Dreieinigkeitskirche erinnert anl. ihres 55. Geburtstages an eine denkwürdige Stiftung
Schweinfurt, 15. Juni 2014. Der Zweite Weltkrieg war gerade einmal 14 Jahre vorüber, aus den einstigen Feinden, den Amerikanern, wurden langsam ganz normale Mitbewohner. Zum Teil entstanden bereits erste Freundschaften. In die Stadt kehrte wieder eine gewisse Normalität ein. Neubaugebiete entstanden, wie beispielsweise das Musikerviertel. In diesen wurden nun nach der Wiederherstellung der alten Kirchen neue Filialkirchen gebaut. Eine davon ist die Dreieinigkeitskirche.
Nach acht Monaten Bauzeit und 340 000 verbauten Ziegeln stand man nun vor der Frage der Innenausstattung. Geld war knapp. In Schweinfurt ereignete sich eine wahrscheinlich deutschlandweit einzigartige Überraschung, so vermutet Pfarrer Dieter Schorn: Die amerikanische protestantische Militärgemeinde spendete den Altar in der Dreieinigkeitskirche, ein „Symbol innerchristlicher Zusammengehörigkeit“ bis heute. [...]
Jetzt, kurz bevor in den Räumen der US Army endgültig das Licht ausgeht, wurde dieses Ereignis noch einmal gebührend gefeiert. Anlässlich des 55. Geburtstags der Dreieinigkeitskirche gab es einen festlichen Gottesdienst mit „pfingstlichem Flair“. Ein „Good Morning“ statt eines Kreuzzeichens zu Beginn, verschiedene Sprachen, unterschiedliche Feierkulturen, Gospelchor und Posaunenmusik – in einem harmonischen Miteinander wurde der Stiftung gedacht und gemeinsam gefeiert.
„Damals ist diese Stiftung Stadtgespräch gewesen“, erinnerte Schorn in seiner Ansprache. [...] Was könne die Gemeinschaft der Christen besser versinnbildlichen als ein Tisch, um den sich alle zum gemeinsamen Mahl versammeln, fragte Schorn.
Für die Gemeinschaft standen auch zahlreiche Vertreter der amerikanischen Militärgemeinde und Chaplain (LTC) Sean Moore, der extra aus Ansbach gekommen war, um gemeinsam mit den Pfarrern Eva Loos, Reinhold Zagel und Dieter Schorn und der Gemeinde Abendmahl zu feiern.
Nach dem Gottesdienst, den der Gospelchor „Annointed Voices“ und der Posaunenchor Schweinfurt mit entsprechenden Rhythmen mitgestalteten, ging es in den Gemeindesaal. Dort überbrachte Bürgermeisterin Sorya Lippert zweisprachig die Grüße der Stadt. [...]
Kathi Petersen knüpfte am Lied „We shall overcome“ an und betonte das Verbindende am gemeinsamen Glauben. Langsam habe man gelernt, unterschiedliche Traditionen als Bereicherung und nicht als Bedrohung zu sehen. Lange hätten die christlichen Konfessionen zu dieser Einsicht gebraucht, meinte Petersen und hoffte, dass diese Entwicklung auch in anderen Teilen der Welt einzieht und für Frieden sorgt.
Brigitte Buhlheller erinnerte an die Gemeinsamkeiten zwischen dem evangelischen Frauenbund und dem protestantischen Women's Club. Gemeinsame Ausflüge, Musikstunden und der Weltgebetstag hätten das Miteinander vertieft. Eine andere Art von Miteinander kennt Pfarrerin Loos aus ihrer Gemeinde. Gerade im Musikerviertel habe man auch viele deutsch-amerikanische Familien.
Mit dem Bekenntnis „We'll walk hand in hand“ und „we shall live in peace” wurde dann das gemeinsame Essen eröffnet.
(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 16. Juni 2014, S. 25; Text: Ute Lux)