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Bad Kissingen, 24. Juni 2012. Wenn der „Personalchef der Landeskirche“, so Helmut Völkels Selbstbezeichnung, predigt, lohnt allemal ein Gottesdienstbesuch. Dies erst recht, wenn außerdem noch „Kissinger Sommer“ angesagt ist und eine Joh.-Seb.-Bach-Kantate auf dem Programm steht! Wie nicht anders zu erwarten, war daher die Erlöserkirche voll besetzt. Pfr. Jochen Wilde, der Liturg dieses Special-Sonntagsgottesdienstes, wies zudem in seiner Begrüßung auf das aktuelle Themenjahr „Reformation und Musik“ im Rahmen der Lutherdekade hin.
Oberkirchenrat Völkel, offiziell Leiter der Abteilung F - Personal im Landeskirchenamt München, bis vor drei Jahren noch Regionalbischof des Kirchenkreises Ansbach-Würzburg und daher auch mit dem Dekanat Schweinfurt gut vertraut, legte detailliert die anschließend zu Gehör gebrachte Kantate „Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“ (BWV 170) aus:
Sie, deren Uraufführung in Leipzigs Thomaskirche 286 Jahre zurückliege (1726), basiere auf keinem biblischen Text, sondern auf einer freien Dichtung von Georg Christian Lehms und sei darum Ausdruck subjektiver Frömmigkeit. Sie beantworte die Frage: Wie können wir zu echter, ehrlicher Ruhe finden, die Bestand hat in Zeit und Ewigkeit? Denn die Suche nach Ruhe sei ein ganz persönliches Thema: „Wir leben in einer lauten, stressigen Zeit.“ Erfahrene Ungerechtigkeit oder Scheingerechtigkeit sorge gerade für Unruhe, während innere Ruhe nur im Glauben an Christus erfahrbar sei.
Bereits die Eingangsarie „Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“ zeige uns diesen Ort und die Quelle, aus der es zu schöpfen gelte. Sie führe uns durch eine harmonische Seelenlandschaft, in der wirklich paradiesische Ruhe herrsche.
„Die Welt, das Sündenhaus, bricht nur in Höllenlieder aus“, so das folgende Rezitativ. Gegenentwurf zum Sündenhaus sei das Haus Gottes. „Zwischen diesen beiden Polen vollzieht sich unser Leben.“ Zwar könne uns Christus „aus dem Morast des Sündenhauses herausziehen, aber wir müssen seiner Forderung nach besserer Gerechtigkeit und Nächstenliebe nachkommen.“
„Wie jammern mich doch die verkehrten Herzen, die dir, mein Gott, so sehr zuwider sein.“ Der Oberkirchenrat bekannte, bei diesem Ruf nach Erbarmen für die verdorbenen Herzen spontan an die kürzlich verstorbene Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich gedacht zu haben, die die Strukturen der Seele erforscht und heilige Unruhe verbreitet habe u.a. durch ihre provokante These, dass Erbgüter der Hitler-Ära in der Adenauer-Ära weiterlebten. Völkel: „Es braucht solche gesellschaftlichen Läuterungsprozesse.“
„So flieht mein Herze Zorn und Groll und wünscht allein bei Gott zu leben. […] Mir ekelt mehr zu leben, drum nimm mich, Jesu, hin.“ Diese Zeilen über Weltflucht konnte der Prediger freilich nicht teilen. Hier entferne sich die Kantate vom Zentrum des Evangeliums! Denn man dürfe nicht vor der Zeit aufgeben und die Sehnsucht nach dem Himmel groß schreiben, sondern müsse in der Kraft Gottes leben und auch das anvertraute Leben genießen. Dazu dienten Ruhezonen und Ruhezeiten, zum Beispiel unsere Feiertage, die uns Stille vor Gott und geistliche Regeneration ermöglichten. Mit dem berühmten Augustinus-Wort „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir, o Herr“ schloss Völkel: „Ja, diese Ruhe ist das Ziel!“
(Text: Siegfried Bergler)
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Total entspannt unmittelbar vor ihrem Auftritt: OKR Helmut Völkel und Kantor Jörg Wöltche |
Ein ganz persönliches Foto wurde dem Webmaster gestattet: Oberkirchenrat Völkel mit Frau Maria |
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Freute sich über das Kommen des Oberkirchenrats: Pfr. Jochen Wilde |
Neuentdeckung mit glockenheller Stimme: Counter-Tenor Stefan Kahle |
Und hier eine Würdigung der musikalischen Aspekte der Aufführung:
Kantor Jörg Wöltche, für die Musik zuständig, hatte mit dem Kammerorchester Bad Kissingen, dem Counter-Tenor Stefan Kahle (Basel), der Oboistin Christiane Jungbauer, der Fagottistin Monica Behnke (beide München) und dem Organisten Prof. Neithardt Bethke (Zittau) die Kantate für Orchester und Altus „Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“, BWV 170, von Johann Sebastian Bach, einstudiert. „Kantatengottesdienste sind eine der ureigensten evangelischen Gottesdienstformen. Dieses Kantatenkonzert anzubieten, ist für mich einer der Höhepunkte des Jahres“, erläuterte Kantor Jörg Wöltche. Zweifelsfrei gehört diese Kantate zu den anspruchsvollen Kompositionen ihrer Art und stellt eines der relativ seltenen Beispiele einer lupenreinen Kantate dar. Der „Andacht“-Text des Verfassers Georg Christian Lehms umfasst fünf Sätze, drei Arien und zwei Rezitative. […]
Ungeachtet der etwas dick aufgetragenen Sprache ist der Text zur Komposition besonders gut geeignet. Johann Sebastian Bach gab er Gelegenheit, alle Register seiner Kunst zu ziehen und einen ungewöhnlichen Einfallsreichtum an den Tag zu legen. Für die erste Arie verwendet Bach, gemäß der Titelzeile, den in sich ruhenden, vollkommenen 12/8-Takt und den milden Glanz der Tonart D-Dur. In dieser Arie können sich die Streichinstrumente und die „Oboe d’amore“ sowie die beherrschende Alt-Stimme voll entfalten. Mit dem ersten Rezitativ wird diese heile Welt für den Rest der Kantate verlassen. Das Weltbild wird sogar selbst in Frage gestellt. Dies signalisierte Bach dadurch, dass er das sonst verbindliche Bass-Fundament weglässt, Violine und Viola formen in hohen Tonlagen die Grundstimme, und die obligate Orgel und die Singstimme begeben sich in ein harmonisches und melodisches Abenteuer.
Die dritte Arie, die die Kantate abschließt, könnte ein Loblied auf die Freuden des irdischen Daseins sein, wenn nicht zu Beginn der Arie der übermäßige Schritt d-gis, ein Tritonus, der „Diabolus in musica“ wäre. Er signalisiert die Abscheu vor dem pharisäischen Dasein und die Notwendigkeit der Umkehr.
Mit einer gelungenen Interpretation schuf das Kammerorchester Bad Kissingen mit seinen Instrumentalsolisten ein stimmungsvolles Klangerlebnis, welches bezauberte und Herz und Sinne beben ließ. Auch der Counter-Tenor Stefan Kahle erwies sich als idealer Interpret der anspruchsvollen Arien und Rezitative. Er war kurzfristig für den ursprünglich vorgesehenen und derzeit erkrankten Counter-Tenor Matthias Rexroth eingesprungen.
(Text: Peter Klopf)
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Mit großer Vergangenheit: Gut Deutschhof auf ehemaligem Grund des Deutschritterordens |
Einzug der Geistlichen: Pfrin. Gisela Bruckmann u. Pfr. Jochen Wilde |
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Abschiedspredigt über prophetische Gaben und mit Blick zurück |
Segnung nach der Entpflichtung: Pfrin. Bruckmann, umgeben von ihren Kolleginnen und Kollegen sowie St. Lukas-Kirchenvorstehern |
Schweinfurt-Deutschhof, 17. Juni 2012. Wie schnell doch die Zeit vergeht! Fünf Jahre sind schon eine (gewisse) Zeit, auch im Wirken eines Pfarrers oder einer Pfarrerin. So lange, für manche erst so kurz, liegt nämlich Gisela Bruckmanns Einführung zurück: Mit Wirkung vom 1. September 2007 hatte sie die II. Pfarrstelle von St. Lukas mit Tätigkeitsschwerpunkt am Gut Deutschhof angetreten und war dort am Erntedanksonntag, dem 30. September 2007, installiert worden (s. Archiv 2007, Nr. 11).
Und nun ihr Abschiedsgottesdienst! Schon in der Begrüßung brachte Pfarrer Christian von Rotenhan das Meinungsbild der St. Lukas-Gemeindeglieder zum Ausdruck: Er bzw. man bedauere, Frau Bruckmann zu ihrer neuen Wirkungsstätte ziehen zu lassen.
