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www.schweinfurt-evangelisch.de

Archiv 2011/I (Jan - Juni)

1. Zweiter Gottesdienst im Dekanat für Demenzkranke

2. Vernissage zur Ausstellung "SäulenHeiligeMenschen"

3. Fünf Jahre "Protestantische Kirchenstiftung Schweinfurt"

4. Dekanatsseniorentag 2011

5. Ökumenischer Jugendkreuzweg in Bad Kissingen

6. Augustinum-Seelsorge: Verabschiedung von Norbert Pache+Einführung von Pfrin. Christhild Grafe

7. Kantatengottesdienst zu den Bad Kissinger Osterklängen

8. Poppenläurer Kirchweih

9. Vorstellung von Rel.päd. Michaela Sauer

10. Konfirmandengruppe verbrachte erlebnisreichen Tag im Katharinenstift

11. Erster Gottesdienst im Dekanat für Demenzkranke

12. 50 Jahre Evangelischer Frauenbund am Bergl

13. Zukunftskonferenz: Cityseelsorge in Schweinfurt

14. Kirchenaustritte: Pilotprojekt des Dekanates Schweinfurt

15. Pfrin. Christiane Müller in Coburg eingeführt 

16.  80. Geburtstag von Dekan em. Johannes Strauß

- Dekanatskirchentag 2011: bitte sowohl hier als auch hier klicken

 

1.  Zweiter Gottesdienst im Dekanat für Demenzkranke

Schweinfurt, 20. Juni 2011. Neben mir im Martin-Luther-Haus sitzt ein fröhlicher, gesprächiger Mann: gepflegte Erscheinung, ehemals Physiker, seit ein paar Jahren Pensionär, der sich den Kaffee schmecken lässt. Erst nach einer gewissen Zeit merke ich, dass er immer wieder Erinnerungslücken hat, Sprünge im Gespräch macht oder auf einmal von etwas ganz anderem zu reden beginnt.
Neben ihm seine Frau „im besten Alter“, die mir ganz offen, fast erleichtert, seine Demenzerkrankung schildert. Beide hatten sich, nachdem die Kinder aus dem Haus waren, auf den gemeinsamen Ruhestand gefreut. Doch in den letzten sechs Jahren machte sich die Krankheit immer deutlicher bemerkbar. Zunächst versuchte die Frau, diese vor der Nachbarschaft zu verheimlichen. Auch jetzt traut sie sich noch nicht, ihn in eine Kurzzeitpflege zu geben, um etwa ihren lang gehegten Traum von einer Fjordkreuzfahrt nach Skandinavien zu verwirklichen. Dabei hätte sie "Tapetenwechsel" so nötig! „Er ist ein mir ganz fremder Mensch geworden“, sagt sie. Bei allen täglichen Verrichtungen steht sie ihm zur Seite, damit er in seiner inneren Welt glücklich ist. So macht sie ernst mit dem Traugelübde „bis dass der Tod uns scheidet“.
Am Kirchweihmontag in St. Johannis Schweinfurt fand der zweite Gottesdienst für Demenzerkrankte und deren Angehörige statt (s. den Bericht zum ersten Gottesdienst am 22.2. weiter unten). Eingeladen hatten diesmal die St. Johannis-Kirchengemeinde, das Dekanat und die Diakonie Schweinfurt. Aus dem gesamten Umland fanden sich rund 30 Personen ein - aus Gochsheim, Werneck usw.: ein ökumenisches Beisammensein, das freilich mehr Beachtung verdient gehabt hätte.
Diakon Norbert Holzheid,  Beauftragter für Seniorenarbeit im Dekanat Schweinfurt, predigte einfühlsam und gleichnishaft über einen Blumenstrauß auf dem Altar: So vielfältig wie die unterschiedlichen Blumen, ihre Farben und Gerüche hat Gott uns Menschen gemacht. Jede/r ist etwas ganz Einzigartiges, für Gott gleich schön und wertvoll. Jede/r ist Teil der Schöpfung und hat seinen ganz bestimmten Platz im Garten Gottes. Gott möchte die Welt durch uns alle etwas schöner machen.
Vertraute, eingängige Lieder wie „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ oder „Großer Gott, wir loben dich“ riefen die Erinnerung an frühere Tage wach. Und die Abendmahlsfeier in großem Kreis um den Altar stärkte das Zusammengehörigkeitsgefühl. Niemand brauchte sich ausgegrenzt oder „beobachtet“ zu fühlen.
Im Anschluss an den Gottesdienst wurde im Martin-Luther-Haus zu Kaffee und Kuchen geladen. An den Tischen ergaben sich viele persönliche, auch tröstliche Gespräche wie das oben geschilderte. Noch in diesem Jahr ist ein weiterer Gottesdienst für Demenzkranke geplant.

   
 

Impressionen vom Gottesdienst

l.o.: Diakon Norbert Holzheid begrüßt Kranke und Gesunde.

r.o.: Predigt über den Blumenstrauß

l.: Am Tisch des Herrn in großem Rund

 

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2. "Sein Holz geht unter die Haut"

Vernissage zur Ausstellung "SäulenHeiligeMenschen"

   
Initiator und Mitorganisator Dekan Oliver Bruckmann im Pressegespräch mit Katharina Winterhalter        Strahlender Künstler: Andreas Kuhnlein 
 

Unten: Eigens für Schweinfurt geschaffen: seine Holzinstallation "Säulenheilige" (2011)

Gesamtansicht mit Stiefeln auf der Säulenspitze

und Detailblick zur Säulenbasis:

Fragmente herabgestürzter vermeintlicher Heiliger

 

Kulturmanager Dr. Ernst Schneider: "Kuhnleins unscharfe Figuren veranlassen den Betrachter, sie scharf zu sehen."    
   

 

Schweinfurt, 26. Mai 2011. Warmer Regen ergoss sich über die Installation „Säulenheilige“ vor der Kunsthalle und machte ihre Vergänglichkeit evident. „Vergänglichkeit“ lautet auch das Grundthema des Künstlers Andreas Kuhnlein aus dem oberbayeriscehn Chiemgau, dem sich die vier Meter hohe Fichtenholzsäule, eingefasst von 48 kleinen Säulen, verdankt: Vergänglichkeit (vanitas) und wie sich Menschen vergeblich dagegen auflehnen und dabei ihre Hybris offenbaren.
Schweinfurts Kulturamtsleiter Dr. Ernst Schneider hatte vor's ehemalige Sachs-Bad zum Preview vor der eigentlichen Vernissage geladen und konnte rund 30 beschirmte ZuschauerInnen – und natürlich den Künstler höchstpersönlich - begrüßen.
Schneider erläuterte dessen Kettensägenarbeit näher: Auf der Säule stehen vergoldete Stiefel, aus denen offenbar noch ein abgebrochener Fuß herausragt. Und ganz unten, wie in einem Brunnen, liegen 44 lebensgroße, bunte Fragmente: Köpfe, Hände, Torsi, auch eine Bischofsmütze. Gewaltsam von ihren Sockeln gestürzte Heilige? Aufgrund ihrer Eitelkeit zu Fall gekommen? Schneider erinnerte an Denkmäler von Lenin und Stalin, ja selbst an das des „Stadtheiligen“ Rückert auf dem Marktplatz - mit dem Tenor: Alles ist von begrenzter Dauer. Von Zeit zu Zeit ist Großreinemachen angesagt. Freilich wolle der Künstler keine Anklage erheben, sondern nur expressiv statuieren: Die Welt ist voll von großen und kleinen Narren.
Anschließend fand in der sehr gut besuchten St. Johannis-Kirche, dem Kooperationspartner der städtischen Kunsthalle, die offizielle Eröffnung der Ausstellung „SäulenHeiligeMenschen“ statt. In Kirchenschiff, Chorraum und in den Seitenkapellen werden zwölf Holzexponate Kuhnleins präsentiert. Dekan Oliver Bruckmann, der bereits in seiner Deggendorfer Zeit eine Werkschau dieses „großen Gegenwartkünstlers“ „mit unverwechselbarer Handschrift“ initiiert hatte, führte in dessen Schaffen ein: Er halte uns kritisch einen Spiegel vor und bringe uns dadurch in Bewegung. Zwar sei er kein Kirchenkünstler, doch seine Kunst in der Kirche auch als Mittel der Verkündigung zu verstehen.
Voll des Lobes und gespickt mit Interpretationsimpulsen zu Kuhnleins Werk gestaltete sich ebenso der essayistische Beitrag der Kunsthistorikern Dorothee Baer-Bogenschütz. Ausgehend von einer etwas abgehobenen Betrachtung des Waldes als metaphorisches Reservoir und unverzichtbares Requisit für Märchen und Wunder, kam die Referentin auf den Werkstoff Holz zu sprechen, den Kuhnlein „zu gestaltetem Leben“ erwecke. „Er haucht dem Holz eine Seele ein. Holz ist nicht tot wie Stahl.“ Sie charakterisierte den Holzkünstler als Naturtalent und Autodidakt, dessen Werke Authentizität und Humanität dreidimensional zum Ausdruck brächten und immer auch soziale Bezüge herstellten. „Sein Holz geht unter die Haut!“
Mit einem Rundgang durch die Ausstellung und einem Stehempfang endete ein aufregender Abend, zudem umrahmt von aufwühlenden Musikstücken von Gustav Mahler, György Ligeti und Alexandr Skrjabin, welche Kantorin Andrea Balzer (Orgel/Klavier) und Markus Zitzmann (Saxofon) darboten.
Die Ausstellung mit umfangreichem Begleitprogramm und Katalog ist bis zum 6. November 2011 in St. Johannis und oben genannte Außeninstallation auf dem Vorplatz der Kunsthalle zu besichtigen. Unter anderem bietet Dekan Bruckmann am 19. Juni und 14. August, jeweils 15.00 Uhr, Führungen an und hält am 27. Juli, 19.30 Uhr, einen Vortrag zu den Exponaten: „Bin das nicht auch ich?“ Natürlich, ganz bestimmt. 

 

Links: Skulptur "In Gedanken" (2006, Ulme):

Ohne Zweifel sinniert hier ein kirchlicher Würdenträger mit abgesetzter Mitra - nur über was? Kommt er vielleicht erst zum richtigen Denken als nicht kirchlicher Funktionär?

Rechts: Skulptur "Spannung" (1998, Ulme)

Aus dem Ausstellungskatalog (Bruckmann) zitiert:

Es "lehnt sich die kerzengerade aufgerichtete Frau widerständig dem Alltagsdruck entgegen und hält die Spannung aus."

 
 

Links: Skulptur "Mensch"

Bruckmann fragt dazu: "Wo werden Menschen überall hängengelassen? In welchen Abhängigkeiten finden sie sich vor? Welche sozialen Rahmenbedingungen auch lassen den Menschen so kraftlos in sich zusammensacken?"

   
Setzten musikalische Highlights: Kantorin Andrea Balzer u. Markus Zitzmann  Heilige von morgen? Pfrin. Gisela Bruckmann/St. Lukas, St. Johannis-KV-Mitglied Mareike Unger u. Kirchenmusikdirektor Gustav Gunsenheimer 

 

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3.  Bilanz - Dank - Hoffnung

Fünf Jahre Protestantische Kirchenstiftung Schweinfurt

Schweinfurt, Do., 5. Mai 2011. In kleinem Kreise und unspektakulär wurde im Rahmen einer nachmittäglichen Feierstunde im Martin-Luther-Gemeindehaus das Jubiläum „Fünf Jahre Protestantische Kirchenstiftung Schweinfurt - Protestantische Kompetenz für Kirche und Diakonie“ – begangen. Die Stiftung war offiziell am 29. Mai 2006 in der St. Johanniskirche vorgestellt worden (s. den Bericht Archiv 2006, Nr.10). Laut ihren Statuten fördert sie „originär kirchlich-diakonische Aufgaben, vor allem in Bereichen, in denen die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, der Staat oder die Kommune keine oder keine ausreichende Förderung vorsehen.“ Das Stiftungsgrundkapital von 500.000 Euro wurde vor zwei Jahren um weitere 100.000 Euro erhöht; inzwischen kamen 60.000 Euro zur Ausschüttung
Initiatorin, Stifterin und zugleich Vorsitzende war und ist Dipl.-Volkswirt Hannelore Schäfer-Gärdes, stellvertretender Vorsitzender Dekan i.R. Walter Luithardt. Ferner gehören Pfr. Jochen Keßler-Rosa / Diakonisches Werk Schweinfurt und Dekan Dekan Oliver Bruckmann dem Stiftungsvorstand an. Sie alle waren zugegen.
Denn nun galt es, eine erste Bilanz zu ziehen und die bisher geförderten Projekte vorzustellen, vor allem aber der Stifterin Dank zu zollen für die sonst nicht möglichen Vorhaben. Im Folgenden seien nur einige Highlights aus dem gebotenen bunten Kaleidoskop genannt:
- Herbert Rupp bedankte sich für die Anschubfinanzierung der „Ehrenamtsakademie der Diakonie Schweinfurt“, der bisher ersten solchen Einrichtung in Bayern. Er stellte ihr diesjähriges Programm mit an die 50 Veranstaltungen vor und schilderte die Arbeit der Beratungsstelle und sowie die der Beratung von ehrenamtlichen Mitarbeitenden.
- Günther Leo Redolfi, Direktor der Friedrich-Rückert-Grundschule, zusammen mit Religionspädagogin Michaela Gobs-Knoche, überreichten Frau Schäfer-Gärdes einen Blumenstrauß als Dank für die Finanzierung von sechs zusätzlichen Wochenstunden für die Lehrerin, um das Projekt „Evangelisches Profil in der Ganztagsschule“ auf den Weg zu bringen. Dabei geht es auch um Förderung der Sprachkompetenz der Schüler, um soziales Lernen und um multireligiöse Schulfeiern.
- Die beiden Dekanatskantoren Andrea Balzer und Jörg Wöltche hatten ebenfalls allen Grund zur Dankbarkeit: Frau Balzer im Blick auf den von ihr 2008 gegründeten Mädchenchor „junge stimmen“, dessen anspruchsvolle Stücke bereits auf CDs erhältlich sind, und Herr Wöltche für die Uraufführung einer Gospel-Passion mit 54 Kindern/Jugendlichen in der Erlöserkirche Bad Kissingen.
- Am meisten schien Dekan Bruckmann bedacht worden zu sein. Er resümierte eine Ausstellung mit Werken des Künstlers Adolf Kleemann in St. Johannis 2009, die samt Erstellung eines Kataloges ohne finanzielle Unterstützung nicht möglich gewesen wäre. Ebenso wenig hätte "außerplanmäßig" am Reformationstag 2008 eine Bach-Kantate zur Aufführung gelangen können: „eine Markierung für unser protestantisches Selbstbewusstsein!“
Als Ehrengast der Feierstunde firmierte Regionalbischof Christian Schmidt. Er gewann den Eindruck, „dass von hier aus vorbildliche Impulse ausgehen und dass ohne eine derartige Initiative solche Projekte nicht realisierbar wären.“ In Anlehnung an das Jesus-Gleichnis von den anvertrauten Talenten (MtEv 25,14-30) stellte er die rhetorische Frage: „Setze ich meine Talente nur für mich selber ein oder für Gottes Sache?“ Der Regionalbischof erbat darum Gottes Segen für die Stiftung.
Am Schluss stand der Dank von Frau Schäfer-Gärdes für all die Arbeit, die bisher in Ihrem Sinne geleistet wurde, verbunden mit der Hoffnung, „dass die Stiftung in eine ruhige, finanziell solide Zukunft laufen“ möge.

   
Stiftungsvorstand samt Regionalbischof (v.r.): Dekan Oliver Bruckmann, Dekan i.R. Walter Luithardt mit Frau Adelheid, Regionalbischof Christian Schmidt, Hannelore Schäfer-Gärdes mit Mann Fritz, DW-Vorstand Jochen Keßler-Rosa (Foto: P. Klopf) Dankesworte seitens der Stifterin - hier zusammen mit ihrem Mann Fritz Schäfer und Pfr. Jochen Keßler-Rosa
   
 Hatten gut lachen: die Dekanatskantoren Andrea Balzer u. Jörg Wöltche Sag's mit Blumen: Rel.päd. Michaela Gobs-Knoche und Schulleiter Günther Leo Redolfi (Foto: P. Klopf)

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4. Dekanatsseniorentag 2011: Viel Platz und Luft zum Atmen

   
Gastgeber Norbert Holzheid rief - aber nicht alle folgten dem Ruf Zweisamkeit an einer Tischfront:  Pfr. Jochen Keßler-Rosa (l.) und Dekan Oliver Bruckmann
   
                 Die Veeh-Harfen-Gruppe sorgte für Wohlklang       Als pfiffige Seniorin getarnt: Elisabeth Vornberg

