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50 Jahre Auferstehungskirche 2009

 

Pfr. Dr. Johannes Thomas verstorben

Pfarrerin Christiane Müller schreibt an ihren Kirchenvorstand:

Soeben habe ich erfahren, dass der langjährige Pfarrer der Auferstehungskirche Pfr. Dr. Johannes Thomas ganz überraschend verstorben ist. Angerufen hat mich Barbara Sillack, Schwiegertochter der alten Frau Sillack, die viele von euch kennen. Familie Sillack war mit Pfr. Thomas befreundet. Sein Tod kam trotz des gesegneten Alters wie aus heiterem Himmel. Über Silvester hat er Freunde oder Bekannte besucht. Dann kam er heim und hat es wohl gerade noch bis ins Bad geschafft, wo er einfach zusammengebrochen ist. In solchen Fällen muss die Todesursache polizeilich ermittelt werden, daher war das Haus einige Tage versiegelt und sein Sohn konnte nicht an die Adressenlisten des Vaters und die Nachricht deshalb nicht weitergeben.

Nach genauer Untersuchung wird Fremdeinwirken inzwischen ausgeschlossen, vermutlich war es ein Herzinfarkt oder Hirnschlag. Tragischerweise verstarb wenige Tage später auch sein Bruder Konrad. Die Brüder sollen gemeinsam beigesetzt werden und zwar am Freitag, 15.1., in Hamburg auf dem Öjendorfer Friedhof. 

....  Ich selbst bin ziemlich schockiert. Wir haben uns gut verstanden und uns auch zu verschiedenen Gelegenheiten ausgetauscht, besonders natürlich beim Jubiläumsgottesdienst. Den zu erleben, war für Pfarrer Thomas noch eine große Freude, hat er mir damals im November gesagt.

 

Aus der Presse zitiert (Schweinfurter Tagblatt vom 13.1.10, S. 23):

Überraschend ist der langjährige Seelsorger der Auferstehungskirche am Bergl, Johannes Thomas, gestorben. In den vergangenen Monaten war Thomas mehrfach in Schweinfurt, wurde doch im Kirchenjahr 2009/09 Jubiläum in der Auferstehungsgemeinde gefeiert. Zum Auftakt hatte Pfarrer Thomas am 1. Advent 2008 beim Festgottesdienst gepredigt. Anlass: Er hatte vor 50 Jahren mit seinen Mitarbeitern die neue Gemeinde aus der Mutterkirche (Kreuzkirche in Oberndorf) herausgelöst und in die Selbstständigkeit geführt.

Der Bau des Gotteshauses von 1958 bis 1959, für den Thomas mitverantwortlich zechnete, war etwas Besonderes. Kirche und Nebengebäude sind eines der letzten und bedeutendsten Werke des Architekten und Kirchenplaners Olaf Andreas Gulbransson. Einweihung wurde am Ewigkeitssonntag 1959 gefeiert, in dem Jahr, in dem auch erstmals am Bergl Konfirmation gefeiert wurde.

Zum Jahreswechsel 1970/1971 verließ Thomas Schweinfurt in Richtung Hermannsburg (Lüneburger Heide). Einer seiner letzten Termine im Bergl war wieder der Abschluss einer Bauarbeit: Gefeiert wurde die Renovierung des Bugenhagensaals.

(Foto: s. unten)

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Das Kirchenjahr 2008/2009 war für uns ein echtes Jubeljahr, in dem wir Gott in zahlreichen Veranstaltungen und Gottesdiensten für seine treue Begleitung durch diese fünf Jahrzehnte hindurch gedankt haben. Den Auftakt bildete am 1. Advent 2008, dem Beginn des Kirchenjahres, ein Festgottesdienst, zu dem wir als Prediger Pfr. Dr. Johannes Thomas eingeladen haben, der vor 50 Jahren mit seinen damaligen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen unsere Kirche gebaut und unsere Gemeinde in die Selbständigket geführt hat.

Am Pfingstmontag 2009 feierten wir den Gottesdienst gemeinsam mit unserer "Muttergemeinde", der Kreuzkirche, die uns besuchte und gratulierte. In einer Dialogpredigt bedachten "Mutter" und "Tochter", verkörpert durch die beiden amtierenden Pfarrerinnen, Frau Müller und Frau Grafe, ihren gemeinsamen Weg und bekräftigten den Willen zum Miteinander (Text s.u.).

