Pressemitteilung: Kirche und Wirtschaftskrise


 

   
Geschäftsführer Werner Pickel (Geschäftsführer), Pfr. Manfred Herbert, kda-Sozialsekretärin Evi Pohl, Pfr. Edson Schumacher u. Landessynodalin Renate Käser Interessiert verfolgen die Besucher den Ausführungen von Geschäftsführer Pickel  (Fotos: Archiv Bruckmann)

Das Thema „Wirtschaftsethik“ steht auf der Tagesordnung der Tagung der Landessynode der Evang.-Luth. Kirche in Bayern vom 22.-26.11.09 in Aschaffenburg. Um sich über die konkrete Situation vor Ort ein Bild machen zu können, besuchten die für den evang. Dekanatsbezirk Schweinfurt zuständige Landessynodalin Renate Käser, gemeinsam mit dem evangelischen Dekan Oliver Bruckmann, den Pfarrern Manfred Herbert und Edson Schumacher, mit der Sozialsekretärin des kda, Evi Pohl, die Fa. SRAM in Schweinfurt.
Zur Geschichte des Unternehmens sagte der Geschäftsführer Werner Pickel, dass die Fahrradnabenproduktion in Schweinfurt eine lange Tradition hat und SRAM aus der Fa. Fichtel & Sachs hervorgegangen ist, in der viele Mitarbeitende noch gelernt haben. Die Fa. SRAM Corporation, mit Sitz in Chicago/USA, fertigt seit 1985 Fahrradkomponenten und seit Ende 1998 Getriebenaben für Fahrräder im dafür neu erbauten Werk im Maintal. Im weltweit an 13 Standorten aufgestellten Konzern mit insgesamt 2800 Mitarbeitern befindet sich neben Schweinfurt noch in Portugal ein Produktionsbetrieb in Europa.

Die Kirchenverteter interessierten sich für die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise auf das Unternehmen. „Das Werk arbeitet seit 1. Februar 2009 in Kurzarbeit, und dies ist auch für 2010 geplant“, so der Geschäftsführer.
In Schweinfurt werden verschiedene Komponenten für qualitativ hochwertige Fahrräder hergestellt, aber auch für den Massenmarkt, gerade deren Fertigungszahlen, bedingt durch die Krise, rückläufig sind.
„Der Fahrradmarkt, der sich immer mehr in Richtung Asien verlagert, wodurch zwangsläufig Arbeitsplätze in Deutschland wegfallen, ist besonders von der Krise betroffen“, so der Betriebsratsvorsitzende Heinz Amling. „Noch dazu stecken viele Händler und Hersteller in einer Kreditklemme.“
Vor Ort gelte das gemeinsame Ziel, durch die Kurzarbeit die sehr engagierte Belegschaft mit ihren 268 erfahrenen Mitarbeitenden lange zu halten. In der Zeit der Kurzarbeit, so der Geschäftsführer, gebe es Fortbildungen, wie z.B. Englischkurse, „da die englische Sprache für die internationale Verständigung unverzichtbar ist“. SRAM ist anerkannter IHK Ausbildungsbetrieb und fördert die berufliche Fortbildung. 
Die vielen Fragen der kirchlichen Vertreter zu wirtschaftlichen und sozialethischen Themen wurden beantwortet. Dabei erfuhren sie vom Sozialprojekt "World Bicycle Relief", das 2004 gegründet wurde, um die Familien der Opfer und die Überlebenden der Tsunami-Katastrophe zu unterstützen. Ca. 100.000 Fahrräder (25.000 nur in Sri Lanka) wurden bisher in verschiedenen afrikanischen Entwicklungsländern den Menschen zur Mobilität zur Verfügung gestellt. Dabei engagieren sich die Schweinfurter Mitarbeitenden.

Von den Arbeitsabläufen konnten sich die Kirchenvertreter bei einem Betriebsrundgang ein Bild machen und mit den Beschäftigten ins Gespräch kommen. Die Schweinfurter Erfolgsprodukte, die in viele bekannte Fahrradmarken eingebaut werden, z.B. die Torpedonaben, die i-MOTION 9 mit Rücktrittsbremse, die i-MOTION 3 oder die DualDrive, zogen beim Betriebsrundgang die Interessen der Kirchenvertreter auf sich.
Dass die Menschen in Krisenzeiten die Kirchlichen Dienste in der Arbeitswelt mit ihren vielfältigen Angeboten, ihrer Art von Seelsorge und zur Begleitung brauchen, das stellten sowohl der Geschäftsführer als auch der Betriebsratsvorsitzende beim Gespräch in den Mittelpunkt. Sie stellten die Wichtigkeit dieses Dienstes für eine enge Verbindung zwischen Kirche und Arbeitswelt heraus.
„Die Aufgabe der Kirche ist es, vor allem auch Menschen zu  begleiten, die nicht zu festen Gemeinden gehören“, so der Betriebsratsvorsitzende Heinz Amling, „denn die sozialen Probleme im Land nehmen durch die von den Banken verursachten Krise und auch aus der fortschreitenden Globalisierung zu, und die Kirche muss warnend die Hand erheben, sich direkt in den Medien zu Wort melden, aber auch mit mehr Personal darauf reagieren, wenn sie die Menschen ernst nehmen und wirklich vor Ort begleiten will.“

Evi Pohl, Sozialsekretärin
Schweinfurt, 16.11.2009

 

 

Besuchergruppe bei der Fa. SRAM: (v.l.) Geschäftsführer Werner Pickel, Sozialsekretärin Evi Pohl, Pfr. Manfred Herbert, Landessynodalin Renate Käser, Dekan Oliver Bruckmann, Betriebsratsvorsitzender Heinz Amling, Pfr. Edson Schumacher  (Foto: SRAM)

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