Heimat ist ... die Kirche

Festgottesdienst: 50 Jahre "Zum guten Hirten" Bergrheinfeld

Pfr. Andreas Bauer freut sich über das gemeinsame Foto mit Regionalbischöfin Gisela Bornowski

Bergrheinfeld, 20. Juli 2014. Etliche Straßen und der Hirtenweg selbst waren an diesem Tag gesperrt, dafür dort Biertische und –bänke sowie offene Partyzelte aufgestellt. Es galt, ein halbes Jahrhundert "Kirche Zum guten Hirten“ zu feiern. Viele Ehemalige reisten eigens dazu an: so die Witwe des ersten Pfarrers Herbert Kreimann, Pfr. i.R. Elmar Hüsam, der in diesem Gotteshaus von 1973-1982 wirkte, Pfr. Karl-Heinz Brendel und Pfr. Philipp Klein.

Sein direkter Nachfolger seit 2009, Pfr. Andreas Bauer, war deshalb gut gelaunt und voll bei der Sache, zumal auch seine „Chefin“, Regionalbischöfin Gisela Bornowski / Kirchenkreis Ansbach-Würzburg, sich zu diesem Jubiläum angesagt hatte und dem festlichen Einzug der Geistlichkeit, angeführt vom zünftig aufspielenden Musikverein Bergrheinfeld, eine besondere Note gab.

Mit flotten, mitreißenden Rhythmen lockerte die „Schweinfurter Sängerlust“ unter Leitung von Bernhard Oberländer den Gottesdienst auf, - darunter das jüdische Tanzlied Kol Dodi („Die Stimme meines Freundes“) und das aus Botswana stammende Chorstück Jesu Ukukhanya („Jesus ist das Licht“).

Im Zentrum des Gottesdienstes stand die Festpredigt der Bischöfin über den Bibeltext: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen“ (Epheser 2,19). Bornowski fragte: „Was ist Heimat, was ist ein Zuhause?“ und antwortete in Anspielung auf den Namen der Kirche: „Da wo der Hausherr der gute Hirte ist“. Für viele sei in dieser Kirche der Grundstein für den Glauben gelegt worden: Hier wurden sie getauft, konfirmiert oder heirateten. So würden wir letztlich selbst wichtige Bausteine dieses Hauses sein, miteinander verzahnt, einander tragend, mit zum Inventar gehörend.

Aber Gott lebe auch mit uns im Alltag – und zwar nicht nur im Wohnzimmer, sondern sogar in der unaufgeräumten Küche. Gottes Hausgenosse zu sein, schenke Sicherheit und Geborgenheit und mache der Unterscheidung von fremd und einheimisch ein Ende.

Die Bischöfin verließ deshalb kurz die „gute Stube“ und wies auf das Flüchtlingsschicksal in aller Welt hin: Wir sollten verantwortungsvoll mit den Menschen vor unserer Haustür umgehen. Gemeinsam, mit geeinten Kräften könnten wir Lösungen finden, denn „auch Fremde sollen Hausgenossen sein.“ Der Zugang zu Gottes Haus stehe offen für alle.

Abschließend betonte sie noch einmal unser aller Funktion als „lebendige Steine“ mit der Vision, dass unsere Gemeinschaft zur Heimat für viele, zu einem geistlichen Tempel werden könne.

Anschließend gab Pfr. Bauer einen Rückblick auf die 50-jährige Geschichte der Gemeinde und warb für die Festschrift und den Jubiläumswein. Psalm 23 vom guten Hirten zeuge von allen Höhen und Tiefen nicht nur unseres Lebens. Gerade in den Kreisen und Gruppen, im Gemeindeleben insgesamt, ließen sich deutliche „Fußspuren Gottes erkennen“. Bauer dankte allen Ehren- und Nebenamtlichen, besonders den KirchenvorsteherInnen, und ehrte verdiente Mitarbeitende, unter anderem Organistin Birgit Wiggen sowie Grafiker und Webdesigner Jürgen Höfling

Bergrheinfelds Bürgermeister Peter Neubert durfte im Namen der ebenfalls anwesenden stellvertretenden Schweinfurter Landrätin Christine Bender und seiner Bürgermeisterkollegin Sabine Lutz aus Graferheinfeld ein Grußwort sprechen. Die Pflege der Ökumene, das Miteinander der Christen, sei heutzutage wichtig, aber es sei größer als evangelisch-katholisch: Neubert ermutigte nämlich auch, auf die muslimischen Mitbürger in der politischen Gemeinde zuzugehen.

Genauso voller ökumenischer Gesinnung gab sich der katholische Dekan Werner Kirchner / Dekanat Schweinfurt-Süd von der Bergrheinfelder Pfarrei Maria Schmerz. Er zitierte Passagen aus dem neuen „Gotteslob“, darunter das Luther-Lied „Verleih uns Frieden gnädiglich“ und überreichte der Pfarrfrau einen „ökumenischen Blumenstrauß“, verbunden mit dem Wunsch, dass sich die Farben violett-weiß (evang.) und gelb-weiß (kath.) vermischen mögen.

Pfr. i.R. Elmar Hüsam erinnerte in seinem Grußwort an seine Zeit vor 40 Jahren, als das zehnjährige Jubiläum noch klein und bescheiden im Rahmen eines Gemeindefestes im Pfarrgarten begangen wurde. Er erinnerte sich aber auch an den „intensiv“ miterlebten Bau des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld. Dieses sei für ihn damals schon ein Problem gewesen, und er dankte Gott, dass es 32 Jahre „ohne Unfall und ohne Bedrängnis“ lief und 2015 endgültig stillgelegt werde.

Von der Mutterkirche, der Kreuzkirche-Oberndorf, war der KV-Vertrauensmann Alfred Kritzner gekommen. Ein wenig bedauerte er, dass inzwischen die „Töchter“, wozu er auch die Auferstehungskirche am Bergl zählte, größer als die Mutter geworden seien. Kritzner fand auch das die Predigt komplettierende Schlusswort mit dem Anselm-Grün-Zitat: „Heimat ist da, wo das Geheimnis wohnt.“

Bereits mit dem Auszug überschnitt sich der Festbetrieb draußen mit deftigen fränkischen Spezialitäten, Musik- und (Plan-)Tanzeinlagen. Angesichts des brillanten Wetters dürfte es bestimmt bis weit in den Abend hinein gegangen sein.