Ihre Wirkungsstätte, das Gut Deutschhof, charakterisierte die Pfarrerin in ihrer biographisch gefärbten, bilanzierenden Predigt als „Burg“, „Schätzkästlein“ sowie „Ort der Ruhe und Geborgenheit inmitten der Betriebsamkeit der Stadt“. Bei ihrer Einführung habe sie den ehemaligen Getreidespeicher noch als Baustelle vorgefunden. Doch inzwischen konnte sie den fünften Kirchweihgottesdienst feiern, vier Konfirmandenjahrgänge begleiten und hat dazu beigetragen, dass auch die Kindergartenkinder sich hier zu Hause fühlen.
Pfrin. Bruckmann verschwieg nicht, dass der Ausbau des Deutschhofes umstritten gewesen, zudem längst noch nicht abgeschlossen, auch die Kirche nicht fertig bezahlt sei: Habe es denn überhaupt ein zweites Gemeindezentrum gebraucht?
Natürlich bejahte sie dies: Dadurch hätten die Deutschhof-Gemeindeglieder ihre geistliche Heimat gefunden, einen Standort, an dem „ortsnah prophetisch geredet werden kann“. Damit spielte die Pfarrerin auf den Predigttext des Tages an (1. Korinther 14,1-3.20-25), einen Appell des Paulus, sich geistlicher Gaben zu befleißigen. Wie dem Apostel schwebt ihr eine offene, einladende Gemeinde vor, die sich von Gott ansprechen lasse und Zeugnis gebe von seinem Wort; - eine Gemeinde, in der auch Gastfreundlichkeit Raum haben müsse, womit die Pfarrerin auf Asylantenschicksale hierzulande aufmerksam machte.
Neben dem Vielen, das Frau Bruckmann am Deutschhof erleben und gestalten konnte, bekannte sie sich aber auch zu nicht Gelungenem. So stehe die Etablierung eines Treffpunktes für demenzkranke Angehörige weiterhin aus, genauso wie die eines Bibelgesprächskreises oder die regelmäßiger Kinder-Eltern-Spielgruppen. Ihr tröstliches Schlusswort: „Pfarrer kommen und gehen, aber Gottes Zuspruch zu uns bleibt - freundlich und beständig.“
In seiner Funktion als stellvertretender Dekan sprach ihr Pfarrer Jochen Wilde (Bad Kissingen) am Ende den Dank „für die Früchte ihres Wirkens“ aus und nahm ihre Entpflichtung vor. Immer wieder auf das Jesus-Gleichnis von den ArbeiterInnen im Weinberg anspielend, betonte Wilde, dass die Pfarrerin „auf den ehemaligen Feldern des Gutes“ erfolgreich gearbeitet und Gespür und Sensibilität für die unterschiedlichen „Gemarkungen von St. Lukas“, die „ihre eigenen Qualitäten, Bonitäten und Eigenheiten“ hätten, gezeigt habe. Pfrin. Bruckmann habe neues Leben in das Gut Deutschhof hereingebracht und hier – zumindest dienstlich – Heimat gefunden. Natürlich sei es allemal schwer, gewachsene Verbindungen zurückzulassen, aber gerade das Pfarrer-Dasein bestätige die Binsenweisheit, dass wir ernten, was andere zuvor säten, bzw. dass andere das ernten werden, was wir aussäten. Auch das Abschiednehmen stehe unter Gottes Segen, weil an dem bekanntlich alles gelegen sei.
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Blitzlichtgewitter im vollen Gemeindesaalrund |
Rührend verabschiedeten die Kinder des Kindergartens und der Krippe Gut Deutschhof die Pfarrerin |
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Endlich konnten sie zum gemütlichen Teil übergehen: Pfr. Jochen Wilde, "Senior" Pfr. Dr. Wolfgang Weich, Pfrin. Christiana von Rotenhan und ihre Vikarin Daniela Schmid |
Man glaubt es kaum, wie viele Geschenke in eine Tüte passen (v.l.): Pfrin. Christiana von Rotenhan, Pfr. Christian von Rotenhan u. Pfrin. Susanne Rosa beim Überreichen |
Es war, bis auf den Entpflichtungsteil, ein ganz normaler, keineswegs überladener Abendmahlsgottesdienst. KMD Gustav Gunsenheimer begleitete ihn an der Orgel und gestaltete ihn mit eigenem Sologesang aus, unter anderem mit Mendelssohns Vertonung des 121. Psalms: „Hebe deine Augen auf zu den Bergen“.
Der anschließende Empfang im Gemeindesaal bot Gelegenheit für Grußworte; unter anderem sprach Heike Gröner für den Evang. Frauenbund Schweinfurt, und Waldemar Schulz, Kirchenvorsteher und Mesner am Deutschhof, ergriff für die Russlanddeutschen das Wort: „Dass wir eine lebendige Kirche sind, verdanken wir Ihnen!“ Schulz überreichte der Pfarrerin eine russische Bibel aus dem 18. Jh.
Immer wieder wurde betont, dass die Pfarrerin den Menschen zugetan gewesen sei und kreative Ideen eingebracht hätte. Man bewunderte ihre kirchenmusikalischen Qualitäten und schätzte die Seniorennachmittage mit ihr.
Die beiden „Senioren“ des Dekanates Schweinfurt, Pfr. Dr. Wolfgang Weich und Pfrin. Christhild Grafe, zeigten sich im Namen des Pfarrkapitels froh darüber, dass Pfrin. Bruckmann ja nicht weit weg gehe, und wünschten ihr deshalb Gottes Begleitung „auf dem kurzen Weg zur nächsten Gemeinde“. Auch ihre St. Lukas-Kolleginnen und -Kollegen zeigten Verständnis für Bruckmanns Entscheidung eines Stellenwechsels, um näher zu ihrer Familie zu sein. Sie schenkten ihr nützliche, z.T. ausgefallene Utensilien zum Kochen und Backen, darüber hinaus seitens des Kirchenvorstandes einen Rosenstock für den Garten.
„Ich nehme die kürzere Version“: So bedankte sich Pfrin. Bruckmann für die wohlmeinenden Worte. Sie habe „gute und schwierigere Erfahrungen“ machen müssen, doch „immer wieder war Licht da.“ Der Saal stimmte daraufhin den irischen Segenssong "Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand" an.
Vom Gut Deutschhof sind es Luftlinie genau 3,1 Kilometer, von St. Lukas gar nur 1,3 km zu Bruckmanns neuer Wirkungsstätte St. Salvator ab dem 1. Juli. Wetten, dass bei ihrer Einführung am 7. Juli viele bekannte Gesichter und Worte wieder zu sehen bzw. zu hören sein werden? Vielleicht wählt Pfrin. Bruckmann zur Abwechslung die Langversion.
Mit Wirkung vom 1. Juli 2012 wird Pfrin Bruckman die III. Pfarrstelle Schweinfurt-St. Johannis (zusammen mit St. Salvator) übertragen. Der Einführungsgottesdienst wird am Samstag, dem 7. Juli 2012, um 17.00 Uhr in St. Salvator stattfinden. Herzliche Einladung!
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Wie "man" sie kennt: Pfrin. Gisela Bruckmann |
Wie "man" sie auch gerne hört: als begnadete Sopranistin |
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Altenstein. Von Mo., 7. Mai, bis zum Mittwoch, dem 9. Mai 2012, fand der diesjährige PfarrerInnen-Familienkonvent in der Freizeit- und Tagungsstätte Altenstein statt.
Hier präsentieren wir eine kleine Bildergalerie mit Eindrücken zur Erinnerung - die Fotos stammen von Pfr. Dr. Weich und Dekan Bruckmann.
Auf dem Montag-Programm stand ein bunter Abend. Am Dienstagmorgen fanden divserse Workshops statt, z.B. das Erlernen von Body Percussion (Rhythmen ohne weitere Hilfsmittel) und wie man Musik macht mit Veeh-Harfen mit Pfr. Dr. Marcus Döbert. Pfr. Friedrich Lösch führte in christliche Meditation ein.
Mittags ging's dann auf Tour zum "Fränkischen Bibelweg" nach Seßlach mit ausgiebiger Wanderung von fast zehn Kilometern, vorbei an zwölf Stationen von der Schöpfung bis zum Himmlischen Jerusalem, und natürlich Picknick-Stopp. Der Abend klang aus mit einem Feierabendmahl. Tja, und am Mittwochmorgen musste schon wieder die Heimreise angetreten werden.
