Einführung von Pfr. Markus Vaupel in Zell
Zell, So., 21. Sept. 2014. Pfr. Markus Vaupel ist aus Bad Kissingen, nach siebenjährigem Dienst in der Kurstadt, in seiner neuen Wirkungsstätte angekommen! Samt Frau und einer der beiden Töchter bezog er das jahrelang leer stehende, obwohl längst generalsanierte historische Fachwerkhaus, angeblich das älteste evangelische Pfarrhaus in Bayern. Ab sofort ist er für die drei Gemeinden Zell, Weipoltshausen und Madenhausen zuständig, zusätzlich mit einer Viertel Stelle auch als Altenheim-Seelsorger in den beiden vom Diakonischen Werk geführten Schweinfurter Heimen Wilhelm-Löhe-Haus und Pflegezentrum Maininsel tätig.
Anlässlich seiner Einführung hatten die Gemeinden zu einem Festgottesdienst nach Zell eingeladen. Viele Pfarrerkolleginnen und –kollegen begleiteten Vaupels Einzug in die gut gefüllte, beschauliche Dorfkirche. „Es ist ein schöner Tag“. Dekan Oliver Bruckmann meinte dies nicht meteorologisch, denn Regen war angesagt, sondern sprach einfach vielen aus der Seele. Zuvor hatte schon Pfarrerin Christiana von Rotenhan/Schweinfurt-St. Lukas, die sich mit Pfarrer Stefan Bonawitz/Lauertal während der Vakanz die Pfarramtsführung geteilt hatte, in ihrer Begrüßung den „Anlass zum Loben und zum Erinnern“ betont.
Denn wer hätte gedacht, dass nach einjähriger Vakanz doch ein Pfarrer gefunden werden konnte, korrekter: einer, der sich sogar offiziell auf die Stelle beworben hat und, was der Dekan akzentuierte, „nun hier auch wohnt und lebt“, dies genau 400 Jahre, nachdem das Pfarrhaus „erkämpft und errichtet wurde“.
Zudem wies der Dekan darauf hin, dass gerade am 21. September, dem Tag des Apostels und Evangelisten Matthäus, in der Zeller Matthäus-Kirche diese denkwürdige Installation von Pfarrer Vaupel stattfinde. Zufälle gibt’s – oder auch nicht. Und der Dekan legte noch nach: An diesem 21. September vor genau 472 Jahren sei in der freien Reichsstadt Schweinfurt der erste evangelische Pfarrer eingeführt worden. Tatsächlich: ein schöner Tag!
Sodann stellte Dekan Bruckmann den Neuen, Jahrgang 1966, lobpreisend vor: Markus Vaupel sei ein Pfarrer mit Leib und Seele, ein zugewandter Seelsorger mit hervorragenden Erfahrungen im Bereich der Altenheim-Seelsorge, einer, der sich auch um religiöse Sozialisation und Erziehung kümmere und vor allem, der nicht nur auf Worte, sondern auch auf Taten achte.
„So, jetzt habt ihr ihn!“, rief er nach dem Installations- und Segnungsakt am Altar euphorisch und erleichtert zugleich aus. Der Dekan bat die drei Gemeinden, für die der evangelische Glaube selbstverständlich sei, weiterhin um gute Zusammenarbeit untereinander und natürlich auch mit dem Pfarrer.
Mucksmäuschenstill wurde es im Kirchenraum, als der Neue die Kanzel bestieg und mit ruhiger, aber kräftiger, gut verständlicher Stimme den Predigttext des Tages aus dem 1. Thessalonicherbrief verlas, einen Tugendkatalog des Apostels Paulus (Kap. 5,14-24): „Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen …“. Letztlich gehe es hier um das Thema „Glück“. „Können wir überhaupt selber unseres Glückes Schmied sein?“ lautete Vaupels Eingangsfrage, die er verneinte. Zum Beispiel hätten die alten Griechen die Tugend als den Weg zur Glückseligkeit angesehen. Doch für Christen sei es die Taufe, in der uns Gott Glaube, Hoffnung und Liebe schenke. „Das ist die Basis, aus der heraus wir leben können.“ Diese drei Gaben seien die entscheidenden „Straßenschilder auf unserem Lebensweg“. Vaupel sprach – mit Luther – von „Haltungen des Herzens“, denn das Herz urteile, ohne zu rechnen und zu taktieren. Empathie nenne man das heute: sich in andere hineinfühlen, Menschen mit Respekt begegnen und den Alltag beherzt angehen. Die von ihm gestellte Schlussfrage „Sind Sie ein glücklicher Mensch?“ sei nur dann zu bejahen, wenn Menschen einander beistehen und auch auf Gott vertrauen würden, „der uns unendlich liebt, so wie wir sind“.