Schweinfurt, 5. Mai 2011. Es war bereits der dritte dekanatsweite Seniorentag, zu dem Diakon Norbert Holzheid, der Dekanatsseniorenbeauftragte, eingeladen hatte. „Wir haben Platz!“ Damit wies er in seiner Begrüßung der unter hundert Gäste auf die vielen – aus welchen Gründen auch immer – leider frei gebliebenen Stühle im Evangelischen Gemeindehaus hin. Natürlich waren er und das fleißige Bewirtungsteam noch vom letzten Jahr verwöhnt, als hier in vollem Rund Landesbischof Dr. Johannes Friedrich im Rahmen seiner Visitation des Dekanates Schweinfurt dabei war (s. den Bericht, dort Nr. 7).
Diesmal stand das Beisammensein unter dem großen Oberthema „Diakonie im Dekanat“, in das Dekan Oliver Bruckmann mit seinem geistlichen Wort einführte. Die Vaterunser-Bitte „Unser täglich Brot gib uns heute“ bedeute allemal mehr, als nur um die Stillung des unmittelbaren Hungers zu bitten. Vielmehr gehe es um Teilhabe an einem „normalen“ Leben. Dies zu ermöglichen, sei die Aufgabe der Diakonie im Sinne des Begriffes „Wohlfahrt“. „Aktives Vorankommen auf der Lebensbahn – das ist unser Auftrag!“
Die diversen Arbeitfelder der Diakonie stellte sodann Pfarrer Jochen Keßler-Rosa, Vorstand des Diakonischen Werkes Schweinfurt, in einer ansprechenden Powerpoint-Präsentation vor. Stolz konnte er auf die über 500 hauptamtlichen und über 250 ehrenamtlichen Mitarbeitenden in der 1948 gegründeten Einrichtung verweisen. Von besonderem Interesse für die Anwesenden waren natürlich die Dienstleistungsangebote für häusliche Krankenpflege (die „Urform der Diakonie“), zur Unterstützung in der Haushaltsführung und die der Tagespflege im Wilhelm-Löhe-Haus. Keßler-Rosa: „Täglich werden über 400 Menschen zu Hause besucht“. Auch machte der Diakoniechef einen visuellen Rundgang durch die vier Alten- und Pflegeheime im Schweinfurter Bereich (außer dem Wilhelm-Löhe-Haus: Pflegezentrum Maininsel, Paul-Gerhardt-Haus, Seniorenhaus Kramerswiesen/Oerlenbach). Am Ende ging er noch auf besondere soziale Probleme und Notlagen ein, denen sich die Diakonie annimmt. Beispielsweise wurde im letzten Jahr allein 600 Haushalten in Schweinfurt aufgrund finanzieller Engpässe der Strom gesperrt. Oder wie ist es um die Betreuung von (immer mehr!) Demenzkranken und deren Angehörigen bestellt? Tröstlich zu wissen – so sein Schlusswort -, dass „im Fadenkreuz der Diakonie“ die Botschaft von Jesus Christus stehe.
Neben sachlichen Informationen wurde an diesem Nachmittag aber auch Lustig-Kabarettistisches geboten: Elisabeth Vornberg (Üchtelhausen) schlüpfte in die Rollen einer cleveren Seniorin, die sich trickreich bei Arzt und Behörden durchkämpft, und in die einer modernen Oma von vier nervigen Enkelkindern. Zur musikalischen Ausgestaltung des kurzweiligen Treffs trugen Miriam Landgraf am Flügel und die sog. Veeh-Harfen bei, eine Gruppe der Offenen Behindertenarbeit (OBA) unter Leitung von Johannes Gerber, die auf einfachen, ohne Notenkenntnisse spielbaren Saitenzupfinstrumenten populäre Lieder zum Besten gab.
Der inzwischen eingetroffene Ehrengast, Regionalbischof Christian Schmidt, zeigte sich gewohnt sangeskräftig und probte zunächst mit dem Plenum den Kanon von Gerhard Tersteegen: „Luft, die alles füllet, drin wir immer schweben, aller Dinge Grund und Leben.“ Um Luft, speziell um Atem, drehte sich auch seine Andacht: Der auferstandene Jesus habe seine Jünger „angeblasen“ und sie dadurch mit dem Heiligen Geist, sprich mit heiligem Atem, erfüllt (JohEv 20,22). Daher sollten wir einen langen Lebensatem haben, der auch dann nicht versiegt, wenn wir den letzten Atemzug tun. Denn „unser auferstandener Herr hat das letzte Wort.“
Das obligatorische Unterfrankenlied ließ denn auch alle beschwingt, vom Segen Gottes begleitet, wieder nach Hause finden.

   
          Im Fadenkreuz der Diakonie: Pfr. Keßler-Rosa beim Vortrag Regionalbischof Christian Schmidt traf den richtigen Ton

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5.  Aus seiner Sicht den Weg nach Golgatha

Stimmungsvoller Ökumenischer Jugendkreuzweg am Gründonnerstag

Bad Kissingen, 21. April 2011 (klk). Sie sind schrill, sie sind außergewöhnlich und sie fordern heraus – Bilder, die der Theologe und Künstler Stefan Weyergraf zum Leidensweg Jesu gestaltet hat. Er verfolgt Szene um Szene fix durch die Augen Jesu, und das so konsequent, dass sich auch das Bildmotiv mit seinem Blick verändert. Somit sieht der Betrachter Jesus nicht, weil dieser seinen Standpunkt einnimmt.
Sieben Bilder des Künstlers bildeten die Grundlage für den Ökumenischen Jugendkreuzweg am Gründonnerstagabend mit rund 60 Teilnehmern, der vom katholischen Gemeindezentrum über das evangelische Gemeindehaus und das Jugend- und Kulturzentrum (JuKuz) bis zum Bismarckturm führte. Eine der Teilnehmerinnen ist die 14-jährige Hanna Stadler aus Diebach. „Ich bin heuer Firmling und muss drei Firmpraktika machen. Mich hat es interessiert, was der Jugendkreuzweg hier in Bad Kissingen ist und wie er hier durchgeführt wird. Gleichzeitig ist er auch für mich ein Firmpraktikum.“ Patrick Sitzmann ist ebenfalls 14 Jahre alt und geht heuer zur Konfirmation. Er war einer der Lektoren und sagte: “Ich bin gekommen, weil es mir Spaß macht vorzulesen. Außerdem tut es mir gut, wenn ich etwas für die Gemeinde tun kann.“ Luisa Albrecht (13 Jahre) ist nicht nur wegen ihrer bevorstehenden Firmung hier: „Es macht Spaß hier, man trifft hier Freunde, und es ist nicht langweilig.“
Durchgeführt wurde der Jugendkreuzweg auf evangelischer Seite von Diakon Johannes Hofmann und der Religionspädagogin Katharina von Wedel, auf katholischer Seite von der Jugendseelsorgerin Barbara Hornung und der Gemeindeassistentin Monika Hufnagel. Diakon Johannes Hofmann erläuterte: „Der Jugendkreuzweg hat eine lange Tradition und wird auf deutschlandweiter Ebene von einer gemeinsamen evangelisch-katholischen Arbeitsgruppe vorbereitet. Dieses Jahr werden die Stationen des Leidensweges aus dem Blickwinkel Jesu betrachtet. Deshalb legen wir die Bilder des Künstlers Stefan Weyergraf an jeder Station auf einen Overheadprojektor und erläutern so das Bild und die Station aus der Sicht und dem Blickwinkel Jesu.“ Zur Ökumene sage der Diakon: „An der Basis gibt es kaum Probleme zwischen evangelischen und katholischen Christen. Die Stationen des Kreuzweges verbinden uns. Das Leid in der Welt heute erkennen und sich dagegen stellen ist eine gemeinsame Aufgabe beider Konfessionen.“ „Ich finde es wichtig, dass wir gemeinsam mit den Jugendlichen etwas tun. Unsere Zusammenarbeit im Bereich der Jugendarbeit zwischen beiden Kirchen ist spitze“, fügt Jugendseelsorgerin Barbara Hornung hinzu.
Musikalisch umrahmt wurde der Kreuzweg von Johannes Hofmann (Gitarre), Markus Kirchner (Keyboard) und Michaela Jäger (Saxophon). Besonders stimmungsvoll wurde der Kreuzweg bei Lagerfeuer-Atmosphäre am Bismarckturm mit der letzten Station – der Gewissheit -, Jesu Licht in allem Dunkel zu sehen. Die Geschichte des Jugendkreuzweges begann 1958 auf dem Berliner Katholikentag. Seit 1972 wird er ökumenisch gebetet. Die Verantwortung liegt in den Händen der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz. Gemeinsam mit dem Bund der katholischen Jugend Deutschlands (BDKJ) und der Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend (aej) wird alljährlich ein neuer Kreuzweg erarbeitet und den deutschen katholischen Pfarreien, evangelischen Gemeinden, Schulen und anderen interessierten Einrichtungen vorgelegt.
Text und Fotos: Peter Klopf

   
Rund 60 Jugendliche nahmen am Ökumenischen Kreuzweg der Jugend teil. Vom katholischen Gemeindezentrum bis hinauf zum Bismarckturm trugen sie dabei abwechselnd ein schweres Holzkreuz als Symbol für den leidenden Gottmenschen Jesus.
   
Die katholische Jugendseelsorgerin Barbara Hornung: „Ich finde es wichtig, dass beide Kirchen etwas gemeinsam mit den Jugendlichen unternehmen“. Diakon Johannes Hofmann: „Wir haben uns in einem ökumenischen Team auf die Veranstaltung vorbereitet. An der Basis gibt es kaum Probleme zwischen evangelischen und katholischen Christen.“

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6.  Ein lachendes und zwei weinende Augen im Augustinum:

Verabschiedung des alten und Einführung der neuen Seelsorgerin

   
Entpflichtung von Norbert Pache (v.l.): Pfrin. Irene Silbermann, Dekan Oliver Bruckmann und Dekan Reiner Fries Einführung von Pfrin. Christhild Grafe (v.l.): wieder mit Pfrin. Silbermann und den Dekanen Bruckmann und Fries

"El cóndor pasa" durfte naürlich nicht fehlen. Juan Osorio und Band trugen zur musikalischen Ausgestaltung schmissige peruanische Rhythmen bei.

 

Schweinfurt, Di., 19. April 2011. Im Augustinum Schweinfurt fand ein ökumenischer Gottesdienst aus doppeltem Anlass statt: Zum einen wurde der bisherige Stiftsseelsorger Norbert Pache offiziell in den Ruhestand verabschiedet, zum anderen die evangelische Pfarrerin Christhild Grafe als seine Nachfolgerin eingeführt.
Pfarrerin Irene Silbermann / München, Beauftragte für Seelsorge in den Augustinischen Häusern, dankte in ihrer Begrüßung Norbert Pache, ehemals Leitender Sekretär des CVJM Schweinfurt, für seinen fast sieben Jahre währenden Dienst im Haus. Vor allem lobte sie seine „erfrischende, humorvolle, manchmal etwas unkonventionelle, aber stets fromme Weise.“ Für ihn habe das Wort „Ruhe“ in dem Ausdruck "Ruhestand" sicher nicht oberste Priorität. 
Dekan Oliver Bruckmann resümierte Paches vielfältige seelsorgerliche Tätigkeiten: von Besuchs- und Gottesdiensten über Bibelarbeiten bis hin zu Themenveranstaltungen und Vorträgen. Ein Abschied mache zwar frei, könne aber auch schmerzen. Deshalb wünschte der Dekan ihm Gottes Hilfe zum Loslassen. Zusammen mit seinem katholischen Kollegen Dekan Reiner Fries entband er anschließend Pache unter Handauflegung und Segnung von seinem Auftrag und den damit verbundenen Aufgaben und Pflichten. Pache betonte, dass er mit einem lachenden und zwei weinenden Augen gehe. Einerseits habe er nun mehr Zeit, aber andererseits sei er traurig darüber, sich nun sowohl von der Mitarbeitergemeinschaft des Stiftes als auch von den Bewohnern verabschieden zu müssen.
Christhild Grafe wirkte bereits etliche Jahre als Pfarrerin an der St. Johannis-Kirche und betreut seit 2007 die Kreuzkirchengemeinde in Oberndorf. Sie hat mit Wirkung vom 1. April, im Einvernehmen zwischen Stiftsleitung und Landeskirche, zu ihrem bisherigen 0,75 Dienstauftrag eine viertel Stelle Stiftsseelsorge am Wohnstift Augustinum übertragen erhalten. Mittels einer Blume verdeutlichte Dekan Bruckmann, dass das Leben trotz mancher Beschwerden bis ins hohe Alter blühen und gedeihen möge. Seelsorge trage das Ihre dazu bei. Deshalb wünschte er der „erfahrenen, sehr vertrauenswürdigen Pfarrerin“, das Leben im Augustinum am Blühen zu halten, und segnete auch sie.
Ihrer Predigt vor rund 80 Stiftsbewohnerinnen und –bewohnern, geladenen Gästen und dem Oberndorfer Kirchenvorstand legte Pfarrerin Grafe die Erzählung von Jesu Salbung durch eine Frau zugrunde: Diese habe, wie der Text betone, nicht mehr getan, als was sie konnte. Deshalb sollte sich jede und jeder fragen: „Was kann ich? Was ist meine spezielle Berufung? Wie kann ich anderen in aller Bescheidenheit zum Segen gereichen?“ 
Nach dem Gottesdienst würdigte unter anderen auch Stiftsdirektorin Beatrix Sauer die Arbeit Paches und überreichte ihm und seiner Frau einen Kulturgutschein mit Dauerabonnement für die Veranstaltungsangebote des Augustinum. Pfarrerin Grafe erhielt als Willkommensgruß einen Blumenstrauß. Er sollte die „bunte Mischung von Menschen mit unterschiedlichen Erwartungshaltungen“ im Haus symbolisieren. Abschließend trug Dekan Fries humorvoll und doch melancholisch persönliche Gedanken und Erfahrungen vom Älterwerden vor.

   
Gruppenfoto, wie es sich gehört (v.l.): Stiftsdirektorin Beatrix Sauer, Dekan Reiner Fries, Pfrin. Christhild Grafe, Pfrin. Irene Silbermann u. Dekan Oliver Bruckmann  Norbert Pache war indes schon zum Ausgang geeilt zum persönlichen Handshaking. 

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7. Lass es gelingen, Gott!

Kantatengottesdienst zu den Kissinger Osterklängen

Bad Kissingen, 27. März 2011 (klk). „Kantatengottesdienste sind für mich Höhepunkte im Kirchenjahr, weil die Musik zum eigentlichen Evangelium – zur Verkündigung wird.“ Was Pfarrer Jochen Wilde mit schlichten Worten beschreibt, konnte jeder Besucher des im Rahmen der Kissinger Osterklänge stattgefundenen Kantatengottesdienstes in der evangelischen Erlöserkirche nachempfinden. Tiefe Empfindung, innere Ruhe und ein Gefühl der Gottesnähe prägten dem Gottesdienst seinen Stempel auf. Zur Aufführung kamen diesmal die Kantaten „Jesu, meine Freude“ und „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy mit dem Kammerorchester Bad Kissingen. Als Chor wirkte der im Odenwald beheimatete erweiterte Schaafheimer Singkreis mit. Den Solosopran sang Christina Krapp. Die musikalische Leitung hatte Kantor Jörg Wöltche.
„Ein Kantatengottesdienst ist für mich das reine Vergnügen. Trotz vieler Arbeit und anstrengender Vorbereitungen finde ich die Aufführung als eine gesegnete Freude“, urteilt Kantor Wöltche über die Vorbereitungen und die Anspannung vor der Aufführung. Dass Felix Mendelssohn-Bartholdys Musik Freude bereitete, merkte man den Mitwirkenden an. Mit einer Spiel- und Gesangsfreude interpretierten sie die anspruchsvolle Musik auf hohem musikalischem Niveau. Präzise folgten sie ihrem Dirigenten Wöltche und ließen die beiden Kantaten zu einem exquisiten Kunstgenuss für Augen und Sinne werden. Pfarrer Jochen Wilde ging bei seiner Begrüßung auf Felix Mendelssohn ein. Dieser wurde - wie seine Geschwister - christlich erzogen und im Alter von sieben Jahren vom Pfarrer der evangelisch-reformierten Gemeinde in Berlin getauft. Dass er als getaufter Jude den protestantischen Glauben ernster nahm als mancher seiner christlichen Zeitgenossen – ohne dabei je seine jüdischen Wurzeln zu leugnen –, ist durch zahlreiche Schilderungen von damals bekannt. In der Beschäftigung mit den lutherischen Chorälen fand eine innige und tief empfundene Frömmigkeit ihre Sprache – wie sie bis heute förmlich zu spüren ist. „Zu Lebzeiten als ‚Wunderkind’ oder als ‚musikalisches Genie’ gefeiert, genießt sein musikalisches Schaffen nicht den Stellenwert, den es eigentlich verdient“, so Pfarrer Wilde. Und in der Tat, Mendelssohns Musik zeichnet sich durch Zurückhaltung aus – durch Schattierungen und Nuancen, durch Leichtigkeit und Lebendigkeit, die vom Kammerorchester Bad Kissingen feinfühlig herausgearbeitet wurden. Mit der ganzen Palette an musikalischen Möglichkeiten bringt Mendelssohn die Glaubensgewissheit bei den Chorälen zur Geltung.
Überzeugend auch der Schaafheimer Singkreis mit seiner Solistin Christina Krapp (Sopran), die durch ihre feinfühlige gesangliche Ausführung den Kantaten das Sahnehäubchen aufsetzte. Mendelssohns Choralkantaten kommen von Herzen – und gehen zu Herzen; sie überwältigen einen nicht – aber sie gehen einem nahe, weil sie trösten und Vertrauen stärken!

Text u. Fotos: Peter Klopf

   
Christina Krapp aus Schaafheim in Odenwald beigeisterte als Solistin bei der Kantate „Wer nur den lieben Gott lässt walten“, während sie vom Kammerorchester Bad Kissingen unter der musikalischen Leitung von Kantor Jörg Wöltche begleitet wurde.  „Trotz vieler Arbeit und anstrengender Vorbereitungen finde ich die Aufführung der Kantaten als eine gesegnete Freude“, urteilt Kantor Jörg Wöltche.

