Diese Seite ist veraltet und gehört zu unserer alten Website, die bis 1. Dezember 2012 in Gebrauch war.Die aktuelle Website des Dekanats Schweinfurt finden Sie unterwww.schweinfurt-evangelisch.de |
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"Wir haben genug!" heißt ein Slogan der Kampagne zur Ernährungssicherheit, die das Partnerschaftszentrum "MissionEineWelt" (Neuendettelsau) der Evangelischen Landeskirche Bayern veranstaltet. Es werden Ungerechtigkeiten der Nahrungsmittelverteilung auf der Welt aufgezeigt und Möglichkeiten einer positiven Veränderung vorgestellt.
Dieses Thema, aber natürlich auch die seit 23 Jahren bestehende Brasilienpartnerschaft unseres Dekanates Schweinfurt mit den lutherischen Kirchengemeinden in Rio de Janeiro haben Predigtgäste vom "Centrum MissionEineWelt" in fünf Gottesdiensten zum diesjährigen Dekanatspartnerschaftssonntag am 17. Oktober 2010 zur Sprache gebracht.
Folgende Predigtstellen waren mit folgenden PredigerInnen bestückt: Volkershausen + Poppenlauer mit Pfrin. Ulrike Hansen (Afrika-Spezialistin), Dittelbrunn (Arche) mit Pfrin. Gisela Voltz (Expertin für Eine-Welt-Arbeit), Obbach mit Mauro Schwalm (brasil. Austauschpfarrer) und Schweinfurt-Kreuzkirche mit Pfr. Hans Zeller (Lateinamerikareferent der ELKB).
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Im Folgenden finden Sie Berichte über den Partnerschaftsbesuch aus Rio in Schweinfurt 2010. Eine Bildergalerie gibt es auf dieser Seite (bitte anklicken). Und eine kritische Reflexion des Besuches aus brasilianischer Sicht finden Sie hier (bitte anklicken).
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Im Mondlicht unter'm segnenden Christus von Rio: "In 2012 treffen wir uns in Brasilien!!!" |
1.
Erfreuten mit brasilianischen, aber auch deutschen Liedern (v.l.): Wagner Strelow, Lélia Brazil, Juan Osorio | Das Plenum, bestehend aus den Dekanats-Brasilienexpertinnen (im Hintergrund) und Oberndorfer Gemeindegliedern (im Vordergrund), nahm regen Anteil. |
Wenn Puppen nach Rio reisen: der 101. Krippenplatz in der Creche? | Alles ging ein bisschen durcheinander: Dekan Bruckmann (r.) mit Ballon-T-Shirt |
Wenn die Partnerschaft ihren Tribut fordert: Nachdenkliche Pastora Engelbrecht - oder einfach nur schrecklich müde? |
Segnung der Abreisenden unter Handauflegung der Bleibenden |
Weitere Bilder vom Abschiedsabend finden Sie in der Bildergalerie.
Text u. Fotos: Dr. Siegfried Bergler
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Erkennen Sie unsere drei Brasilianerinnen Gäste in der Menge?? | Alles im Griff: Pfr. Dr. Wolfgang Weich stellte die Gäste vor. |
Poppenlauer, 24. Mai 2010. Die Lauertaler Gemeinden haben jedes Jahr bei ihrem gemeinsamen Gottesdienst Glück mit dem Wetter, sei es 2008 im Ransbachtal (s. Archiv 2008/II, Nr. 9) oder beim Lauertaler Kirchentag im letzten Jahr (s. Archiv 2009/II, Nr. 10). Diesmal fand ein Openair-Gottesdienst gleich neben der Poppenlauerer Auferstehungskirche statt, und über 300 Gläubige hatten sich eingefunden. „Die Sonne ist zu arg“, meinte eine Besucherin. Dies empfanden auch die drei Brasilianerinnen, die in Begleitung von Renate Käser, der Dekanatsbeauftragten für Partnerschaft, Entwicklung und Mission, gekommen waren und sich um einen der raren Schattenplätze bemühten. Dabei meinte es doch der Himmel nur gut mit ihnen, die noch eine Woche zuvor die Kälte des Ökumenischen Kirchentages in München hautnah zu spüren bekommen hatten.
