Für manche das Beste, für andere nur Reste

Vorabend des Buß- und Bettages, Dienstag, 15.11.2011, um 17 Uhr in der Gustav-Adolf-Kirche

Für manche das Beste, für andere nur Reste: So das zentrale Thema für den sozialpolitischen Buß- und Bettag der Kirchlichen Dienste in der Arbeitswelt der EKD 2011. Der Buß- und Bettag ist ein kirchlicher Feiertag, aber kein arbeitsfreier Tag.

„Für manche das Beste, für andere nur Reste“ zeigt die Problematik der Menschen, die im Hartz IV- oder Arbeitslosengeld II-Bezug sind. Menschen, die sich in ihrer überwiegenden Zahl dem Arbeitsmarkt stellen.  Und: Sie selber haben fast keinen Einfluss darauf, wenn ihnen gesagt wird, sie seien
- nicht qualifiziert genug, obwohl viele eine abgeschlossene Ausbildung vorweisen können,
- nicht flexibel genug, weil z.B. für allein Erziehende keine Kinderbetreuung möglich oder finanzierbar ist,
- nicht fit genug, weil sie z.B. an Krankheiten leiden, die sie einschränken,
- nicht mobil genug, weil sie kein eigenes Auto besitzen oder unregelmäßige Arbeitszeiten mit Familienpflichten nicht vereinbar sind.
Diese „Begründungen“ höre ich sehr oft von Menschen, die Rat und Hilfe suchen, aber keine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben, um für sich und/oder ihre Familie selbst für den Lebensunterhalt zu sorgen.
Immer wieder wird ihnen auch gesagt: „… für Sie sorgt der Staat. Sie können ja in Sozialkaufhäusern oder bei der TAFEL einkaufen.“
Menschen, die das zu hören bekommen, sind nicht nur verletzt; sie sind niedergeschlagen und oft verzweifelt. Bezugsscheine für den Lebensmitteileinkauf bei der TAFEL gibt es. Hilfen für ihre Seele, für sie als Mensch? – Dafür gibt es keine Bezugsscheine! Wo bleibt für sie die unverletzbare Würde nach dem Grundgesetz Artikel 1? 
Im Jahr 2010 gaben die öffentlichen Haushalte knapp 50 Milliarden Euro für Hartz IV-Leistungen aus.  Nur zirka die Hälfte davon erhielten die Empfänger. Gut verdienten an den anderen Milliarden z.B. Anbieter von Fortbildungen, private Arbeitsvermittler und andere. Die Hartz IV-Ökonomie verfestigt sich wie eine Parallelwelt. Es gibt in der Bundesrepublik ca. 800 TAFELN! Die Armut wächst und Reichtum explodiert.
Am Buß- und Bettag ist Zeit zum Umdenken: Unsere Gesellschaft ist auf einem falschen Weg! Denken wir gemeinsam darüber nach und suchen nach Auswegen aus der Spaltung der Gesellschaft und Wegen, wie Menschen ihre Würde wieder erhalten können.
Das ökumenische Team des Sozialpolitischen Buß- und Bettages lädt Sie herzlich ein zum Themen-Gottesdienst „Für manche das Beste, für andere nur Reste“: