Mitglieder der Pfarrei in einem kurzweiligen Rollenspiel „einer Kirchenvorstandssitzung von damals“ an die Geschichte von Turm und Glocken. Bayern war zum Königreich erhoben worden. Schloss Werneck wechselte den Besitzer von Fürstbischof zu Königreich, und auch die Nutzung änderte sich – eine „Kreisirrenanstalt“ wurde dort untergebracht.
Die Zahl der Kranken stieg und so wurden auch mehr Ärzte und Pflegepersonal gebraucht, die sich in Werneck ansiedelten. In diese Zeit fiel auch eine erste Betreuung der Menschen durch einen evangelischen Geistlichen. Der damals gegründete „Evangelischer Verein“ erwarb das heutige Anwesen [...]
Der Anstoß eines Turmbaus mit Glocken (auch ohne eigene Kirche) erwuchs dem Brauch des „Schiedläutens“. Theoretisch hätten ja die katholischen Glocken läuten können, aber so weit war der Klerus damals noch nicht. Dem Drängen einer Einzelperson (Frau Franke) war es damals zu verdanken, dass Turmbau und Glockenbeschaffung ins Rollen kamen. Amtliche Widerstände und finanzielle Barrieren mussten überwunden werden. Neben dem Wernecker Spendenaufkommen half sogar überregionale Spendenbereitschaft (evangelischer Vereine) oder ganz konkret der Evangelische Frauenverein Kassel gleich mit der ersten 350 Kilogramm schweren Glocke. Schon wegen des Gewichtes schied als Turm ein kleinlich geplanter Dachreiter auf dem Pfarrhaus aus. Damals entschloss man sich auch zur sofortigen Anschaffung einer zweiten Glocke. Der Glockenturm konnte im Jahre 1903 am Kilianstag eingeweiht werden.
Heute beherbergt der Turm schon die zweite Glockengeneration: Nach 100 „Dienstjahren“ waren die zwei stählernen Glocken altersschwach und zum Sicherheitsrisiko geworden. Sie wurden daher im Jahr 2006 gegen zwei neue kupferne Glocken ausgetauscht. [...]
(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 13. Mai 2013, S. 27; Text: weg; Foto: Bergler)