Pfr. Dr. Wolfgang Weich kündigte einen „Gottesdienst mit Überraschungen“ an – und hielt Wort. Unter dem Motto „Der Geist weht“ begannen zunächst zwei Gemeindeglieder zusammen mit ihm eine standardmäßige Dialog- bzw. Trialogpredigt über das Pfingstwunder von Jerusalem. Doch auf einmal wurde daraus eine Geburtstagsansprache: „Hoch soll es leben“ intonierte zwischenrein der Posaunenchor, denn „1980 Jahre alt ist das Geburtstagskind geworden“ – eben der Heilige Geist. Und weil der auf die gesamte Kirche ausgegossen wurde, durften sich auch alle Anwesenden als Geburtstagskinder feiern lassen. Ein Tisch mit unzähligen brennenden Kerzen wurde herbeigetragen: „Lauter Zungenflammen brennen für euch!“ Nur blies sie das Geburtstagskind – der Geistwind –, selbst zur Überraschung des Pfarrers, im Nu aus. Immerhin blieb der darunter befindliche Kuchen erhalten und reichte tatsächlich für alle auf dem grünen Rasen.
Der eine Geist und die eine, weltweite Kirche – diese Stichworte bildeten die Überleitung zur Begrüßung und Vorstellung der Gäste aus Rio: Evelyn Ruppelt, Christina Schaefer und Vilma Petsch. Für die Partnerschaft wurde Gott im Fürbittengebet gedankt, aber auch, im Besonderen für die Creche Bom Samaritano, um Hilfe angerufen. Hierfür waren selbstverständlich die Einlagen dieser Pfingstfeier bestimmt, die zu Ende ging mit dem einzigen portugiesischen Lied im Evangelischen Gesangbuch: „Cantai ao Senhor um cantico novo“ („Singt dem Herrn ein neues Lied“).
Anschließend präsentierten die Brasilianerinnen dem interessierten Publikum noch ihre mitgebrachten Bilder und Filme im Gemeindehaus. Ein sicher für alle unvergesslicher, begeisternder und die Einheit in Christus selbst über den Atlantik hinweg demonstrierender Pfingsttag!
Der Posaunenchor unter Leitung von Rainer Müller gab sein Bestes auf Portugiesisch. | Auch Pfarrerin Eva Thelen (Lauertalgemeinde Maßbach) wirkte mit: hier beim Fürbittengebet |
Gemeindeglieder auf Tuchfühlung mit unseren Brasilianerinnen. Auf der Bank (v.l.): Christina Schaefer, Renate Käser, Vilma Petsch u. die Stellvertretende Landrätin von Bad Kissingen Magdalena Dünisch | Ende gut - alles gut: Es wurde nicht nur für's geistliche, sondern auch für's leibliche Wohl gesorgt. |
Text u. Fotos: Dr. Siegfried Bergler
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Unter folgendem Link finden Sie einen Bericht mit Bildern vom zeitgleichen Ökumenischen Gottesdienst am 24. Mai in der kath. Pfarrei St. Josef-SW unter Mitbeteiligung der kath. Gemeinde Christkönig, der evang. Kreuzkirchengemeinde SW-Oberndorf und der evang. Auferstehungskirchengemeinde SW-Bergl.
Von unseren Gästen aus Rio nahmen daran teil: Pastora Margarete Engelbrecht und Lélia Protasio Dias de Oliveira. Die Schweinfurter Geistlichen waren: Pfr Bernhard Öchsner (kath.), Pfrin. Christiane Müller und Pfrin. Christhild Grafe
http://www.auferstehungskirche-sw.de/archiv/aktl.htm#anker2
Fotos: Gerhard Tebbe
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oben links: Die korrekte Sitzordnung täuscht; nach Eröffnung des Büfetts (hinten) gab es kein Durchkommen mehr oben rechts: Sie verfolgten gebannt die Powerpoint-Präsentation (v.r.): Dekan Oliver Bruckmann, Pfrin. Gisela Bruckmann u. Wiltrud Wößner rechts: Gruppenfoto der Brasilianerinnen zusammen mit Pfrin. Dr. Tais K. Strelow (rechts außen) |
Schweinfurt, 21. Mai 2010. Kaum je so voll war der große Saal im Martin-Luther-Haus wie jetzt zum Empfang der fünf Gäste aus Brasilien. Dekan Oliver Bruckmann hatte seitens des Dekanates geladen und begrüßte Pfarrerinnen und Pfarrer, KirchenvorsteherInnen, SchulvertreterInnen, Partnerschaftsbeauftragte aus den Dekanatsgemeinden, Brasilien-Experten und Pressevertreter.
