Aktion zählt 120 Teilnehmer
Schweinfurt, Mo., 14. April 2014. An den Anfang hat Ulrich Werner die Stichworte Rekordbeschäftigung, sinkende Arbeitslosenzahlen und Fachkräftemangel gestellt. „Trotzdem gibt es auch bei uns hier in und um Schweinfurt Verunsicherung und Ängste der Arbeitnehmer, gibt es schwere Kreuze und belastende Situationen in der Arbeitswelt“, sagte der Diözesansekretär der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) auf dem Marktplatz, dem Startpunkt für den ökumenischen „Kreuzweg der Arbeit“.
Dementsprechend stand die Aktion unter dem Motto „Unser Kreuz mit der Arbeit“ und führte an vier weitere, symbolisch ausgewählte „Kreuzweg“-Stationen. Die 120 Teilnehmer, darunter MdL Kathi Petersen (SPD) und viele Pfarrer beider Konfessionen, hielten trotz Kälte, Regen und peitschendem Wind durch.
An der Post in der Zehntstraße wurde die schwierige Situation bei Logistik- und Zusteller-Unternehmen dargestellt, vor dem Maria-Theresienheim ging es um die geringe Wertschätzung von Mitarbeitern in sozialen Berufen, am Job-Center Schrammstraße wurden die Verunsicherung und Ängste so vieler Arbeitnehmer thematisiert. Endstation 4 war der Innenhof des Dekanatszentrums, wo neben den Betriebsratswahlen auch das Thema Ostern und die „Hoffnung auf Auferstehung“ im Mittelpunkt stand.
Hoffnung auf eine bessere Welt
Der Termin für den von der KAB, dem kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA), der Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) und der Betriebsseelsorge organisierten Kreuzweg in der Karwoche ist bewusst gewählt. Denn, so die Organisatoren: Menschen gerieten heute in der Arbeitswelt in Situationen, die mit dem Leidensweg Jesu vor 2000 Jahren vergleichbar seien. Der Weg diente auch dazu, Probleme bewusst zu machen und dafür zu werben, "die Hoffnung auf eine menschlichere und gerechtere Welt“ nicht aufzugeben.
Wie in den vergangenen Jahren wurden die geschilderten Probleme mit biblischen Texten in einen Zusammenhang gebracht. Unterschiedliche Redner der Organisationen trugen zur jeweiligen Thematik passende Gebete und Fürbitten vor. Die gemeinsam gesungenen Lieder begleitete der evangelische Posaunenchor. Singend ging es von Station zu Station durch die Innenstadt.
Thema Arbeitsplatz Logistik und Zustellung vor der Post: Evi Pohl (kda) und Ingeborg Götz (AfA) erinnerten an Arbeitslöhne von weit unter acht Euro, von bis zu 14 Stunden täglicher Arbeit und besonders bei den Kleineren in der Branche fehlenden Betriebsräten. Beide schilderten Gespräche mit Beschäftigten verschiedener Zustellbetriebe in der Region. Nicht wenige seien wegen der geringen Entlohnung gezwungen, Aufstocker-Leistungen zu beantragen. Pohl und Götz hielten aber auch dem Konsumenten einen Spiegel vor, als sie den zügellosen Interneteinkauf kritisierten. „Immer schneller, immer bequemer, immer mehr nur für mich, kann das auf Dauer gut sein für unsere Gesellschaft?“, fragten sie.
Thema soziale Berufe: Elmar Rachle und Wolfgang Aust (KAB) beschäftigten sich vor dem Theresien-Kindergarten nicht mit den Erziehern, sondern der Kranken- und Altenpflege. An Pflegern mangele es schon heute, 2025 würden 100 000 Pfleger in diesem Bereich fehlen. Der Grund: zu geringe Bezahlung, die Arbeitsbelastung und vor allem die fehlende gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung.
Die „Verunsicherung und Ängste bei Arbeitnehmern“ thematisierten Betriebsseelsorger Peter Hartlaub und Ulrich Werner (KAB), weil trotz „eitel Sonnenschein“ eben nicht alles in Ordnung sei auf dem Arbeitsmarkt. Erinnert wurde an den Abbau von 600 Zivil-Arbeitsplätzen wegen des Abzugs der US-Army, das bevorstehende Betriebsende im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld, die Verlagerung der Radlagerfertigung bei FAG-Schaeffler und die anhaltenden Ängste vieler bei Bosch-Rexroth Beschäftigten. „Viele Menschen in unserer Region haben Sorgen, die sie belasten, Sorgen um ihren Arbeitsplatz, trotz guter Arbeitsmarktzahlen“, war das Fazit [...]
(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 16.4.2014, S. 28; Text: Hannes Helferich; Foto: S. Bergler)