Wie aus dem Himmelfahrtstag ein Erntedankfest wurde

Neuer Kirchensaal auf Gut Deutschhof eingeweiht

 

   
 Flankiert von den Kleinsten: Pfarrerin Bruckmann begrüßt    Regionalbischof Völkel predigt locker
   
              Professor Riepl und ein strahlender Dekan Bruckmann  Er hat die Schlüsselgewalt: Pfr. von Rotenhan
    
 OB Grieser "von der anderen Fakultät" (Eigenzitat)                     Fürs Archiv: Proper voller Kirchensaal am 1. Mai

Schweinfurt, Himmelfahrtstag 1. Mai 2008. „Willkommen in der Kirche, willkommen Groß und Klein“. So tönte es aus dem Munde der „Sonnenkinder“ der KiTa am Gut Deutschhof und machte den Eingangsapplaus perfekt, den "Hausherrin" Pfarrerin Gisela Bruckmann mit ihrer Begrüßung provoziert hatte: „Wir haben allen Grund, Gott zu danken und in die Hände zu klatschen.“
Nun war er endlich fertig – der neue Kirchensaal im ehemaligen Getreidespeicher – und schon zu klein, was vor allem diejenigen bemängelten, die während der gut zweistündigen Feierlichkeit stehen mussten. Gleichsam alles, was Namen und Rang hatte, war gekommen bzw. wurde aufgeboten, um bei der Einweihung des jüngsten Gottesdienstraumes im Dekanat Schweinfurt dabei zu sein: Posaunenchor, Flötenensemble, Singkreis, Chorus pastorum und Regionalbischof Helmut Völkel / Ansbach.
Er predigte über Worte aus dem Epheserbrief (1,20-23) zum Thema „Himmelfahrt“: Himmelfahrt wolle das Vertrauen auf die Macht Christi schenken – und dies gerade in den widrigen Umständen des Lebens. Mit dem großen Theologen Karl Barth gesprochen:„Es wird regiert!“ Aufgrund seiner Inthronisation zur Rechten Gottes im Himmel sei Christus das Haupt der Gemeinde geworden, d. h. seitdem als Erhöhter aufs Tiefste mit seiner Gemeinde auf Erden verbunden. Folglich: Wenn wir nicht erkennen, wer unser Haupt ist, dann sind wir "kopf-los"!      
Da es zugleich der 1. Mai war, fehlten in der Predigt Bemerkungen zum Thema „Arbeit“ nicht: Christus, das Haupt über uns, lenke unseren Blick auf die Menschen neben uns. Wir sollen nahe bei Christus und nahe bei den Menschen sein. Gerade durch seine Arbeit leuchte etwas von der Würde eines jeden Menschen auf. Denn Arbeit bedeute Mitgestaltung der Schöpfung Gottes.
Und natürlich ging Regionalbischof Völkel konkret, sogar recht heiter auf den Einweihungskasus ein: Manche/r werde froh sein, „dies noch erleben zu dürfen.“ Er zählte noch einmal die Daten auf: 1982 – Erwerb durch die Evang.-luth. Gesamtkirchengemeinde Schweinfurt; 1984 – Öffnung des Kindergartens; 1996 – Umbau des Wohnhauses zum Gemeindesaal und nun 2008 – Fertigstellung des Kirchensaals. Im Blick auf die drei mit der Sanierung des Gutes befassten und anwesenden Dekane: „Strauß hat gesät, Luithardt hat gegossen, Bruckmann hat geerntet.“ Abschließend wünschte Völkel der Gemeinde, dass dieser 1. Mai zu ihren ins Gedächtnis eingegrabenen Tagen zählen möge. Sein Einweihungssegen lautete: „Möge dieser Saal Raum für Gemeinschaft und Gottes Gegenwart geben. Mögen aus dem einstigen Getreidespeicher unzählige Saaten ausgebracht werden.“
Im Anschluss an den Gottesdienst durften Grußworte nicht fehlen. Es seien hier nur zwei erwähnt: Schweinfurts Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser gratulierte herzlich und betonte, dass geistige und kulturelle Offenheit schon immer ein Merkmal Schweinfurts gewesen sei. Der im Dekanat auch anderweitig (Gemeindehaus St. Johannis, Frühmesskapelle Geldersheim) tätig gewordene Architekt Prof. Franz Riepl / München erläuterte sein Konzept: Erhaltung und sensible Ergänzung der lebendigen Natürlichkeit des Raumes mit Beachtung seiner ausgewogenen Akustik. Er übergab sozusagen als Erntedank an den "Ernter" Dekan Oliver Bruckmann den Schlüssel des Gebäudes, den dieser sogleich an den Vorsitzenden des Kirchenvorstandes von St. Lukas, Herrn Pfr. Christian von Rotenhan, weiterreichte. „Das Wetter, besser: Gott, meint es gut mit uns“, bemerkte dieser und gab endlich die Erlaubnis zur Eröffnung des Festbetriebes im Freien. An Gesprächen, Spielen Theaterstücken, Tombola, Offenem Singen und selbstverständlich an kulinarischen Genüssen bestand kein Mangel bis in den frühen Abend hinein.
Übrigens: Der Förderverein hat noch Großes mit Gut Deutschhof vor: In naher Zukunft soll ein Glockenturm errichtet und in ferner Zukunft das Herrenhaus saniert werden. Doch zunächst herrscht Ebbe im Portemonnaie.