Unter Bezugnahme auf das Losungswort des Tages vom „drei Mal heiligen Gott“ (Jesaja 6,3) stellte der Dekan den einen Gott, der die eine weltweite Kirche zusammenhalte, in den Mittelpunkt seiner Andacht. Da wir gemeinsam in einer Welt lebten und der eine Glaube uns verbinde, müssten Begegnungen wie diese mit Brasilien gefördert werden. In Bayern würde außer dem Dekanat Schweinfurt nur noch das Dekanat Sulzbach-Rosenberg eine Brasilienpartnerschaft pflegen. Die bereits seit 23 Jahren bestehende Verbindung zwischen Schweinfurt und Rio stelle eine Chance dar, über den eigenen Kirchturm hinauszublicken.
Wie schon des Öfteren (s.u. „Begegnungsabend in Niederwerrn"), durften sich die fünf Brasilianerinnen zunächst dem Plenum vorstellen. Sodann überreichten sie jeder der 27 Dekanatsgemeinden ein in einen Sack gehülltes Geschenk, nämlich eine kleine Replica der im Original 38 Meter hohen Christus-Statue auf Rios Corcovado-Berg mit der Unterschrift „Bis hierher hat uns Gott gebracht“. Dekan Bruckmann erhielt darüber hinaus eine Kopie der berühmten „Dreifaltigkeitsikone“ von Andrej Rubljow.
Obwohl die Powerpoint-Präsentation der vier lutherischen Kirchen Rios aufgrund technischer Probleme leider nur fragmentarisch gelang, vermittelte sie doch viele nachhaltige Eindrücke über die Geschichte und aktuelle Situation der Gemeinden sowie über die Entwicklung und Meilensteine der Partnerschaft mit dem Dekanat Schweinfurt.
Besonders bewegend war ein Video-Clip über die Creche Bom Samaritano, wo Erzieherinnen und Ärzte 100 Kinder aus drei angrenzenden Favelas betreuen. Pfr. Jochen Keßler-Rosa vom Diakonischen Werk Schweinfurt rief als Kenner des Haushaltsplanes der Creche eindringlich zu Spenden für diese Einrichtung auf: Ihr jährlicher Aufwand von 280.000 Euro werde allein über Spenden und Fördermitglieder – ohne jedwede staatliche Hilfe - erwirtschaftet, wobei ein Förderer mit rund 15.000 Euro/p.a. unser Dekanat sei. Doch vergrößere sich seit 2009 der Unterschuss. Zudem seien für die Beseitigung der durch die Unwetterkatastrophe im April entstandenen Schäden hohe Sonderausgaben angefallen. In 30 Stunden Dauerregen gab es viele Erdrusche und über hundert Tote in den Armenvierteln. Währenddessen trug die Gemeindebeauftragte für Partnerschaft, Entwicklung und Mission Ellen Blanke aus Dittelbrunn schon tatkräftig im Foyer durch Verkauf ihrer Keramik-Objekte zur Füllung der Brasilienkasse bei.
Der dreieinhalb Stunden währende Begegnungsabend wurde aufgelockert durch schmissige Rhythmen und Lieder der „einmaligen Musikgruppe Rio – Schweinfurt“ (so Dekanatsmissionspfarrerin Christhild Grafe) und – natürlich – durch ein opulentes brasilianisches Büfett, liebevoll zusammengestellt durch ein zehnköpfiges brasilianisch-deutsches Frauenteam. Am Ende hatte wieder mal Goethe Recht: "Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen; und jeder geht zufrieden aus dem Haus."
