"Diese Kirchengemeinde war nie farblos."
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  "Das Wort ward Fleisch und hat unter uns gezeltet" (Johannes 1,14) |
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 |         Der Kirchenraum von St. Lukas im Gegenlicht |
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 Kein Büro! Pfr. Christian von Rotenhan "segnet" die Kirchenbücher auf dem Altar. |
Pfrin. Christiana von Rotenhan völlig relaxed |  |
Schweinfurt, 30. November 2009. Trotz des Gemeindeliedes „Macht hoch die Tür“ und der ersten Kerze auf dem Kranz kam richtige Adventsstimmung nicht auf. Zu mild war der letzte Novembertag und der Anlass des Gottesdienstes ein ganz anderer: Kirchweihjubiläum „40 Jahre St. Lukas“.
St. Lukas wurde 1969 als einzige Kirche, die der Architekt und Bauhaus-Schüler Prof. Gerhard Weber (TU München) entwarf, eingeweiht. Zugleich war sie der letzte evangelische Kirchenneubau in Schweinfurt nach dem Zweiten Weltkrieg. Bezeichnend ist, dass St. Lukas einen zur Segnitz-Straße hin offenen Glockenkeller, aber keinen Glockenturm besitzt. Bereits von außen kommt deutlich der Zelt-Charakter der Kirche zur Geltung – Symbol für das wandernde Gottesvolk. Innen ist sie sonnendurchflutet hell, weiß, nüchtern mit Rohbeton-Wänden und viel Aluminium ausgestattet. Blickfang ist das blau dominierende Glasbild hinter der Altarinsel mit Interpretation des Gleichnisses vom Verlorenen Sohn (1992).
In einer Dialogpredigt hielt das Pfarrerehepaar von Rotenhan Rückschau auf die Geschichte und die Finanzierung des Kirchenbaus im damaligen Neubaugebiet am Hochfeld samt Erweiterungsgebäuden, etwa des Katharina-Gundrum-Hauses mit evangelischem Montessori-Kindergarten. In den 70er Jahren habe die Expansion in Richtung Deutschhof begonnen. Die seitdem dort abgehaltenen Kinderbibeltage seien „legendär“ geworden. Habe man schon damals Experimentiergottesdienste wie die Thomas-Messe gefeiert, so hätten die 90er Jahre zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit der Asylpolitik geführt. Schließlich habe man an Himmelfahrt 2008 das zweite Gemeindezentrum am Deutschhof einweihen können.
„Das Zelt am Hochfeld lädt ein zur Rast, zum Feiern, zum Lob und ermutigt zum Weitergehen“, so Pfrin Christiana von Rotenhan. Doch wie setze sich das Leben in St. Lukas fort? „Der echte Schatz sind die, die St. Lukas ein Gesicht geben und als Gemeinde zusammenkommen. Wir hier bauen alle mit.“ Eindrucksvoll sollten dies die auf den Altar gestapelten Kirchenbücher mit Tauf-, Konfirmations-, Hochzeits- und Sterberegistern demonstrieren. Und natürlich durfte das Paulus-Wort „Einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“ (1. Korinther 3,11) genauso wenig fehlen wie der Choral „Großer Gott, wir loben dich“.
Zu den Grußrednern zählte, als Vertreter der politischen Gemeinde, Bürgermeister Otto Wirth. Er lobte die lebendige Arbeit von St. Lukas für rund 4000 Glieder in Anspielung auf das eher schlichte Kircheninterieur: „Diese Kirchengemeinde war nie farblos.“ Der evangelische Dekan Oliver Bruckmann überbrachte Glück- und Segenswünsche von der Mutterpfarrei St. Johannis und machte darauf aufmerksam, dass KMD und Organist Gustav Gunsenheimer der einzige Mitarbeiter der Gemeinde sei, der seit dem Bau der Kirche bis heute seinen Dienst an St. Lukas versehe. Der neue katholische Geistliche Frank Sommerhoff von der benachbarten Pfarreiengemeinschaft St. Peter und Paul / Maximilian Kolbe wies auf die herausragende Bedeutung der Zahl 40 in der Bibel hin: von der 40-tägigen Sintflut über die 40 Jahre Wüstenwanderung des Volkes Israel bis zu Jesu 40-tägigem Fasten: „Dank sei Gott, dass das ‚Zelt Gottes’ in guter Nachbarschaft steht. Dabei ist Gastfreundschaft einfach eine Notwendigkeit.“ So funktioniere die evangelisch-katholische Ökumene vor Ort seit 40 Jahren bestens. Ad multos annos!
Nachtrag: Leider besitzt die moderne Kirche einen baulichen Nachteil: Der Weg hinauf in den Gemeinderaum führt auch nach 40 Jahren noch über 21 Stufen. Diesem Manko soll in Bälde der Einbau eines Fahrstuhls für 80.000 Euro – auf Spendenbasis – abhelfen, um den Weg der St. Lukas-Gemeindeglieder zu Gott zu erleichtern.
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Gehören auch zu St. Lukas: Krankenhausseelsorgerin Susanne Rosa und Deutschhof-Pfrin. Gisela Bruckmann | Schweinfurter Promis stoßen unter sich an: Ehepaar Petersen u. Dekan Bruckmann |
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 Das Kirchenvolk verlässt das Zelt und zieht weiter ... |  ... zur Verpflegungsoase im Erdgeschoss |
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