40 Jahre Augustinum Schweinfurt
Schweinfurt, 9. Juni 2015. „In der Augustinum Seniorenresidenz Schweinfurt leben Sie wie Gott in Franken“. So steht's auf der Webseite dieser Institution. Zumindest erscheint es jedem so, wenn er oder sie die großzügig angelegte Empfangshalle betritt und einen Blick in das noble Restaurant wirft. 250 Menschen leben hier, 120 arbeiten hier. Und sie feiern die Feste, wie sie fallen. Vor fünf Jahren gab's das 35-jährige Jubiläum (s. Bericht: https://www.schweinfurt-evangelisch.de/inhalt/35-jahre-augustinum-schweinfurt). Folglich existiert das Wohnstift nunmehr seit 40 Jahren – und das war diesmal der Anlass zum Feiern.
Dem Festakt voraus ging eine ökumenische Festandacht, gestaltet von den beiden Schweinfurter Dekanen Oliver Bruckmann (evang.-luth.) und Stefan Redelberger (kath.). Dekan Bruckmann bezeichnete die 40 Jahre als einen „Teil unserer Lebensgeschichte“: „eine Geschichte gestifteter Hoffnung und gelebter Menschenliebe“. In seiner Predigt zum Thema „Zuhause“ kombinierte Dekan Redelberger geschickt den 121. Psalm mit dem Leben im Augustinum: Er lobte den Anspruch des Hauses, das mit „selbstbestimmt leben und gut betreut werden“ werbe, sowie dessen reichhaltige Angebotspalette. „Wie wertvoll ist doch ein eigenes Zuhause, da wo ich mich wohlfühle, wo ich Menschen wichtig bin und Menschen mir wichtig sind.“ Dagegen vermittle der Psalm („Ich hebe meine Augen auf zu Bergen. Woher kommt mir Hilfe?“) die Vorstellung des Unterwegsseins, denn er handele von Menschen, die von Zuhause zur Wallfahrt nach Jerusalem aufgebrochen seien. Daher sei dieses Gebet eine Metapher für das Menschenleben insgesamt: „Von Gott dürfen wir umfassenden Schutz erwarten“ auf dem weiten Lebensweg. Er wolle uns alle Geborgenheit und ein Zuhause schenken. Bezogen aufs Augustinum schloss er mit einer Sentenz von Romano Guardini: „Das ist der Gastfreundschaft tiefster Sinn, dass wir einander Rast geben auf dem Weg nach dem ewigen Zuhause.“
Die für die Seelsorge im Augustinum zuständige Pfarrerin Christhild Grafe (Kreuzkirche Oberndorf) dankte im Gebet Gott unter anderem „für alle Geborgenheit in diesem Haus, für die guten Begegnungen und das vielfältige kulturelle Leben.“
Der anschließende Festakt wurde immer wieder erfrischend und hör- wie sichtbar virtuos aufgelockert durch Jutta Müller-Vornehm (Flügel) und Florian Meierott (Violine) mit besonders den Älteren bekannten Stücken wie Händels „Largo“ oder Rimsky-Korsakows „Hummelflug“. Augustinum-Direktor Marcus Reuter erinnerte in seiner Begrüßung an das Gründungsjahr 1975, als ein Liter Benzin nur 85 Pfennig kostete und aus dem „Sternhaus“, erbaut auf dem Areal einer ehemaligen Gelatine-Fabrik, das moderne Wohnstift wurde. Er lobte das Konzept, das Geborgenheit und Gemeinschaft bei freier Entfaltung in einem kulturell hochwertigen Umfeld biete. Die jüngste Bewohner- und Mitarbeiterbefragung habe ergeben, dass man hier gern lebe und arbeite.
Ebenfalls in die Anfangsjahre blickte Peter Vahl, Vorsitzender des Beirates, zurück: Da habe es noch keine Rollatoren gegeben, und die Papierservietten wären deutlich stärker als heutzutage gewesen.
Das Grußwort der Stadt Schweinfurt sprach die Zweite Bürgermeisterin Sorya Lippert. Sie, die selbst vor 40 Jahren nach Schweinfurt gekommen ist, lobte ebenfalls den „Seniorenstützpunkt“ und das hier angebotene „Rundum-Sorglos-Paket“. Sie sei immer wieder im Haus, um „Geschichten von früher zu hören“. Ihre persönliche Devise laute: „Lebe dein Leben und vergiss dein Alter!“
Peter Kuhn, von Beruf Erzieher, in unserer Region aber als Karnevalist und Büttenredner bekannt, trug witzig-geschliffen Reime über das Augustinum vor. Es erinnere ihn an ein Kreuzfahrtschiff, jedenfalls an „alles andere als eine staatliche Bewahranstalt“. „Meine sehr verehrten Antiquitäten“ bzw. „Best-ager“, - so adressierte er übrigens die Bewohnerinnen und Bewohner.
Eigens aus München für ein Grußwort angereist war schließlich Professor Dr. Markus Rückert, dessen Vater 1954 die Augustinum-Gruppe gegründet hatte. Seit 1988 leitet der Sohn die familiengeführte Holding, zu der bundesweit 23 Wohnstifte mit 7200 Bewohnern, zwei Sanatorien für Demenzkranke, eine Klinik, dazu einige Schulen und Internate – mit insgesamt 4500 Mitarbeitern – gehören. Wie seine Vorredner erinnerte er zwar heiter ans Jahr 1975, wo Erektionsstörungen oder nächtlicher Harndrang noch nicht öffentlich diskutiert geschweige denn in der Reklame thematisiert werden durften. Aber Rückert konnte dann doch nicht umhin, auf die Negativschlagzeilen („dubiose Immobiliengeschäfte“, „Betrug“) der letzten Tage einzugehen, die die Bewohner verängstigt haben. Und da wurde es im Festsaal mucksmäuschenstill, als er versicherte, dass dies nur den Rechtsträger, also ihn, betreffe, aber auf das Haus keinerlei Auswirkungen habe. Rückert kehrte auch sogleich in die Geschäftsstelle nach München zurück, während sich die Geladenen ein festliches Mittagessen im Restaurant nicht entgehen ließen und Feierlaune zu verbreiten versuchten.