 

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8. Poppenläurer Kirchweih

   
       Von außen nicht zu erahnen, was sich innen präsentiert:  Ein heller Kirchenraum mit Blick auf das Wandgemälde "Christi Auferstehung" 

Poppenlauer, 13. März 2011. Nein, nicht nur eine übliche Kirchweih, sondern eine Gulbransson-Kirchweih feierte die Gemeinde Poppenlauer am Sonntag Invokavit. Vor genau 50 Jahren wurde nämlich die dortige evangelische Kirche, eingeweiht 1836, zum zweiten Mal neu geweiht nach kompletter Neugestaltung des Innenraums durch den bekannten Kirchenarchitekten Olaf Andreas Gulbransson (1916-1961).
„Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“, sang der Kirchenchor zu diesem 50. Jubiläum. Auch Posaunen- und Jugendchor trugen das Ihrige zum Festgottesdienst im gut besuchten Kirchenschiff bei. Wer freilich vom Ortspfarrer Dr. Wolfgang Weich eine programmatische Predigt erwartet hatte, wurde enttäuscht, besser gesagt: positiv überrascht. Denn er setzte die kontrovers geführte Diskussion der Jahre 1957 bis 1959 - nach erfolgter Außenrenovierung der Kirche – um eine Neugestaltung auch ihres Inneren dramaturgisch gekonnt in Szene. In einem fiktiven Trialog zwischen dem damaligen innovationsfreudigen Pfarrer (von Weich selbst gespielt), einem Bedenken tragenden Kirchenvorsteher und dem ideenreichen „Regierungsbaumeister“ Gulbransson zeichnete er die Umbaugeschichte kurzweilig nach:
- dass eben neuer Wein in neue Schläuche gehört, weshalb unter anderem die Kanzel zur Gemeinde hin abgesenkt, der Altar von der Wand weg und weiter nach vorn versetzt wurde, Rosette samt Fenster an der Stirnwand des Altarraumes verschwanden und stattdessen dort nun als Blickfang ein Fresko von der Auferstehung Christi in zarter Farbgebung prangt (von Rudolf Hühnerkopf/München). Vor allem lassen helle Fensterscheiben mehr Licht ins Innere fluten. Ferner war vor 50 Jahren viel Überzeugungsarbeit vonnöten, um die Gedenkplatte für die Opfer der Weltkriege aus der Kirche zu entfernen, damit diese auch wirklich ihrem Namen „Auferstehungskirche“ gerecht wurde.
Auffallend viele junge Familien, Kinder und Jugendliche besuchten den Gottesdienst. Alle – ob jung, ob alt – empfingen denn auch gemeinsam das Hl. Abendmahl. Eine freundliche, helle Kirche bringt eben – wie mehrfach betont wurde – auch eine lebendige, „osterfreudige“ Gemeinde hervor. Um ihre Zukunft muss man sich gewiss nicht sorgen. "Jesus lives in my house", sang zu Recht der Jugendchor.
Auf den geistlichen folgte der kulinarische Teil, bei dem man jedoch auf Neues verzichtete: Ein traditionelles Poppenläurer Mittagessen kam auf die Gemeindehaustische: Erbenbrei, Tiegelkuchen, Kraut und Fleisch. Am Ende gab es noch Kirchenkabarett vom Feinsten: Michi Wohlfahrt aus Witten/NRW präsentierte sein anspruchvoll-spaßiges Programm „Aus heiterem Himmel“, worin er süffisant Begebenheiten aus Kirche und Politik karikierte.

   
Pfr. Dr. Weich fing nur traditionell auf der Kanzel an, um dann ... innovativ zu werden: Trialog mit einem Kirchenvorsteher "von einst" (s. Zylinder!) und dem Architekten Gulbransson (hier als Frau dargestellt)
   
                 Eine wirklich osterfreudige Auferstehungskirche! Weitere Wandmalerei von Rudolf Hühnerkopf: "Der wundersame Fischzug" 

 

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9. Neue Religionspädagogin in Schweinfurt

Michaela Sauer stellt sich vor

Ich bin 26 Jahre alt und verbrachte meine Kind- und Jugendzeit in Gera/Thüringen. Nach meiner Ausbildung als Sozialassistentin stellte ich fest, dass ich doch lieber mit älteren Kindern arbeiten möchte, und entschloss mich, Religionspädagogik zu studieren.
Ich legte jedoch zunächst eine Pause als Au Pair Pro in New Jersey/USA ein. Im Oktober 2004 nahm ich dann mein Studium auf. Das erste Examen absolvierte ich im Juli 2008 in Nürnberg. Meinen Vorbereitungsdienst verbrachte ich von September 2008 bis August 2010 in Bad Kissingen. Während dieser Zeit heiratete ich – im August 2009 - meinen langjährigen Freund Manuel Sauer.
Seit September 2010, nach geglücktem zweitem Examen in Heilsbronn, arbeite ich als Religionspädagogin an vier Schulen in Schweinfurt. Die Arbeit bereitet mir sehr viel Freude, da ich jeden Tag mit Schüler/innen in verschiedenen Altersgruppen über ihren Glauben und über Geschichten aus der Bibel sprechen kann. Ich sehe darin eine große Vielfalt und die Möglichkeit, meine Erfahrungen und meine Meinung mit einzubringen.
In meiner Freizeit verreise ich sehr gerne, lese oft und gehe gern schwimmen. Zu den vier Schulen fahre ich meistens mit dem Fahrrad.

Text u. Foto: Sauer

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10. Fahrt mit dem Rollstuhl diente dem Perspektivenwechsel

Konfirmandengruppe verbrachte erlebnisreichen Tag im Katharinenstift

Bad Kissingen (klk). Praktische Erfahrungen prägen einen mehr als reine Theorie und helfen, manche Dinge anders zu sehen. Diese Erkenntnis konnten die 22 Mädchen und Jungen der Konfirmandengruppe von Pfarrer Markus Vaupel mit nach Hause nehmen. Einen Tag verbrachten die Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 14 Jahren im Rahmen ihres Konfirmandenunterrichts im Katharinenstift der Diakonie Bad Kissingen. Wie Pfarrer Vaupel ausführte, diente der Tag dazu, andere Lebenswelten kennen zu lernen. Was Jugendlichen sehr fremd ist, ist ein Altenheim. „Mir ist es sehr wichtig, dass sich die Konfirmanden einmal in die Situation älterer Menschen einfühlen“, so Vaupel. Gemeinsam mit den Konfirmanden und Eva Engert, die für die soziale Betreuung im Katharinenstift zuständig ist, wurden fünf Stationen eingerichtet, in der sich die Konfirmanden abwechselten:
Die erste Gruppe las den Bewohnern Geschichten vor. Die zweite übte sich gemeinsam mit den Bewohnern im kreativen Gestalten, wobei attraktive Bilder entstanden. Die dritte Gruppe betreute gemeinsam mit der Betreuungsassistentin Monika Wirth die Demenzgruppe. In der vierten Station konnten die Jugendlichen erfahren, wie schwierig die Lebenswelt älterer Menschen sein kann. Mit zu großen Schuhen, die das Laufen behinderten, einer Taucherbrille, die das Gesichtsfeld einengte, sowie Fingerhandschuhen und Halskrause mussten sich die Jugendlichen bei Alltagsverrichtungen betätigen. Dadurch konnten sie erfahren, wie es ist, wenn im Alter die Seh- und Bewegungsfähigkeit eingeengt ist. „Ich fand es auf Dauer voll anstrengend. Es geht auf die Kondition. Es ist sehr schwer, weil man nicht mehr laufen kann. Wie muss das erst für ältere Menschen sein? Für mich ist das eine neue Erfahrung“, war das Urteil der Konfirmandin Laura Zehe. „Es muss für die alten Menschen sehr schwierig sein, wenn sie sich damit abfinden müssen, dass sie nicht mehr laufen oder sich richtig bewegen können“, urteilte ihre Kollegin Sonja Großmann. Eine ganz neue Erfahrung machten Vanessa Kleinhenz, Leoni Vaupel und Melissa Tiraum. Ihnen zeigte Schwester Olga Wiest, wie sie Bewohner, die gelähmt und im Rollstuhl sitzen, zurück ins Bett bringt. Leoni Vaupel, welche die Gelähmte spielte: „Man fühlt sich allein und dazu hilf- und nutzlos.“ Melissa Tiram urteilte über das Rollstuhlfahren so: „Ein komisches Gefühl, man will immer mit den Beinen raus und es geht nicht.“ „Es war einmal schön im Rollstuhl zu fahren. Doch nach allem, was ich erfahren habe, fand ich es nicht mehr supertoll, wenn man im Rollstuhl sitzen muss“, urteilte Vanessa Kleinheinz.
Die fünfte Station zeigte den Konfirmanden auf, dass Diakonie ein Wesenszug des Glaubens ist. So war auch das Katharinenstift für Pfarrer Markus Vaupel der richtige Ort, um die Verknüpfung zwischen Diakonie und Konfirmandenunterricht herzustellen. „Glaube heißt auch Nächstenliebe zu praktizieren. Dazu gehört für mich das Einfühlen in fremde Menschen. Das ist sehr wichtig, um auch andere Menschen und deren Lebenswelt zu verstehen“, so Pfarrer Vaupel zum Abschluss.
Aufschlussreich war auch die Fantasiereise von Eva Engert zum Thema Demenz. Hier erfuhren die Konfirmanden, wie sich ein Mensch fühlt, der seinen Lebensraum nicht mehr erkennt, der nicht weiß, dass seine Eltern schon gestorben sind und sich in seine Jugend zurückversetzt fühlt. Die Konfirmanden treffen sich einmal im Monat zur Vorbereitung auf ihre Konfirmation. […]
Text u. Fotos: Peter Klopf

   
Hat immer besondere Ideen: Pfarrer und Konfirmator Markus Vaupel Für die Konfirmandinnen Vanessa Kleinheinz, Leoni Vaupel und Melissa Tiram (v. l.) eine neue Erfahrung, wenn man im Rollstuhl sitzt und von Schwester Olga Wiest ins Bett gebracht werden muss.