Ein weiterer Höhepunkt unseres Jubiläumsjahres war dann das Gemeindefest, das wir erstmals nach Jahrzehnten wieder als gemeinsames Gemeindefest von Kindergarten und Kirchengemeinde gefeiert haben. Hier kam die ganze Vielfältigkeit unserer Gemeindearbeit sinnenfällig zum Ausdruck (Bericht s.u.).

Mit dem Festgottesdienst zum Ewigkeitssonntag werden wir unser Kirchenjubiläum nun beschließen. (...) Insofern ist es Ausdruck einer Hoffnung, dass unsere Kirche vor 50 Jahren gerade am Ewigkeitssonntag eingeweiht wurde. Hoffnung auf die Auferstehung und Hoffnung darauf, dass Jesus Christus wieder kommt und sein Reich unter uns aufbaut.

(Pfarrerin Christiane Müller in: "Monatsgruß" der evang. luth. Gemeinde Auferstehungskirche Schweinfurt, Okt/Nov. 2009, S. 4f)

 

   
           Regionalbischof Schmidt bei seiner Festpredigt Hausherrin Pfrin. Müller: endlich liegt das Jubiläum hinter ihr

Neue Paramente zum Jubiläumsausklang

Schweinfurt, 22.11.2009. Rückblick halten auf die zurückliegenden 50 Jahre konnte die Auferstehungs-Kirchengemeinde während des ablaufenden Jahres bei einer Reihe von Veranstaltungen.
Der zurückliegende Ewigkeitssonntag bildete mit Festgottesdienst und Empfang den krönenden Abschluss der Jubiläumsfeiern, wobei Regionalbischof Christian Schmidt die Festpredigt hielt.
Nach dem feierlichen Einzug, unter den Klängen des Evangelischen Posaunenchors, erinnerte Pfarrerin Christiane Müller daran, dass die Auferstehungskirche im Verlauf ihrer jungen Geschichte sich zu einem Zentrum des Glaubens entwickelt habe, wo Menschen miteinander gebetet, Freud und Leid geteilt und tröstliche Gemeinschaft erfahren haben. Der besondere Gruß galt ihren beiden Vorgängern im geistlichen Amt, Pfarrer Johannes Thomas, der zunächst als Vikar an der Oberndorfer Kreuzkirche maßgeblich die Weichen für die Gemeindegründung am Bergl gestellt hat, und Pfarrer Gerhard Kelber, der im Anschluss über 33 Jahre die Kirchengemeinde geleitet hat.
Die Festatmosphäre erhielt einen besonderen Akzent durch die neuen Altar- und Kanzelparamente, die Renate Jenner geschaffen hat und die sie beim Gottesdienst vorstellte. Es sind leuchtkräftige Patchwork-Arbeiten in Gelb- und Rottönen, bei denen das Wirken des Heiligen Geistes visualisiert wird.
In der Predigt hob der Regionalbischof die Auferstehungskirche als einen der bedeutendsten Kirchenbauten der Nachkriegszeit, weit über Bayern hinaus, hervor, dem eine tiefe Symbolik eigen sei. Der Name der Kirche erinnere an die Auferstehung.
Beim Empfang im Bugenhagensaal würdigte Bürgermeister Otto Wirth die vorausschauende Arbeit der Kirchenplaner, wodurch das Bergl ein Zentrum erhalten habe. Kirchenbauer war der Architekt Olaf Gulbransson.
Glückwünsche überbrachten Pfarrerin Christhild Grafe und der Kirchenvorstand der Oberndorfer Kreuzkirchengemeinde, aus der sich die evangelische Gemeinde am Bergl entwickelt hat, wie auch Heike Gröner als Vorsitzende des Evangelischen Frauenbundes. Pfarrer Johannes Thomas erinnerte an die Umstände des Gemeindestarts vor einem halben Jahrhundert.

(Aus: Schweinfurter Tagblatt, 25.11.2009; C. P. Gras; Fotos: Gerhard Tebbe)

   
       Die "Ahnenreihe" der Gemeinde: I. Pfr. i. R. Johannes Thomas                     II. Pfr. i. R. Gerhard Kelber
   
Recht junge "Mutterkirche" in Oberndorf: Pfrin. Christhild Grafe      Nicht zu vergessen: die neuen Paramente

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Jubiläum mit internationalem Publikum

   
Predigerin Müller inmitten ihrer multilingualen Gemeinde                                   Kindersegnung im großen Kreis

Schweinfurt-Bergl, 18 Juli 2009. Zum Gemeindefest anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Auferstehungskirche am Bergl“ vom 17. bis 19. Juli 2009 gehörte am Samstagmorgen ein Openair-Gottesdienst. Pfarrerin Christiane Müller gestaltete ihn kindgemäß, zumal die zahlreich versammelten Kindergartenkinder samt Eltern federführend daran beteiligt waren. Welch eine „Multikulti“-Gemeinde – russisch, türkisch, afrikanisch … - hatte sich auf dem Kirchplatz versammelt! „Ja, Gott hat alle Kinder lieb. Jedes Kind in jedem Land“ - dieses Lied passte vortrefflich zur Andacht. 
Einfühlsam erläuterte die Pfarrerin, dass nicht nur Menschen, sondern eben auch Häuser Geburtstag feiern können. Bis vor 50 Jahren hätten die evangelischen Gemeindeglieder sonntags vom Bergl bis nach Oberndorf zum Gottesdienst in der dortigen Kreuzkirche laufen müssen. Offizieller Einweihungstag des Neubaus an der Brombergstraße sei der Ewigkeitssonntag 1959 gewesen. Den frei stehenden Turm daneben habe man erst zwei Jahre später errichtet. Die Farbe Rot der Backsteine symbolisiere die Wärme und Liebe Gottes; die zum Teil schräg stehenden Wände der Kirche vermittelten den Eindruck eines Zeltes: Man solle sich bei Gott wie in einem Zelt geborgen fühlen. Pfarrerin Müller: „Gut, dass wir sie haben. Unsere Kirche ist ein Geschenk Gottes.“
Sodann listete sie alle Gruppen, die in ihrer Kirche ein- und ausgehen auf, allen voran den Miniclub und die Jugendgruppen, ferner Frauenkreis, Seniorenkreis, Alphakurs, Lobpreisgottesdienstteam und viele andere mehr. Stand am Anfang des Gottesdienstes das Hissen der Kirchenfahne, so am Ende eindrücklich die Segnung der Vorschulkinder. Danach begann das bunte Treiben rund um die Kirche, im Bugenhagensaal unter der Kirche und im Kindergarten, wo wieder Internationalität dominierte. Am Sonntag wurden die Festivitäten durch einen Tauferinnerungsgottesdienst (Pfrin. Müller) und einen Lobpreisgottesdienst am Abend (Dekan Bruckmann) sowie der Festbetrieb fortgesetzt. Schade nur, dass der Gebetsruf: „Herr, wir bitten dich, dass das Wetter heute hält“, mehrfach Erhörungszweifel nährte.

 

Endlich:

Das Fest an der Kirche ist eröffnet

Links: der Kindergarten

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Grenzen überwinden:

Kreuzkirche und Auferstehungskirche feiern gemeinsamen Gottesdienst am Pfingstmontag (1. Juni  2009)

Was haben die beiden Schweinfurter Gemeinden Kreuzkirche und Auferstehungskirche gemeinsam? Zunächst einmal nicht viel, möchte man meinen. Hier die traditionsreiche Gemeinde am Stadtrand  mit teils dörflichen Strukturen und einer alten Kirchenburg, dort die Gulbransson-Kirche inmitten eines Neubaugebietes, umgeben von Wohnblöcken aus den 60er und 70er Jahren. Hier gewachsene Strukur – dort ständiger Wandel, mit 200 Zu- und Wegzügen im Jahr.

Und doch verbindet beide Gemeinden eine gemeinsame Geschichte. Denn die Kreuzkirche ist die Muttergemeinde der Auferstehungskirche, die dieses Jahr ihren 50. Geburtstag feiert.

Anlass, zu diesem Pfingstfest aufeinander zuzugehen. Gewissermaßen als freundliche Begegnung zwischen Mutter und Tochter, vereint im gemeinsamen Dank für das, was verbindet und vereint im Gebet für weitere gelingende Beziehungen und gemeinsame Wege.

Zu Beginn der Predigt kamen drei Zeitzeugen zu Wort, die lebendig und anschaulich von der Zeit des Aufbruchs vor 50 Jahren berichten konnten.

Pfarrerin Christiane Müller (Auferstehungskirche) und Pfarrerin Christhild Grafe (Kreuzkirche) hielten eine Dialogpredigt (Wortlaut siehe unten) – und zwar als Dialog zwischen „Mutter- und Tochtergemeinde“. Frau Pfarrerin Grafe ließ stellvertretend für die Kreuzkirchengemeinde Blumen sprechen. Denn die Kreuzkirche schenkte der Auferstehungskirche den Altarschmuck zu Pfingsten, und Pfarrerin Grafe erklärte dessen symbolische Bedeutung:

Wir wollen einander erfreuen und aufbauen. Jede Blume im Gesteck hat ihre eigene Bedeutung. Gelb steht für die Freundlichkeit, Blau für die Demut, Weiß für die Geduld und Rot für das Band der Liebe, durch das der Heilige Geist Christen untereinander verbindet. Es war deutlich zu spüren, dass der Wille zu gemeinsamen Wegen vorhanden ist – wie zwischen einer erwachsenen Tochter und ihrer Mutter, die nach einer notwendigen und sinnvollen Phase der Abnabelung allmählich wieder zueinander finden. Jede eigenständig, unterschieden von der anderen – aber mit dem gemeinsamen Wunsch, Teil eines größeren Ganzen zu sein und im Dienst an den Menschen beider Stadtviertel aufeinander zuzugehen. Dass auch die beiden Pfarrerinnen miteinander „harmonieren“ und bereit sind, zum Miteinander der Gemeinden ihren Teil beizutragen, wird der Sache sicher dienen. Was sich da wohl noch alles entwickeln wird?

Musikalisch wurde der Gottesdienst vom Schweinfurter Posauenchor unter der Leitung von Wolfhart Berger und Herbert Jordan gestaltet, die in gelungenem Zusammenspiel musizierten und dem Gottesdienst so auch einen festlichen Klang verliehen.

Pfarrerin Christiane Müller

   
        Die beiden Pfarrerinnen Müller (l.) und Grafe  

 

Dialogpredigt vom Pfingstmontag

Teil 1: Christiane Müller

Jesus: "Seid meine Zeugen!" Zeugen sagen, was sie erlebt haben auf ihrem Weg mit Gott, mit Jesus. Ich bin sicher, jeder und jede könnte da so einiges erzählen.
Versuch: Stellen Sie sich einmal vor, unsere Gemeinde wäre eine Person, die etwas erzählen kann. Was hat unsere Gemeinde, die Gemeinde der Auferstehungskirche, so alles erlebt? Was hat sie beflügelt und begeistert? Was war schwierig?
Ich glaube, wenn unsere Gemeinde erzählen könnte, würde es ungefähr so klingen: „Ich war jung und voller Elan! Ich war begeistert: Endlich hatte ich ein eigenes Haus, eine wunderschöne Kirche! Endlich bin ich aus dem Schatten meiner Mutter, der Kreuzkirche, herausgetreten! 'Weg mit all dem alten Plunder!', habe ich gerufen. Neue Ideen müssen her! Neuer Elan! Neue Begeisterung! Und es hat geklappt. Viele junge Familien sind ans Bergl gezogen. Viele Kinder kamen in den Kindergottesdienst. Und die Konfirmandenjahrgänge, die hättet ihr mal sehen müssen! 60, 70, 80 Jugendliche! Fast 8000 Gemeindeglieder hatte ich in meiner Glanzzeit! Ich war eine starke und selbstbewusste Gemeinde. Freudig haben viele für Glocken und Orgel gespendet. Tja, meine Mutter war wohl fast ein bisschen eifersüchtig auf mich. So viel Kontakt habe ich gar nicht zu ihr gewollt. Ich hatte ja jetzt was Eigenes.

Und dann kamen die Jahrzehnte, in denen von weit her andere Christen dazu kamen. In unseren Gottesdiensten erklangen neue und andere Lieder. Manche waren begeistert – andere haben sich schwer getan damit. Eins habe ich mir jedenfalls bewahrt: Den Mut, was Neues auszuprobieren und immer wieder was neues! Jetzt wird wieder so einiges anders. Manchmal weiß ich gar nicht so recht, wer ich eigentlich bin und wo mir der Kopf steht. Aber eins ist sicher: Ich lebe! Der Heilige Geist treibt mich und wirkt kräftig in mir. Und so langsam schau ich mich um, wo eigentlich meine Geschwister und meine Mutter geblieben sind. So ganz ist der Kontakt ja nie abgerissen. Manche, die als Kinder in die Oberndorfer Kirche gegangen sind, gehen da heute noch gern hin. Es gab da schon immer ein Hin und Her der Gottesdienstbesucher. Mit St. Josef und Christkönig ist auch einiges zusammen gegangen. Da viele meiner Mitglieder am Oberndorfer Friedhof begraben liegen, haben wir schon seit vielen Jahren zu Allerheiligen einen gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst gefeiert. Und in letzter Zeit machen wir wieder so einiges zusammen, meine Mutter und ich. Oft auch mit unseren katholischen Geschwistern. Den Kinderbibeltag. Den Weltgebetstag. Eine ökumenische Vortragsreihe zu den Paulusbriefen. Und im Februar sind unsere beiden Konfirmandengruppen zusammen auf Freizeit gefahren. Das war richtig toll. Beim Abschlussgottesdienst haben zwei Jungs vom Bergl mit zwei Mädchen aus Oberndorf zusammen einen Walzer getanzt.
Ob sich das wohl vertiefen lässt? Ich hätt ja schon Lust, wieder mehr mit meiner Mutter zu machen, einerseits. Aber so ein kleines bisschen ängstlich bin ich auch. Was daraus wohl werden wird?“

