Hohe Auszeichnungen für globales Lernen am Staatlichen Beruflichen Schulzentrum Alfons Goppel Schweinfurt

Der Evangelische Religionsunterricht bringt sich dabei tragend ein

Verleihung des Schulpreises des Schulwettbewerbs zur Entwicklungspolitik 2018 in Berlin; von links: Renate Käser (Religionspädagogin u. Projektkoordinatorin), Ralf Caspers (Moderator), Jonas Kruse (Schülersprecher), OStD Rainer Schöler (Leiter des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums Alfons Goppel Schweinfurt), Dr. Gerd Müller (Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) [Foto: André Wagenzik, Pressefotograf Berlin]

 

Schweinfurt, Juli 2018. „Unter welchen Bedingungen arbeiten unsere Kolleginnen in Bangladesch?“ Diese Frage stellten sich Schüler*innen aus den Ausbildungsrichtungen Textilhandwerk und -industrie und bearbeiteten sie im Rahmen eines Projekts in ihrem Religionsunterricht.

Mit den Lernstationen der Entwicklungspolitischen Kiste „Globalisierung im Kleiderschrank“ des Evangelischen Partnerschaftszentrums Mission EineWelt erfuhren sie eine Menge über die Herstellungsbedingungen von Kleidung, über die Anbausituation von Baumwolle, sie reflektierten Konsumgewohnheiten und suchten Auswege aus prekären Arbeitssituationen, in denen viele Menschen des globalen Südens ihr Dasein fristen. Gerechtigkeit ist eine biblische Grundorientierung. Themen der Nachhaltigkeit, Menschenrechte, Mitmenschlichkeit und ein faires Miteinander werden an vielen Stellen in den Evangelischen Religionslehrplänen nicht nur in beruflichen Schulen behandelt.

Was trägt zu mehr Fairness bei? Die 10. Klasse des Fachbereichs Textil gestaltete eine Plakatserie zum Thema. Die 11. Klasse setze ein aufwändiges Upcycling-Projekt in Kooperation mit dem Fachunterricht um. Ausrangierte Kleidung wurde für eine neue Verwendung umgestaltet. Die Schüler*innen arbeiteten mit viel Einsatz und Kreativität. So wurde z.B. aus einem Betttuch und der Gardine der Großmutter einer Schülerin ein wunderschönes Hochzeitskleid genäht. Die 12. Klasse griff die Erfahrungen einer in einem anderen Religionsunterrichtsprojekt durchgeführten Handysammlung auf, reflektierte diese und optimierte den Prozess bei einer karitativen Kleidersammlung in der Schule.

Auch Schüler*innen der 11. Klassen der Berufsfachschule für Sozialpflege beteiligten sich: „Achten wir beim Einkauf unserer Kleidung auf faire Herstellungsbedingungen?“ Dies war ihre Ausgangsfrage nach Bearbeitung des informativen Lernzirkels „Globalisierung im Kleiderschrank“. Die Evangelische Gruppe führte ein Videointerview in der Schule durch, wertete dies aus und bereitete es für eine Präsentation bei ihren katholischen Kolleg*innen vor. Sie informierten anschaulich darüber, was denn eigentlich Globalisierung ist und luden ihre Mitschüler*innen mit selbst gestalteten Stationen zu einer Entdeckungsreise durch das Thema ein.

„Wir wollen etwas tun für mehr Gerechtigkeit!“, war das Statement einer 10. Klasse der Berufsfachschule für Kinderpflege. Dieser Wunsch führte zu einem Einsatz bei der diesjährigen Vesperkirche in St. Johannis Schweinfurt. Die Schüler*innen wurden wunderbar in das Team der Gastgeber aufgenommen und waren beeindruckt von der Vesperkirche und ihrer Atmosphäre. Hier sahen sie Gerechtigkeit im sozialen Miteinander verwirklicht.

In Kooperation mit dem Fachbereich Sozialkunde befassten sich die Klassen mit der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und ihren 17 nachhaltigen Entwicklungszielen. Wie können wir Gerechtigkeit und ein menschenwürdiges Leben für alle Nationen auf der Welt erreichen? Einblicke in die Lebensrealität der Menschen in Bolivien, Indien und dem Kongo erhalten die Schüler*innen schon seit 18 Jahren durch das schulische Apfelprojekt, bei dem mit regional erworbenen Pausenäpfeln gesunde Ernährung vermittelt und Geld für die Partnerprojekte erwirtschaftet wird. Eine Schülergeneration gibt dies mit neuen Ideen an die nächste weiter. Seit die Schule über ihre internationalen Klassen jungen Geflüchteten Deutschkenntnisse und Integrationswissen vermittelt, können die Schüler*innen der Regelklassen einen Perspektivwechsel zur Lebensrealität der Menschen des globalen Südens schon in ihrem eigenen Schulhaus erleben. Durch vielfältige Aktionen wird dies am Berufsschulzentrum gefördert. Die vielfach preisgekrönte Schulfilmgruppe thematisierte z.B. mit ihrem Film „Vielleicht“ das Warten von jungen Geflüchteten auf das für sie entscheidende Ergebnis ihres Asylantrags.

Eingebunden in den höchst aktiven und kooperativen Schulentwicklungsprozess konnte der Religionsunterricht seine Chancen und Möglichkeiten am Beruflichen Schulzentrum voll einbringen. Die gesamte Schule wurde für ihre entwicklungspolitische Arbeit mit einem der fünf Schulpreise des Schulpreises zur Entwicklungspolitik „Alle für eine Welt für alle“ belohnt. Der Preis beträgt 5000 € und wurde in Berlin von Bundesminister für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit Dr. Gerd Müller verliehen. Zwei Religionsklassen erreichten zudem in der Einzelkategorie 4. Plätze und bekamen 100 €. Auf bayerischer Ebene konnte das Berufliche Schulzentrum den 3. Preis beim bayerischen Eine Welt-Preis erreichen (1000 €).

Über diese hervorragenden Ergebnisse war die Schulgemeinschaft hoch erfreut. Sie motivierten die Lehrkräfte und Schüler*innen, sich weiter intensiv für globales Lernen einzusetzen. OStD Rainer Schöler, der Schulleiter des erfolgreichen Schulzentrums Alfons Goppel, hat dieses nachhaltige und kooperative Engagement in seinem Hause maßgeblich gefördert. Daher war es eine besondere Freude, dass seine Schule kurz vor seinem Eintritt in den wohlverdienten Ruhestand mit all diesen Preisen ausgezeichnet wurde.

Text: Renate Käser