27. Dekanatsfrauentag in Bad Kissingen
Bad Kissingen, Sa. 14. Nov. 2015. Der 27. Frauentag des evangelisch-lutherischen Dekanats Schweinfurt fand im Gemeindehaus der Erlöserkirche in der Salinenstraße statt. Die langjährige Vorsitzende Brigitte Buhlheller (Grafenrheinfeld) und ihre Stellvertreterin Dagmar Probandt (Bad Kissingen) konnten aus fast allen 27 Dekanatsgemeinden 50 Frauen begrüßen.
Diesmal lautete das Thema: "Komm herein – sei mein Gast: Mit Gastfreundschaft unser Leben bereichern“: ein aktuelles, geradezu „brennendes“ Thema angesichts der derzeitigen Flüchtlingsproblematik. In seinem Grußwort erinnerte Dekan Oliver Bruckmann an die biblische Sentenz: „Gastfrei zu sein vergesst nicht. Denn dadurch haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt“ (Hebräer 13,2). Es gelte, den Wert jedes Menschen, der einem begegne, zu erkennen, da in ihm Gott selbst begegnen möchte. In der größten Dekanatsgemeinde Bad Kissingen mit über 7000 Gliedern kämen jedes Jahr weitere 2000 hinzu, die in der Kurstadt zu Gast seien. Auch von daher handele es sich um „ein existenzielles Thema“.
Den Impulsvortrag hielt die Pädagogin und Psychologin Bärbel Clackworthy. Die gebürtige Südafrikanerin arbeitete mit ihrem Mann Dennis viele Jahre in der therapeutischen Seelsorge in München. Seit 2000 im aktiven Ruhestand und in Bad Kissingen wohnend, sind beide weiterhin auf Schloss Craheim und in den christlichen Gästehäusern Hohe Rhön in Ehe-, Familien- und Gemeinde-Beratung tätig.
Seit Menschengedenken und in fast allen Kulturen sei Gastfreundschaft ein hohes Gut, betonte die Referentin. Schon der Philosoph Aristoteles im 4. Jh. v. Chr. habe im Menschen ein auf Gemeinschaft angelegtes Lebewesen gesehen. „Menschen sind keine Einzelgänger!“
Gastfreundschaft werde vor allem im Christentum als eine Form von Spiritualität und tätiger Nächstenliebe geübt und zu den sieben Werken der Barmherzigkeit gezählt. In der Bibel seien Abraham und Jesus die großen Vorbilder von Tischgemeinschaft gegenüber Fremden beziehungsweise Zöllnern und Sündern. „Jesus führte die Menschen in den Schutzbereich Gottes.“ Darum habe später Benedikt, der Gründer des Benediktinerordens, geboten: „Alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus“ - und zwar ohne Ansehen der Person. Christus würde sich heute sogar an der Seite der vielen Kirchenfremden befinden.
Ferner müsse man Gastfreundschaft als Chance, das eigene Leben enorm zu bereichern, begreifen. Clackworthy zitierte das biblische Gebot, den Fremdling zu lieben „wie dich selbst“ (3. Mose 19,34). Nur wer sich selbst annehme und gerne bei sich zu Hause sei, halte es auch gut mit anderen aus. Sie bat die Zuhörerinnen, sich ans eigene Elternhaus zu erinnern, wo zweifellos der Gastfreundschaft ein hoher Stellenwert zukam. Man habe sich nicht zum Besuch anmelden müssen, und das Essen reichte garantiert immer. „So wie wir es erlebt haben, prägt dies unsere eigene Einstellung.“
Sie riet, gezielte Einladungen, etwa monatlich, zu einer festen Tradition werden zu lassen. Man solle insbesondere Menschen einladen, die gerade schwere Zeiten durchmachten, oder Alleinerziehende. Auch plädierte sie für einen offenen Umgang mit Migranten.
Und immer wieder der Hinweis, dass sich in Gastfreundschaft die Begegnung mit Gott ereigne. Allemal sei am Ende der Gastgeber der Beschenkte, weil er den durch die Welt wandernden Christus aufgenommen habe. „Das ist der Gastfreundschaft tiefster Sinn, dass einer dem anderen Rast gebe auf dem Weg nach dem ewigen Zuhause“ (Romano Guardini). Clackworthys Schlusswort: „Wir sind zu Gast bei einem freundlichen Gott.“
Nach Kaffeepause und persönlichem Gedankenaustausch wurde in mehreren Workshops die Thematik vertieft, etwa unter dem Aspekt „Gastfreundschaft und Persönlichkeitsstruktur“ oder „Alltag der Flüchtlinge in Deutschland“. Einige bastelten Holzschilder mit der Aufschrift „Willkommen“.
Den Nachmittag beschloss eine von Pfarrerin Christel Mebert (Bad Kissingen) stimmungsvoll-feierlich gestaltete Agapemahl-Feier. Mehrfach wurde in den Fürbitten um die Kraft gebetet, einander anzunehmen und selbst fremde Menschen willkommen zu heißen. Die Kollekte war bestimmt für den Helferkreis für Flüchtlinge in Euerdorf.