Teil 2: Christhild Grafe

Als „Mutter“, die ganz einfach froh über ihre selbstständige Tochter ist, höre ich das natürlich gerne und nehme es mit Freude auf.

„Wenn denn diese Sach mit Gott / also angefangen,
ei, so hat es keine Not, wirst den Zweck erlangen.
Es wird folgen Glück und Heil / hier in diesem Leben;
Endlich wird dir Gott dein Teil / auch im Himmel geben.“

So zitierte Pfarrer Thomas die vierte Strophe des Liedes 433 aus dem „neuen Gesangbuch“ in der Dezemberausgabe 1959 des „Monatsgrußes“,  der noch gemeinsam herausgegeben wurde. Und diese Zusage gilt noch nach 50 Jahren.
Längst bist DU – die Gemeinde der Auferstehungskirche selbstständig und eigenverantwortlich deinen Weg gegangen - und das ist gut so, und ich freue mich heute einfach darüber.
Meine Freude findet ihren Ausdruck in dem Blumenschmuck, den ich dir heute mitgebracht habe.
Jede Blume in diesem Blumengesteck steht für etwas Besonderes. Im Kolosserbrief werden ja einige Dinge besonders hergehoben, die unverzichtbar sind für ein gutes Miteinander in der Gemeinschaft. 
Da wir heute darüber nachdenken, wie denn unsere Mutter-Tochter Beziehung sich in Zukunft weiter gestaltet oder vertieft werden kann, lohnt sich ein Blick darauf.
Ich lese nun aus Kolosser 3: 
„Gott hat euch erwählt, ihr gehört ihm, er liebt euch. So kleidet euch in Barmherzigkeit, Freundlichkeit, Demut, Behutsamkeit und Geduld. Haltet es miteinander aus und verzeiht einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat. Wie Christus euch vergibt, so sollt ihr es auch gegenseitig tun. In dem allem zieht das Kleid der Liebe an, die alles verbindet und vollendet. In euren Herzen regiere der Friede des Christus, denn er will, dass ihr in eurer Gemeinschaft eins seid. Und seid dankbar. Und lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen.“
Ich sehe auf die Blumengestecke und greife die ersten beiden Blumen heraus. Sie heißen: "Barmherzigkeit und Freundlichkeit".
Barmherzigkeit und Freundlichkeit, diese beiden Blumen sind gelb. Gelb wie die Sonne und das Licht. Denn Barmherzigkeit und Freundlichkeit bedeuten Licht im Leben, sie strahlen Helligkeit, Wärme und Geborgenheit aus. Freundlichkeit bemerkt, wie es dem anderen geht, nimmt wahr, was dem anderen vielleicht gerade in einer bedrückenden Situation fehlt: ein aufmunterndes oder tröstendes Wort, ein Moment des Schweigens, eine freundliche Umarmung.
Eine weitere Blume trägt den Namen
„Demut“. Dieses Blumenwort ist für viele von uns heute negativ befracht, weil wir wissen, dass es eine Art von Demut gibt, die nicht gut ist. Ich meine die Haltung, die sich immer an den anderen völlig anpasst, an die Eigenart oder Lebensweise, an die Vorstellungen oder Wünsche des anderen. Wenn einer von beiden in einer Beziehung sich selbst völlig aufgibt, nur dem anderen zuliebe, dann ist er nicht mehr er oder sie selbst.
Demut nun richtig verstanden bedeutet die Einstellung: Wir sind verschieden, und das ist schön so, aber weder der eine oder die andere ist mehr oder unbedingt besser oder wertvoller. Demut also ist eine Form von Mut, und zwar der Mut, sich als ein Teil zu begreifen, ein Teil vom größeren Ganzen, vom größeren Ganzen der Evangelischen in Schweinfurt, als Teil vom größeren Ganzen der Christen im Dekanat Schweinfurt, in der Evangelischen Kirche in Bayern, ein Teil vom größeren Ganzen der weltweiten Christenheit.
In meinem Blumenschmuck hier hat das Blumenwort Demut die Farbe blau. Denn blau ist die Farbe des Mutes und des Vertrauens.
Die nächsten Blumen im Blumenschmuck leuchten weiß.
Sie haben die Namen:
"Behutsamkeit und Geduld".
Es gibt ja Zeiten im Leben, da man nichts sieht, da sich scheinbar nichts tut, und  in denen doch etwas wächst, so wie ein Samenkorn verborgen unter der Erde keimt und wächst. Zeiten, in denen sich nichts Besonderes ereignet, da jede mehr mit sich beschäftigt ist, da man nicht so viel miteinander erlebt. Zeiten, wo dann gerade diese weiße Blume wichtig ist: die nicht drängende Behutsamkeit, das Warten-Können, die Geduld. Nicht das angsterfüllte Erwarten, sondern das vertrauensvolle, erwartungsfrohe Warten, das darum weiß, dass manches seine Zeit zum Entwickeln braucht.
Dies alles kann man sich nicht so ohne Weiteres vornehmen:
Barmherzigkeit, Freundlichkeit, Demut, Behutsamkeit und Geduld. Dazu braucht es eine Quelle, einen Grund, aus dem man schöpfen kann. In unserem Bibeltext aus dem Kolosserbrief ist diese Quelle auch genannt.
Es ist die Liebe, die Gott zu uns hat.
Die
Liebe, die hier auch als "Band der Vollkommenheit" bezeichnet wird.
Die Liebe, die Gott zu uns hat: diese Blume hat ein strahlendes Rot. Sie ist die Quelle die Quelle, aus der wir schöpfen können. Und deswegen ist im Blumengesteck die dominierende Farbe das Rot.
Als "Auserwählte Gottes", als "Heilige und Geliebte", werden wir Christen angesprochen.
So werden wir daran erinnert, woher wir kommen bzw. wohin wir gehören, wenn wir uns Christen nennen. Wir gehören zu Gott. 
Jede Blume im Blumenschmuck möchte uns an das erinnern, wodurch unser Zusammenleben als christliche Gemeinschaft besonders farbenprächtig leuchtet:
Barmherzigkeit, Freundlichkeit, Demut , Behutsamkeit und Geduld und die Liebe Gottes, die alles verbindet und vollendet.
Jede Blume hat ihre Farbe. Das macht den Blumenschmuck bunt, fröhlich und lebendig. Blumen erfreuen. Und darauf zielt letztlich alles, dass wir uns freuen und einander zur Freude helfen. Dazu, dass das gelingt, sagt uns Gott seinen Segen zu.