links: Gemischtes Ensemble Schweinfurt - Rio; v.l. Citypfarrer Heiko Kuschel, Wagner Strelow, Lélia Protasio Dias de Oliveira, Pfr. Manfred Herbert u. Juan Osorio unten links: Auch sie bekamen den "Oscar von Rio" überreicht: strahlendes Ehepaar Pfr. Jochen und Astrid Wilde (Bad Kissingen); links außen: Renate Käser unten rechts: Deutliche Ermüdungserscheinungen bei Pfarrfamilie Schumacher (Niederwerrn) |
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Text u. Fotos: Dr. Siegfried Bergler
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Schweinfurt, 21. Mai 2010: Am Morgen war die Gruppe aus Brasilien an der Evang.-Luth. Fachakademie für Sozialpädagogik zu Gast. Sie wurde von Studierenden musikalisch mit "fetzigen" Rhythmen begrüßt. Es gab eine Power-Point-Präsentation zur Ausbildung an der Fachakademie. Anschließend wurde eine aktuelle Ausstellung zum Thema "Menschenbilder", arrangiert von bildenden Künstlerinnen und Künstlern, angesehen. Die Teilnehmerinnen konnten sich nach dem Rundgang selbst künstlerisch im Werkraum betätigen. Es wurden Mappen gefaltet und bedruckt. Außerdem konnten die Besucherinnen unter Anleitung von Frau Bittner, der Kunst- und Werklehrerin, und von Studierenden der Unterkurse Kreuzanhänger aus Speckstein gestalten. Ein schönes Andenken mit Symbolkraft!
Der Vormittag an der Fachakademie wurde mit einem Gesprächskreis beschlossen. Studierende stellten Fragen zur Arbeit in Kindertageseinrichtungen in Brasilien. Die Besucherinnen interessierten sich für die unterschiedlichen Praxisfelder der Erzieherinnen und Erzieher. Ein musikalischer Ausklang und ein Gruppenbild vor der Fachakademie schlossen das Programm ab.
Die Studierendenband der Fachakademie überraschte die brasilianischen Gäste mit pfiffiger Musik. | Die Gäste ließen sich unterrichten über die Ausbildungsinhalte der Fachakademie. |
Und nun wurde endlich selbst Hand angelegt: kreative Phase | So einfach war es nun auch wieder nicht ... |
Das fertige Produkt? Was nun? Zu schwer für den Transport nach Rio! | (v.l.): Stellvertretende Schulleiterin Inge Krömmüller mit den Damen Pastora Engelbrecht, Dr. Böttcher, Ruppelt, Schaefer, Protasio Dias de Oliveira, Petsch und Käser |
Text u. Fotos: Inge Krömmüller
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Empfang beim Oberbürgermeister (v.l.): Pfrin. Dr. Tais K. Strelow, OB Kay Blankenburg, Pastora Margarete Engelbrecht, Vilma Petsch, Evelyn Ruppelt, Pfr. Jochen Wilde, zwei Damen der Kissinger AG Partnerschaft, Lélia Protasio Dias de Oliveira u. Christina Schaefer |
Bad Kissingen, 19. Mai 2010. Fünf Mitglieder der vier evangelischen Kirchengemeinden in Rio de Janeiro (Brasilien) wurden am Mittwoch von Oberbürgermeister Kay Blankenburg im Rathaus empfangen. Anlass war der seit 23 Jahren im jährlichen Wechsel stattfindende Austausch zwischen dem evangelisch-lutherischen Dekanat Schweinfurt und der brasilianischen Metropole. Seitdem unterstützt das unterfränkische Dekanat in Rio die Kindertagesstätte „Creche Bom Samaritano“ als ein gemeinsames Sozialprojekt.
Blankenburg entschuldigte sich bei den Brasilianern für das schlechte Wetter, lud sie aber ein, ein anderes Mal mit größerer Teilnehmerzahl für einen längeren Zeitraum zu einem der Festivals wiederzukommen („Das Kurkonzert ist gut, der Kissinger Sommer ist aber besser“). Pfarrer Jochen Wilde, seit Oktober 2009 zugleich stellvertretender Dekan, fand den Besuchszeitpunkt der Partnerdelegation gut gewählt, passe er doch genau in die städtischen Partnerschaftsfeierlichkeiten mit Vernon und Massa. Diese Delegation zeige, dass Lutheraner auf der ganzen Welt beheimatet seien. Es müsse für die brasilianischen Gemeindemitglieder, die „bei uns auf der Suche nach unseren gemeinsamen lutherischen Wurzeln“ seien, spannend sein zu erkennen, wie sich die evangelische Kirche auch in ihrem Mutterland verändert habe.
