Den Menschen nicht auf seine Defizite reduzieren
Als unerschütterliche Konstante der Hilfsbereitschaft und des Mitgefühls seien die Frauen des Vereins auch 100 Jahre nach der Gründung mehr denn je „auf der Höhe der Zeit“. Hergeleitet vom Bild des Weltgerichts und humorvoll garniert mit manch zeittypischen Chauvie-Sprüchen Martin Luthers („Der Weiber Regiment hat von Anfang der Welt nie nichts Gutes ausgerichtet“), lobte die Regionalbischöfin die vielfältige, kluge Einsatzbereitschaft der Niederwerrnerinnen ausgiebig und beleuchtete sogleich die Rolle der Frauen in Kirche und Gesellschaft: wie sie mit Verständnis, Mitgefühl, Sanftheit, Mut und Beharrlichkeit dem Hass, der Brutalität und Ungerechtigkeit begegnen.
„Wenn das weibliche Geschlecht anfängt, die christliche Lehre aufzunehmen, dann ist es viel eifriger in Glaubensdingen als Männer“, zitierte Breit-Keßler Luthers Frauen-Lob, um den Reformator wohlwollend zu rehabilitieren. Schließlich habe auch er eine Frau geheiratet, „die hätte gut aus Niederwerrn kommen können“. Also von dort, wo die Frauen nicht ängstlich schweigen, flüchten oder feige wegschauen, sondern wo sie eingreifen und einfühlsam helfen. [...] „Liebevolle Beziehungen sind das Grundmuster unseres diakonischen Auftrages“, wie er vom Niederwerrner Frauenverein-Diakonieverein vorbildlich ausgefüllt werde, dankte Breit-Keßler. Wer für andere das Leben mit seinen Sonnen- und Schattenseiten hoffnungsfroh gestalte, lasse „ein Stück Himmel auf Erden“ kommen.
Den langen Applaus nach ihrer Predigt im Niederwerrner Gemeindezentrum nahm die Regionalbischöfin zufrieden schmunzelnd entgegen, ebenso die Dankesworte von Vereinschefin Inge Stephan und ein Paar handgestrickte Mojo-Glückssocken als Geschenk. Landessynodalin Renate Käser (Euerbach) überbrachte die Grüße von Dekan Oliver Bruckmann und dem hiesigen Regionalbischof Christian Schmidt und unterstrich ebenso das „weibliche Element“ in Gesellschaft und Kirche: Frauen hätten viel bewirkt und auch ihre gesellschaftliche Stellung stark verändert, inzwischen dürfen sie auch schon Pfarrerin und Bischöfin werden.
Nach einem Gospelkonzert im Juli bildeten der Festabend und der Festgottesdienst den Höhepunkt im Jubiläumsjahr des Frauenvereins-Diakonievereins. Pfarrerin Grit Plößel leitete den Gottesdienst, den der ökumenische Kirchenchor mit Verstärkung aus Bergrheinfeld (Leitung: Udo Baake) sowie der Posaunenchor (Leitung: Anne Kupfer) bereicherte.
(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 16.10.2013, Text: Gabriele Kriese)
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