Jubiläum der Kreuzkirche in Oberndorf
Schweinfurt-Oberndorf, 1. März 2015. Oberbürgermeister Sebastian Remelé kommt eigentlich nur zu mindestens 100-jährigen Jubiläen. Dass er trotzdem anlässlich der 75-Jahr-Feier der Kreuzkirche persönlich ein Grußwort überbrachte, liegt daran, dass es sich hierbei um einen geschichtsträchtigen Ort in Schweinfurt handelt. Remelé stellte pointiert heraus, dass der Bau in den Kriegsjahren fertig gestellt wurde, als deutsche Truppen bereits in Polen eingefallen waren und die Invasion in Frankreich bevorstand. So sei gerade diese Kirche „ein Fanal gegen das NS-Regime“ gewesen.
Auch Gemeindepfarrerin Christhild Grafe erinnerte in ihrer Begrüßung der Gemeinde an den 25. Februar 1940, als man feierlich vom alten – ehemaligen – Gemeindehaus zur neuen Kirche zog, allen voran Landesbischof Hans Meiser und Kreisdekan Georg Kern. „Unwürdiges Drängen“ sei drinnen tunlichst zu vermeiden, hieß es damals vorsorglich.
Großes Gedränge gab es diesmal zwar nicht mehr, doch die Kirche war voll besetzt. „Tut mir auf die schöne Pforte …“: Alle stimmten den Choral an, der auch vor 75 Jahren als erster auf dem Eröffnungsprogramm stand. Der Evangelische Posaunenchor unter Leitung von Wolfhart Berger und der Ökumenische Chor unter Heike Aengenheyster-Blum trugen zum Jubiläum das Ihre bei.
Statt Landesbischof fungierte diesmal als Gast- und Festpredigerin Regionalbischöfin Gisela Bornowski (Würzburg-Ansbach). Kirche sei immer in Bewegung und bleibe eine Baustelle, betonte sie eingangs. Das lasse sich exemplarisch an der Kreuzkirche aufzeigen, die ja die Erweiterung der älteren Jesus-Christus-Kirche darstelle, und die fuße wiederum auf einem Vorgängerbau aus dem 13. Jh., nämlich der Laurentius-Kapelle mit Wasserburg. Immerhin seien Taufkapelle, Turm und Kanzel mehr als 400 Jahre alt. „Doch nichts bleibt so, wie es ist.“ Trotz Mitgliederschwund und damit einhergehender Reduktion der Pfarrstelle werde aber das Jubiläum „selbstbewusst“ gefeiert, denn die Lebendigkeit einer Gemeinde hänge nicht von ihrer Größe ab.
Überhaupt werde seit 2000 Jahren an der Kirche Jesu gebaut. Die Hand des großen Baumeisters – Gott – füge die Steine zusammen. Natürlich meinte Bornowski nunmehr den geistlichen Bau. Vom Predigttext aus dem 2. Petrusbrief, Kap. 2 (V. 1-10), war ihr dabei besonders der Ausdruck „lebendige Steine“ wichtig – eigentlich ein Widerspruch, denn ein Stein sei ja an sich tot. „Nur Gott kann ihn lebendig machen mit seiner Auferstehungskraft und zu lebendigem Material werden lassen.“ „Wir alle wurden von Gott auserwählt, um als lebendige Steine zu fungieren. Gott schätzt und ehrt uns damit.“ Er könne jede und jeden gebrauchen, um sie/ihn einzufügen in den Bau seiner weltweiten Kirche. „Wir sind Unikate, von Gott so geschaffen und gewollt.“
Überhaupt lebe Kirche vom Ineinander und Miteinander dieser vielen lebendigen Steine. Denn jeder Stein trage einen anderen, d.h., wir stützen einander. „Darum sind Sie alle Hoffnungszeichen in dieser Welt, denn sie weisen auf den hin, der Sinn und Orientierung schenkt.“ Gott habe Jesus Christus zum Eckstein oder krönenden Schlussstein gemacht, der das Mauerwerk bzw. das Gebäude stabilisiere.
Schlussappell der Regionalbischöfin: „Bildet in aller Verschiedenheit gemeinsam ein Haus. Errichtet keine trennenden Mauern! Lasst uns das geistliche Haus sein, das Gott in dieser Welt bezeugt und ihm die Ehre gibt.“
Es schloss sich die Feier des Heiligen Abendmahls an. An der Austeilung beteiligte sich auch der ehemalige Gemeindegeistliche Christian Schümann (1981-1992), der nach Diensten in Ostheim v.d. Rhön und Fürth gerade seinen ersten Ruhestandstag beging.
Richtig lebendig wurde es tatsächlich, als die Kita-Kinder – die Zukunft der Kreuzkirche? – einzogen und aus voller Kehle sangen: „Wir sind die Kleinen in der Gemeinde. Ohne uns geht gar nichts, ohne uns geht’s schief.“ Aber mit dem Klassiker „Nun danket alle Gott“ endete der geistliche Jubiläumsteil.
Danach gab es im vor eineinhalb Jahren eröffneten neuen Gemeindehaus die obligatorischen Grußworte, die Landessynodale Renate Käser eröffnete: Auch sie ging zunächst auf die wechselvolle Geschichte der Kreuzkirche ein, stellte aber dann die Bedeutung von Kirche an sich heraus, z.B. dass man dorthin seine Sorgen vor Gott bringen oder Gedanken und Gebete dort lassen könne. „Machen Sie weiter, bleiben Sie dran. Gottes Segen!“
Wie die Auferstehungskirche am Bergl ist auch die Gemeinde Bergrheinfeld eine „Tochter“ der Kreuzkirche. Pfarrer Andreas Bauer von der Kirche „Zum guten Hirten“ meinte: „Wie die meisten Kinder irgendwann von zu Hause ausziehen, so ist eben 1961 die Kirchengemeinde Bergrheinfeld mit eigenem Kirchenvorstand hervorgegangen.“ Bauer lobte die vielfältigen Kontakte, etwa den Predigt(tausch)verbund oder die Bergrheinfelder Konfirmationsfeiern in der Kreuzkirche. Freilich: „75 Jahre jung – das ist kein Alter!“
Von katholischer Seite sprach Pastoralreferent Michael Pfrang/Pfarreiengemeinschaft St. Josef – Christkönig: Er dankte für alle ökumenische Offenheit, für die gemeinsamen Gottesdienste und Kirchenvorstehertreffen sowie für die Nutzungsmöglichkeit der Kirche zu Trauungen und Beerdigungen. Die Kreuzkirche stehe „wie eine Burg in der Landschaft, aber mit einer offenen Tür.“ Auch Heike Gröner, Vorsitzende des Evangelischen Frauenbundes Schweinfurt e.V., bekundete ihre Dankbarkeit für die Verbundenheit und die vielen Begegnungen.
Hausherrin Christhild Grafe durfte dann endlich die Geburtstagstorte anschneiden und kosten. Derweil wurde die Festschrift, federführend von Kirchenvorsteher Dr. Rainer Dietrich zusammengestellt und bebildert, feilgeboten. „Die Kirche als Sinnstifterin, als Bewahrerin des christlichen Glaubens und als Ort, an dem existentielle Fragen gestellt werden“, werde auch im 21. Jh. gebraucht, schreibt darin Oberbürgermeister Remelé. Deshalb sei er sicher, „dass die Kreuzkirche in Oberndorf noch viele Jubiläen feiern wird.“ Ihm kann nur beigepflichtet werden.