Das dreiwöchige Besuchsprogramm führt die brasilianischen Lutheraner noch bis zum 29. Mai in unterschiedliche Einrichtungen mehrerer Kirchengemeinden des Schweinfurter Dekanatsbezirk, dazu gehören auch Kindergärten und Schulen. Da die Anton-Kliegl-Hauptschule nicht besucht werden konnte, kamen einige Teilnehmer des dortigen evangelischen Religionsunterrichts zum Empfang ins Rathaus und hießen die Gäste aus Rio mit kleinen Geschenken „im Land zwischen Bier und Bratwurst“ und „in der Senioren-Residenz Bad Kissingen“ willkommen.
Text und Foto: Sigismund von Dobschütz (freier Mitarbeiter der Mainpost)
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Gruppenfoto am Martin-Luther-Haus (von vorne rechts nach hinten rechts): Pfrin. Christhild Grafe, Pfrin. Schumacher, Lélia Protasio Dias de Oliveira, Evelyn Ruppelt, die brasilianische Pfrin. Dr. Tais Strelow (St. Johannis/St. Salvator-SW), KV-Vertrauensfrau Englisch, Vilma Petsch, Renate Käser, Pastora Engelbrecht, Christina Schaefer u. Pfr. Schumacher | In Positur in der ersten Reihe (v.l.): Landessynodalin Renate Käser, Dekanatsmissionspfrin. Christhild Grafe und die Gäste Christine Schaefer u. Evelyn Ruppelt |
Niederwerrn, 17. Mai 2010. Der Kirchsaal im neuen Martin-Luther-Haus war gut gefüllt, vor allem mit Gemeindegliedern aus Ober- und Niederwerrn, aber auch mit in die Brasilienpartnerschaftsarbeit Involvierten aus anderen Gemeinden des Dekanates, darunter die für das Missionsfeld zuständigen Damen Pfrin. Christhild Grafe und Renate Käser sowie die brasilianische Austauschpfarrerin Dr. Tais K. Strelow. Der gebürtige Brasilianer, Hausherr Pfr. Edson Schumacher, begrüßte im Besonderen die (inzwischen) fünf weiblichen Gäste aus Rio de Janeiro, die sich wie folgt vorstellten:
- Pastora Margarete Engelbrecht aus der Kirchengemeinde Esperanca/Niteroi schilderte die soziale Situation im 13 Millionen Einwohner zählenden Großraum Rios, u.a. die grassierende Arbeitslosigkeit, die hohe Kinderzahl, Bandenkriminalität, Gewalt vor allem gegen Frauen. „Die lutherischen Wurzeln sollen uns daran erinnern, dass wir nicht untergehen.“
- Lélia Protasio Dias de Oliveira ist seit 20 Jahren Mitglied der 400 Familien großen Kirchengemeinde Bom Samaritano/Ipanema, dort Kirchenpflegerin ("Schatzmeisterin"), Kindergottesdiensthelferin und Flötistin.
- Christina Schaefer ist Sekretärin ("Gemeindemanagerin") und KV-Mitglied der ebenfalls kleinen Martin-Luther-Gemeinde/Zentrum, die die drittälteste Kirche der brasilianischen Lutheraner besitzt. Kirchenmusik und die Predigt des Wortes Gottes stehen dort im Zentrum.
- Evelyn Ruppelt arbeitet in der 120 Mitglieder zählenden Kirchengemeinde (Paróquia) Norte in Flughafennähe seit sieben Jahren im Kindergottesdienstteam mit.
- Diakonin Vilma Petsch ist verantwortlich für diakonisch-soziale Arbeit in den lutherischen Gemeinden Rios, insbesondere für die Creche (Kinderkrippe) Bom Samaritano. Sie engagiert sich in Projekten zur Verbesserung der Lebensumstände der Familien hinsichtlich Gesundheit, Ernährung und Hygiene.
Pfarrer Schumacher skizzierte in einem Vortrag die Grundgedanken lutherischen Glaubens in ihrer Bedeutung für Deutschland und Brasilien. Luthers Antwort auf seine zentrale Frage, wie wir Menschen gerettet werden, habe gelautet: „nicht durch unsere Leistung (Geld), nicht durch besondere Menschen, auch nicht durch Traditionen und Bräuche, sondern allein durch Gottes Gnade und Wort, durch Jesus Christus und den Glauben an ihn.“ Die wahre Wurzel evangelischer Christen hier wie in Brasilien könne darum nur die Heilige Schrift sein.