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"Percussion" stand auf dem Stundenplan - auch mit Alltagsgegenständen lässt sich "Musik" machen. |
Volle Konzentration beim Erlernen eines neuen Instrumentes: der Veeh-Harfe |
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Mitorganisator Pfr. Dr. Wolfgang Weich durfte sich schon mal positionieren; links mit Sonnenbrille Pfr. Martin Schewe; rechts: Pfr. Dr. Marcus Döbert |
Die Gruppe rätselte oft recht lange; hier an der Skulptur "Noah". |
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Alle folgen Pfrin. Gisela Bruckmann bergab. |
Ja, die Kondition! Ermüdungserscheinungen stellen sich bei PfarrerInnen rasch ein (links: Vikar Manuel Sauer u. Pfr. Markus Vaupel) |
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Nicht nachmachen! Angeblich je ein Schewe- und Weich-Sprössling vor der Holzskulptur "Sündenfall" samt unverkennbarer Schlange (Gen 3) |
Offenbar gewöhnungsbedürftig: Pfrin. Christhild Grafe mit einem Kuschel-Nachkommen |
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Personeller Wechsel in der evangelischen Gesamtkirchengemeinde und im Kirchengemeindeamt Schweinfurt
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Die Nobilitäten (v.l.): Dekan Oliver Bruckmann, Verwaltungsoberinspektor Detlef Brands, GKV-Leiterin Dagmar Kohlmeyer, Diakon Rüdiger Thiel u. Dekan Dr. Gerhard Hausmann/Neustadt (Saale) |
Schweinfurt, 12. Mai 2012. In einem Gottesdienst in der St. Johanniskirche wurde der bisherige stellvertretende Geschäftsführer der Gesamtkirchenverwaltung Schweinfurt, zugleich der stellvertretende Leiter des Kirchengemeindeamts, Diakon Rüdiger Thiel, verabschiedet und sein Nachfolger, Verwaltungsoberinspektor Detlef Brands, eingeführt. Passend dazu stimmte die Gemeinde Kirchenlieder wie „In Gottes Namen fang ich an, was mir zu tun gebühret“ und „Ich weiß, mein Gott, dass all mein Tun und Werk in deinem Willen ruhn“ an.
Das Evangelisch-lutherische Kirchengemeindeamt (KGA) in der Friedenstraße, eines der größten in der Bayerischen Landeskirche, ist zuständig für die Verwaltung der vier Dekanatsbezirke Schweinfurt, Castell, Bad Neustadt und Rügheim mit 118 Rechtsträgern, darunter 96 Kirchengemeinden mit insgesamt 88.000 Gemeindegliedern, und für die Fachakademie für Sozialpädagogik (FAKS). Ferner kümmert es sich um fast 1000 kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um 38 Kindergärten und um weit über 100 laufende Baumaßnahmen. Etwa 100000 Buchungen jährlich gehen über die Schreibtische der Gesamtkirchenverwaltungsstelle, deren Leiterin Dagmar Kohlmeyer ist.
Dekan Oliver Bruckmann legte ein Jesus-Gleichnis aus (Matthäus 13,44): Das Himmelreich gleiche einem Schatz, der aber verborgen in einem Acker liege. Diesen Schatz gelte es in alltäglicher Mühe zu finden. „Das Himmelreich ist nicht zu haben ohne die Mühe im Alltag!“ Da sich Gottes Wort unter den Bedingungen dieser Welt ereigne und deshalb auch die gesamte Kirche im Alltag lebe, bedürfe es guter Verwaltungsstrukturen. Beispielsweise müssen Sorge getragen werden um eine geheizte Kirche, um Rechnungen für Abendmahlsbrot und –wein, um die korrekte Pflege des Meldewesens, Fahrkostenabrechnungen, ordentliche Verträge, Arbeitssicherheit, vorbildliche Arbeitsbedingungen für MitarbeiterInnen oder um die Kita-Finanzen. Daher zeigte sich der Dekan froh darüber, „dass es das Kirchengemeindeamt gibt und auch auf diese Weise das Evangelium unter die Leute gebracht wird.“
Dann würdigte er die gut dreijährige Arbeit von Rüdiger Thiel seit dem 1. Januar 2009 (s. Archiv 2009/I, Nr. 8): Der Diakon war aus der kirchlichen Verwaltung gekommen und zuvor acht Jahre lang Geschäftsführer der Rummelsberger Brüderschaft gewesen. Thiel habe für die Gesamtkirchenverwaltung eine ganz große Entlastung bedeutet und rasch das Vertrauen der Pfarrerinnen und Pfarrer sowie der Kirchenvorsteher erworben, - dies vor allem aufgrund seiner Kompetenz in Fragen des Bauwesens. Unschätzbar auch seine Abwicklung des Projektes Immobiliensicherung bei immerhin 320 kirchlichen Objekten! „Es war eine reiche Zeit mit Ihnen.“ Der Dekan sprach ihm dafür im Namen der Gesamtkirchengemeinde, der Dekanatsbezirke und der Gemeinden seinen Dank aus und wünschte ihm Gottes Segen für die neue Aufgabe: Mit Wirkung vom 21. Mai 2012 wird Thiel Leiter des Kirchengemeindeamtes und Geschäftsführer der Gesamtkirchenverwaltung Bayreuth.
Detlef Brands, den neuen stellvertretenden Leiter des hiesigen Kirchengemeindeamtes, zeichnet eine spannende Berufsbiographie aus: Unter anderem war er Zeitsoldat bei den Fallschirmspringern, dann bei der Bundesagentur für Arbeit für das Maßnahmenmanagement in der Arbeitsvermittlung zuständig. Zum 1. Juni 2012 wird er nun ins Kirchenbeamtenverhältnis auf Lebenszeit übernommen. Ihm wünschte der Dekan gutes Gelingen, persönliche Freude und in allem Gottes Segen.
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In seiner Predigt fand Dekan Oliver Bruckmann den Schatz im Acker in der Gesamtkirchenverwaltung Schweinfurt |
Aufmerksame, teilnehmende Gemeinde; erste Reihe (v.r.): Pfr. Matthias Weigart (Leiter der FAKS), Pfr. Dr. Wolfgang Weich u. Pfr. Jochen Wilde (stellvertretender Dekan) |
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Verabschiedung und Segnung von Diakon Rüdiger Thiel |
Einführung und Segnung von Verwaltungsoberinspektor Detlef Brands |
Unter den 40 Gästen beim anschließenden Empfang im Martin-Luther-Haus waren insbesondere Mitarbeitende der Verwaltungsstelle, Pfarrerinnen und Pfarrer, aber auch etliche mit laufenden kirchlichen Baumaßnahmen betraute Architekten. GKV-Leiterin Dagmar Kohlmeyer würdigte ihren bisherigen Stellvertreter Thiel: Er habe „eine anständige Organisationsstruktur geschaffen“. Sein Nachfolger Brands sei aufgrund seiner vielseitigen Erfahrungen „ein Geschenk des Himmels“ und „ein Generalist“, der förmlich auf neue Aufgaben brenne.
Vom Nachbardekanat Neustadt/Saale sprach Dekan Dr. Gerhard Hausmann ein Grußwort unter Bezugnahme auf ein Bibelzitat (Markus 13,33): Die Zeit des Gehens wie Kommens sei da. Es liege in Gottes Hand, ob diese unsere Zeit eine gute Zeit sei. Am Ende bedankten sich der scheidende und der neue Mann für den Gottesdienst und die guten Wünsche. Thiel sprach von einer sehr intensiven Zeit in Schweinfurt, Brands bat um Vertrauen und Einarbeitungszeit.
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Nicht so oft wie unser Dekan zu sehen: Dekan Dr. Gerhard Hausmann aus Neustadt/Saale zusammen mit Dagmar Kohlmeyer |
Deshalb gleich nochmals (v.r.): Dekan Dr. Hausmann, Dekan Bruckmann und Pfr./Senior Dr. Wolfgang Weich (Poppenlauer) |
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Vor St. Johannis: Gruppenbild mit Herrn Dekan Oliver Bruckmann |
Schweinfurt, 4. Mai 2012. Kurzbesuch von sechs Frauen aus Malaysia! Sie gehörten dem offiziellen 24-köpfigen Organisationsteam an, das mit rund drei Jahren Vorlauf den diesjährigen Weltgebetstag (WGT) am 2. März liturgisch erarbeitete. Er stand unter dem Motto „Steht auf für Gerechtigkeit“, engl.: “Let justice prevail“, und befasste sich sowohl mit der Situation von Frauen als auch generell mit Religion und Politik, vor allem mit Ausbeutung, Korruption und Menschenrechtsverletzungen in dem südostasiatischen 27 Mio.-Einwohner-Staat. Die Staatsreligion im multikulturellen, multiethnischen und multireligiösen Malaysia ist der Islam, dem 60 Prozent der Bevölkerung angehören. Der andersgläubigen Minderheit, darunter den neun Prozent Christinnen und Christen, wird nur theoretisch Religionsfreiheit gewährt. Unter Rückgriff auf biblische Worte haben die Malaiinnen ihren Protest im Gottesdienstentwurf für den Weltgebetstag ausgedrückt, z.B.: „Selig sind die, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden satt werden“ (Matthäus 5,6).
