Pastor Euclésio Rambo in Gustav-Adolf eingeführt
Schweinfurt, Gustav-Adolf-Gedächtniskirche, So., 18. Okt. 2015. Erst 47 Tage in Deutschland und schon allein verantwortlich für die Geschicke und Zukunft von Gustav Adolf in Schweinfurts Gründerzeitviertel: Seit dem 1. Oktober versieht Pastor Euclésio Rambo den „allgeÂmeinen kirchlichen Auftrag zur Vertretung der Pfarrstelle Gustav Adolf (0,75) und der II. Pfarrstelle Niederwerrn (0,25)“. Dorthin wurde er von der Igreja Evangélica de Confissão Luterana no Brasil (IECLB) entsandt.
Nun fand für den sog. „Austauschpfarrer“ der Einführungsgottesdienst statt, an dem, abgesehen von Gemeindegliedern und dem Kirchenvorstand, etliche seiner neuen Kolleginnen und Kollegen, besonders aber Freunde und Beauftragte der Brasilien-Partnerschaft des Dekanates teilnahmen. Freilich hätte Gustav Adolf zu diesem Anlass noch wesentlich mehr Besucherinnen und Besucher fassen können.
Pfarrer Johannes Jurkat, der während der 19-monatigen Vakanz als „Springer“ die Amtsgeschäfte geführt hatte, gab in der Begrüßung seiner Freude vollen Ausdruck. Ihm wurde im Laufe dieses GotÂtesdienstes mehrfach für sein Engagement gedankt.
„Ordnungen“: Dies war das Leitwort der Installationsansprache von Dekan Oliver Bruckmann, woÂbei er den Akzent darauf legte, dass selbst bewährte Ordnungen nur eine Zeit lang Bestand haben, um sich dann doch zu ändern. So im Blick auf die 1929 erbaute Gustav-Adolf-Kirche und ihre „Tochter“, die erst 1959 gegründete Dreieinigkeitskirche. Zwar blieben beide Kirchengemeinden erÂhalten, bildeten aber nun, nicht zuletzt aus ökonomischen Erwägungen, die Pfarrei SchweinfurÂt-West mit gemeinsamem Pfarramt. Auch die Seelsorge für das Wohnstift Augustinum und das St. Josef-Krankenhaus lägen nunmehr in anderen Händen.
Nur die Ordnungen Gottes würden ewigen Bestand haben. Von diesen Ordnungen, „die uns tragen und bewahren im irdischen und im himmliÂschen Leben“, zu predigen, - dies sei der Auftrag des neuen Pfarrers. Sodann führte der Dekan gemäß der Ordnung der Evang.-Luth. Landeskirche in Bayern Pastor Rambo mit Segnung unter Handauflegung in seinen Dienst ein.
Auf dessen erste Predigt in deutscher Sprache waren alle gespannt. Aber er begrüßte die Gemeinde auf Portugiesisch, so wie er es 34 Jahre lang in seinen vorherigen acht Gemeinden in vier verschieÂdenen Bundesländern Brasiliens praktiziert hatte. Auch 34 Jahre sei er inzwischen mit Dolores verÂheiratet, fügte er jedoch gleich auf Deutsch hinzu. Und autobiographisch fuhr er fort: Vor 25 Jahren habe ihn eine Studienreise nach Deutschland geführt, die in ihm den Wunsch weckte, hier die evanÂgelische Kirche näher kennenzulernen. Nun sei dieser Wunsch in Erfüllung gegangen: „Ich bin beÂsonders gespannt auf Sie und freue mich auf eine gute, gemeinsame Zeit.“
Für einen echt evangelischen Lutheraner wie Pastor Rambo konnte der Antrittspredigt nur ein PauÂlus-Text, noch dazu aus dem Römerbrief und zur Rechtfertigungslehre, zugrunde liegen: „Wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht … So kommt der Glaube aus der Predigt, das PrediÂgen aber durch das Wort Christi“ (Römer 10,10).