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11.  „Von Gott will ich nicht lassen“ :

Erster Gottesdienst für Demenzerkrankte im Dekanat Schweinfurt

   
   Dreieinigkeitskirche Sennfeld - wie an einem herrlichen Frühlingstag Abendmahlsfeier mit den Liturgen (v.l.) Pfr. Stefan Stauch, Pfr. Martin Schewe und Diakon Norbert Holzheid

Sennfeld, 22.2.2011. Eine war eine überkonfessionelle Einladung für all diejenigen, die – so die offizielle Ankündigung -, „gerne einmal wieder mit ihrem Demenzerkrankten an einem Gottesdienst teilnehmen wollen“. In einer gemeinsamen Aktion des Dekanates Schweinfurt und der Diakonie Schweinfurt, in Kooperation mit den evangelischen Kirchengemeinden Dreieinigkeitskirche-Sennfeld und St. Johannis-Schweinfurt, sind in diesem Jahr zwei spezielle Gottesdienste für Demenzerkrankte und deren Angehörige geplant. Motto: „Von Gott will ich nicht lassen …“
Der erste fand am Nachmittag des 22. Februar 2011 in Sennfeld statt. Warum dort? In Sennfeld befindet sich die Fachstelle für pflegende Angehörige (Leiterin: Tanja Back; Tel.: 0 97 21/77 28 – 99; E-Mail: backt@diakonie-schweinfurt.de). Sie führt Einzelfallberatung durch, vermittelt für den häuslichen Bereich qualifizierte Helferinnen und Helfer, bietet Schulungen für Angehörige von Alzheimer- und Demenzerkrankten an, organisiert Pflege- und Fahrdienstdienste sowie Essen auf Rädern. Vier Betreuungsgruppen für Demenzkranke gibt es im Dekanat – neben Sennfeld: Dittelbrunn, Schweinfurt-Oberndorf und Niederwerrn, außerdem zwei Alzheimer-Selbsthilfegruppen für Stadt und Landkreis Schweinfurt. Mit vorbereitet wurde der außergewöhnliche Gottesdienst von Matthias Matlachowski, Diplom-Sozialwissenschaftler beim Diakonischen Werk Schweinfurt und verantwortlich für das Bezirksmodellprojekt „Gerontopsychiatrische Vernetzung in der Region Main-Rhön“.
Gut 40 Personen, Kranke und Gesunde, folgten der Einladung. Behutsam ging Pfr. Martin Schewe (Christuskirche Schweinfurt) auf die Situation der Kranken ein: „Irgendetwas ist anders geworden, mit mir. Ich vergesse so viel. Wer bin ich und wer bist du?“ Demenz sei „ein Phänomen, das verunsichert …, ein Weg, der irgendwo endet, der vor allem viel Kraft kostet.“ Anhand des bekannten 23. Psalms in Kombination mit Jesu Wort vom „guten Hirten“ machte Schewe deutlich, dass es kein Leben gibt, das Gott aufgibt. „Und es gibt kein Leben, vor welchem sich Gott zurückzieht.“ Darum wolle dieser Gottesdienst Mut machen, „den Weg im eigenen Glauben durchaus weiterzugehen.“
Es folgte die Feier des Heiligen Abendmahls, vom „Hausherrn“ Pfr. Stefan Stauch eingesetzt „als Vergewisserung, dass wir auf unserem Weg nicht allein sind.“ Im Altarraum waren viele lächelnde Gesichter zu sehen. Andächtige Stimmung herrschte, als die alten Choräle „So nimm denn meine Hände“ und „Großer Gott, wir loben dich“ angestimmt wurden.
„Wenn Angehörige wegen ihrer Demenz nicht mehr still sitzen wollen und können, wenn man sich schämt, weil Angehörige vielleicht dazwischenrufen würden, dann vermeidet man in vielen Fällen die Öffentlichkeit.“ Dieser Satz auf dem Einladungsblatt erwies sich darum im Nachhinein als unbegründet. Der Nachmittag schloss mit geselligem Beisammensein bei Kaffee, Tee und Kuchen im Gemeindehaus.

Der nächste Gottesdienst für Demenzerkrankte findet am Mo., 20. Juni 2011, um 15.30 Uhr in St. Johannis-SW statt

   
Alle vier "Agenten" (v.l.): Diakon Holzheid, Pfr. Stauch, Matthias Matlachowski u. Pfr. Schewe    Ausklang eines besonderen Events: Beisammensein im Senntrum


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12.  50 Jahre am Bergl:

Marke „Evangelischer Frauenbund“

   
Die erste Reihe (v.l.): Dekan Oliver Bruckmann, Regionalbischof Christian Schmidt, Gemeinde-/Jugendreferent Tillmann Schlotterbeck u. Frauenbund-Vorsitzende Heike Gröner Alle im Gottesdienst Mitwirkenden beim Fürbittengebet, im Vordergrund der Singkreis der Auferstehungskirche (Ltg.: Frau Rohrer)

 

Schweinfurt, 30.1.2011. Offenbar hat Regionalbischof Christian Schmidt  (Kirchenkreis Ansbach-Würzburg) die Auferstehungskirche am Bergl ganz besonders in sein Herz geschlossen. Zum ersten Mal predigte er in ihr im November 2009 zum 50. Jubiläum des Gulbrannson-Gotteshauses und wird in einem Monat wieder da sein zur Pfarrstellenbesetzungsbesprechung mit dem Kirchenvorstand. Jetzt aber weilte er hier anlässlich des (bald) 50jährigen Bestehens der „Bergler-Frauengruppe im Evangelischen Frauenbund Schweinfurt“.
1962 entschieden sich nämlich 80 Frauen der noch jungen Auferstehungskirchengemeinde, die zuvor dem Frauenbund der Kreuzkirche Oberndorf angehört hatten, dem Evangelischen Frauenbund Schweinfurt beizutreten. Die noch allseits bekannte Erna Roth leitete diesen „Tochterbund“ 23 Jahre lang, also fast die Hälfte der Zeit seines Bestehens. In seiner Anfangszeit nahm er sich besonders Vertriebener, Flüchtlinge und kinderreicher Familien an, organisierte den Besuchsdienst und den Seniorenkreis der Gemeinde.
Heute zählt diese Untergruppe des Schweinfurter Frauenbundes, der selbst schon auf 88 bewegte Jahre zurückblicken kann, 78 Mitglieder von insgesamt 840. Die Damen machen weiterhin Besuche bei Gemeindegliedern und Neuzugezogenen, fördern Menschen mit Migrationshintergrund sowie Schüler.
Regionalbischof Schmidt, der zusammen mit Dekan Oliver Bruckmann den Festgottesdienst gestaltete, predigte über Jesu Seewandel und den sinkenden Petrus (Matthäus 14,22-33). Zwar könnten auch indische Fakire übers Wasser laufen, aber jener Erzählung gehe es nicht ums Mirakulöse, sondern sie sei ein Gleichnis für unser Leben. „Wir rudern und rudern und kommen nicht vom Fleck.“ „Auch in Kirchengemeinden geht es manchmal stürmisch zu.“ Das Boot selbst bzw. das Schiff, das sich Gemeinde nennt, könne uns jedoch keine letzte Sicherheit geben. Sondern Hilfe und Geborgenheit in den Stürmen des Lebens biete nur Jesus, Gottes Liebe in Person.
Auch der Frauenbund habe Jesus in den Mittelpunkt des Ehrenamtes gerückt und gerade deshalb Neues wagen und Herausforderungen annehmen können. Denn im Glauben und in der Gemeinschaft der Gläubigen lasse sich erfahren, „dass unser Leben auch in schweren Situationen getragen ist.“
Im Anschluss an den Gottesdienst wurde zu einem Empfang in die Gemeinderäume der Auferstehungskirche eingeladen. Auch dort zeigte sich der Regionalbischof noch begeistert von der Arbeit und dem reichhaltigen Programm des Evangelischen Frauenbundes Schweinfurt, wobei er das Adjektiv „evangelisch“ nicht als Abgrenzung vom Katholischen, sondern als „eine Marke im Sinne des Evangeliums in der Nachfolge Jesu“ definierte.
Die Vorsitzende Heike Gröner und ihre Stellvertreterin Ilse Heusinger würdigten ihrerseits den Besuch des Regionalbischofs und ehrten einige engagierte und langjährige Mitarbeiterinnen. Alles in allem ein gelungener Feiertag am Bergl, der die dortige Pfarrstellenvakanz beinahe vergessen machte.