Seit dem 1. Mai tourten die sechs Delegierten, verschiedenen christlichen Denominationen angehörend und verschiedene Berufe ausübend – eine ist methodistische Pfarrerin, eine andere Gesangslehrerin, wieder eine andere Hochschuldozentin - vorrangig durch Bayern. Denn Malaysia, namentlich die Lutherische Kirche in Malaysia (LCMS), ist seit über drei Jahrzehnten Partner der evang.-luth. Kirche in Bayern. Sie waren zu Gast im Partnerschaftszentrum „Mission EineWelt“ in Neuendettelsau sowie im Dekanat Gunzenhausen, das seit kurzem eine Partnerschaft mit einem malaiischen Kirchenbezirk unterhält, unternahmen aber auch einen Abstecher nach Westfalen auf Einladung der dortigen Frauenhilfe.
Und für einen gut ausgefüllten Tag machten sie auch in Schweinfurt Station. Zu verdanken war diese Stippvisite Renate Käser, der Landessynodalin des Dekanates und Dekanatsbeauftragten für Mission, Partnerschaft und Entwicklung.
Schon am Morgen traf der Kleinbus, gesteuert von Pfrin. Ulrike Hansen vom Referat Mission Interkulturell/Mission EineWelt, am Staatlichen Beruflichen Schulzentrum Alfons Goppel ein, an dem Frau Käser unterrichtet und die die Schüler der 11. Klassen inhaltlich gut auf Malaysia vorbereitet hatte. Von daher kamen diese mit den Gästen in ein anregendes Gespräch.
Am Nachmittag, beim Treffpunkt in der St. Johanniskirche, gesellten sich einige Vor-Ort-Organisatorinnen des Weltgebetstages im Dekanat Schweinfurt hinzu: die WGT-Dekanatsbeauftragte Pfrin. Christhild Grafe, die jährlich die Vorbereitungsteams der einzelnen Gemeinden schult, die Dekanatsfrauenbeauftragte Brigitte Buhlheller, ferner Pfrin. Gisela Bruckmann und Birgit Assmann.
Dekan Oliver Bruckmann übernahm persönlich die Führung durch „die evangelische Kirche in Unterfranken“! Er zeigte ihnen u.a. Taufstein, Kanzel und die gut gehüteten, wertvollen vasa sacra (das Tauf- und Abendmahlsgerät). Sodann ließ der Dekan „Nun danket alle Gott“ anstimmen und zeigte sich dankbar für die schöne Erfahrung, dass man auf der ganzen Welt zusammen singen könne. Die vielen Kirchen, die die eine Kirche Jesu Christi repräsentierten!
Eine weitere Besuchsstation war der Verein „Frauen helfen Frauen“, der 2010 sein 30-jähriges Bestehen begangen hat und Träger eines Frauenhauses für bis zu zwölf Bewohnerinnen und maximal 18 Kinder ist. Man traf sich zum Erfahrungsaustausch mit dessen Leiterin Gertrud Schätzlein in deren Beratungsstelle (http://www.frauenhaus-schweinfurt.de). Sie erläuterte, dass laut einer Studie jede dritte Frau Gewalt erfahre, nämlich 42% psychischer und 25% physischer Natur! Sie müsse feststellen, dass immer Ältere, selbst über 60-Jährige, inzwischen ins Frauenhaus kämen. Im letzten Jahr habe sie leider über 79 Frauen aus Platzmangel abweisen müssen. Auch den Malaiinnen waren derlei “safe houses“ geläufig, gibt es doch in ihrem Land genauso häusliche, sexuelle Gewalt und Misshandlung von Frauen – ebenfalls weitgehend tabuisiert. Dort bieten vor allem die Kirchen Beratungsdienste an.
Zu den weitgehend vergleichbaren Problemen gehört auch das so genannte „Baby-Dumping“: dass junge, ledige Frauen ihre Neugeborenen einfach irgendwo, etwa auf einer Toilette, ablegen. Gerade in einem muslimischen Staat bedeutet ein vorehelich geborenes Kind eine große Schande. Die dortigen Kirchen bieten Babyklappen und Adoptionsvermittlungen an.
Am Ende bedankte sich Frau Käser bei den Besucherinnen und allen, die sie in Schweinfurt begleiteten. “Let justice prevail“ – das diesjährige Weltgebetstagsmotto stellt eine bleibende Herausforderung dar.
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Der Dekan beantwortete geduldig malaiische Fragen zur Kirche auf Englisch |
Aus dem Safe geholt: Stolze Präsentation der wertvollen, alten Abendmahlsgerätschaften |
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Ernstes Thema: Gewalt gegen Frauen in der Beratungsstelle des Schweinfurter Frauenhauses; links: Leiterin Getrud Schätzlein, daneben Ursula Lux vom "Schweinfurter Tagblatt" |
Aufgabe offenbar brillant erfüllt: die Betreuerinnen der Weltgebetstagsdamen dürfen heim (v.l.): Birgit Assmann, Brigitte Buhlheller, Pfrin. Christhild Grafe, Pfrin. Gisela Bruckmann u. Renate Käser |
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Er blieb trotzdem der Größere: Dr. Henning Scherf mit (v.l.) OB Sebastian Remelé, Dekan Oliver Bruckmann u. Stellvertretender Bürgermeisterin und SPD-Kreisrätin Kathi Petersen | Keine Berührungsängste: Der Altbürgermeister umarmte spontan eine Zuhörerin |
Schweinfurt, 10. April 2012. Ein großer Mann – körperlich wie geistig – war der Festredner des Abends! Unter dem Titel „30 Jahre – gemeinsam unterwegs“ beging der Seniorenbeirat der Stadt Schweinfurt seinen 30. Geburtstag mit einer Großveranstaltung im Evangelischen Gemeindehaus.
In seiner Begrüßung der Honoratioren aus Politik und Kirche, vor allem der Stadtrats- und Seniorenbeiratsmitglieder, blickte der Vorsitzende Werner Dietmar auf den Anfang zurück: Ein Arbeitskreis „Altenhilfe“ habe Ende der 70er Jahre den ersten Seniorenplan erarbeitet. Am 23. März 1982 wurde die Zusammensetzung des Seniorenbeirates durch den Stadtrat einstimmig genehmigt. Seither finden jährlich Seniorenwochen statt, in diesem Jubiläumsjahr mit gleich über 50 Veranstaltungen vom 4. Mai bis 1. Juni.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé betonte in seinem Grußwort die Wichtigkeit des Seniorenbeirates als Interessenvertretung älterer Menschen und Brückenschlag zum Stadtrat. Denn fast jeder vierte Schweinfurter (24%) sei über 65 Jahre alt – mehr als der bayerische Durchschnitt, der bei knapp 20 Prozent liege. Der Seniorenbeirat fördere die Eigeninitiative und Lebensqualität älterer Menschen und stelle Verbindungen zwischen den Generationen her. Remelé rief abschließend dazu auf, weiterhin die Stadt aktiv zu gestalten.
Dann kam der Auftritt besagten großen Mannes: Dr. Henning Scherf, von 1995-2005 Bürgermeister und Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen. Seit 2006 macht der inzwischen 73-Jährige durch sein Engagement für ältere Menschen von sich reden. Buchtitel wie Grau ist bunt: Was im Alter möglich ist oder Das Alter kommt auf meine Weise - Lebenskonzepte heute für morgen sind sozusagen Bestseller geworden. Schon seit 25 Jahren wohnt er mit seiner Frau in der Bremer Innenstadt in einer zehn Partien umfassenden Wohngemeinschaft verschiedener Generationen.
Der über Zwei-Meter-Hüne begrüßte zunächst per Handschlag jeden Einzelnen im Saal, weit mehr als 100 Personen, und demonstrierte dadurch immer noch, wie einst als SPD-Politiker, Bürgernähe. Dann setzte er zu seinem Vortrag „Alter im Wandel“ an – aber nicht abgehoben auf der Bühne am Rednerpult, sondern unten auf Augenhöhe mit dem Publikum – frei redend, unterhaltsam im Stil eines Entertainers.
