Erzähl mir nur keine Märchen

Dekanatsfrauentag 2009 in Maßbach

   
Bei Kaffee und Kuchen: Voll besetzte Pfarrscheune Dekanatsfrauenbeauftragte Brigitte Buhlheller (l.) u. die Referentin des Tages Ursula Lux

 

Maßbach, 14. Nov. 2009. Anlässlich des 21. Dekanatsfrauentages konnten sich die Dekanatsfrauenbeauftragten Brigitte Buhlheller und Barbara Hellmann über eine volle Pfarrscheune freuen. Rund 100 Frauen aus den 27 Gemeinden des evangelischen Dekanates Schweinfurt waren der Einladung nach Maßbach gefolgt.

In ihrer Begrüßung erinnerte Frau Buhlheller an den ersten Dekanatsfrauentag 1989, damals mit Ilse Vogel als der ersten Dekanatsdelegierten für Frauen. Die anwesende Prädikantin und ehemalige Lehrerin aus Weipoltshausen bot einen Rückblick über ihr zwei Jahrzehnte währendes Engagement für Frauengleichstellung im Dekanat. Von der feministischen Theologie der 80er Jahre geprägt, setzte sie sich unermüdlich für die Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit der Frauen sowie für eine gender-gerechte Sprache gerade im kirchlichen Bereich ein, aber auch für das Schweinfurter Frauenplenum und die Gründung des Frauenhauses, der Anlaufstelle für sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen. Vogel: „Jedes Frauenhaus ist eine Männerschande.“
Den thematischen Schwerpunkt der Veranstaltung bildete der Vortrag von Theologin und Logotherapeutin Ursula Lux / Schonungen über das Grimmsche Märchen „Schneeweißchen und Rosenrot“, das sie facettenreich tiefenpsychologisch interpretierte. Denn Märchen seien beileibe keine Kindergeschichten, sondern von Erwachsenen primär für Erwachsene erzählt. Märchen wollten das Urvertrauen stärken und aufzeigen, wie Leben gelinge. Beeindruckend entschlüsselte Lux einzelne Bilder und Symbole: Die unzertrennlichen Schwestern Schneeweißchen und Rosenrot, die „sich immer an den Händen fassten, sooft sie zusammen ausgingen“, seien die beiden komplementären Teile unserer Persönlichkeit: die spirituelle, nach innen orientierte Dimension und die aktive, nach außen gerichtete Komponente. Der Bär verkörpere das männliche Element, das aus dem chaotisch-dunklen Wald in ihre heile, paradiesische Welt hereinbreche. Auch wir würden uns zwecks Schutz und Tarnung immer wieder ein dickes (Bären-)Fell zulegen, das wir nur ungern öffneten. Doch alle besäßen wir im Kern etwas Göttlich-Goldenes. Die Vereinigung von Mann und Frau als Happyend gehöre zur Erlösungstat eines Märchens.
Der märchenhafte, lehrreiche Nachmittag klang aus mit einem Gottesdienst in der evangelischen Kirche von Maßbach, gestaltet von Pfarrerin Elke Münster / Schweinfurt. Sie zeigte den Tiefensinn der biblischen Erzählung von der Heilung eines Gelähmten auf: Jesus gebiete ihm aufzustehen, was bedeute, sich selbst aus seiner Situation zu befreien und endlich die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Pfarrerin Münster ermutigte ihre Zuhörerinnen, keine Angst vor den notwendigen Wandlungen in unserem Leben zu haben, sondern sich immer neu aufzumachen und das Leben auszuschöpfen.

   
Immer noch kämpferisch: Ilse Vogel Pfarrerin Elke Münster sorgte für den Abschluss

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