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Freundliche Begrüßung durch den Betriebsratsvorsitzenden Wolfgang Gutgesell (r.): Dekan Oliver Bruckmann (l.) u. kda-Sozialsekretärin Evi Pohl | Smalltalk beim Abschied: Evi Pohl und Dekan Bruckmann bedanken sich beim ZF Services-Geschäftsführer Alois Ludwig (r.) |
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Schweinfurt, 14. Februar 2011. Die „Gehstruktur“ wird immer wieder eingefordert: Kirche müsse hin zu den Menschen gehen und nicht darauf warten, dass sie zu ihr kommen. Deshalb gingen kürzlich Pfarrerinnen und Pfarrer des Dekanates Schweinfurt an die Arbeitsplätze ihrer Gemeindeglieder, um deren soziales Umfeld besser erfassen und ihre Sprache und Sorgen verstehen zu lernen.
Im Rahmen einer Pfarrkonferenz wurde, organisiert von Sozialsekretärin Evi Pohl vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt Schweinfurt (kda), exemplarisch die Firma ZF Services GmbH besichtigt.
Wer kann sich darunter etwas vorstellen!? Bei seiner Gründung 1915 hieß das Unternehmen „Zahnradfabrik GmbH“, von daher die Abkürzung ZF. Damals ging’s um die Entwicklung und Produktion von Getrieben für Luftschiffe, Fahrzeuge und Motorboote. Die Luftschiffbau Zeppelin GmbH war daran maßgeblich beteiligt, weshalb sich die Hauptverwaltung immer noch in Friedrichshafen befindet. Heutzutage haben wir es bei der ZF GmbH mit einem internationalen Automobilzulieferer, sprich Ersatzteillieferanten, zu tun. Antriebs- und Fahrwerkkomponenten werden in Schweinfurt produziert. Andere Standorte haben spezielle Geschäftsfelder wie Luftfahrt- und Marine-Antriebstechnik.
Alois Ludwig, Geschäftsführer für Marketing und Vertrieb, zugleich Vorsitzender der Gesamtgeschäftsführung, präsentierte höchstpersönlich die Firma: Sie rangiert im World-Ranking auf Platz 9 der Top Ten. Seit dem Krisenjahr 2009, das zu einem wirtschaftlichen Einbruch um 25 Prozent führte, ist das Umsatzwachstum bereits wieder um 35 Prozent gestiegen. 1,5 Mrd Euro Umsatz allein bei den ZF Services Schweinfurt stehen in diesem Jahr zu erwarten, weltweit - bei allen 123 ZF-Produktionsgesellschaften in 39 Ländern - dürften es fast 14 Milliarden sein. Rund 70.000 Mitarbeiter sind bei ZF beschäftigt, davon 740 im Logistikzentrum Schweinfurt.
Angesichts solcher Zahlen kamen einige der Pfarrerinnen und Pfarrer ins Staunen, bewegen sich doch ihre oft beklagten Sanierungen kirchlicher Gebäude in vergleichsweise überschaubarem Finanzrahmen von peanuts.
Zudem erlebten die Geistlichen einen Grundkurs in perfekter, überzeugender Präsentation: Weltgewandt schwelgte Geschäftsführer Ludwig in Superlativen und sparte nicht mit Englischkenntnissen: Sein Unternehmen ZF Parts (dt.: Ersatzteile!) sei eine „eigenständige Business-Unit“, exponiert und expandierend, mit Systemkompetenz und Effizienzsteigerung gerade im After-Sales-Service (d.h. dann, wenn etwa bei Autos die Materialermüdung einsetzt).
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Ihnen wurde volle Aufmerksamkeit abverlangt: Schweinfurts evangelische Pfarrerinnen- und Pfarrerschaft |
Bekanntes Bauwerk in der Ernst-Sachs-Straße: Es beherbert mit ZF Sachs den Unternehmensbereich Antriebs- und Fahrwerkkomponenten des riesigen ZF Konzerns. |
Demgegenüber sprach Betriebswirt und Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Gutgesell recht verständlich über die Aufgaben und Rechte des Betriebsrates, u.a. über Mitbestimmungs-, Widerspruchs- und Zustimmungsverweigerungsrecht. Er nahm kein Blatt vor den Mund und kritisierte den Moralverfall und die „Gier mancher Betriebe“, für die konjunktureller Stillstand nur Rückschritt bedeute.
Dies betreffe natürlich ZF Services nicht: Hier stehe Sozialkompetenz an erster Stelle. Die Devise laute: Arbeitsplätze aufbauen und sichern. In der Regel würden alle Auszubildenden (derzeit 18) anschließend unbefristet übernommen Selbst das Rezessionsjahr 2009 habe man zwar mit Kurzarbeit, aber ohne Entlassungen gemeistert. Die MitarbeiterInnnen würden gehaltlich am Erfolg beteiligt, Gleitzeit sei eingeführt und Sonntagsarbeit kein Thema. Auf die Debatte um Mindestlohn angesprochen, plädierte Gutgesell gleich für 10 statt 8.50 Euro.
Die Pfarrerschaft konnte sich beim anschließenden Rundgang in der Ver- und Umpackungsabteilung von den guten Arbeitsbedingungen überzeugen: moderate Temperaturen und akzeptable Akustik in weitläufigen, sauberen Hallen. Modernste Technik übernimmt viele, früher mit körperlicher Schwerstarbeit verbundene Handgriffe. Besonders beeindruckend: das vollautomatisierte 45 Meter hohe und 86 Meter lange Hochregallager mit 26.000 Palettenstellplätzen!
An ihre Schreibtische heimgekehrt, dürfte den Pfarrerinnen und Pfarrern erst so richtig aufgegangen sein, dass ihre allsonntäglich von hoher Kanzel verkündete Botschaft eines Wanderpredigers aus der Provinz Galiläa irgendwie nicht von dieser Welt klingt.
Übrigens: kda-Pfarrer Manfred Herbert verfasste zur Betriebsbesichtigung „9,5 Schweinfurter Wirtschafts-Thesen“ unter Berücksichtigung ethischer, wirtschafts- und gesellschaftspolitischer sowie theologischer und kirchenpolitischer Aspekte (Text: s.o. pdf-Datei).
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kda-Sozialsekretärin Evi Pohl moderiert, und kda-Pfarrer Manfred Herbert überlegt sich seine 9,5 Thesen. | Was ein Pkw an Ersatzteilen braucht, liefert ZF Logistics: Stoßdämpfer, Elektrolenkung, Kupplung oder Automatikgetriebe |
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