Danach verdeutlichte Pfarrerin Annette Schumacher anhand eines Plakates, wie sich lutherischer Glaube bis in das katholische Königreich Brasilien ausbreitete und dort neue Wurzeln fand. Seit Brasiliens Unabhängigkeit von Portugal (1822) sei die Einwanderung von Europäern ins Land der schwarzn Sklaven und Indios gefördert worden, die großteils protestantischen Glaubens waren. 1824 kamen die ersten deutschen Immigranten ins Land. „Lutherische Identität ist in Brasilien wichtiger als in Bayern.“
In der anschließenden Aussprache fragte das Publikum nach der Situation der dortigen evang.-luth. Gemeinden und musste mit Erstaunen erfahren, dass sie wie die Creche vom Staat keinerlei Unterstützung und auch keine Steuer erhalten, sondern ihren Finanzbedarf mittels Spenden aus den eigenen Reihen und von Vereinen und Partnern im Ausland decken müssen, etwa von Großspendern wie "Kinder in Not" oder vom Martin-Luther-Bund. Die vier Gemeinden Rios machen zwar durch verschiedene Schwerpunktsetzung wie Mission, Kirchenmusik und soziales Engagement auf sich aufmerksam, bilden aber in der Metropole eine verschwindend kleine Minderheit. Nur rund tausend Familien gehören der evang.-luth. Konfession an!
Und wie fühlt sich eine Pfarrerin wie Pastorin Engelbrecht in einem mehrheitlich katholischen Land? Sie habe es nicht immer leicht, entgegnete sie, werde aber von katholischer Seite respektiert und erhalte selbstverständlich Einladungen in katholische Kirchen.
Die Einladung zu einem opulenten Büfett mit weiterer Gesprächsgelegenheit, ausgesprochen von der KV-Vertrauensfrau Doris Englisch, wurde am Ende eines langen, informativen Abends vom Plenum gerne akzeptiert, das sich unter Posaunenchorklängen ins Parterre begab.
Text und Fotos: Dr. Siegfried Bergler
Pfr. Edson Schumacher und Pfrin. Annette Schumacher führten | kurzweilig zweisprachig durch den Abend |
Schumacher-Tochter und Strelow-Sohn durften das Plakat halten | Allmählich löste sich ihre Anspannung: "unsere" Brasilianerinnen |
Oben: Den evangelischen Gottesdienst in der Wandelhalle gestalteten mit Beiträgen (v. l.) Pastora Margarete Engelbrecht aus Rio de Janeiro, Kurdirektor Gunter Sauer, Pfarrer Wolfgang Ott und Pfarrer Jochen Wilde. Oben rechts: nochmals das "Podium" mit Pfr. Ott, Pfr. Wilde, Pastora Engelbrecht u. Kurdirektor Sauer Bild rechts (v.r.): die drei anderen Brasilianerinnen Christina Schaefer, Evelyn Ruppelt u. Lélia Protasio Dias de Oliveira neben Frau Fries (Missionsbeauftragte der Erlöserkirchengemeinde), Astrid Wilde und Pfr. i. R. Fries ganz links |
Links: E-mails nach Haus schreiben: eine Lieblingsbeschäftigung von Lélia o.l.: Christina u. Lélia; o.r.: Evelyn u. Margarete
(Fotos: Archiv Dr. Tais Kind Strelow) |
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Generalprobe mit Hund: Spalier stehen | Der historische Händedruck: Pastorin Engelbrecht und der Dekan |
Who's who vor St. Johannis im Abendsonnenschein?: | (v.l.) Pastorin Margarete Engelbrecht, Lélia Protasio Dias de Oliveira, Evelyn Ruppelt, Christina Schaefer |
Besuch aus Rio:Dies war das Programm(Fotomontage: R. Käser) |
So sah das Besuchs- und Begegnungsprogramm der fünf Repräsentantinnen lutherischer Gemeinden Rios vom 8. bis zum 29. Mai 2010 aus:
(Übersetzung: Pfrin. Annette Schumacher/Niederwerrn)
Hallo, Ihr Lieben!
Uns geht es gut. Der Ort unserer Kirche, Pfarrhaus und Gemeindehaus, ist
weit von den Erdrutschen entfernt, die geschehen sind. Der Schmerz ist groß
in der Stadt, auch weil es seit vielen Jahren einen Notstand gibt, denn
Tausende von Menschen kommen hierher auf der Suche nach Arbeit. Es wird
gesagt, Niterói habe einen hohen Lebensstandard; das zieht immer mehr
Menschen an, aber wir haben keine Infrastruktur für Häuser, Gesundheit,
Krankenhaus, Schulen für so viele. Die Nachrichten vom Öl und anderen
Beschäftigungsmöglichkeiten bringen viele Menschen hierher - und die Gebäude
werden in den risikoreichen Zonen gebaut.
