Außen-Special-Gottesdienst zum Thema „Lebensrecht auf Wasser“
Schweinfurt, 14. Juli 2013. Man hört von Wassermangel in der Ferne und sitzt derweil zufrieden, von der Sonne mehr als verwöhnt, am schönen Mainufer an der Gutermann-Promenade. Es fiel dem Christuskirchen-Team an diesem Sonntagmorgen wirklich nicht leicht, angesichts der prächtigen Kulisse auf der in den Fluss hineingebauten Hauptbühne in einem „Außen-Special“ die zahlreichen Besucherinnen und Besucher auf den Rängen zum Thema „Lebensrecht Wasser“ zu motivieren. Der (fast) stadtweit begangene, zentrale evangelische Gottesdienst sollte eben zu der bis zum 13. Oktober laufenden Bayerischen Landesausstellung „Main und Meer“ passen.
So musste bei jedem Beitrag neu versucht werden, den weiten Spannungsbogen vom Main nach Afrika zu schlagen und entsprechendes Flair aufkommen zu lassen. Denn im Fokus stand Tansania, wohl mitbedingt durch die Verpflichtung des Tansania-Chors Würzburg und durch den aus Tansania gebürtigen Gast Aneth Lwakatare. Die gelernte junge Juristin arbeitet im Centrum Mission EineWelt Neuendettelsau in der Abteilung „Entwicklung und Politik“ als Referentin für Menschenrechtsfragen.
Zunächst gab es einen Info-„Steckbrief“ zu dieser föderativen Präsidialrepublik, dem einstigen Deutsch-Ostafrika, bis 1961 unter britischem Mandat stehend. Es ist eines der ärmsten Länder der Welt mit hoher Sterblichkeitsrate aufgrund von Malaria, Aids und verunreinigtem Trink-/Nutzwasser. Die Lebenserwartung liegt zwischen 55 und 60 Jahren! Das mit 130 verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Sprachen ethnisch uneinheitliche Land, zweieinhalb mal so groß wie Deutschland, aber nur halb so viele Einwohner (41 Mio.), hat mit dem Problem von Flüchtlingen aus Burundi und dem Kongo zu kämpfen, ebenso mit dem verschiedener Religionen: 40 Prozent sind Christen, je 30 Prozent Muslime und Hindus. Doch das Hauptproblem ist das Wasser, obwohl Tansania rundherum von Wasser gleichsam gesegnet ist: im Osten der Indische Ozean, im Norden der Victoriasee, im Westen der Tanganjika-See und im Süden der Malawi-See.
Eindrücklich schilderte Frau Lwakatare das dortige Leben zwischen Überfluss und Mangel aufgrund der ungerechten Verteilung der Güter, insbesondere des Wassers: 80 Prozent der Bevölkerung würden auf dem Land leben und nur 20 Prozent Zugang zu sauberem Wasser haben. Es gäbe viele Dörfer ohne Brunnen oder Quellen. Nur dank kirchlich-partnerschaftlicher Hilfe aus dem Ausland ließe sich die Wassernot mildern. Durchschnittlich dauere das Wasserholen von entfernt liegenden Stellen 15 Minuten pro Wegstrecke.
Hierzu animierte die Referentin die Gottesdienstbesucher zu einer spontanen Aktion: Sie sollten bereit gestellte Eimer mit Wasser füllen und auf dem Kopf balancierend hin und her tragen. Dass dieser Selbstversuch von vielen mit Lächeln quittiert wurde, lag eben an dem von Wasser nur so saturierten Ambiente. An Durst litt momentan niemand. Übrigens: Die in Fülle vorhandenen und auf dem Deckel thematisch bedruckten Eimer durften am Ende mit nach Hause genommen werden. Und die Kollektengaben sollten beitragen zum Bau eines Brunnens für ein Waisenhaus in Arusha.
Obwohl die Bibel voller Wasser-Geschichten ist, hatte sich Pfarrerin Valerie Ebert-Schewe lange überlegt, worüber sie predigen sollte: etwa über Psalm 23 („er führet mich zum frischen Wasser“), Psalm 42 („wie ein Hirsch lechzt nach frischem Wasser“) oder Johannes 4 (Jesus bei der Samariterin am Brunnen)? Sie entschied sich schließlich für die Vision des Propheten Ezechiel von einem riesigen Strom, der vom Jerusalemer Tempel nach Osten ins Tote Meer fließt und Land und Leute belebt (Ez 47). Mit dieser Schau einer heilsamen Zukunft in messianischen Tagen habe der Prophet sein damals im babylonischen Exil befindliches Volk trösten wollen. Ja, es stecke viel Kraft in diesem alten Bild, auch wenn dieser Strom noch immer in Israel fehle. „Gott hilft mit, das dürre Land zu verwandeln. Gott wird die Sehnsucht nach mehr Gerechtigkeit in den Menschen wach halten.“
Der Würzburger Tansania-Chor „heizte“ angesichts der hochsommerlichen Temperaturen noch extra ein: „Sana, sananina“ oder „Mwimbieni bwana“ lauteten die rhythmisch mitreißenden Kisuaheli-Titel, in die das Publikum mit einstimmen durfte. Zwischenapplaus war die Regel. Nur am Schluss, als sich Pfarrerin Ebert-Schewe bei ihrem Team bedankte, wurde es ein bisschen traurig: Dies sei nach neun Jahren ihr letztes Special gewesen, sagte sie und schloss mit ihrem letzten Segen (aus dem Kongo): „Der Herr schenke euch immer neu die Gnade der Wüste und der Oase: Durst, frisches Wasser und neue Hoffnung.“ Aber bald wird man ja wohl von Specials aus Nürnberg hören …