„Singet froh, wir haben Grund zum Danken“: Der für diesen Tag ökumenisch verstärkte Kirchenchor unter Leitung von Marina Skrzybski brachte es auf den Punkt. Genauso bestätigten dies Kinder der Evangelischen Kita Zell mit dem bekannten Ohrwurm „Einfach spitze, dass du da bist …“. Sodann überbrachte eine Ehrenabordnung der Zeller Pfadfinder mit ihrem Leiter Werner Stretz dem Pfarrer einen Willkommensgruß.
Gleich nachdem Pfr. Vaupel den Segen gespendet hatte, wurde der Grußwortreigen eröffnet. KV-Vorsitzender Dieter Voigt dankte vor allem den Vakanzvertretern, vorrangig Pfrin. von Rotenhan, der der Umbau des Kindergartens viel Kraft abverlangt habe. Auch dem Dekan zollte er Dank: „Ihnen war die Wiederbesetzung der Pfarrstelle eine Herzensangelegenheit.“ Leider hätten die kurzen Verweilzeiten der Vorgänger im Pfarramt „tiefe Spuren hinterlassen“. Umso glücklicher seien nun die drei Kirchenvorstände über den Neuen, der zugleich Feuerwehrmann und Notfallseelsorger, außerdem gebürtiger Schweinfurter sei. Tröstlich: „Mit Baumaßnahmen müssen Sie sich kaum befassen.“ Vaupel wurde paritätisch mit Honig aus Zell, Brennholz aus Weipoltshausen und Wurstwaren aus Madenhausen beschenkt.
Als zweiter Redner wies Pfr. Jochen Keßler-Rosa, Vorstand des Diakonischen Werkes Schweinfurt, darauf hin, dass auch die beiden Pflegeheime eine Vakanz überstehen mussten: 150 plus 114 BewohnerInnen sowie über 200 Mitarbeitende! Deshalb begrüße er es, dass Pfr. Vaupel dort nicht nur Seelsorger werde, sondern auch weiterhin Diakoniebeauftragter des Dekanates sei, der Verbindung zwischen den Diakonischen Einrichtungen und den Kirchengemeinden halte.
Die Erste Bürgermeisterin von Üchtelhausen, Birgit Göbhardt, lobte die „bodenständigen Menschen“ in ihren Dörfern, die geistliche Betreuung bräuchten. Die evangelischen Bürger „lechzen förmlich nach einem Pfarrer“.
Pastoralreferent Günter Schmitt überbrachte die Segenswünsche stellvertretend für die Pfarreiengemeinschaft „Schweinfurter Rhön“, zu der die katholische Kuratie St. Jakobus der Ältere in Üchtelhausen gehört, und freute sich persönlich auf die künftige Zusammenarbeit.
Auch Landessynodale Renate Käser durfte nicht fehlen; sie zeigte sich erleichtert über die Neubesetzung der Pfarrstelle. Die Evang.-Luth. Landeskirche in Bayern sei eine Flächenkirche, die deshalb ländliche Räume besonders in den Blick nehme. „Das Leben auf dem Land muss attraktiv bleiben.“
Und last but not least richtete Senior Pfr. Dr. Wolfgang Weich die Grüße des Pfarrkapitels aus, das sich über Vaupels Verbleib im Dekanat glücklich schätze, und überreichte ihm das obligatorische „Lauerwasser mit Geist und Geistlichem“.
Nach diesen Reden mit viel tausend Worten an diesem schönen Tag sollten nun auch bald Taten folgen, - nicht nur die des Pfarrers.