Die Macht des Heiligen Geistes mache uns zwar zu gläubigen Menschen, aber unsere Aufgabe sei es, in diesem Glauben zu leben und zu wachsen. Glaube brauche immer wieder das Hören, Lernen, das Gebet, den Gottesdienst, Gespräche mit anderen Christen, aber auch Fragen und Zweifel gehörten dazu. Wichtig sei vor allem die Weitergabe des Glaubens. Darum müsse das Evangelium gepredigt und somit der Same gelegt werden. Gott gebe dann das Gedeihen hinzu. Missionarisch schloss Pastor Rambo: „Das Evangelium kennt keine Grenzen, auch nicht die der Resignation oder des Todes. Das Wort Christi ist die Rettung!“
Noch in der Kirche folgten im Anschluss an den Gottesdienst einige Grußworte: PfarÂrerin Reinhild Schneider aus Neuendettelsau, die vor genau drei Jahren in St. Johannis in ihr Amt als Referentin im Centrum MissionEineWelt eingeführt worden war (s. https://www.schweinfurt-evangelisch.de/inhalt/wertschaetzung-des-dekanates-am-parterschaftssonntag), thematisierte die Verbundenheit mit Brasilien. Ehepaar Rambo lebe sozusagen die Partnerschaft zwischen Bayern und Brasilien insgesamt. Schneider rief die Gemeinde zum Joint Venture auf, nämlich geÂmeinsam mit dem Pfarrer, der seine spezifische Tradition und Erfahrung mitbringe, nach Wegen zu suchen, wie Gottes Wort zu allen Menschen kommen könne.
Schweinfurts Zweite Bürgermeisterin Sorya Lippert erinnerte an die neuen Chancen, die Menschen aus dem Ausland immer wieder der Stadt eröffnet und ihr zur Internationalität verholfen hätten, etwa im 16. Jh. die humanistische Gelehrte Olympia Fulvia Morata aus Ferrara oder die Amerikaner in den letzten fast 70 Jahren. Pfarrer i. R. Dieter Schorn, Vorvorgänger des neuen PasÂtors, meldete sich spontan zu Wort, um – unter Applaus – auf die Herkunft von Frau Lippert aus PaÂkistan hinzuweisen.
Von der katholischen Nachbargemeinde St. Kilian, zugleich von der Pfarreiengemeinschaft Schweinfurt-Zentrum, überbrachte Pfr. Joachim Morgenroth alle guten Kooperationswünsche. Mit Pastor Rambo hätten die Evangelischen in Schweinfurt den Katholiken etwas voraus, denn „wir haben noch keinen Pfarrer mit Migrationshintergrund!“
Der Senior samt Stellvertretender Seniorin des Pfarrkapitels, Pfr. Dr. Wolfgang Weich und Pfrin. Christhild Grafe, grüßten im Namen aller Kolleginnen und Kollegen im Dekanat: „Mit dir sind wir jetzt 38.“
Gleich darauf überreichten Pfrin. Grafe, nunmehr in ihrer Funktion als Dekanatmissionspfarrerin, und Renate Käser, die Beauftragte für Mission, Partnerschaft, Entwicklung, dem Neuen „zum Wohlfühlen an Leib und Seele“ fränkische Produkte, darunter einen Bocksbeutel, Brotzeitteller und eine Umhängetasche mit rot-weißem Aufdruck.
Aus Niederwerrn war die Vertrauensfrau des dortigen Kirchenvorstands, Doris Englisch, gekomÂmen, um Gustav Adolf zu erinnern: „Wir – als Vorortgemeinde – dürfen uns mit Ihnen einen PfarÂrer teilen. Uns gehört ein Viertel!“ Ãœbrigens wird in Niederwerrn am Buß-und-Bettag-Abend eine Extra-Einführung von Pastor Rambo stattfinden.
Den Grußwortreigen beschloss die KV-Vertrauensfrau von Gustav Adolf, Monika Schwarz. SichtÂlich angetan zeigte sie sich von der „gut besuchten Kirche“ nach der langen Vakanzzeit: „Wir haben über eineinhalb Jahre auf die 'Erlösung' gewartet.“ Leider dominiere in der Gemeinde inzwischen die Haarfarbe grau. Vom neuen Pfarrer erwarte man daher einen neuen Aufbruch und neue Ideen, etwa die Gewinnung junger Familien.
Am Ende bedankte sich Pastor Rambo, dies auch im Namen seiner Frau. In seinem Leben gebe es (nur?) zwei denkwürdige Tage: sein Ordinationsdatum 20. Oktober 1985, und „der zweite Tag ist heute“. Ein geselliges Beisammensein in den Gemeinderäumen unter der Kirche durfte natürlich nicht fehÂlen, denn schließlich muss ja Ordnung sein.