   
Der Regionalbischof: standfest bei seiner Predigt über den sinkenden Petrus Für die Frauenbundchronik: Abschiedsfoto mit dem Regionalbischof -Heike Gröner (l.) und ihre Stellvertreterin Ilse Heusinger

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13. Zukunftskonferenz: Cityseelsorge in Schweinfurt

Schweinfurt 27.1.2011. „Zukunftskonferenz“: Der etwas hochtrabend klingende, prophetisch angehauchte Titel der Veranstaltung weckte reges Interesse nicht nur bei Kirchenleuten – hauptamtlichen wie ehrenamtlichen, sondern auch, ja mehr noch auf Seiten der Medienvertreter, Kulturschaffenden und politisch wie wirtschaftlich in Schweinfurt Profilierten. Gut 40 Personen folgten der Einladung der drei kirchlichen Einrichtungen „Evangelische Citykirche“, „Katholische Citypastoral“ und „GesprächsLaden“, namentlich ihrer Repräsentanten Pfr. Heiko Kuschel und der Pastoralreferenten Günter Schmitt und Robert Bundschuh, um sich im katholischen Dekanatszentrum an einem langen Abend – laut Einladungsschreiben - „auf die Suche zu machen nach dem, was die Menschen in Schweinfurt bewegt.“ Welche neuen Wege sind nötig, um Glauben  zu erleben, vor allem mit dem Glauben Fernstehenden überhaupt ins Gespräch zu kommen und Kirche zu ihnen zu bringen? Kurzum: Was wird von einer Kirche in der Stadt erwartet?
Mag es zwar nicht unbedingt ein „lustvoller, spannender Abend“ (R. Bundschuh) geworden sein, so aber ganz bestimmt ein lockerer und anregender. Denn immer wieder musste man seinen Platz verlassen, um kreativ und kommunikativ zu werden. So hatten sich beispielsweise alle in einer Linie je nach ihrer persönlichen Kirchennähe oder –ferne aufzustellen und ihre gewählte Position zu begründen. Etwa: „Mir fehlt in der Kirche die Tiefe.“ „Rituale geben mir nichts. Es wird zwar viel gesagt, aber der Glaube nicht gelebt.“
Sodann präsentierten die genannten drei Institutionen sich, ihre Aktionen („Nacht der offenen Kirchen“, „MehrWegGottesdienste“ u.v.a.) und Arbeitsfelder. Ihnen gemeinsam ist, dass sie kirchenübergreifend, die Gemeindearbeit ergänzend tätig sind und sich mit niederschwelligen Angeboten besonders Menschen zuwenden, die von den üblichen kirchlichen Angeboten nicht erreicht werden (wollen).
Anschließend ging es mittels der "open-space"-Methode in sich immer neu formierenden Gruppen, an neun Tischen verteilt, um zwanglose Gespräche über konkrete Impulsfragen aus dem Plenum, z.B.: „Steht Cityseelsorge in Konkurrenz zu den Gemeinden oder bietet sie eine Vernetzung an?“  „Wie sieht ihr Umgang mit anderen Religionen, m.a.W. der interreligiöse Dialog mit 4000-5000 Muslimen in der Stadt aus?“ „Wie stellt sich Kirche aus der Warte der Presse und Kultur dar?“ „Dominiert in der Citykirche die diakonische Ausrichtung oder erhebt sie (auch) einen missionarischen Anspruch; geht es ihr also um neue Kirchenmitglieder, zumindest um Mitgliederbindung?“
Sogar Oberbürgermeister Sebastian Remelé machte eine Gruppenstippvisite und wünschte sich für seine Idealkirche „Einfachheit der Rede, Klarheit im Wort, andererseits aber auch das Zulassen von Stille und Sprachlosigkeit“. Es gelte, das Mysterium des Glaubens immer neu in der Welt zu artikulieren. Abschließend wurden auf Schautafeln die Diskussionsergebnisse festgehalten. Nicht nur das Stichwort „evangelisch – katholisch“ kam nicht vor – bereits ein Zeichen echter gelebter Ökumene? Sondern auch die Frage, welche der Geladenen keiner Kirche zugehörten, stellte sich nicht. Es war offenkundig eine „Versammlung kritischer Freunde“ (G. Schmitt).
Und wie weiter? Die bei manchen instinktiv befürchtete Einladung zu regelmäßiger Gremienarbeit blieb dankenswerterweise aus. Sondern die drei Initiatoren beließen es bei einem "open end". Unverbindlich wolle man sich in einem Jahr wieder treffen. Zugleich bekundeten sie ihre Dankbarkeit über die nicht selbstverständliche, hohe Beteiligung an diesem Abend. Ja, Zukunft findet tatsächlich statt bzw. (die) Stadt (Schweinfurt).

   
Die drei von der Zukunft: Pfr. Heiko Kuschel, Günter Schmitt u. Robert Bundschuh  Trotz "open space" und "open end": der Lernertrag wird festgehalten 
   
Offenbar alles paletti! Smalltalk am Rande: SPD- und MAV-Voritzende Kathi Petersen und Pfr. Christian von Rotenhan/St. Lukas Zeigte sich sachkundig und persönlich interessiert: OB Sebstian Remelé mit dem evang. Citypfarrer und Twitter-Experten Heiko Kuschel 


 

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14. Kirchenaustritte: Dekanat Schweinfurt an Pilotprojekt beteiligt

 

 

Nachdenkliche Mienen zu den aktuellen Kirchenaustrittszahlen: Kirchenrat Dr. Stefan Koch (l.) und Dekan Oliver Bruckmann Dekan Bruckmann stellt dem Pfarrkapitel Uwe Kraus, den Mann für (fast) alle Fälle, vor 

 

Schweinfurt, 18.1.2011. Gleich in der ersten Pfarrkonferenz im neuen Jahr wurde ein Vorhaben initiiert, welches das Dekanat Schweinfurt bis zur Kirchenvorsteherwahl im Oktober 2012 und noch darüber hinaus beschäftigen dürfte. Den Impuls dazu setzte der Referent des Tages, Kirchenrat Dr. Stefan Koch vom Planungsamt der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern. Er war zu einem Vortrag über die immer virulenter werdende Thematik „Kircheneintritt/Kirchenaustritt“ geladen worden.
Zunächst legte Dekan Oliver Bruckmann beunruhigende Zahlen seines Dekanates offen: Es hat in den letzten zehn Jahren rund 2200 Mitglieder verloren - jeweils ein Drittel durch Tod, Kirchenaustritt oder Wegzug. Dem standen „nur“ etwa 500 Übertritte bzw. (Wieder-)Eintritte gegenüber.
Stefan Koch nannte aktuelle Zahlen für die gesamte Landeskirche:
Austritte:         20383 (2008)  -  20036 (2009)  -  20073 (2010)
Ein-/Übertritte:  3671 (2008)  -    3550 (2009)  -    5439 (2010)
Aufgrund dieser hohen Austrittsquote verliere die ELKB jährlich rund 10 Mio. Euro Kirchensteuereinnahmen, was sich in zehn Jahren auf über 200 Mio. Euro kumuliere.
Sodann widmete sich Koch den Austrittsgründen und stellte dazu die Auswertung einer im Dekanat Fürstenfeldbruck durchgeführten EMNID-Umfrage unter Ausgetretenen der letzten Jahre vor:
Für 46 Prozent der Befragten gab die Kirchensteuer den Ausschlag. Den meisten erschien sie zu hoch; einige kritisierten ihre Verwendung. Ein Fünftel argumentierte, man könne auch ohne Kirche Christ sein, und ein Zehntel, dass man keine Religion im Leben bräuchte. Immerhin liebäugelten sieben Prozent mit einer anderen Religion, vorzugsweise mit dem Buddhismus.
Bei 31 Prozent der Interviewten hätte nichts und niemand den Austritt verhindern können. 72 Prozent würden ihre Entscheidung auch nicht mehr revidieren wollen, während allenfalls ein Viertel bereit wäre, sie wenigstens noch einmal zu überdenken.
Für die PfarrerInnen war es schon prekär zu hören, dass die Ausgetretenen in der Kirche gerade Glauben, Menschlichkeit und Ehrlichkeit vermissten und mit der erfahrenen Seelsorge, den Kasualien und dem Gottesdienst nicht zufrieden waren
Der Referent warnte jedoch davor, deswegen nun mit Aktivismus reagieren und etwas „ganz Neues“ erfinden zu wollen; denn es ließe sich nicht jeder Austritt vermeiden! Die Geistlichen sollten aber einen Arbeitsschwerpunkt auf Mitgliederorientierung setzen, der Besuchsarbeit und Seelsorge mehr Priorität einräumen und auch ihre Öffentlichkeitsarbeit intensivieren.
Dann gab Koch besagten Impuls: „Könnte nicht auch das Dekanat Schweinfurt – analog zur Fürstenfeldbrucker Evaluation - eine Modellregion werden?“ Dies sei gerade im Blick auf die KV-Wahl am 21.10.2012 bedeutsam. Das Pfarrkollegium signalisierte seine Bereitschaft zur Mitarbeit an dieser repräsentativen, aber noch detaillierteren Umfrage. Es muss natürlich hernach auch mit  den erhobenen Daten „arbeiten“, um bei den Gemeindegliedern besser anzukommen und Ausgetretene wieder zurückzugewinnen.

Im Fortgang der Konferenz konnte Dekan Bruckmann noch einen weiteren Gast begrüßen: Dipl.-Soz.-Pädagoge Uwe Kraus stellte sich dem Plenum als neuer Leiter der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit (KASA) und Ansprechpartner für die Kirchengemeinden vor. Die KASA verstehe sich als Clearing-Stelle für ihre Klienten: Was ist deren Notlage und welche Einrichtung dafür zuständig? Kraus verwaltet den Hilfsfonds „Schweinfurt hilft Schweinfurt“ und kann deshalb Bedürftigen Soforthilfe gewähren. Zurzeit plant Kraus als neues KASA-Angebot eine Energieberatung für Hartz IV-Empfänger.