Durch den demografischen Wandel würden sich Altersbiografien gewaltig verändern. Allein innerhalb der letzten hundert Jahre habe sich die Lebenserwartung um 30 Jahre erhöht. „Die Älteren sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen“. Habe man bisher beim (Un-)Wort „Ruhestand“ assoziiert, man würde in die Ecke gestellt, abgeschoben und warte zu Hause, bis der Tod komme, so sei das Gegenteil richtig. „Wir haben das Glück, in Friedenszeiten alt zu werden“. Zudem gebe es heutzutage gute medizinische Hilfen – selbst in der Krebstherapie. Deshalb betrachte er die per Gesetz vorgeschriebene Altersgrenze als Diskriminierung. „Wer nichts zu tun hat, ist unglücklich. Mir tut das selber gut, wenn ich mich unter die Leute mische.“
Scherf wurde dann sehr persönlich und erzählte unter anderem von seiner Aufgabe eines „Lesebotschafters“ – einmal in der Woche liest er in einer Grundschule vor -, dann von der eines Chorsängers - den 120-köpfigen Chor hat er selbst gegründet! – und von seinen sportlichen Aktivitäten, besonders vom Fahrradfahren. Natürlich durfte die Schilderung des Alltages in der Bremer WG – bis hin zur Sterbebegleitung - nicht fehlen. „Die Gemeinschaft hilft tragen.“ Immer wieder reist Scherf quer durch Deutschland zu Pflegewohngemeinschaften und verbringt dort mindestens eine Woche, um das Miteinander kennen zu lernen. Besonders an die Adresse von Diakonie-Chef Jochen Keßler-Rosa gerichtet, empfahl er, im Innenstadtbereich leer stehende Liegenschaften intelligent zu nutzen und gegenseitige Hilfeleistung anzubieten. Durch einen „Mix“ von Hauptamtlichen, Ehrenamtlichen und Angehörigen lasse sich gemeinsam kochen, den Garten bewirtschaften, Unternehmungen planen und einander pflegen. Statt Altenghettos zu bauen, gelte es also die Älteren in die Stadt zu integrieren, wo sie den Menschen und den kommunalen Instanzen nahe seien. Scherf wünschte, „dass wir neue Umgangsformen entwickeln und uns gegenseitig nahe bleiben“.
Die anschließende Fragerunde fokussierte sich auf Scherfs Wohngemeinschaft, etwa wie man dort Konflikte löse und welche Hausregeln es gebe. Der Ex-Bürgermeister hätte wohl noch weit mehr als die vorgesehenen eineinhalb Stunden Rede und Antwort gestanden („Langeweile ist das Gefährliche!“), aber nicht nur die jungen Damen des Flötenquintetts von der Musikschule wollten ihre letzte Nummer spielen, sondern auch das Büfett für den Stehempfang war längst gerichtet. Moderator Diakon Norbert Holzheid musste beherzt eingreifen, um den begnadeten großen Unterhalter mit Pralinen zu beschenken und ihn zum Buchsignierstand zu geleiten. Ein kurzweiliger, nachgehender Abend!
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Drei Schweinfurter Größen (v.l.): Diakoniewerk-Vorstand u. Bezirksrat Jochen Keßler-Rosa, Diakon u. Mitglied des Seniorenbeirates Norbert Holzheid sowie Dekan Oliver Bruckmann |
Grußwort des Oberbürgermeisters Sebastian Remelé |
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Dr. Henning Scherf bei seinem Vortrag vor der Bühne coram publico |
Geduldiges Signieren seiner Bücher mit persönlicher Widmung |
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In rotes Hintergrundlicht getaucht: die Kreuzigungsgruppe im Altarraum der Kreuzkirche |
Schweinfurt-Oberndorf, 6. April 2012. Unter den vielen Veranstaltungen zum Todestag Jesu im Dekanat Schweinfurt ragte zweifellos der 30. Oberndorfer Karfreitag heraus. Seit drei Jahrzehnten kooperieren die evangelische Kirchengemeinde Kreuzkirche und die Band „Jericho“ für dieses Gottesdienst- und Kulturprojekt. Nicht verwunderlich, dass die Kirche voll besetzt und die Erwartung entsprechend groß war.
„Jericho“ wurde 1975 in Schweinfurt gegründet. Sie bereichert nicht nur das Dekanat und hat nicht nur in der Evang.-luth. Landeskirche in Bayern über 1000 Konzertveranstaltungen begleitet, sondern von 1983 bis 2003 auch auf Kirchentagen mitgewirkt und damit „die Geschichte der Popmusik in der Kirche mitgeschrieben“ (laut Selbstdarstellung der Band: http://www.jericho-ev.de).
Der Abend stand unter dem Titel "flow my tears" und widmete sich schwerpunktmäßig Stücken der beiden englischen Komponisten John Dowland (1563-1626) und Henry Purcell (1659-1695). Dowland, dem elisabethanischen Zeitalter bzw. der Renaissancezeit zugehörig, war und ist bekannt für seine Werke für Laute solo und Lautenlieder. Sie gehören zu den anspruchsvollsten und ausgereiftesten Stücken für dieses Instrument und zählen heute zum festen Repertoire nahezu aller Lautenisten.
"Flow, my tears, fall from your springs!" Wohl Dowlands bekanntestes und beliebtestes Stück (1596) wurde zunächst in einer Instrumentalversion vom gebürtigen Schweinfurter Gitarristen Johannes Tappert an der Laute dargeboten, dann von der Altistin Kerstin Rosenfeldt (Bamberg), früher Sängerin der Band, jetzt gefragte Interpretin im Bereich der Kirchenmusik und ständiges Mitglied im Konzertchor des Bayerischen Rundfunks, gesungen:
„Fließt, meine Tränen, strömt aus euren Quellen, für immer verbannt: lasst mich trauern. Wo der schwarze Vogel der Nacht sein düsteres Lied singt, dort lasst mich einsam sein. Verlöscht, ihr trüben Lichter, scheint nicht mehr! Keine Nacht ist dunkel genug für jene, die verzweifelt ihr verlorenes Glück betrauern. Das Licht enthüllt nur ihre Schmach. […]“
Entsprechend düster melancholisch auch ein anderes Tränenlied Dowlands: "Go crystal tears, like to the morning showers, […] come heavy sleep, the image of true death; and close up these my weary weeping eyes" („Kommt, kristallene Tränen, wie die Regengüsse am Morgen; komm, schwerer Schlaf, das Bild des wahren Todes, und verschließe diese meine matten, weinenden Augen“).
Henry Purcell wirkte in der Barockära und trug schon zu seinen Lebzeiten als bester englischer Komponist den Ehrentitel „Orpheus britannicus“. Auf seinem Grabstein in der Westminster Abbey steht übrigens: “Hier liegt Henry Purcell, der dieses Leben verlassen hat und zu jener gepriesenen Stätte gegangen ist, an der allein sein Wohlklang übertroffen werden kann.“
Von 1692 stammte sein Lied "Music for a while shall all your cares beguile" (“Musik wird eine Zeitlang deine Sorgen vertreiben. Du wirst dich wundern, wie deine Schmerzen nachlassen und Schmähungen erträglich werden“). Seitens „Jericho“ wirkten ferner Gitarrist Hansi Neupert sowie Cellist Dr. Stefan Itze mit.
Bibellesungen (die drei Leidensankündigungen Jesu) und die Abendmahlsliturgie hatte Pfarrerin Christhild Grafe inne. Sparsam ging sie in diesem bewusst stillen Gottesdienst mit Wortbeiträgen um. „Wir sind eingeladen, uns auf dem Leidensweg Jesu dem Kreuzesgeschehen zu stellen und die Tränen fließen zu lassen. Es ist heilsam zu weinen. Tränen sind ein Zeichen der Hoffnung; sie bringen das Leben zurück. Unser Weg der Tränen mündet ein in die Feier des Hl. Abendmahls. Wir fühlen: Mit unseren Tränen stehen wir nicht allein da. Sondern Gott geht zusammen mit uns durch das Dunkel, bis es licht wird. Jesus will uns im Abendmahl zu einer Gemeinschaft verbinden.“
Auch die Gemeinde konnte sich mit Liedern wie „Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt“ und „Kommt, wir teilen das Brot am Tisch des Herrn“ einbringen. Dezent wurde die Sakramentsfeier musikalisch untermalt mit „Sei stille dem Herrn“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy und „Gib dich zufrieden und sei stille“ von Johann Sebastian Bach.
Ein betont stiller Karfreitag! In sich gekehrt, fast wortlos ging man hernach auseinander.
