Verabschiedung von Pfarrerehepaar Annette und Edson Schumacher
Niederwerrn, 28.10.2012. Ein übervolles Martin-Luther-Gemeindehaus: Pfarrerinnen und Pfarrer, Vertreter des öffentlichen Lebens und viele treue Gemeindeglieder wollten an diesem Nachmittag dabei sein. Posaunenchor und Orgel – beide von Anne Kupfer, zugleich auch Gemeindesekretärin, betreut - trugen ihr Bestes dazu bei.
Erst am 3. Oktober 2009 waren Pfr. Edson Schumacher und seine Frau Pfrin. Annette Schumacher voll hochfliegender Erwartungen – auch seitens der Gemeinde und des Kirchenvorstandes - in Niederwerrn in ihr Doppelamt eingeführt worden. „Unser Abschied ist gekommen“, sagte nun Frau Schumacher in ihrer Begrüßung, aber das wussten inzwischen alle. „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem“ – der neue Wochenspruch (Römer 12,21) als Votum für den Gottesdienst!
Für Oliver Bruckmann bedeutete dies in seinen sechs Jahren als Dekan die vierte Verabschiedung in Niederwerrn. Zuvor hatte er bereits für Pfr. Reinhard Kern, Pfrin. Dr. Tais Strelow und Pfr. Helmut Raßdörfer die passenden Worte finden müssen. So dankte er nun dem Pfarrerehepaar Schumacher für ihre dreijährige Arbeit in Verkündigung und Unterricht. „Es gibt Pfarrerinnen und Pfarrer, die auf Wanderschaft sind. Auch in der letzten Gemeinde sind Sie drei Jahre gewesen“, sagte er mit leicht kritischem Unterton. „Ihr habt euch hier gut eingearbeitet; dazu braucht man in aller Regel drei Jahre. Sehr viel mehr kann man nicht sagen.“
Zugleich erklärte der Dekan der Gemeinde den Grund des Stellenwechsels: Ehepaar Schumacher sei jahrelang in der brasilianischen Kirche tätig gewesen und habe nur einen Bruchteil dessen wie hierzulande verdient. Von daher müsse verständlicherweise eine Familie mit drei Kindern etwas tun, um ihr Ruhestandsgehalt aufzubessern. Ab dem 1. November würden die beiden Pfarrersleute in Taufkirchen / Vils 1,75 Stellen besetzen, also eine halbe Stelle mehr als in Niederwerrn innehaben. Anschließend entband er sie offiziell von ihren Aufgaben in der Gemeinde und segnete sie mittels Handauflegung.
Pfr. Schumacher predigte über das Sendschreiben des Propheten Jeremia im Namen und Auftrag Gottes an die Juden im Babylonischen Exil (Jer 29): Sie, die sich dort wie gelähmt und von Gott bestraft fühlten, erfuhren nun, dass sie ihm doch nicht gleichgültig waren, auch wenn an eine baldige Rückkehr nach Jerusalem nicht zu denken war. Vielmehr sollten sie „der Stadt (Babylon) Bestes“, wörtlich „den Frieden der Stadt“ suchen und damit den ewigen Kreislauf der Rache beenden. Schumacher verlängerte die biblische Botschaft ins Heute: Gott sei auch bei uns, in unserer Wirklichkeit. Darum sollten wir als „Königskinder und Erben Gottes“ den Frieden suchen und dafür etwas tun - mitarbeiten, mit gestalten: „Bringt euch ein ins Leben!“
Von den vielen Grußworten seien nur ein paar – und ohne Nennung der dazu überreichten, meist symbolhaften Geschenke - erwähnt:
Senior Pfr. Dr. Wolfgang Weich und seine Stellvertreterin Pfrin. Christhild Grafe: „Es tut uns leid, dass ihr geht. Wir hätten euch noch brauchen können.“ Nachbar-Pfarrerin Tabea Richter (Obbach) lobte die gute Kooperation, und Pfr. i. R. Helmut Raßdörfer dankte für die akkurat eingehaltenen Absprachen und dafür, dass er weiterhin in die Gemeindearbeit mit eingebunden wurde.
Niederwerrns Bürgermeister Peter Seifert erhielt für den Beginn seiner Laudatio Zwischenapplaus: „Plötzlich und unerwartet müssen wir Abschied nehmen …“ Die Nachricht vom Weggang der Schumachers habe eingeschlagen wie eine Bombe. Offenbar habe „der, an den wir glauben, die Weichen so gestellt.“ Das Pfarrerehepaar habe immer ein offenes Ohr für die Belange der politischen Gemeinde gehabt. „Schade – kann ich nur sagen. Die Menschen mochten Sie.“ Und der katholische Kollege von St. Bruno, Pfr. Stefan Kömm, bedankte sich für alle ökumenischen Veranstaltungen, besonders für die Schulgottesdienste und gemeinsamen Segensfeiern. „Nun verlassen uns zwei engagierte Mitstreiter.“
Von fast sämtlichen Redenden wurden immer wieder die erbaulichen Gottesdienste der beiden, überhaupt ihr christliches Wirken, herausgestellt. Das Schlusswort gehörte Frau Schumacher: „Wir bedanken uns für all das Gute, das wir erlebt haben, und legen diese Zeit in Gottes Hände – und auch Sie, liebe Gemeinde.“
Am Reformationstag wird der Umzugswagen vor dem Pfarrhaus stehen. Drei Mädchen - Miriam, Rebekka und Debora – werden sich neue Schulfreunde suchen müssen. „Seid gewiss, Gott ist mit euch jeden Tag, was auch kommen mag.“ Dieser gesungene Abschiedsgruß der Niederwerrner Kindergartenkinder wird den Scheidenden bestimmt im Gedächtnis haften bleiben.
Und wie geht’s weiter? Zumindest die Vakanzvertretung ist erst einmal geregelt: Pfrin. Christhild Grafe / SW-Kreuzkirche übernimmt die pfarramtliche Geschäftsführung; Pfrin. Christiana von Rotenhan / SW-St. Lukas kümmert sich um die Belange der Kita und neuen Kinderkrippe, Pfr. Tabea Richter / Obbach um die Kasualien, und die Pfarrer Andreas Duft / Euerbach und Harald Deininger / SW-Auferstehungskirche teilen sich den Konfirmandenunterricht.