Installation von Dr. Wolfgang Weich
Schweinfurt, 16. Febr. 2014. „Die Vakanz ist vorüber. Allein das ist schon ein Fest wert.“ Diese Worte von Pfr. Christian von Rotenhan standen am Anfang des Festgottesdienstes in der Schweinfurter Christuskirche. Sie drückten zugleich die Erleichterung des „scheidenden Vakanzpfarrers“ (O-Ton) darüber aus, dass – eigentlich  recht schnell – die durch Pfr. Martin Schewes Weggang frei gewordene Erste Pfarrstelle wieder besetzt werden konnte (s. https://www.schweinfurt-evangelisch.de/inhalt/totgeglaubte-leben-laenger-oder-es-geht-nicht-um-heiligsprechung). Denn schon im September 2013 hatte der Landeskirchenrat beschlossen, sie Pfr. Dr. Wolfgang Weich mit Wirkung vom 1. Januar 2014 zu übertragen. Dass es Februar wurde, lag an der Renovierung des Pfarrhauses, in das die Pfarrfamilie inzwischen eingezogen ist. Erst vor zwei Wochen hatte sich der im 50. Lebensjahr stehende Pfarrer offiziell von seiner Gemeinde in Poppenlauer nach über elf Dienstjahren verabschiedet (s. https://www.schweinfurt-evangelisch.de/inhalt/nach-der-sintflut). Sie hielt ihm aber die Treue, war ihm die knapp zwanzig Kilometer nachgereist und schien annähernd die Hälfte der Gottesdienstbesucher auszumachen.
Dekan Oliver Bruckmann führte Dr. Weich mit lobenden Worten in sein neues Amt ein: Dieser besitze „eine herzliche, freundliche, wertschätzende Art“ und bringe „viele und reiche Begabungen“ mit. Gerade als studierter Physiker und Theologe wisse Dr. Weich, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, und könne daher aufgrund seines Weltverständnisses „vom Glauben und Leben so reden, dass Menschen neugierig werden“. Da leider immer wieder unser Blick für die Fülle der Gnade Gottes verschlossen bleibe, müssten Pfarrer wie Dr. Weich dafür sorgen, dass das Evangelium von Jesus Christus verkündigt werde, eben um Gottes Stimme zu Wort kommen zu lassen. Der Dekan dankte zugleich herzlich für die Überbrückung der nicht leichten Vakanzzeit vornehmlich durch die Geistlichen Christian und Christiana von Rotenhan, Eva Loos und Grit Plößel.
Dann bezeugte Dr. Weich vor Gott und vor der Gemeinde seine Bereitschaft, den Pfarrdienst an der Christuskirche zu übernehmen, und empfing dazu Gottes Segen.
„Ich bin in einen neuen Weinberg versetzt worden“: So persönlich begann der Installierte seine Predigt unter Bezugnahme auf das Evangelium des Tages, Jesu Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg, die trotz unterschiedlicher Arbeitszeit alle den gleichen Lohn erhalten (Matthäus 20,1-16). „Ist denn der Herr gerecht, wenn er den Letzten den Lohn eines ganzen Tages gibt?“ fragte Weich. Bestimmt sei dies keine Anweisung für Arbeitgeber, und von einem guten Arbeitsklima könne man schon gar nicht sprechen.
Natürlich habe Jesus im Bild geredet; ihm sei es nicht um das geregelte Arbeitsleben Tag für Tag, also nicht um diese Welt gegangen, sondern um den „Himmel, der kommt“. Denn Gott sei anders als jeder Arbeitgeber: Er lebe weder von Gewinn, noch habe er Angst vor Defiziten. Freilich stellten die Ungerechtigkeiten der Welt und bei uns, z.B. Arbeitslosigkeit, Armut oder Kriege, immer wieder Gottes Gerechtigkeit in Frage. Dr. Weich antwortete darauf mit Worten des Paulus: „Ist denn Gott ungerecht? Das sei ferne!“ (Römer 9,14). Doch als Gottes Geschöpfe dürften wir ihn schon fragen, warum das Leid möglich sei. Aber Weich selbst bekannte: „Ich glaube fest daran, dass Gott zu seiner Verantwortung stehen wird spätestens in dem Himmel, der kommt.“ Da aber dieser kommende Himmel „schon die Erde, die ist, küsst, dürfen wir jetzt bereits frei von der Angst vor Verdammnis, frei von der Sorge um das Gelingen des Lebens sein. Gott hat uns in die unternehmerische Verantwortung für sein Reich eingebunden. Von daher werden wir einmal alle am Unternehmen ‚Himmelreich’ beteiligt sein. Auf gute Zusammenarbeit!“
Organist Martin Hub und der Evangelische Posaunenchor unter Leitung von Wolfhart Berger gestalteten den Gottesdienst wohlklingend aus und beschlossen ihn im strophischen Wechsel mit dem bekannten Choral „Vertraut den neuen Wegen“, offenbar des Pfarrers Lieblingslied, da es auch bei seiner Verabschiedung gesungen worden war.
„Einfach spitze, dass du da bist …“ Fast nahtlos ging es nach dem Auszug der Geistlichkeit im Gemeindesaal unter der Kirche weiter mit dem Begrüßungslied der Christuskirche-Kita. Leiterin Yvonne Akers überreichte dem Pfarrer einen Schlüssel in Kuchenform. Gleich noch ein Kuchen wurde ihm durch seine neuen Konfirmanden mit Worten der Gemeindediakonin Stefanie Kienle zuteil.
Aus den vielen, aber erfreulich kompakt gehaltenen Grußworten sei zunächst das von Kathi Petersen, der III. Bürgermeisterin,  im Namen der Stadt Schweinfurt erwähnt: „Ich denke, Sie haben eine gute Wahl getroffen“ – und zur Gemeinde gewandt: „Sie haben einen guten Fang mit ihm gemacht.“ Vom Stadtrat sprach Dr. Ulrike Schneider, der man die lange persönliche Verbundenheit mit dem neuen Pfarrer, überhaupt mit den „Weich-Brüdern“ und „Einser-Schülern“ von ehedem, abspürte. Die Landessynodale des Dekanates Schweinfurt, Renate Käser, hob auf die „Besonderheit“ des Pfarrers, eben auf dessen Berufsbiographie als Naturwissenschaftlicher und Theologe, ab, und Pfarrerin Christhild Grafe überreichte als Seniorin des Pfarrkapitels ihrem geschätzten Kollegen und Senior Dr. Weich eine „Scheckkarte“ mit acht recht neuen, teils amüsanten Seligpreisungen. Überhaupt erachtete sie es als Glück, dass er dem Dekanat erhalten geblieben sei.
Die Vertrauensfrau des KV Poppenlauer, Brigitte Bieber, zeigte sich zwar traurig, erinnerte aber in Dankbarkeit an die segensreiche und „wunderschöne“ Zeit mit Dr. Weich und an seine „verlässliche, offene Art“. An die Adresse der Christuskirchengemeinde: „Sie bekommen einen Seelsorger, wie man ihn sich wünscht!“ Von dessen KV-Präsidium thematisierte Dr. Jürgen Schott abermals den Konnex zwischen der biblischen Schöpfungsgeschichte und den naturwissenschaftlichen Thesen zur Entstehung des Universums, den Pfr. Dr. Weich sozusagen aufgrund seiner Genese verkörpere. Denn dass der promovierte Physiker ab 1995 auf einmal das Theologiestudium begonnen habe, sei wohl einer besonderen, ihm widerfahrenen Offenbarung geschuldet – ein Kriterium, das zur Entscheidung des KV gerade für diesen Pfarrer beigetragen habe.
Am Ende bedankte sich der Neue im Namen seiner Familie für alle ermutigenden Worte. Nun freue er sich auf die Arbeit. Sie wird angesichts der immer noch vakanten II. Pfarrstelle zunächst sicher nicht wenig sein. Dass es aber auch Mußestunden geben könnte, – davon zeugte das geradezu prophetische Geschenk einer Hängematte. Vielleicht ist die Matte ja auch erst für den Himmel, der da kommt, bestimmt.