Trost oder Vertröstung

Datum: 

08.09.2023

Stichwörter: 

Nahaufnahme eines Auges. An den Wimpern hängt eine einzelne Träne.

Liebe Hörerinnen und Hörer,

wieder einmal stehe ich als Pfarrer auf dem Friedhof. Der Sarg wurde soeben ins offene Grab hinuntergelassen. Ich drehe mich zum Grab hin, spreche über dem Sarg den Friedensgruß und schlage das Kreuz. Dann wende ich mich der Trauergemeinde zu: denen die noch leben. Ich zitiere Worte aus der Heiligen Schrift, die von der Auferstehung der Toten reden. Gerne Offenba­rung 21: ...und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und [Gott], der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!

Manche halten solche Worte für billige Vertröstung. Da geht es Menschen sehr schlecht. Sie trauern. Sie sehnen sich nach einer heilen Welt. Also erzählt der Pfarrer ihnen etwas von einer heilen Welt: beruhigt sie und redet ihnen nach dem Mund. Karl Marx hat das in den kernigen Satz gefasst: Religion ist Opium für das Volk.

Ich denke da anders. Ich bin überzeugt, dass der Seher Johannes und auch die Propheten des Alten Testaments, den Leuten nicht einfach nach dem Mund redeten und ihre Sehnsucht in Worte fassten. Gerade die Propheten prangerten todesmutig auch Missstände in der Gesellschaft ihrer Zeit an.

Ich glaube, es ist nicht Menschheitssehnsucht, sondern Gottes Zukunft die da angekündigt wird. Es ist nicht Vertröstung, sondern Trost. Gott wird die Welt heil machen durch seinen Heiland Jesus.

Er wird abwischen alle Tränen. Der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz.

Ihr Pfarrer Robert Augustin, Hammelburg