Fernsehgottesdienst am Ewigkeitssonntag aus Bad Kissingen
Bad Kissingen, 23. Nov. 2014. „Grenzenloser Lebensmut“: Unter diesem Motto stand der ZDF-Fernsehgottesdienst am Ewigkeitssonntag, diesmal übertragen aus der voll besetzten Erlöserkirche in Bad Kissingen mit dem dortigen Kur- und Reha-Seelsorger Pfarrer Wolfgang Ott.
In seiner Begrüßung ging er auf die beiden Namen „Ewigkeitssonntag“ und „Totensonntag“ für dieses Datum am Ende des Kirchenjahres ein. „Wir denken an die Verstorbenen. Ihr Tod erinnert uns daran, dass auch wir sterblich sind.“
Mitglieder des Kirchenvorstandes trugen authentische Schilderungen von Zeitgenossen vor, zum Beispiel das Burnout-Schicksal eines von Stress und nächtlichen Panikattacken heimgesuchten Karrieristen: „Von Arzt zu Arzt laufen, - warum dies alles, Herr?“ Passende Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament folgten: „Ich war wie ein Narr und wusste nichts, ich war wie ein Tier vor dir“ (Psalm 73,22), kontrastiert mit der Vision des Propheten Johannes von „einem neuen Himmel und einer neuen Erde“ (Offenbarung 21).
Pfarrer Ott begann seine Predigt mit der Frage: „Sollte man sein Todesdatum kennen?“ Er zitierte den Schriftsteller Wolfgang Herrndorf, der ein digitales Tagebuch führte, nachdem er die Diagnose von seiner tödlichen Hirntumor-Erkrankung erfahren hatte: Es sei ein Segen, das eigene Todesdatum zu kennen, schrieb dieser. (Natürlich musste Ott auslassen, dass Herrndorf dann aber selbst seinem Leben ein Ende setzte).
Ott schilderte seine Erfahrungen als Klinikseelsorger: wie Patienten mit tödlicher Diagnose entweder so weiterleben würden, als sei nichts passiert oder dass sie traurig, depressiv würden oder eine große (letzte) Reise planten. In einer Schweigephase sollten die Gottesdienstbesucher selbst darüber nachdenken, was sie wohl noch tun würden in der ihnen verbleibenden Zeit.
Anschließend ging Ott auf die ambivalente Beurteilung des Todes ein: als Ende des Lebens oder als Zwischenstation in ein anderes Leben, in eine Welt jenseits der Todesgrenze. Dazu führte er ein positives Zitat einer Patientin nach einer Nahtod-Erfahrung an: „Sterben ist schön“. Das Schönste und Beste komme erst noch, wenn man dessen gewiss sei, alle Zeit in Gottes Hand zu sein.
Jesus Christus, der Erlöser, verbinde Himmel und Erde. Er habe den Tod überwunden, damit dieser nicht das letzte Wort habe. So warteten nun ein neuer Himmel und eine neue Erde auf uns. Manche Patienten, so Ott, würden aus diesem Glauben heraus eine andere Einstellung zu den eigenen Grenzen und zum Tod entwickeln. Bei ihnen stelle sich wieder Lebensmut ein, und es werde „die Seele heil.“ Ganz persönlich schloss Ott mit der Erinnerung an seine auf den Tag genau vor 16 Jahren „erlöst und friedvoll“ gestorbene Mutter, deren Lieblingslied er singen ließ: „In dir ist Freude in allem Leide“.
Ferner stimmte die Gemeinde Choräle wie „Morgenglanz der Ewigkeit“ und „Jesus, meine Zuversicht“ an, von KMD Jörg Wöltche an der Orgel begleitet. Zudem gestaltete das Kissinger Kammerorchester den Gottesdienst musikalisch aus, unter anderem mit einem Ausschnitt aus Mozarts „Requiem“ und dem beliebten „Air“ von Johann Sebastian Bach.
Auch die perfekte Kameraführung ist erwähnenswert: immer wieder die Fokussierung auf das Glasfenster mit dem Erlöser Christus und auf die Holzdecke mit dem stilvollen Leuchter. Eine eindrucksvolle, nachdenkliche drei viertel Stunde in Wort, Bild und Noten!