Mit einer herzlichen Bitte trete ich heute, - so schreibt Pfarrer Thomas im ersten gemeinsamen „Monatsgruß“, der Novemberausgabe 1959 - wenige Wochen vor dem Termin unserer Kircheneinweihung an Sie heran: Lassen Sie uns die Woche vom 15.-21. November in den Häusern als eine Woche des Gebets für unsere neue Kirche halten! Wir stehen da vor einem Höhepunkt, wie ihn eine Gemeinde – äußerlich gesehen – ganz selten erlebt. Zum rechten Erleben gehört aber ein von Gott geöffnetes Herz. Alle Freude am guten Anfang des neuen Gemeindelebens seit zwei Monaten, aller Eifer beim Sammeln und beim Spenden, für den herzlich gedankt sei, soll im Beten für den Segen des neuen Gotteshauses seine Krönung finden! Als Hilfe finden Sie nachstehend ein Gebet.
"Herr, himmlischer Vater, du hast den Bau unserer Kirche gnädig gelingen lassen. So segne durch dies Haus auch deine ganze Gemeinde. Wir bitten dich herzlich, gib uns bereite Herzen, wenn du in deinem heiligen Wort und Sakrament uns besuchst. Gib den Predigern des Einweihungsgottesdienstes und aller künftigen Gottesdienste dein Wort, dass daraus die Sünder Vergebung, die Irrenden Rettung, die Traurigen Trost und die Harrenden Hoffnung empfangen. Mache die Deinen hier und in unserer Muttergemeinde und in aller Welt zur Stadt auf dem Berg und zum Licht der Welt. Um Jesus Christus willen."  Amen.

 

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