Morgenandacht der Landessynodalen auf dem Alten Friedhof Euerbach
Euerbach, Di. 24. Nov. 2015. Dass eine Morgenandacht an einem Außenort und zudem als ein Open-Air-Friedensimpuls stattfindet, ist für das landessynodale Reglement die Ausnahme und geht auf die Anregung der Synodalen Renate Käser zurück, die in Euerbach wohnt.
Doch noch bevor die drei eigens für diese halbe Stunde der Besinnung gecharterten Busse aus Schweinfurt eintrafen, hatten sich Präsidentin Dr. Annekathrin Preidel, Landesbischof Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm und Schweinfurts Dekan Oliver Bruckmann schon mit Euerbachs Bürgermeister Arthur Arnold auf dem Alten Friedhof hinter der evangelischen Kirche St. Cosmas und St. Damian verabredet: Dort in kleinem Kreis vor der Gruftkapelle von 1608 trugen sich die Gäste in das Goldene Buch der 3000-Seelen-Gemeinde ein, zu der auch die Ortsteile Obbach und Sömmersdorf, bekannt für die nach Oberammergau bekanntesten bayerischen Passionsspiele, gehören. Vor ihnen hatten sich darum auch schon Prominente wie Bayerns Ministerpräsidenten Günther Beckstein und Horst Seehofer, aber auch der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann im Goldenen Buch verewigt.
Kurz nach 9 Uhr waren dann alle Synodalen an Ort und Stelle und scharten sich bei recht frischer Außentemperatur um das Friedensdenkmal „Rad der Gewalt“, das erst am 12. April dieses Jahres anlässlich des 70. Jahrestages des Kriegsendes in Euerbach hier auf dem Alten Friedhof aufgestellt worden war: Original Panzerräder werden von einer stilisierten Friedenstaube gestoppt! Die Taube sitzt auf ihnen. Das heißt, die Räder können sich nicht mehr drehen, um die Spirale der Gewalt fortzusetzen. Gegen Ende des Krieges hatte in unmittelbarer Nähe ein Feldwebel mit einer Panzerfaust einen amerikanischen Panzer beschossen und in Brand gesetzt. Die übriggebliebenen Räder dienen nunmehr der bleibenden Erinnerung. Das Mahnmal soll 70 Jahre Frieden in Deutschland widerspiegeln, - eine alles andere als selbstverständliche Zeit! So die Erklärung von Johannes Krüger, Ehemann von Renate Käser, Stadthistoriker und Mitarbeiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Unterfranken.
Folglich habe sich die Landessynode auf einen Friedensweg begeben, führte Hauptsprecher Pfarrer Joachim Piephans (Ettenstatt) in der Andacht aus. Auf eine Leinwand an der Gruftkapelle projiziert, kommentierte er Kriegsszenen, unter anderem kongolesische Kindersoldaten: „Was, wenn die ihre Waffen einmal auch auf uns richten?“ Oder als die IS-Truppen 10.000 Jesiden im Irak eingekesselt hatten: Sie alle wollten per rettendem, jedoch übervollem Hubschrauber ausgeflogen werden. Ein Junge blieb zurück – was wohl aus ihm geworden ist? Und schließlich ein Graffito an der Israel von Palästina trennenden Mauer bei Bethlehem: eine Taube mit einem Ölzweig im Schnabel. Sie trägt eine schusssichere Weste, denn das Fadenkreuz einer Waffe ist auf sie gerichtet: Symbol eines brüchigen Friedens, Symbol aber auch des Wirkens des Heiligen Geistes.
Am Ende noch einmal die Erinnerung an den Lehrtext und die Andacht vom Montag: „Selig sind die Friedenstifter, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Eine nachdenkliche, schweigsame Gruppe verließ den Gedenkort, um wenig später im Evangelischen Gemeindehaus doch wieder vielstimmig und auch gegenstimmig zur Tagesordnung zurückzukehren.