An "normalen Tagen", so heißt es, verträgt die ganze Gegend von Rio de
Janeiro und Niterói (Großraum) einen Verkehr von 7 Millionen Menschen. Es
sind wirklich sehr viele Menschen, die unterwegs sind oder einen Platz zum
Leben suchen.
Am Montag Nachmittag fing es an zu regen - es war die Zeit, zu der die
Menschen nach Hause fahren. Es regnete mehr als 30 Stunden. Ein
Pfarrerskollege - der in einer Kleinstadt hier in der Nähe arbeitet, in
einem Gebäude der Schwedischen Kirche - fuhr um 19 Uhr in der Innenstadt von
Rio los und kam erst um 8 Uhr morgens am Dienstag bei uns an. Er wollte um
20 Uhr hier sein, aber er rief uns nur an und brachte uns schlechte
Nachrichten. Pfarrer Francis Shepherd, der Kollege, der nun die Stelle in
der Gemeinde Norte-Fluminense übernahm, war auch hier in Niteroi, um einige
Dokumente abzuholen, und er musste bei uns zu Hause bleiben, weil die
Straßen gesperrt waren, er ist erst gestern Abend abgefahren.
Der Regen war sintflutartig. Sehr stark. Es glich einem Bericht aus dem
Alten Testament: "Die Schleusen des Himmels wurden geöffnet."
Erdrutsche gab viele, aber gestern Morgen sagte ich, es könnte schlimmer
sein, denn es gibt ja so viele Leute, die hierher kommen und unter
unmenschlichen Bedingungen leben.
Letzte Nacht gab es den schlimmsten Erdrutsch. Man findet nur noch
Leichname, und circa 200 Menschen werden vermisst. Sie lebten auf einem
Hügel, der vor 25 Jahren eine große Müllhalde war. Das ganze Erdreich ist da
verseucht, und anscheinend wird das erst jetzt bemerkt, als die
Feuerwehrleute sagten, hier könnten sie nicht einfach so mit den Händen und
mit den einfachen Mitteln arbeiten, die sie eben benützten.
Seit gestern stellen wir uns zur Verfügung, Kleidung, Nahrung und anderes zu
sammeln, was den Menschen, die obdachlos sind, eben gespendet werden kann.
Das ist das Mindeste, was wir tun können; man kann auch nicht die Arbeit der
Feuerwehr und Rettungsdienste behindern. Wir bringen die Sachen zu
Sammelstellen, um eben "einfache Helfer" zu sein.
Die Straßen werden langsam gereinigt, die Schulen werden morgen wieder
funktionieren. Heute gab es in einigen Schulen stundenweise Unterricht.
Die Gebäude unserer Gemeinde haben einige Löcher, durch die Wasser herein
tropft, einige Reparaturen sind vorzunehmen - am Pfarrhaus und der Kirche.
Aber das ist nichts angesichts der Tragödie, die der letzte Erdrutsch
darstellt, bei der alten Müllhalde. Bei uns haben die ganze Zeit das
Telefon, die Strom- und Wasserversorgung sowie das Internet funktioniert-
was uns dazu verhalf, ein Bindeglied zu sein zwischen Verwandten und
Menschen, die auf der Suche nach Informationen sind.
Unsere Aufgabe ist es immer noch, Menschen zu ermutigen, würdevolle
Lebensumstände zu verlangen, was Wohnraum, Bildung und Gesundheit betrifft.
Man kann nicht eine "Postkarte" sein und den Dreck unter den Teppich kehren.
Manchmal muss die Kirche die traurige Aufgabe übernehmen, die Mißstände
anzuzeigen, Beschwerde zu erheben und auf die schlechten Dinge hinzuweisen,
damit Gottes Schöpfung respektiert wird. Möge Gott uns Kraft geben bei
dieser Mission, die nicht so "sympathisch" ist.
