Telefonat mit Vilma Petsch (Creche Bom Samaritano)
- Was gibt es Neues aus den lutherischen Gemeinden in Rio?
Pastora Margarete Engelbrecht aus der Gemeinde in Niteroi ist Anfang des Jahres nach kurzer, schwerer Krankheit plötzlich verstorben. Das hat uns alle sehr erschüttert. Pastor Mozart, der jetzt eigentlich im Ruhestand ist, hat in der Gemeinde die Vertretung übernommen. Ab Anfang November kommt eine neue Pfarrerin nach Niteroi.
Auch die Martin-Luther Gemeinde, aus der Pfarrerin Christine Drini nach ihrem zweijährigen Dienst wieder zurück nach Deutschland gegangen ist, hat seit einiger Zeit einen neuen Pfarrer.
Wir aus den Riogemeinden grüßen euch ganz herzlich zum Partnerschaftssonntag und freuen uns, dass wir mit euch in der Partnerschaft verbunden sind!
- Wie geht es den Kindern in der Creche?
Den Kindern geht es gut, aber ihre älteren Geschwister können nicht in die Schule. Schon seit zwei Monaten streiken die Lehrer an öffentlichen Schulen. Sie bekommen ein sehr niedriges Gehalt und wollen unter diesen Bedingungen nicht mehr arbeiten.
Die Arbeit in der Creche läuft gut. Wir sind froh und dankbar für die Spenden aus Schweinfurt, denn am Jahresende wird oft das Geld knapp und wir können unseren Betrieb nur mühsam aufrechterhalten.
Anmerkung: Die Creche bräuchte von uns für die Versorgung der 100 Kinder aus der Favela eigentlich 20.000 €, denn durch den schlechteren Wechselkurs des Euro zum brasilianischen Real sinkt unser Spendenbeitrag faktisch. Außerdem sind die Lebenshaltungskosten in Rio in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Viele Menschen in unserem Dekanat haben sich von dieser Situation ansprechen lassen, und so sind unsere eingegangenen Spenden inzwischen so weit gestiegen, dass wir dieses Jahr 18.000 € überweisen konnten. Wir freuen uns sehr, dass wir unserem Ziel näher kommen und hoffen, dass wir irgendwann wirklich 20.000 € überweisen können! Daher legen wir Ihnen auch die Kollekte für die Brasilienarbeit am Partnerschaftssonntag besonders ans Herz!
- Was bedeuten die WM 2014 und die Olympiade 2016 für die Menschen in Rio?
Es wird viel gebaut, aber nach den Wünschen der FiFa. Der Weltfußballbund will bestimmte Standards. Verschiedene Bauwerke werden danach leer stehen, denn sie werden nur während der Weltmeisterschaft gebraucht. Wenige Leute verdienen daran. Nötige Infrastrukturprojekte, z.B. Straßenbau, werden nicht umgesetzt. Die Allgemeinheit hat also nichts von der WM, wenige Leute verdienen daran. Die ausgegebenen Gelder wären im sozialen Bereich dringend nötig. Außerdem ärgern sich viele Leute über das große Ausmaß an Korruption in Brasilien. Das ist auch der Grund für viele Demonstrationen. Die Tickets für die WM-Spiele sind so teuer, dass sie sich im fußballbegeisterten Brasilien leider kaum jemand leisten kann.
- Nächstes Jahr ist wieder Partnerschaftsbesuch – wie ist der Stand der Planungen?
Wir freuen uns, wenn wieder eine Delegation von Rio nach Schweinfurt kommt. Die Gemeinden werden sich Gedanken machen, wer fahren soll. Um die Weltmeisterschaft herum, also im Juni, werden die Flugpreise sehr teuer sein. Daher ist geplant, dass die Begegnung Ende Juli/Anfang August stattfindet.
Grafe/Käser, am 17.Oktober 2013
nach einem Telefonanruf aufgeschrieben