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Schweinfurt. 21. März 2012: Vom 3. bis 23. März führte der Würzburger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann eine Visitation im (kath.) Dekanat Schweinfurt-Stadt durch. Zu seinem randvollen Programm gehörte auch die Begegnung mit Vertretern der evangelischen Kirche, sprich dem (evang.) Dekanat Schweinfurt, zuständig für 44.000 Protestanten, der evangelischen Citykirche und der hiesigen Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK). In ihr sind neben den Römisch-Katholischen auch Methodisten, Altkatholiken und Griechisch-Orthodoxe vertreten.
"Wie kommen wir miteinander aus?" Einhellig lautete die Antwort auf die vom katholischen Dekan Reiner Fries gestellte Impulsfrage, dass Ökumene in der ehemals freien evangelischen Reichsstadt Schweinfurt ganz groß geschrieben werde. Der evangelische Dekan Oliver Bruckmann hält sie sogar für „ein Glanzlicht“, geprägt von „unkomplizierter, vertrauensvoller und pragmatischer Zusammenarbeit. Es läuft sehr gut.“
Aber nicht nur die gemeindliche Ökumene mit Weltgebetstag oder Kinderbibelwoche und die Arbeit der AcK, sondern auch das Aktionsbündnis „Schweinfurt ist bunt“, die beiden Erwachsenenbildungswerke und die Krankenhausseelsorge sind von ökumenischem Geist durchdrungen, ferner der niederschwellige „MehrWegGottesdienst“ und die „Nacht der offenen Kirchen“. Dekan Fries regte darüber hinaus einen ökumenischen Kirchentag an.
Der Schweinfurter AcK-Vorsitzende Pfr. Martin Schewe (Christuskirche) sieht in den Kirchen einen Schutzraum und überaus wichtige Ansprechpartner. Sie seien herausgefordert, zu brisanten Themen wie „Armut“ oder „Sonntagsschutz“ nicht zu schweigen. Denn hierfür gebe es in dieser Stadt „zu kurze Wege.“
Der Bischof bekräftigte: „Wir bemühen uns um Nähe.“ Es gelte zu zeigen, dass die Kirche für die Menschen da sei. Darum halte er gemeinsames Auftreten in der Öffentlichkeit für überaus wichtig – wie etwa bei der freitäglichen Aktion der Wagenkirche in der Innenstadt. Dies würden die Leute erwarten. Zugleich gab er sich selbstkritisch: „Wir haben ein Defizit in der Vokabularwahl.“ Die binnenkirchliche Sprache wirke für viele antiquiert. „Auch an unseren Sprachbildern müssen wir deshalb arbeiten.“ Kirche sollte wie Jesus in Gleichnissen reden, die jedoch für die heutige Zeit verständlich und griffig sein müssten.
Andererseits legte Bischof Hofmann Wert darauf, nicht die bestehenden theologischen Unterschiede zwischen beiden Kirchen nivellieren zu wollen. Dies gebiete der Respekt vor der anderen Meinung. Natürlich bestehe eine innere Unzufriedenheit darüber, dass ein Riss durch die Christenheit gehe, aber es gelte, dies im Gebet vor Gott zu bringen. Dekan Bruckmann entgegnete, dass zur Glaubwürdigkeit der Botschaft der Verzicht auf „konfessionalistische Attitüden“ gehöre. Gerade eine – selbst lästige – Kontroverse könne Chancen bieten und Potenziale freisetzen. „Der Frieden wird in der Differenz errungen.“
Theologische Fragen blieben bei diesem Treffen im katholischen Dekanatszentrum außen vor. „Wir freuen uns an dem, was bisher möglich ist“, meinte Citypfarrer Heiko Kuschel, und deutete lediglich an, dass bislang im MehrWegGottesdienst der Sakramentsteil, ja selbst eine Agapefeier am Ende fehlen müsse. Und Pfr. Schewe wies auf die Schwierigkeiten beim Kanzeltausch hin.
Abschließend dankte Bischof Hofmann für das offene Gespräch in kleinem Kreis. Dekan Bruckmann bedankte sich seinerseits für die ökumenische Freundschaft und den gemeinsamen Ernst im Bemühen um das Evangelium. Er lud den Bischof offiziell als Gastprediger am Reformationstag 2012 nach St. Johannis ein.
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Bischof Friedhelm Hofmann mit (v.l.) Citypfr. Heiko Kuschel, dem kath. Dekan Reiner Fries u. AcK-Vorsitzendem Pfr. Martin Schewe, dahinter der Vorsitzende des (kath.) Dekanatsrates Werner May, Diakon Dr. Michael Wahler, der Sekretär des Bischofs Raban Hirschmann, Diakon Sven Stephan und der bischöfliche Chauffeur |
Lockere Atmosphäre in ökumenischer Eintracht: Bischof Dr. Friedhelm Hofmann und Dekan Oliver Bruckmann |
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Auf Augenhöhe sitzend (v.l.): Pfr. Heiko Kuschel, Pfr. Martin Schewe, Dekan Oliver Bruckmann, Diakon Dr. Michael Wahler u. Pastoralreferent Günter Schmitt | und ihnen gegenüber (v.r.): Dekan Reiner Fries, Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, Werner May u. bischöflicher Sekretär Raban Hirschmann |
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Bad Kissingen, Sa., 3. März 2012. Andreas Kuhnlein (Jg. 1953, geboren und wohnhaft in Unterwössen im Chiemgau) muss im Dekanat Schweinfurt nicht mehr eigens vorgestellt werden. Er ist längst zur festen Institution geworden. Einige Male wurde hier bereits über ihn und seine Ausstellung "SäulenHeiligeMenschen" in der St. Johanniskirche im letzten Jahr berichtet (s. Archiv 2011/I, Nr. 2 u. Archiv 2011/II, Nr. 3+9). Seine imposanten Holzskulpturen - obwohl mit Motorsäge gearbeitet filigran, zerbrechlich wirkend - sind in der Erinnerung, z. T. sogar in Schweinfurter Privatbesitz geblieben.
Nun fand in der Bad Kissinger Erlöserkirche die Vernissage zu einer weiteren Kuhnlein-Ausstellung unter dem Titel "Bilder des Menschen" statt. Dort sind acht Exponate, weitere im Kurgarten, in der Wandelhalle und im Arkadenbau, also im Kurzentrum, zu bewundern. Die Ausstellung ließ sich seitens der evangelischen Kirche in bewährter Zusammenarbeit mit der Staatsbad Bad Kissingen GmbH verwirklichen und eröffnet in diesem Jahr zugleich die "Kissinger Osterklänge".
Pfr. Jochen Wilde von der Erlöserkirchengemeinde bei seiner Begrüßung des kunstbeflissenen Pubilkums: "Andreas Kuhnlein macht nicht viele Worte um seine Kunst. Lieber lässt er andere darüber sprechen. Aber am besten sprechen die Kunstwerke selber über ihn. 'Meine Figuren erzählen Geschichten', sagt er - Geschichten, die das Leben beschreiben, Skulpturen, in denen sich der/die Betrachter/in selbst entdecken und seine/ihre eigene Geschichte erkennen soll."
Dekan Oliver Bruckmann, schon seit Jahren mit dem Künstler befreundet und von daher auch Intimus von dessen Werken, würdigte dessen Schaffen.
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Andreas Kuhnlein neben einer seiner Holzskulpturen (Titel: "Und nach dem Schein - das Sein") im Kurgarten von Bad Kissingen |
Hausherr Pfr. Jochen Wilde (r.) mit dem Künstler (Mitte) und Dekan Bruckmann (l.) neben der Skulptur "Lastenträgerin" im Seitenschiff der Erlöserkirche |
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Sorgten für den künstlerischen musikalischen Rahmen mit Schubert- und Brahms-Liedern: Katrin Edelmann (Alt) und Jörg Wöltche am Flügel |
Hochkonzentriert: Dekan Oliver Bruckmann bei seiner Laudatio |
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Im Chorraum: aufstehende, sich nach oben streckende Skulptur "Befreiung" |
"Vielleicht war sie eben noch in derselben unbequemen Position wie der Mensch, der gebunden und handlungsunfähig am Boden kniet" (Bruckmann). |
Hier Auszüge aus der Laudatio des Dekans:
"Der Baum ist ein Lebensspeicher", sagt Andreas Kuhnlein, deshalb für ihn auch kein lebloses Material. Der Baum hat seine Würde. Und erst wenn er abgestorben und deshalb ausgeholzt ist, wird er für Kuhnlein zum Werkstoff. Dann arbeitet der Künstler in die Lebensspuren des Baumes seine Skulptur. Oder holt er sie heraus? Legt er intuitiv das Leben frei, das im Baum gespeichert ist und dem des Menschen gleicht? [...]
