Pfr. Dr. Weich sprach bei Anti-AfD-Veranstaltung
Schweinfurt, Sa., 08. Sept. 2018. Schweinfurt war wieder mal bunt, wenn auch nur für eine gute halbe Stunde. Das Bündnis für Demokratie und Toleranz „Schweinfurt ist bunt!“ hatte kurzfristig zu einer Veranstaltung unter dem Titel „Herz statt Hetze“ auf den Martin-Luther-Platz geladen. Anlass: eine zeitgleich angesetzte, genehmigte Demonstration der AfD auf dem nur hundert Meter entfernten Marktplatz unter dem Motto „Kandel ist überall“.
Die in der Südpfalz (Nordrhein-Westfalen) gelegene Stadt wurde Ende Dezember 2017 bundesweit bekannt, als dort ein vermeintlich minderjähriger nach Deutschland gekommener Flüchtling aus Afghanistan seine 15-jährige deutsche Ex-Freundin tötete. Erst vor wenigen Tagen war der geständige Täter zu achteinhalb Jahren Haft für die tödliche Messerattacke verurteilt worden. Nichtsdestotrotz versuchen Rechtspopulisten und Rechtsextreme, Kandel weiterhin zu instrumentalisieren und fremdenfeindliche Stimmung zu verbreiten.
Marietta Eder, die stellvertretende Vorsitzende des Bündnisses, konnte unter den etwa 500 zur Gegenveranstaltung Gekommenen u.a. Schweinfurts Landrat Florian Töpper und die Abgeordnete im Europaparlament Kerstin Westphal begrüßen. Auch einige Kirchenvertreter waren anwesend, darunter Ehepaar Triebel von der evang. Kirchengemeinde Obereisenheim, das die Anreise aus dem Landkreis Würzburg nicht gescheut hatte. Eder deklarierte zunächst, wofür sich „Schweinfurt ist bunt“ engagiert: „Wir stehen für eine Gesellschaft, in der die Würde aller, die Freiheit des/r Einzelnen und die Vielfalt der Lebensweisen gewährleistet bleiben … In einer Gesellschaft der Würde haben Gewalt, Hetze und Verleumdung keinen Platz.“ Dann las sie eine lange Mitgliederliste vor, worunter auch das Evangelische Dekanat Schweinfurt, die Evangelische Dekanatsjugend und die evang.-luth. Kirchengemeinde Schweinfurt-Christuskirche aufgeführt sind (s. LINK: https://schweinfurt-ist-bunt.de/buendnispartner/).
Christuskirchenpfarrer Dr. Wolfgang Weich steuerte einen mit viel Applaus bedachten Redebeitrag bei, in dessen Zentrum er Jesus stellte: Dieser, in einfachen Verhältnissen geboren, habe anderen Menschen Mut und Selbstbewusstsein geben können und keine Berührungsängste gezeigt. Jesus sei auf Ausländer (Samaritaner!), ja selbst auf die feindlichen Römer zugegangen. Kurzum: Er habe die Menschenwürde respektiert. Weich erinnerte dabei an § 1 des Grundgesetzes. Er finde es allemal traurig, wenn Menschen verletzt oder gar getötet würden. Deshalb müsse der Staat das Gewaltmonopol ausüben, damit die persönliche Freiheit in unserem Land erhalten und geachtet werde.
An die ZuhörerInnen appellierte er: „Wir müssen uns selber retten, indem wir uns gute Freunde in aller Welt machen und ihre Würde achten.“ Wir sollen Menschen sein, „die auf unser Herz hören.“ Und weil Jesus ja nicht nur am Kreuz gestorben, sondern danach auch auferstanden sei, „hat er recht, - auch heute!“
Marietta Eder quittierte Weichs Wortbeitrag mit „Amen“. Zu den weiteren Rednerinnen gehörte Kathi Petersen, Abgeordnete im Bayerischen Landtag. Auch sie plädierte für einen deutlichen Einsatz aller für die Menschenwürde, da sonst die Demokratie gefährdet sei. „Ein paar Flüchtlinge überfordern uns wahrlich nicht“. Denn was sei schon eine Million heute gegenüber 14 Millionen Flüchtlingen, die nach dem Weltkrieg in ein verwüstetes Deutschland kamen!
Am Ende der Veranstaltung breiteten die TeilnehmerInnen auf dem Platz ein großes Herz aus Blumen als Zeichen gegen Gewalt aus.
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