 

 

 Es waren auch Frauen anwesend, u.a. (v.l.) die Pfarrerinnen Gisela Bruckmann, Christiana von Rotenhan u. Tabea Richter

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Vom Tauwetter verwässert: Kasus-Benennung mit Rose im Gemeindeschaukasten Seit 1969: Gemeindezentrum St. Lukas in Coburgs südlichem Stadtviertel Ketschendorf 

15. Es geht ihr gut

Coburg, 9.1.2011. Zumindest den Umständen entsprechend geht es Pfarrerin Christiane Müller gut. Davon konnten sich zehn angereiste Gemeindeglieder der Auferstehungskirche am Bergl, aber auch Dekan Oliver Bruckmann, Citypfarrer Heiko Kuschel, Luisa von der Evang. Jugend Schweinfurt und der Webmaster überzeugen. Denn nur eine Fahrtstunde oder 62 Kilometer trennen Frau Müllers alte Schweinfurter und ihre neue Gemeinde in Oberfranken voneinander. 

In einem Festgottesdienst in voll besetzter St. Lukas-Kirche wurde sie am zweiten Sonntag des neuen Jahres im Coburger Stadtteil Ketschendorf in ihr Amt eingeführt. Spür- und sichtbar groß war die Freude der Gemeinde, des Kirchenvorstandes und von Pfrin. Müllers neuen Pfarrerkolleginnen und -kollegen über die Neubesetzung der 16 Monate vakanten Stelle - exakt sollen es 538 Tage gewesen sein! Selbst die Kindergartenkinder sangen als Willkommensgruß: "Einfach Spitze, dass du da bist." Auch Coburgs Dekan Christoph Liebst atmete durch: "Endlich hat Ketschendorf eine neue Pfarrerin bekommen." Doch er warnte wortspielerisch zugleich vor allzu hohen Erwartungen und Ideen auf Seiten der Gemeinde, "was nun endlich (wieder) gemacht werde müsse." Liebst kennt und schätzt Pfrin. Müller seit ihrer Pfarrerin-z.A.-Zeit in Ebersdorf bei Coburg. An seiner Segnungshandlung wirkte übrigens Dekan Bruckmann als Assistent mit.

In ihrer Antrittspredigt (über Matthäus 4,12-17) griff die neu Installierte die Epiphanias-Thematik auf, bekannte aber frank und frei, dass sie am 6. Januar aufgrund des Umzugsstresses überhaupt keine Muße für irgendeine Erscheinung gehabt, wohl aber in ihrer noch nicht ganz eingerichteten Wohnung Besucher empfangen habe, darunter Dekan Liebst mit Brot, Salz und Katzenfutter im Gepäck. Provokant fragte sie: "Erscheint Gott vielleicht auch am Boden eines Umzugskartons?" Jedenfalls sei er ihr in Gestalt der freundlichen Umzugshelfer begegnet. Überhaupt wolle Gott in Schlichtheit und Bescheidenheit unter uns wohnen. Darin, wie wir miteinander umgehen, solle etwas aufleuchten von dem, was in Jesus vor 2000 Jahren in die Welt gekommen sei. Immer wieder betonte die Pfarrerin, welche Offenheit, Herzlichkeit und welches Entgegenkommen sie in den ersten Tagen an ihrer neuen Wirkungsstätte erlebt habe.

Ein feierliches Abendmahl schloss sich an. Nach dem Gottesdienst folgten die obligatorischen Grußworte seitens VertreterInnen aus Politik, den Bürgervereinen - in Ketschendorf herrscht wahrlich reges Vereinsleben; Pfrin. Müller sei gewarnt! - und der katholischen Nachbarkirche St. Augustin sowie aus der altkatholischen Gemeinde.

Fazit: Im Dekanat Coburg gibt es genauso viel pfarramtliche Arbeit wie in unserem Dekanat, eben mit den üblichen Ecken und Kanten. Unserer ehemaligen Pfarrerin wünschen wir dort rasches Heimischwerden, Freude an und Erfüllung in ihrer Arbeit und möglichst nur positive Erscheinungen - jedenfalls nicht welche von der ganz anderen Art.

   
Auch aus Hinterbänkler-Position zu erkennen: offizielle Installation der Pfarrerin u.a. mit Dekan Bruckmann (l.) und Dekan Liebst (3. von links)  Einladung zum Empfang des Hl. Abendmahls
   
Nach dem Gottesdienst: Pfrin. Müller - restlos umlagert und von guten Wünschen begleitet Skulptur in der St. Lukas-Kirche, die an das gebotene Miteinander erinnern soll: "Einer trage des anderen Last". 

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16.  Gratulation: 80. Geburtstag von Dekan emeritus Johannes Strauß

   
    Dekan em. Johannes Strauß: eine Persönlichkeit      Er ist einem guten Tropfen nie abgeneigt

Schweinfurt. Am 03. Januar 2011 feiert der ehemalige Pfarrer an St. Johannis und Dekan in Schweinfurt, Johannes Strauß, seinen 80. Geburtstag.

Vielen Bürgern in der Stadt ist es auch 15 Jahre nach seiner Pensionierung geläufig, dass der autofreie Martin-Luther-Platz, der Beginn der Generalsanierung der historisch bedeutsamen Johanniskirche, der Erwerb und Ausbaubeginn des Gutes Deutschhof zu einem kirchlichen Zentrum, das solide renovierte Evangelische Gemeindehaus u.v.m. dank seiner Initiative und Zielstrebigkeit realisiert werden konnte. „Er hat als konstruktiver Gestalter überdeutliche Spuren in der Stadt hinterlassen“, so Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser anlässlich der Verleihung der Stadtmedaille in Silber im Jahr 1997.

Auch viele Bauwerke und Projekte in den Landkreisen Schweinfurt und Bad Kissingen geben Zeugnis von der Tatkraft, der Beharrlichkeit und des Sachverstandes des Inhabers der Ehrenurkunde des Landkreises Schweinfurt. „Sie haben dem Dekanat Profil gegeben, gemäß ihrer Überzeugung, dass das Christentum alle Lebensbereiche umfassen muss“, formulierte bei seiner Verabschiedung Landrat Harald Leitherer.

Um dieser „hochangesehenen Persönlichkeit, die sich stets dem Zeitgeist gestellt hat, ohne ihm Verantwortung zu opfern“ (Manfred Kraus, Volkszeitung 03.01.1996) gerecht zu werden, darf man aber nicht beim Baulichen stehen bleiben. Als Autor in zahlreichen historischen und theologischen Publikationen, Berichterstatter, Leitartikler und kritischer Kommentator in der Dekanatszeitung „Evangelische Perspektiven“ sowie als theologischer Mitarbeiter am Erwachsenenkatechismus der Vereinigten Evangelischen Kirche in Deutschland  besitzt sein Name Klang.

Der Pfarrer und Dekan Johannes Strauß „ist eine markante Dekansgestalt mit ausgeprägter eigener Meinung, verantwortungsbewusst gegenüber Menschen, geradlinig, zielstrebig und voll innerer Leidenschaft“, meinte 1996 Oberkirchenrat Dr. Ernst Dietrich Bezzel.

Nicht vergessen werden darf aber auch sein großes und leidenschaftliches Engagement für die Diakonie, die Ökumene, die Erwachsenenbildung und die Partnerschaft mit dem Dekanat Rio de Janeiro und hier besonders für die Kindertagesstätte „Bom Samaritano“!

Mit immensem Fachwissen, zupackendem Handeln und Freude an der Arbeit, nie dem heute oftmals an den Tag tretenden berufstypischen Lamento erlegen, hat Johannes Strauß sich um die Belange im Dekanat und seinen vielen Gremien gekümmert. Und das hat immer seinen manchmal rauen Umgang mit den Mitarbeitern um ein Vielfaches aufgewogen!

„Ich setze, wie man mich kennt, weniger auf Veränderung als auf Bewahrung und Pflege des Bewährten. Wir haben in der Kirche und als Christen mehr davon, als uns bewusst und vielen lieb ist“, so das Credo des scheidenden Dekans in seinem letzten Bericht vor der Dekanatssynode.

Historische Fakten und Zusammenhänge aufzuzeigen und das Verfassen von Gedichten sind die Leidenschaft des passionierten Lesers, auch noch im hohen Alter.

Neu hinzugekommen sind die Freude am Wandern, die aktive Mitgliedschaft bei den Lions sowie das Tätigsein als Hobbygärtner. Seine Familie gibt ihm Kraft dazu.

Noch ein Blick auf den beruflichen Weg des 1931 aus Langensteinach bei Uffenheim stammenden profilierten Kirchenmannes: Nach den Studienjahren in Erlangen und Heidelberg führte ihn der Weg über das Vikariat in Donauwörth, die Pfarrstelle München, St. Lukas in das Frankenreferat der Evangelischen Akademie Tutzing. Vom 01.01.1974 bis zu seiner Ruhestandsversetzung wirkte er 21 Jahre lang als 1. Pfarrer in St. Johannis und als 11. Dekan in Schweinfurt.

Text: Günther Birkle; Fotos: Waltraut Haimerl