In jedem Fall werden Werkstoff und Menschenbild in seinen Skulpturen untrennbar eins. Sie lassen die Spuren erkennen, die den Baum wie den Menschen prägen. [...] Kuhnlein verarbeitet nicht Holz, er schält das Leben heraus und findet zur organischen Einheit von Baum als Lebensspeicher und Mensch als lebendigem Erfahrungswesen. [...]
Kuhnlein ist kein akademischer Künstler, sondern Autodidakt. [...] Nicht die Kunst hat er studiert, sondern das Leben, dem er mit seinen expressiv-realistischen Skulpturen Ausdruck verleiht. [...] Zwischenmenschliche, gesellschaftliche und politische Zusammenhänge interessieren ihn. Aus aller Verkrümmung heraus kann das Leben doch irgendwann zum Durchbruch finden. Es kann ein harmonisches Ineinander von Geben und Nehmen sein oder das tödliche Gegeneinander von Kain und Abel. [...] Oberflächlichkeit aufdecken, nachdenklich machen, mit der Kunst die Gedanken bewegen, das ist es, was Kuhnlein will. [...] Der Mensch zwischen Macht und Ohnmacht, Vergehen und Vergänglichkeit, darauf liegt der künstlerische Ausdruck seiner Skulpturen, die er nun vollständig mit der Motorsäge aus dem Holz herausarbeitet und zerklüftet. [...]
Kuhnlein ist kein Idealist. Das Leben ist eben keine Idylle, der Mensch nicht einfach heil, sondern verwundet, vernarbt, bedrückt. Indem der Künstler die Oberfläche aufreißt, geht er tatsächlich unter die Haut. Er gibt den Blick hinter die Fassade frei. [...] Gleichzeitig schafft er abstrakte Bildnisse. So erhöht er das Identifikationspotential. [...] Kuhnleins Menschenbilder machen nachdenklich. Macht und Ohnmacht, beides sind existentielle Erfahrungen, beides kenne ich von mir. Verletzungen erleide ich und füge sie anderen zu. [...] Eitel, vorläufig und vergänglich sind auch menschliches Wissen und Können. [...] Da hält es Kuhnlein eher mit dem alten Sokrates, der nach Jahren intensiven Nachdenkens zu dem weisen Schluss kommt: "Ich weiß, dass ich nichts weiß." Bildnisse der Vanitas sind Kuhnleins Menschenbilder. Bilder der Vergänglichkeit. Der Gedanke an die Vergänglichkeit bewegt den Künstler konsequenter Weise auch für seine Kunst, seine Skulpturen. [...] "Ich mache meine Skulpturen nicht fürs Museum", sagt der Künstler. Sie zeigen die Vergänglichkeit und bleiben ihr selbst unterworfen. [...] Am schönen Schein können wir uns nicht festhalten. Nur kurz, höchstens! [...]
Andreas Kuhnlein ist längst ein weltweit renommierter Bildhauer auf höchstem künstlerischen und handwerklichen Niveau mit unverwechselbarer Handschrift, ein national und international gesuchter Aussteller und Objektkünstler mit zahlreichen Auszeichnungen.
Im Anschluss daran standen der Künstler selbst und seine Frau dem Publikum Rede und Antwort. Sie zeigten die Werke in der Kirche und führten auch zu den draußen in den Kuranlagen befindlichen Exponaten.
Die Skulpturen-Ausstellung ist bis einschließlich Pfingstmontag, 28. Mai 2012, zu sehen. Eintritt frei.
Zum Begleitprogramm gehört eine Gottesdienstpredigtreihe in der Erlöserkirche jeweils zu einer der Figuren am 4., 11., 18., 25. März, 1., 5., 8. u. 9. April.
Führungen mit Rundgang werden freitags, 15.00 Uhr, am 9., 16., 23., 30. März u. am 13. April angeboten. Treffpunkt: in der Erlöserkirche
Ein Katalog (Titel: "Aufbruch") über diese und andere Werke von Andreas Kuhnlein ist käuflich erwerbbar.
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Reges Besucherinteresse anl. der Vernissage in der Erlöserkirche |
Außeninstallation vor dem Regentenbau: 24 Holzköpfe einer eiskalten Tischgesellschaft und zwischen ihnen das Ei des Kolumbus |
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Sorge um PosaunenchornachwuchsDekanat Schweinfurt startet PilotprojektDie acht Neuen mit ihrer "Lehrerin" Michaela Weißenberger (r.); im Hintergrund (v.l.) Posaunenchorleiter Rainer Müller u. Anne Kupfer sowie die Obfrau des Bezirksposaunenchors Marion Beck-Winkler und dessen Leiterin Andrea Balzer |
Schweinfurt, Sa., 21. Jan. 2012. Im Martin-Luther-Haus begann ein vom evangelischen Dekanat Schweinfurt mit 2000 Euro jährlich gefördertes Pilotprojekt: die qualifizierte Nachwuchsausbildung für die zwölf evangelischen Posaunenchöre im Dekanatsbezirk.
Denn es sind zu wenige Interessierte, um in jedem Posaunenchor vor Ort eine solche Förderung durchführen zu können. Daher nun dieses zentrale Angebot mit halbjährlichen Intensivkurs-Blöcken. „Sonst sterben wir aus“, bekundete Bezirksposaunenchor-Obfrau Marion Beck-Winkler.
Angefangen haben sieben Jungen und ein Mädchen im Alter zwischen acht und 14 Jahren. Sie kommen aus Niederwerrn, Gochsheim und Poppenlauer und treffen sich monatlich einmal an einem Samstagvormittag im Schweinfurter St. Johannis-Gemeindehaus unter professioneller Leitung: Die in Elementarer Musikpädagogik an der Hochschule für Musik in Würzburg ausgebildete Diplommusiklehrerin Michaela Weißenberger / Theilheim, zudem seit dem Alter von 12 Jahren selbst begeisterte Posaunistin, unterrichtet die jungen Bläser.
Beim ersten Treffen standen gymnastische Übungen und Fingerfertigkeiten auf dem Programm, darüber hinaus Notenlehre und erste Versuche eines Zusammenspiels. Auch kam der Spaß am Musizieren nicht zu kurz.
Aufmerksame Gäste waren die Leiterin des evangelischen Bezirksposaunenchores, Kantorin Andrea Balzer, sowie die Posaunenchorleiter Rainer Müller aus Poppenlauer und Anne Kupfer aus Niederwerrn. Reich mit Arbeitsmaterial für die kommenden vier Wochen ausgestattet, traten die Neulinge mittags den Heimweg an.
Natürlich würde sich die Kleingruppe über weitere Verstärkung aus den Gemeinden freuen. Wer Interesse hat, ein Blechinstrument zu erlernen, wende sich an Marion Beck-Winkler in Obereisenheim (Zehntgasse 3, Tel. 09386/489).
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Probenszene: Selbst Kantorin Andrea Balzer machte eifrig mit |
Es gab auch einen theoretischen Teil zum Zuhören mit Erklärungen von Michaela Weißenberger (r.) |
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Dekan Oliver Bruckmann u. Chefredakteur Karl-Heinz Körblein bei der Mahlzeit, gespickt voller (z.T. Hintergrund-)Infos |
Schweinfurt, 16. Januar 2012. Zu den ersten Dekanspflichten in jedem neuen Jahr gehört das Pressegespräch inklusive Arbeitsessen mit Vertretern der örtlichen Mainpost-Redaktion. Dekan Oliver Bruckmann dankte zuallererst dem Redaktionsleiter des Schweinfurter Tagblattes, Karl-Heinz Körblein, ausdrücklich „für eine faire und kritische Berichterstattung, für zeitnahe und kurzfristige Veranstaltungshinweise sowie für eine freundliche Zusammenarbeit.“ Die Mischung stimme.
Sodann schnitt Bruckmann stichwortartig die für 2012 wichtigen Punkte an:
- die Kirchenvorstandswahlen am 21. Oktober und die bis dahin nicht für jede Gemeinde leichte Kandidierendenfindung
- die Verlegung der Sakristeibibliothek von St. Johannis mit sage und schreibe 80 Büchermetern ins Museum Otto Schäfer, um sie dort öffentlich zugänglich zu machen
- der Abschluss des Umbaus der Evang. Fachakademie für Sozialpädagogik bis zum neuen Schuljahr
- die Wiederherstellung des ältesten und deshalb unter ganz besonderem Denkmalschtz stehenden Pfarrhauses von ganz Bayern in Zell
- der Neubau des Kirchengemeindeamtes und der Umzug von Diensten und Werken, u.a. des EBW, kda und der Evangelischen Jugend, ins Untergeschoss des Evangelischen Gemeindehauses
- der Aufbau eines Förderkreises für den A-capella-Mädchenchor junge stimmen schweinfurt, nachdem 2011 ein Trägerverein gegründet wurde. Die jungen Damen werden übrigens in diesem Jahr in Schweinfurts französischer Partnerstadt Châteaudun gastieren.
