Tag der Bilanz: Rückblick und Ausblick

Brasilien-Feedback in Dittelbrunn

Pastor Rolf Rieck beginnt die Andacht in Dittelbrunn

Mi., 6. Aug. 2014, Dittelbrunn. Nächstes Stelldichein der Brasilien-Delegation: im Gemeindezentrum „Arche“. Dorthin, vor die Tore Schweinfurts, hatten die rührigen Brasilien-Beauftragten Ellen Blanke und Dr. Gerda Böttcher zum offiziellen „Partnerschaftstag“ eingeladen. Auch Pfr. Dr. Wolfgang Weich von der Christuskirche-Schweinfurt, wozu der Sprengel Dittelbrunn gehört, war am Anfang dabei und richtete ein Grußwort an die Brasilien-Delegation. Er hatte schon als Geiger beim offiziellen Dekanatsempfang mitgewirkt (s. Bericht: "Was heißt Feijoada...") und auch den Jugendgottesdienst im Skater-Park (s. Bericht: "Verrückt nach Babo") besucht. Alle Achtung!

„Wir danken Gott, dass wir alles haben.“ Mit diesem Votum begann Pastor Rolf Rieck seine gemeinsam mit Pastor Francisco Rafael Soares dos Santos gestaltete Andacht im Gottesdienstsaal. Und wieder einmal erklang aus vollen Kehlen das Gesangbuchlied Nr. 600 („Cantai ao Senhor“). Pastor Francisco sprach zum Thema „Frieden an der Ecke“. Es ging um die Friedensbemühungen einer Gruppe von Palästinensern und Juden, um einen gemeinsamen Wanderweg von Tel Aviv nach Jerusalem, der sowohl durch jüdische als auch arabische Siedlungen führt. Jedenfalls sei Gewalt keine Lösung des Konfliktes, betonte der Pastor. Sodann zündete jede und jeder eine Kerze als Ausdruck der Verbundenheit mit Juden und Palästinensern an und platzierte sie vor dem Altar.

Als Einstieg in das Tagesthema zeigte anschließend Renate Käser, die Dekanatsbeauftragte für Mission, Partnerschaft und Entwicklung, eine schmissig-witzige Powerpoint-(Foto-)Präsentation über das bisher absolvierte gemeinsame Besuchsprogramm, unterlegt mit dem schmetternden „Freude, schöner Götterfunken“ und dem persönlichen Kommentar: „Ihr seid sieben wunderbare, tolle Gäste gewesen.“ So etwas wie Abschied lag schon in der Luft, denn in zwei Tagen würden die Brasilianer die Heimreise antreten; Rückblick war daher angesagt.

Die erste Gruppenarbeit, sieben Brasilianer und sieben Deutsche je unter sich, befasste sich mit folgenden Leitfragen zum Besuchsprogramm: „Was hat uns weitergebracht? Was war positiv, was negativ?“ – kurzum: Manöverkritik stand an.

Freilich wird nicht alles (schon gar nichts Negatives) an dieser Stelle verraten. Jedenfalls wurde deutlich, dass durch diesen Aufenthalt sowohl die Delegation aus vier verschiedenen, zum Teil weit auseinander liegenden Rio-Gemeinden sich besser kennen gelernt und ihr Zusammengehörigkeitsgefühl vertieft hat, als auch das Dekanat Schweinfurt stärker zusammengewachsen ist. Denn das Engagement und Interesse für die Partnerschaft war in etlichen Kirchengemeinden – Euerbach, Sennfeld, Oberndorf, Obereisenheim, Dittelbrunn … – geradezu exorbitant.

Die Brasilianer zeigten sich ihrerseits „extrem, zutiefst beeindruckt von der Reise“ (Pastor Rieck) und würdigten allein schon den herzlichen Empfang am Frankfurter Flughafen sowie auf dem Martin-Luther-Platz. Offenbar hat die Kurzexkursion auf Luthers Spuren nach Wittenberg und Erfurt besonders nachhaltige Erinnerungen hinterlassen; sie wären dort gerne länger geblieben. Aber eben der „deutsche Rhythmus“ und das „intensive Programm“! „Ihr seid sehr, sehr schnell“ – und viel zu Fuß laufen hätte man müssen. ...

Gelobt wurde ferner die Möglichkeit, bei den Gastfamilien „in die deutsche Kultur eintauchen“ und dort viel Gelegenheit zum privaten Gedankenaustausch haben zu können. Vor allem, dass die Begegnungen immer von musikalischen Einlagen begleitet waren, hoben beide Seiten besonders hervor, und die Brasilianer stellten dies sogleich erneut unter Beweis mit dem Kanon: „Alegrai vos sempre no Senhor“ („Freuet in dem Herrn allewege …“).

Am Nachmittag gab’s eine zweite Austauschrunde: „Ideen, Wünsche für die Zukunft der Partnerschaft“. So wollen auch die Brasilianer nach dem Vorbild unseres Dekanates in ihren Heimatgemeinden möglichst schnell Delegierte für die Partnerschaft bestimmen, um das Besuchsprogramm für die deutsche Gruppe 2016, im Jahr der Sommerolympiade und der Paralympics in Rio, zu planen. Wahrscheinlich wird es diesmal auch einen Jugendaustausch geben. Bereits 2017 sollen aber wieder Gäste aus Rio kommen, denn dann steht das große Reformationsjubiläum – 500 Jahre Thesenanschlag – an. In der Zwischenzeit will man sich miteinander auf einer gemeinsamen Webseite austauschen, unter anderem monatlich Fürbitten füreinander formulieren.

Besonderer Dank und Applaus gebührte den Gastgeberinnen Frau Blanke und Dr. Gerda Böttcher, die das Weißwurst-Essen samt Tiramisu-Nachtisch aus eigener Tasche (!) gesponsert und sogar selber den Kuchen zum Nachmittagskaffee gebacken hatten.

Statt ein weiteres Fazit zu ziehen, sei die letzte Strophe des gemeinsamen Abschlussliedes zitiert (EG 636,5): „So wie die Körner, auf den Feldern weit verstreut, zu einem Brote geworden, so führt der Herr die zusammen, die er liebt. Halleluja, Halleluja.“