Familienfreundlicher Festgottesdienst in der Auferstehungskirche am Bergl
Schweinfurt-Bergl, So. 6. Okt. 2013. „Die tief gezogenen Dachflächen erinnern an das Zelt Gottes, die Stiftshütte des Alten Bundes.“ Will ausdrücken: Die Gemeinde, das Gottesvolk soll sich hier nicht zum Bleiben einrichten. „Es ist auf dem Weg zu Gott.“ So steht’s auf einer Info-Tafel in der Auferstehungskirche zu lesen.
Baujahr: 1958, Einweihung: 1959. In der Zwischenzeit gab’s bereits immer wieder mal Renovierungsarbeiten an dem von Olaf Andreas Gulbransson errichteten Kirchenbau. Aber nun wurde zu Recht ein großes Bauabschlussfest mit Gottesdienst nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen gefeiert, - am augenfälligsten der neu gestaltete Vorplatz, erneuerte Treppen zu den Kircheneingängen und der Bau eines Außenlifts.
Zudem war Erntedank angesagt, dementsprechend der Altarbereich reich mit Naturalien geschmückt und von den einziehenden Kindergartenkindern mit weiteren Gaben bestückt: „Halleluja singen wir, guter Gott, zum Dank dafür. Du hast diese Welt so wundervoll gemacht …“ Außerdem führte Gemeindepfarrer Harald Deininger die neue KiGa-Leiterin offiziell in ihr Amt ein, das sie seit zwei Monaten bekleidet: die an der Auferstehungskirche schon etliche Jahre tätige Erzieherin Alexandra Keleman.
Und wie es sich für solch einen Festtag gehörte, fungierte Dekan Oliver Bruckmann als Festprediger. Er griff aus dem Evangelium des Tages (Joh 15) Jesu Wort auf: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“ Der Dekan: „‚Dranbleiben’, sagt der Winzer; ‚dranbleiben’, sagt der Architekt, der Pfarrer, der Kirchenvorstand …“ An Christus dranbleiben meine: auf Empfang bleiben für seinen Heiligen Geist, auf sein Wort hören und im Herzen bewegen, was er uns sagen wolle. Nur ein guter Winzer stehe für einen guten Wein, ebenso gute Architekten und Bauarbeiter für einen guten Bau. Doch seien derlei Gaben und Begabungen letztlich lauter Gnadengaben (Charismen), die Gott in sie hinein lege. Von Gottes Handeln hänge letztlich alles ab.
Dann kam der Dekan auf die Theologie der Architektur der Auferstehungskirche zu sprechen: Ihr Grundriss sei ein Kreuz, das mittels der Treppenanlagen nach draußen weitergeführt werde. Aus dem Kreuz ströme uns immer wieder große Kraft zu: der Glaube, den wir nicht selber machen könnten, der Mut, immer wieder die Liebe zu wagen, und Hoffnung. „Wir bleiben nur, wenn wir an Christus dranbleiben.“
Passend zur Predigt gab’s ein unterhaltsames Anspiel, in dem auch eine Weinrebe eine wichtige Rolle spielte. Jugend- und Gemeindereferent Johannes Michalik steuerte mit der Brunchtime-Band erweckliche Songs wie „Mein Lebensretter“, „Mein Freudeschenker, mein Heimatgeber“ bei. Und die Kleinen, die währenddessen draußen Weinstock und Reben aus farbigem Krepppapier gebastelt hatten, präsentierten diese stolz und verteilten am Ausgang an die zahlreichen Gottesdienstbesucherinnen und –besucher Käsesticks mit Weinbeeren.
Auf der Außentreppe fand sodann der Empfang mit Grußworten statt. „Wir feiern die Früchte, die dieses Bau-Werk eingebracht hat“, so Klaus Rehberger, Schweinfurts Zweiter Bürgermeister, der die Grüße der Stadt überbrachte. Ihm war der Luther-Choral „Ein feste Burg“ und dessen alttestamentliche Textgrundlage – Psalm 46 – in den Sinn gekommen, die er im Blick auf die Auferstehungskirche paraphrasierte: Zum Beispiel lautete „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke“ in der Rehberger-Fassung: „Der neue Aufzug ist die Zuversicht für behinderte Menschen.“
Grüße von der „Mutterkirche“, der Kreuzkirche-Oberndorf, richtete die dortige Pfarrerin Christhild Grafe mittels eines irischen Segenswortes aus.
Und Christian Kern, Leiter des Schweinfurter Architektenteams Schefbeck, resümierte ausführlichst die Umbauhistorie – von ersten Vorplanungen im Jahr 2008 bis zum Ende der 18-monatigen Bauzeit. Mittels ihrer Architektur stelle die Auferstehungskirche einen wesentlichen Beitrag der Nachkriegsmoderne dar und sei nicht zuletzt deshalb 2004 in die Bayerische Denkmalliste aufgenommen worden. Aber die für die Statik unabdingbaren Stahlbetonpfeiler hätten dringend der Erneuerung bedurft, ebenso das Kupferdach. Sodann mussten etliche der die Fassade prägenden roten „Sonderbrandziegel“, die nur noch eine Spezialfirma herstellt, ausgetauscht werden, „und die haben ihren besonderen Preis“. Ferner habe die Gemeinde die Erneuerung der Außentreppen in Auftrag geben müssen, um ihrer „Verkehrssicherungspflicht“ nachzukommen. Last but not least sei auch der ganze Vorplatz sanierungsbedürftig, folglich ein umfangreiches „Außensanierungsprojekt“ zu stemmen gewesen. Das ganze Paket beläuft sich auf 720.000 Euro, wovon die Landeskirche 530.000 Euro Zuschuss gewährt. Das Übrige muss die Gemeinde aufbringen.
Zum Geländeambiente fehlte nun nur noch ein Weinstock, genannt „Winnie“, der, unter tüchtiger Mitpflanzhilfe des Dekans, seinen Platz neben der Südtreppe fand. Weinkundig hatte Bruckmann in seiner Predigt gesagt: „100 gute Tage braucht Wein vom Ende der Blüte bis zur Frucht“. Mal sehen, ob’s stimmt.