Schweinfurt, Mi. 02. Aug. 2017. Sie sind einen weiten Weg gekommen, um den Spuren ihrer Religion zu folgen. 19 Mitglieder zählt die Delegation der vier Partnergemeinden des evangelisch-lutherischen Dekanats Schweinfurt aus Rio de Janeiro. In den letzten Tagen sind die Brasilianer Martin Luthers Lebensweg gefolgt: Vom Augustinerkloster in Erfurt zur Wartburg bei Eisenach, über seine Geburtsstadt Eisleben nach Torgau und Wittenberg. In Erinnerung bleiben ein Abendessen mit Luther und seiner Frau Katharina, eine Führung durch Luthers Zeit mit einer Magd, die Wittenberger Weltausstellung, ein Samba-Workshop und vieles mehr.

Bei einem Dekanatsempfang im Martin-Luther-Haus feierten die Partnergemeinden dann am Mittwochabend ihre Freundschaft. Vor der Reise hatten sie einen Gottesdienst „a la Brasil“ in der Gustav-Adolf-Kirche gefeiert. „In Zeiten wie diesen müssen wir uns auf die weltweite Einheit der Kirche besinnen“, eröffnete Dekan Oliver Bruckmann die Begrüßungsrede an seine Brüder und Schwestern aus Rio. Dank der wertvollen Partnerschaft könne man gemeinsam über den Tellerrand blicken und neue Perspektiven schaffen. Da durfte eine kurze Ansprache auf Portugiesisch natürlich nicht fehlen. Auch Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm gratulierte per Videobotschaft zu 30 Jahren Partnerschaft, die ein Zeichen des weltweiten Horizonts sei. Gleichzeitig gratulierte er Renate Käser, Dekanatsbeauftragte für Partnerschaft, Mission und Entwicklungsdienst, und Jochen Keßler-Rosa, Vorstand des Diakonischen Werkes, zum 25-jährigen Dienstjubiläum. [...].

„Durch ihn leben, handeln und sind wir“, so lautet das Jahresmotto der evangelisch-lutherischen Gemeinden in Rio de Janeiro, erzählte Pastor Rolf Rieck, einer der brasilianischen Gäste. Er überbrachte Grüße und den Wunsch: „Wir möchten mit euch sein, durch die Kraft des Herrn“. Anhand einer Diashow zeigte er den Schweinfurter Freunden das Leben in den vier Gemeinden, im Zentrum, auf der Gouverneursinsel und in den Stadtteilen Ipanema und Niterói. Die Fotos zeigten Jugendgruppen, Kindergottesdienste, Chortreffen, Reisevorbereitungen und einen großen Kirchentag mit 200 Teilnehmern. Neben der Partnerschaft unterstützt das Dekanat Schweinfurt auch die „Creche Bom Samaritano“, eine Kindertagesstätte in Ipanema. Dona Elia informierte die Schweinfurter Gastgeber über das Sozialprojekt, das rund 100 Kinder betreut, die aus den ärmsten Gegenden Rios stammen. Von 8 bis 17 Uhr werden die Zwei- bis Sechsjährigen täglich betreut und auf die Schule vorbereitet. Fünf Mahlzeiten sichern die Gesundheit der Kinder, deren Eltern durch die Wirtschaftskrise überwiegend arbeitslos sind. 120 Euro im Monat kostet die Ausbildung eines Kindes, die ihm die Chance auf ein besseres Leben sichern soll. „Wir wünschen uns, dass es so weitergeht, denn all das wäre unmöglich, ohne eure liebe Hilfe“, schloss Dona Elia gerührt.

Zum Schluss gab es Andenken an die gemeinsame Zeit: Jede Schweinfurter Gemeinde erhielt von den brasilianischen Gästen eine Schürze mit dem typischen Straßenpflaster der Copacabana darauf. Von besonderem ideellen Wert war ein selbstgemaltes Bild der Jugendgruppe „Für den Frieden erziehen“, das Luther mit Kindern zeigte und Dekan Oliver Bruckmann persönlich überreicht wurde. Die Mitglieder der brasilianischen Delegation erhielten im Gegenzug einen persönlich adressierten Brief mit der Gemeinschaftsausgabe einer Luther-Sonderbriefmarke der deutschen und brasilianischen Post. Auch sonst war so einiges geboten: Ein Quiz zu Luthers Leben, ein Gedicht über die gemeinsame Reise und Musik aus beiden Ländern, gespielt von der Sennfelder Combo. Nachdem ausgiebig zu Blasmusik getanzt wurde, sang der Chor der Delegation aus Rio de Janeiro zum Abschluss einen brasilianischen Segen.

(Quelle: https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Beziehungen-und-Partnerscha...
© Main-Post 2017, Schweinfurter Tagblatt vom 04.08.17, S. 24; Text: Lena Köster)

Kommentierte Fotos unten: S. Bergler

Lesen Sie noch: Was hat diese Partnerschaftsreise gebracht? LINK: https://www.schweinfurt-evangelisch.de/inhalt/luther-ist-humaner