 

   
               Blick auf die vollendete Rückfront des Anwesens 1. Mai, Himmelfahrt, Vatertag und Einweihung an einem Tag: Volksfeststimmung
   
Auf ein Wiedersehen: Dekan em. Luithardt im Gespräch mit Dr. Ott (KV-St. Johannis); im Hintergrund: weiterer Sanierungsbedarf Saßen gern beim Regionalbischof: Pfarrerin Rosa und Frau Diegritz, Gattin des Militärdekans em.

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Vom Schweinestall zum Kindergarten:

Ein Abend im Gut Deutschhof

 

Referentin Wiltrud Wößner in ihrem Element

 

 

Schweinfurt-Deutschhof, 18.04.08. Der Gemeindesaal war so voll wie am Heiligabend, als Frau Wiltrud Wößner, ausgewiesene Kennerin der Stadt- und Kirchengeschichte Schweinfurts, kurzweilig über die wechselvolle Historie des Gutes Deutschhof referierte. Anlass war die bevorstehende, für den 1. Mai geplante Einweihung des dortigen neuen Kirchensaales, früher Kornspeicher, an welchem nun schon seit über einem Jahr gearbeitet wird.

Noch vor 65 Jahren hat Frau Wößner das Gut „einsam, inmitten wohlgepfleger Felder“ liegen sehen und im Krieg von dort die Flak schießen hören. In ihrem Vortrag schlug sie einen großen Zeitbogen: angefangen mit der germanischen Vergangenheit der Umgebung mit heidnischem Opferplatz und der allmählichen Christianisierung Frankens durch irische Missionare im 7./8. Jh. n. Chr. bis hin zur jetzigen Filiale der evangelischen Kirchengemeinde St. Lukas. Die Ersterwähnung 1497 als „Hof auf dem deutschen Felde“ zeugt noch davon, dass er einst als Versorgungshof zum Besitz des Deutschen Ritterordens gehört haben und dann an die Reichsstadt Schweinfurt verkauft worden sein muss. 1519 hat ihn die Hospitalstiftung von einem Privatmann zwecks Unterhaltes ihres Hospitals zum Heilig-Geist für 234,5 Gulden erworben. Ein Oberknecht führte das mit großer Schäferei und Fischseen ausgestattete Anwesen. 

Während des Markgräfler Krieges 1554 ist wahrscheinlich das Gut eingeäschert worden. Auch von 1560 ist ein Brand überliefert, ein weiterer während der Wirren des 30-jährigen Krieges. Richtig aufwärts ging es erst wieder im 18. Jh., als die Hospitalstiftung das respektable Herrenhaus errichtete, - übrigens heute das einzige Zeugnis barocker Wohnkultur der Stadt Schweinfurt. Das Gut sah, solange es im Besitz der Hospitalstiftung war, wechselnde Pächter. Im letzten Weltkrieg blieb es vor größeren Schäden verschont.

Nach 1960 nahm die Stadt Schweinfurt sein Umland als Baugebiet in den Blick. Seit 1977 ist dort keine landwirtschaftliche Nutzung mehr möglich. Den nun innerhalb des expandierenden gleichnamigen Stadtteils Deutschhof gelegenen Komplex hat 1982 die Evangelisch-lutherische Gesamtkirchenverwaltung Schweinfurt von der Hospitalstiftung erworben und den ehemaligen Schweinstall zum Kindergarten sowie die Scheune zum heutigen Gemeindesaal umgebaut. Nur noch bis zum 1. Mai dient er zugleich als Gottesdienstraum. „Hausherrin“ Pfarrerin Gisela Bruckmann: „Menschen haben neues Leben hereingebracht und hier Heimat gefunden. Das Gut Deutschhof ist zu einem Ort der Begegnung geworden.“

Im Rahmen der Veranstaltung schenkte der Evangelische Frauenbund Schweinfurt der Gemeinde ein neu gestimmtes Konzertklavier aus Privatbesitz. Die Vorsitzende, Frau Heike Gröner, übergab symbolisch den Klavierschlüssel an Pfarrerin Bruckmann und brachte es mit einem kleinen Konzert zum Klingen. Ein hoffnungsvolles Zeichen dafür, dass das Gut Deutschhof lebt – und dies nicht nur geistlich!

 

   
Die Ausführenden: Julia Michel (Viola), Heike Gröner (Klavier), Pfr.in Gisela Bruckmann u. Wiltrud Wößner Fürs Familienalbum?: Ehepaar Gröner, Pfr.in Bruckmann u. Olga Baluyev (Leiterin des Chores "Harmonie")

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