Großer Bahnhof in Euerbach

Abschied von der Brasilien-Delegation

So lächelnd behalten wir die Sieben in Erinnerung (Foto: Bergler)
Euerbach, Do., 7. August 2014. Großer Bahnhof in Euerbach: Eine stattliche Anzahl von Gemeindebeauftragten für Partnerschaft, Mission und Entwicklungsdienst, Gastgebern, Pfarrerinnen mit Brasilienbezug, Euerbacher und Obbacher Gemeindegliedern und Wegbegleitern der Gäste kam um die neu renovierte Kirche in Euerbach herum zusammen, um sich bei einem festlichen Abend von der Rio-Delegation zu verabschieden. Sonja Fischer, die Euerbacher Gemeindebeauftragte für Partnerschaft, hatte eingeladen und den Abend mit vielen Helfern gut organisiert. Dekan Oliver Bruckmann sprach den Reisesegen am Ende eines eindrücklichen Abschlussgottesdienstes, bei dem die beiden Rio-Pastoren Rolf Rieck und Francisco Rafael Soares dos Santos die Partnerschaft mit zwei Seilen verglichen, die verbunden werden können. Sind sie zusammengebunden, so geben sie sich Kraft und halten es auch aus, wenn man kräftig daran zieht. Diese Kraft und Verbundenheit war bei dem dreiwöchigen Begegnungsprogramm intensiv spürbar.

Weit zurück in die Geschichte der Kirchenburg führte Johannes Krüger aus Euerbach zu Beginn des Abends. Man bestaunte die über der Krypta eingemeißelte Jahreszahl 1251, den geschichtsträchtigen Kircheninnenraum und tat sogar einen Blick in den sagenumwobenen Geheimgang unter der Kirchenburganlage. Vom alten Friedhof aus konnten die Gäste den stattlichen Pavillon des ehemaligen Schlosses bewundern und auch die Sichtachse zum alten Wartturm Richtung Obbach ausmachen, aus deren Position sich erschließt, warum der Euerbacher Kirchturm westlich der Kirche steht. So war nämlich die Kirchenburg in Sichtverbindung mit dem Wartturm.

Die Gäste waren beeindruckt von der sachkundigen und humorvollen Führung und der ebenso launigen Übersetzung von Juan Osorio. Es wurde bis in die Nacht hinein gefeiert, und so konnte auch die neue Beleuchtung genossen werden, mit der die Euerbacher ihre neu renovierte Kirche umgaben.

(Text und Fotos: Renate Käser)

 
Dazu auch der offizielle Pressebericht: Partnerschaft ist keine einseitige Geschichte
 
Ein Abschiedsgottesdienst mit Schweinfurts evangelischem Dekan Oliver Bruckmann, eine Dorfführung und ein gemeinsamer Grill-Abend innerhalb der Euerbacher Kirchenburg bestimmten den letzten von 22 Besuchstagen. Die Brasilianer aus der evangelisch-lutherischen Kirche in Rio de Janeiro verließen das Partner-Dekanat Schweinfurt mit dem Wissen: „Wir sind nicht allein.“

So formulierte es der evangelisch-lutherische Pastor Rolf Rieck aus Rio. Vier lutherische Gemeinden in der brasilianischen Millionenstadt pflegen seit 27 Jahren die Partnerschaft mit den 27 Gemeinden des Dekanats Schweinfurt.

Keine einseitige Geschichte, wie die Euerbacher Landessynodalin Renate Käser, Dekanatsbeauftragte für Mission, Partnerschaft, und Entwicklung, betonte: „Diese selbstbewusste Kirche dort und die brasilianische Hoffnung, das stärkt uns hier.“

[...] In Euerbach trafen sie auch auf Obbachs Pfarrerin Tabea Richter, die selbst eine Zeitlang in Brasilien gewirkt hatte. Gerade was die Bildung anbelange, so Pastor Rieck, müsse Brasilien noch viel aufholen. Nur dann könne auch der Weg zu einer besseren Gerechtigkeit gelingen. Gerechtigkeit und Frieden, zwei Hauptthemen in Rio. [...]

Umgekehrt könne man von den brasilianischen Partnern lernen, die Probleme im eigenen Land anzupacken, sagte Dekanatsmissionspfarrrerin Christhild Grafe: Etwa aus dem Jugendprojekt von Pastor Francisco, der unter anderem mit Hip-Hop-Musik und -Texten Jugendlichen auf der Straße die Möglichkeit gibt, ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Und: Es gelinge ihm damit, bei den jungen Leuten eine Bindung zur Kirche zu erzeugen.

Gerade das hatte auch Dekan Oliver Bruckmann im Gottesdienst gesagt: Eine Kirche ohne Kinder geht nicht weiter. Angesichts nachlassenden Interesses überall in der Kirche nimmt sich das Dekanat verstärkt diesem Thema an.

Basis ist eine Emnid-Umfrage: Wenn Kinder und Jugendliche eine emotionale Verbindung zu ihrer Kirche haben, könne man sie als Erwachsene wieder zu Glaubensfragen ansprechen, wieder anknüpfen, erklärte Grafe.

Die gegenseitigen Besuche der Partner im Zwei-Jahres-Rhythmus könnten 2016 eventuell in einer erstmaligen Jugendreise nach Brasilien münden, sagte Grafe. Denn die evangelische Dekanatsjugend steige stark in die Partnerschaft ein. Aber auch das deutsche Luther-Jubiläumsjahr 2017 könnte für die Brasilianer ein wichtiges Ziel sein.

(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 9. Aug. 2014, S. 29; Text: Silvia Eidel)