- die Planung einer festen ökumenischen Veranstaltung (Gedenkgottesdienst o.ä.) unter dem Stichwort „Erinnerungskultur“ am Mahnmal für die ehemaligen Zwangsarbeiter in Schweinfurt-Oberndorf
- die Wanderausstellung „Wir lebten in einer Oase des Friedens“ samt Begleitprogramm in St. Johannis vom 29. Febr. bis zum 18. März
- eine weitere Andreas-Kuhnlein-Skulpturenausstellung (s. Archiv 2011/II, Nr. 3) im Rahmen der Osterklänge ab dem 3. März in Bad Kissingen
Mit Zufriedenheit konnte der Dekan feststellen, dass derzeit nur eine Pfarrstelle – bei immerhin 27 - vakant ist: Schweinfurt-St. Johannis III (zusammen mit St. Salvator). Erleichtert zeigte er sich auch über den deutlichen Rückgang der Kirchenaustritte 2011 gegenüber dem Vorjahr. Eine detaillierte, dekanatsweite Untersuchung über Kirchenmitgliederbindung samt Befragung und Evaluation stehe an.
Sorge bereitet dem Dekan jedoch die Vakanz der beiden hauptamtlichen Dekanatsjugendreferenten-Stellen seit Sept. letzten Jahres. Von daher könnten heuer nur wenige zentrale Angebote, jedoch keine Sommerfreizeitmaßnahmen – abgesehen von denen des CVJM – gemacht werden. Mit den Jugendlichen gingen natürlich auch Familien der Kirche verloren.
Vorausblickend auf das Lutherjahr 2017 (Thesenanschlag 1517!) vermerkte der Dekan, dass dieses in Schweinfurt zusammen mit dem 475. Jubiläum der Einführung der Reformation (1542) in größerem Rahmen, u.a. begleitet von einer Ausstellung in der Kunsthalle, begangen werde.
Alles in allem eine kurzweilige Informationsstunde, die den Kurs des Dekanates und die Handschrift des Dekans recht deutlich machte.
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Einzug anlässlich der Einführung von Pfr. Raßdörfer am 4 März 2007 in Niederwerrn (s. Bericht: Archiv 2007, Nr. 20) | Ja, es ist etwas später - fast 5 Jahre danach: Einzug anlässlich der Verabschiedung von Pfr. Raßdörfer am 1. Januar 2012 |
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Pfr. Raßdörfer während seiner glaubensstarken Abschiedspredigt | Dekan Oliver Bruckmann entpflichtet ihn mit dem Aaronitischen Segen |
Niederwerrn, 1. Jan. 2012. Ungewöhnlich, dass der berufliche Werdegang des Pfarrers einigen Gemeindegliedern erst bei seinem Abschied so richtig bekannt wurde. Dekan Oliver Bruckmann hatte dafür eigens die Personalakte von Helmut Raßdörfer, dem dienstältesten Pfarrer des Dekanates (65), gewälzt. Zunächst wollte Raßdörfer Diakon werden, ließ sich aber dann zum Industriekaufmann bei Kugel-Fischer schulen. Nach 13 Jahren habe er also "gewusst, wo die Leute der Schuh drückt", und sei als "Spätberufener" in Neuendettelsau zum Pfarrverwalter ausgebildet worden, um 1981 in Dörflis nahe Königsberg i.B. (DB Rügheim) seinen Probedienst anzutreten. 11 Jahre später, Sept. 1992, immer noch in Dörflis, kam endlich (?) seine Berufung ins Pfarrdienstverhältnis. Von Herbst 1993 bis 2007 bekleidete er die Pfarrstelle an der Kreuzkirche Schweinfurt-Oberndorf, seit März 2007 die halbe Pfarrvikariatsstelle in Niederwerrn. Der Dekan präsentierte Raßdörfers berufliche Vita deswegen, um den biographischen Hintergrund der "freundlichen, dem Menschen zugewandten Art" des beliebten "Pfarrers mit Leib und Seele" zu verdeutlichen. Leider sei dies auf Kosten seiner Gesundheit gegangen, - deshalb der reduzierte Diensteinsatz in den letzten Jahren.
Nun bereiteten ihm gemeindliche Anhänger aus sämtlichen drei Wirkstätten einen festlichen Abschied im übervollen "Martin-Luther"-Gemeindezentrum von Niederwerrn und beklatschten seine (vorläufig) letzte Predigt. Ihr lag ein Text aus dem Josuabch (Kap. 1) zugrunde mit dem "Kehrreim": "Sei getrost und unverzagt!", und Pfr. Raßdörfer legte noch einmal ein bewegendes, missionarisches Glaubenszeugnis ab: Dies sei ein tröstliches, ermutigendes Wort zu Beginn des neuen Jahres. Weil Gott sich nicht verändere, könnten auch wir heute sein Handeln für unser Leben und unsere Gemeinde wie Josua einst vor gut 3000 Jahren erfahren. Doch stünden Gottes Zusagen unter der Bedingung, dass wir die Gebote, also seine Anweisungen für ein gelingendes Leben, und die Treue zu seinem Wort halten. "Lasst uns doch das Buch der Bibel nicht aus den Augen verlieren", so Raßdörfers eindrücklicher Appell: "Wir brauchen die geistige Nahrungsaufnahme genauso dringend wie das tägliche Brot." Auch die Erinnerungen an unsere bisherigen Glaubenserfahrungen gelte es mit ins noch unbekannte Jahr zu nehmen. Und er schloss mit dem tröstlichen Wort: "Im Herzen eines Taifuns kann ein Kind gut schlafen", will sagen: Wir sollen vordringen zur Mitte des Lebens, "nämlich zum Herzen Gottes, das er uns in Jesus Christus gezeigt hat."
"Das Jahr geht gut los mit einer Verabschiedung", meinte anschließend süffisant der Dekan, als er den Pfarrer offiziell von all seinen dienstlichen Aufgaben entpflichtete, segnete und ihm und seiner Frau Evi für die geleistete Arbeit dankte. Zugleich händigte er Pfr. Edson Schumacher eine Urkunde seitens der Landeskirche aus, die dessen Dienstauftrag in Niederwerrn um einen weiteren 25%-Stellenanteil aufstockt mit der allgemeinkirchlichen Aufgabe der Vertretung des nunmehr dauervakanten Pfarrvikariates.
Den Grußwortreigen eröffnete Niederwerrns Bürgermeister Peter Seifert, der sowohl Pfr. Raßdörfer für seinen dritten Lebensabschnitt als auch Pfr. Schumacher für seine Mehrarbeit alles Gute wünschte. Senior Pfr. Dr. Wolfgang Weich samt stellvertretender Seniorin Pfrin. Christhild Grafe, zudem Nachfolgerin Raßdörfers in Oberndorf, gratulierten im Namen des Pfarrkapitels zum Ruhestand; Pfrin. Grafe überreichte ihm Nüsse aus ihrem, also seinem ehemaligen Pfarrgarten. Landessynodalin Renate Käser bezog Hermann Hesses Gedicht "Stufen" auf die neue Lebensstufe Raßdörfers und erinnerte an den betagten Vater Abraham, der Gottes Segen für einen neuen Lebensabschnitt erhielt. In Vertretung des kath. Pfarrers Stefan Kömm dankte eine Vertreterin der Pfarreiengemeinschaft Niederwerrn-Oberwerrn dem scheidenden Pfarrer für seinen Einsatz fürs Evangelium und überreichte ihm ein Ruhekissen. Mit einer Laterne für den Zugang zu seinem Ruhestandshaus in Poppenhausen leuchtete sozusagen KV-Vorsitzende Doris Englisch ihrem Pfr. Raßdörfer mit Dank für so manche Vakanzvertretung heim.
An den Auszug der Geistlichkeit unter fulminanten Orgel- und Posanenchorklängen schloss sich der obligatorische Stehempfang an.
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Gruppenbild (v.l.): Dekan Bruckmann, KV-Vorsitzende Doris Englisch, Pfr. Raßdörfer u. Frau Evi, Pfr.-Ehepaar Annette u. Edson Schumacher | Letzter Gedankenaustausch: Evi Raßdörfer und Niederwerrns KV-Vorsitzende Doris Englisch |
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Trafen den Ton: Beschwingte, zu Herzen gehende Abschiedsworte von Senior Pfr. Dr. Wolfgang Weich und stellvertr. Seniorin Pfrin. Christhild Grafe | Befehl zum Abtreten? Pfr. Raßdörfer holte (seine?) Papiere vom Dekanat |