Herzliche Grüße, Margarete
„Wir machen eine schwierige Zeit durch in Rio de Janeiro und in der Kindertagesstätte Bom Samaritano“, schreibt die Leiterin der vom evangelischen Dekanat Schweinfurt unterstützten Sozialeinrichtung. Die Hilfe der Behörden für die am stärksten heimgesuchten Menschen in den Elendsgebieten der südamerikanischen Zwölfmillionenstadt lief nur zögerlich an. 256 Menschen sind ums Leben gekommen. „Es gab keinen Todesfall in den vier evangelischen Gemeinden und in den Familien der Kinder des Kindergartens. Aber die Schäden sind riesengroß“, so berichtet Vilma Petsch weiter. Sie konnte erst jetzt schreiben, da die Sozialeinrichtung einige Tage ohne Strom und Internetverbindung war.
Ein Dach der Kindertagesstätte ist schwer beschädigt, Räume müssen renoviert werden und ein Klassenzimmer für die Vorschulkinder muss ganz gesperrt und repariert werden. Daher sammelt das Dekanat zusätzliche Spenden für die nötigen Reparaturen auf dem Konto der Gesamtkirchenverwaltung Nr. 760013151 bei der Sparkasse Schweinfurt (BLZ 793 501 01), Vermerk: „Unwetter in Rio“.
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Schweinfurt, 18. Januar 2010. Gute Ideen hat des Öfteren das Brasilienpartnerschaftsteam in unserem Dekanat Schweinfurt. So lud es direkt im Anschluss an eine Pfarrkonferenz zu einer sog. "After Work Party" ein. Viele Kolleginnen und Kollegen aus dem Pfarrkapitel blieben, nicht zuletzt auch wegen des opulent und als Augenweide angerichteten Büfetts - original brasilianische Getränke alkoholischer und nicht-alkoholischer Art selbstverständlich inklusive. Hinzugekommen waren etliche Missionsbeauftragte aus den einzelnen Kirchengemeinden.
Brasilianisches Flair erzeugten die per Playback eingespielten musikalischen Rhythmen im Hintergrund und die Wortbeiträge der Brasilienexpertinnen Renate Käser, Pfarrerin Annette Schumacher und Pfarrerin z.A. Tabea Richter. Pfarrerin Chisthild Grafe las einen Erlebnis- und Erfahrungsbericht von Dr. Monica Vieira über ihren Besuch vor vier Jahren in Deutschland vor (s. hier den Wortlaut). Zu guter Letzt erzählte auch Dekan Oliver Bruckmann von den Eindrücken seiner Brasilienreise: "Brasilien ist ein liebenswertes Land und wirklich super." Die Partnerschaft mit den Gemeinden in Rio stelle eine "gute Gelegenheit ökumenischen Lernens" und einen "ungeheuren Gewinn" dar. Bruckmann bedankte sich beim Vorbereitungsteam und gab seiner Freude auf das Kommen der brasilianischen Delegation in diesem Jahr (ab dem 8. Mai) Ausdruck.
Es ist serviert: Brasilienbesucherin Astrid Wilde in ihrem Element | Qual der Wahl am Büfett: Pfr. Manfred Herbert u. Pfr. Philipp Klein |
Lauschten gespannt den kurzweiligen Ansprachen: Pfrin. Christhild Grafe (links) u. Pfrin. Dr. Tais Strelow (rechts) | Auch das gab's: ein stiller Zecher vor brasilianischer Flagge |
Schilderte enthusiastisch ihre Brasilienerlebnisse: Pfrin. Tabea Richter | Dankesworte von Dekan Oliver Bruckmann |
Mit vielen selbst erstellten kunstvollen Keramikobjekten hatte die Gemeindebeauftragte für Partnerschaft, Entwicklung und Mission Ellen Blanke aus Dittelbrunn den Betrag von 600 € erzielt. Die meisten Werke wurden im Rahmen des Adventshauses der Arche in Dittelbrunn verkauft. Die Hobbykünstlerin, die schon als Delegierte mit bei den Partnergemeinden in Rio de Janeiro dabei war, überreichte ihren Erlös an den Dekan und an Dekanatsmissionspfarrerin Grafe als Spende zu Gunsten des gemeinsamen Partnerschaftsprojekts, der Kinderkindertagesstätte Bom Samaritano in Rio.
Ehre, wem Ehre gebührt: Ellen Blanke, flankiert von Pfrin Grafe und dem Dekan | Hier ein paar der Kunstobjekte von Ellen Blanke (Foto: Blanke) |