Die Sankt-Lukas-Kirche in Schweinfurt wurde 50 Jahre alt.
Ein ungewöhnlicher und imposanter Bau prägt nun bereits seit einem halben Jahrhundert den damals neuen Stadtteil am Hochfeld. Eine Zeit des Aufbruchs und der Experimentierfreudigkeit schlug sich auch in der Gestaltung nieder: Auf einem großen Block versammeln sich die Gemeinderäume um das riesige Zeltdach, in dessen Spitze der Gottesdienstraum untergebracht ist. Die Glocken dagegen, sonst immer ganz oben, befinden sich unter dem gesamten Komplex und schallen durch ein Gitter in den Ort.
50 Jahre – ein Grund für die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde, mit dem Kirchweih-Gottesdienst am 1. Advent ein ganzes Jubiläumsjahr einzuläuten. Viele Gäste und auch Ehrengäste waren gekommen. Pfarrerin Sigrid Ullmann staunte in ihrer Predigt darüber, wie viel sich in diesen Jahrzehnten verändert hat. Nicht nur im Hochfeld, nein: Der ganze Planet hat sich verändert.Â
Damals habe man sich noch nicht vorstellen können, wie das alles einmal aussehen würde. Lange habe man auch an der Vorstellung festgehalten, man müsse nur große Gemeindezentren bauen, damit eine Gemeinde wachse – je größer der Bau, desto mehr Gemeinde.Â
Vieles sei anders gekommen, so Ullmann. Der Wandel beunruhige viele und führe zu Unsicherheit und Angst. Daraus folge der Wunsch, es möge alles sei sein wie früher. „Das haben wir immer schon so gemacht!“ Aber das Motto der Kirchweih „mache den Raum deines Zeltes weit!“ stamme aus dem Buch Rut, das gerade von einem Neuanfang an einem neuen Ort erzähle.Â
Das Zeltdach, so Ullmann weiter, bringe gerade die Weite der Kirche zum Ausdruck, bei der alle, die kommen, einen Platz finden sollen: „Ein Ort, an dem wir uns wohlfühlen, weil wir spüren, dass wir nicht perfekt sind.“
Oberbürgermeister Sebastian Remelé zeigte sich in seinem Grußwort irritiert davon, dass eine Kirche genau so alt ist wie er selbst. Auch er wies auf die Zeit des Aufbruchs hin und darauf, wie stark sich Schweinfurt seitdem gewandelt habe. Hatte ein Einwohner damals 10 m² Wohnfläche zur Verfügung, so seien es heute etwa 40. Die Einwohnerzahl sei geschrumpft, obwohl ganze Stadtteile dazugekommen seien. Auch die Stadt habe sich eben gewandelt.Â
Stellvertretender Dekan Heiko Kuschel wies ebenfalls auf die Aufbruchsstimmung vor 50 Jahren hin. Innerhalb von gut zehn Jahren seien allein vier neue evangelische Kirchen in Schweinfurt eingeweiht worden. Heute sei die Stimmung angesichts rückläufiger Zahlen und Austritte oft eher gedrückt. Doch das Zelt als Symbol mahne immer wieder dazu, neu aufzubrechen, zu den Menschen.
Für die (fünf Jahre ältere) katholische Schwestergemeinde Sankt Peter und Paul gratulierte Gemeindereferentin Maria Garsky. Der CVJM-Vorsitzende Frank Finzel dankte für die jahrzehntelange gute Zusammenarbeit und stelle aktuelle Jugendgruppen in der Gemeinde vor. Vertrauensmann Jürgen Fuchs erklärte schließlich das Jubiläumsjahr offiziell für eröffnet und lud zum gemeinsamen Mittagessen ein.
Nachdem Sigrid Ullmann und Maria Garsky in ökumenischer Verbundenheit – angeleitet von Oberbürgermeister Sebastian Remelé – die Geburtstagstorte angeschnitten hatten, war im Gemeinderaum unterhalb der Kirche Zeit zum Feiern mit Eintopf und Buffet. Die Konfirmanden verkauften selbst gebackene Brote zugunsten von „Brot für die Welt“ und auch die Kindergartenkinder bereicherten den Nachmittag mit einer Vorführung.